Verlagsinformation:
Schuld
und Unschuld am Nanga Parbat
Eine Expedition
zum Nanga Parbat. Dem Ausnahmebergsteiger Karl Norbert Hentig gelingt
mit seinem Partner Dashiell Reed die erste Durchsteigung eines enorm schwierigen
Pfeilers – das Nonplusultra im Himalaya-Bergsteigen. Schon im leichteren
Gipfelbereich treffen sie auf eine verunglückte japanische Seilschaft.
Einer der Japaner ist bereits tot, der andere liegt im Sterben. Reed,
selbst schwer gezeichnet von den Strapazen der Tour, bleibt bei dem Sterbenden,
will ihn in seiner letzten Stunde nicht allein lassen. Hentig hingegen
ist nicht bereit auf den Gipfel zu verzichten.
Er geht allein weiter, überlässt den Japaner und Reed dem Schicksal.
Hentig kehrt zurück, Reed und der Japaner sind verschollen. In den
Medien wird Hentigs Version von der Tragödie übernommen, er
selbst wird zu einem Helden in der Tragik. Aber bei den Freunden und Angehörigen
von Dashiell Reed sind Zweifel aufgekommen.
Zweifel an der Unvermeidbarkeit von Reeds Tod. Zweifel am Verhalten Hentigs.
Aber wie sollte man je etwas beweisen können? Der Zufall hilft. Ein
Jahr später finden Bergsteiger die Leiche des Japaners – und bei
ihr Notizen, die der Mann kurz vor seinem Tod gemacht hat. Ein paar japanische
Schriftzeichen auf einem kleinen Stück Papier. Zwei Sätze nur
über Hentigs Schuld. Diese zwei Sätze werden zum Köder
in einer Falle, in die Hentig tappt.
"Schlagen
ohne zu verletzen.
Bestrafen ohne zu quälen.
Demütig die Gerechtigkeit erzwingen.
Das ist gewiss nicht leicht.
Wenn es aber gelingt, ist es
in jeder Hinsicht ein Meisterstück."
Kommentar:
Gescheiterter
Versuch
Stefan
König wagt den Versuch, die sowieso schon spannenden Expeditions-Erinnerungen
eines Reinhold Messner, Kammerlander, Diemberger und wie sie alle heißen,
mit einem Thriller zu toppen. Der Versuch scheitert, muss scheitern, da
jedes Tourentagebuch authentischer, aufrichtiger, unmittelbarer und also
spannender ist. Der Roman liest sich etwas träge, richtig langweilig
wird es dann, wenn sich die Freundin des Helden während dessen Expedition
in ein Zen-Kloster zurückzieht, wodurch wohl eine Art Tiefe oder
philosophische Ebene hergestellt werden soll, was auch nicht gelingt,
im Gegenteil: Das an sich schon langsame Tempo wird dadurch beinahe bis
zum Stillstand reduziert. Ob der Roman der Nanga-Parbat-Tragödie
um die Messner-Brüder nachempfunden ist, lässt sich nicht eruieren;
hinter Hentig, dem Bösen, könnte sich zwar der dominante Messner
verbergen, allerdings hatte dessen Bruder Günther, den er laut Kameraden
am Weg zum Gipfel liegen gelassen haben soll (die Debatte und Bücher
rund um diesen realen Alpin-Thriller hielten in den letzten Jahren die
Bergwelt in Atem), hatte nichts mit einem sterbenden Japaner zu tun.
Allein positiv ist zu vermerken, dass in den "Nanga-Notizen"
ein Thema aufgenommen wird, das auf den höchsten Bergen der Welt
leider immer moderner wird, nämlich das Motiv "Was zählt,
ist der Gipfel, auch wenn es über Leichen geht". Beim Problem
liegen gelassener Halbtoter und Erschöpfter setzt König an -
und lässt, anders als in der Wirklichkeit, Gerechtigkeit walten,
indem er den bösen Hentig das Handwerk legt. Alpin-Thriller spielen
sich in der Wirklichkeit ab, nicht in der Fiktion, das beweist sich einmal
mehr mit diesem Buch.
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