Kommentar:
Vom 8. Mai bis 27. Juli 2003 reisten Karin Bergdolt
und Sebastian Walter mit dem Fahrrad durch die Mongolei. Sie starteten
in der Hauptstadt Ulaan Baatar, weiter ging's über Lün, Kharkhorin,
Tsetserleg, Uliastai, Altai, Khovd und schließlich Ulaangom im Westen.
Auf ihrer Reise legten sie 2000 km per Fahrrad zurück, um den Transport
von Wasser und Essen zu ermöglichen, führten sie Anhänger
mit sich.
"Das Fahrrad wählten wir als Vehikel
- nicht nur zum Vorankommen, sondern auch als Möglichkeit, genauer
hinzusehen, "genauer" zu erleben. So wie der Zeichenstift oder
der Sucher der Kamera. Durch diese Art zu reisen teilten wir für
drei Monate die Sicht und die Geschwindigkeit reisender Nomaden; auf unseren
2000 Fahrradkilometern von der Hauptstadt Ulaan Bataar bis in den äußersten
Westen durchquerten wir Wüsten und Gebirge, erlebten Durst und reißende
Wildbäche, bedingungslose Gastfreundschaft und den Diebstahl unserer
Räder", so die Autoren.
Die Publikation erzählt und findet Bilder
aus der unmittelbaren Auseinandersetzung mit einer extremen Naturlandschaft
und dem Fortkommen aus eigener Kraft. Sie erzählt von Begegnungen
mit den seit Jahrhunderten dort lebenden Menschen - von ihrer weitgehend
autarken Lebensweise, ihrer perfektionierten Wohnform und existentieller
Viehwirtschaft.
"Nomadische Perspektive" ist kein
Reiseführer, kein Erlebnisbericht, auch kein Bildband im traditionellen
Sinn, es ist vielmehr eine Reise selbst, eine Reise nämlich zwischen
der Wirklichkeit eines einfachen, aber betörend schönen Landes
und der Phantasie des Lesers. Es bietet "Raum zum Entdecken, zum
Träumen, aber auch Platz für Unverständis", erklärt
Sebastian Walter die Absicht des Buches. Die Skizzen, Fotografien, Texte
und Zeichnungen sollen als "Puzzle" zu verstehen sein,
"das sich zum eigenen Bild fügt", heißt es
in der Einleitung. Der Blickpunkt auf Mensch, Kultur und Natur der Mongolei
ist kein gewöhnlicher, von oben herab allmächtiger, sondern
ein demütiger, ehrfurchtsvoller Querblick aus der Position eines
neugierigen Gastes. Die Texte, Zeichnungen und Fotos werden in dem Moment
wertvoll, als man versteht, dass sie ein fremdes Land nicht arrogant abbilden
wollen, sondern sich ihm behutsam annähern.
Ein etwas anderes, aber umso interessanteres Buch,
das herausfordert, jede Menge Interpretationen zulässt und eigene
- neue! - Perspektiven eröffnet.
Zu
den Autoren:
Sebastian
Walter: geb. 1972 in Stuttgart. Bergsteiger, Radreisender, Kletterer
in vielen europäischen Sportklettergebieten, Schottland, den Alpen
und im Yosemite. Fotograf. Aufgewachsen in Seeheim-Jugenheim am Rande
des Odenwaldes. Übungsleiter des DAV seit 1991. Studium der Physik
in Erlangen und Glasgow.
Karin
Bergdolt: geb. 1968 in Nördlingen. Künstlerin. Studium an
der Akademie der Bildenden Künste in München. Gruppen- und Einzelausstellungen,
Projekte und Aktionen. Beschäftigt sich mit der Kinder-, Jugend-
und Erwachsenenbildung. www.karin-bergdolt.de
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