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Hans Goger
Einsame Wildnis
Eisige Gipfel
Kanada – Alaska – Patagonien – Mount McKinley – Cho-Oyu – Mount Everest. Abenteuerliche Erlebnisse eines alpinen Flachländers
2008,
Schall, ISBN 978-3-7633-4345-4, 160 Seiten
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Verlagsinformation:
Unter dem Titel "Einsame Wildnis – eisige Gipfel" stellt der Schall-Verlag das erste Buch des 42-jährigen Burgenländers Hans Goger vor.
Der Bergsteiger und Abenteurer unternimmt schon seit 15 Jahren sehr gewagte Unternehmungen in der ganzen Welt, vorzugsweise in den Wildnisgebieten von Kanada und Alaska sowie den Himalayaregionen Asiens. In seinem Tourenbuch finden sich einige sehr spektakuläre Gipfelbesteigungen wie z.B. die Überschreitung des Mount McKinley in Alaska oder der Gipfelsieg am Mount Everest (als erster Burgenländer!) von der tibetischen Nordseite.
Aber auch ausgedehnte Wildnisdurchquerungen führte Hans Goger durch, wie etwa die Befahrung des Wildwasserflusses Tuchodi-River im kanadischen British-Columbia, von der unter anderem in diesem Buch die Rede ist.
Ein packendes und spannendes Abenteuerbuch der besonderen Art, das die vielen teilweise dramatischen Erlebnisse und Ereignisse hautnah miterleben lässt, aber auch mit sehr vielen humorvollen Episoden gespickt ist.
Besonders die natürliche, unverblümte und charmant-ironische Ausdrucksweise des Autors begeistern den Leser. Endlich gibt es wieder einmal ein Bergsteigerbuch abseits von Heldentum, Selbstdarstellung und Sensations-Alpinismus! |
Kommentar:
Ein moderner Herbert Tichy
Hans Goger ist ein moderner Abenteurer, der beweist, dass es noch viel Neues in den Wildnisgebieten der Welt zu entdecken gibt, aber auch dass das Genre des Erlebnisberichts längst nicht passee ist. Im Gegenteil: Durch seinen charmanten, hinreißend-spannenden und unverblümten Erzählstil verleiht Goger der Gattung "Reisereportage" eine Frischheit, einen Humor und eine Ehrlichkeit, wie man sie bislang nur von Herbert Tichy kennt – und der war bekannter Maßen ein brillanter Erzähler. Wer also weiß, wie der legendere Tichy von seinen Weltreisen und Bergtouren schreibt, weiß, wie Goger einzustufen ist. Weiteres Positivum: Indem Goger vorzeigt, dass auch ein Flachland-Burgenländer durch reine Lust am Abenteuer, Durchhaltevermögen und die nötige Portion Humor sogar den Everest schafft, signalisiert er: Mach's mir nach, du kannst es auch! Lies, lass dich begeistern und brich selbst auf!
Last but not least: Goger bricht zu den höchsten und einsamsten Orten der Welt auf, nicht um sich zu beweisen oder sich aufs Heldenpodest zu stellen, sondern des Abenteuers – und der Entdeckung von Mensch und Natur wegen. Dass er stets sowohl die Natur als auch die Einwohner der betreffenden Reiseziele aufs Höchste respektiert, ja mit ihnen agiert und kommuniziert, macht ihn zu einem vorbildlichen Weltreisenden moderner Prägung. Fazit: Sehr empfehlenswert!
Leseprobe aus dem Kapitel "Ein Sommer im Norden – Die Wildnisgebiete von Kanada und Alaska" (S. 47):
Die Arktis ist zeitlos. Und fast ohne Jahreszeiten. Rechnet man die paar Übergangswochen weg, herrscht hier praktisch immer Winter. Ich kochte mir zuerst einmal einen ordentlichen Kaffee, dem ich mit einem kräftigen Schluck Whiskey mehr Leben gab. Schön langsam wurde mir die Wildnis genehm und wirkte nicht mehr gar so bedrohlich auf mich. Die Glut des Feuers und das angenehme Säuseln des Windes beruhten mich, das sanfte Plätschern des noch kleinen Anaktuvuk Rivers machte mich müde. Schläfrig kroch ich in meinen Schlafsack, die Tatsache, dass ich allein in der Wildnis war, störte mich nicht mehr. Am nächsten Morgen dafür umso mehr, als ich, noch etwas verträumt aus dem Zelt blickend, drei mächtige Grizzleybären bemerkte. Gar nicht einmal so weit weg vom Camp. Ich hatte ihr Herannahen schlicht und einfach verschlafen.
"Herrschaftsseit'n, des fangt ja gut an, draußen ist der Bär los und er schläft!", schimpfte ich still vor mich hin, während ich eilige die Hose anzog. Eine Grizzleyfamilie, sicher auf Nahrungssuche! Obwohl ich weiß, dass Bären eigentlich Vegetarier sind und sichnnur im Herbst (es war allerdings grad September) gerne über andere Warmblütler hermachen, um sich Winterspeck anzufressen, hat mich dieser Anblick bewogen, das geplante Langdauerfrühstück auf eine hastige Tasse Instant-Kaffee zu beschränken. Noch geschwind das Häferl abgewaschen und schon saß ich im Kanu – nur weg von der pelzigen Meute! |