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In 40 Tagen quer durch Österreich

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Tag 26: Fünfundzwanzig schönste Augenblicke
Über die Tauplitzalm

Tauplitzalm

Wanderung, Totes Gebirge, Juni 2012; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Nie endende Weite, eine unerschöpfliche botantische Vielfalt, blau-schwarze Moorseen, gemütliche Hütten ... auf der Tauplitzalm im Toten Gebirge darf Wandern in Reinkultur zelebriert werden. Wer ganz ohne Aufstiegshilfe von Bad Mitterndorf zur Tauplitz hochsteigt und am Steirer- und Schwarzensee vorbei zur Hochmölblinghütte marschiert, wird mehr als 25 schönste Augenblicke erleben ...

Die Route

Vor mir liegt ein riesiges Tagespensum! Von Bad Mitterndorf hinauf zur Tauplitzalm und entlang ihrer größen Seen zur Höchmöblinghütte am Eingang zum Warscheneck-Gebiet.
Zuerst zur Kirche im Ortszentrum von Bad Mitterndorf, um dort in einer Bäckerei zu frühstücken, ein kleines Fest zu Beginn. Bis oben hin aufgetankt und aufgeladen durch die Kochalmstraße stadtauswärts und auf der Landstraße bis zu einer Zimmerei und zum Forsthaus Angern. Hier rechts bergan auf einer Forststraße. Bei einer Naturkneippanlage könnten wir unsere Muskeln trainieren, wir lassen es aber, da sie heute wohl noch genug zu tun bekommen. Nach einer Stunde zweiSpinnennetzgen wir rechts auf einen Waldpfad ein, der an Steilheit nachholt, was der Weg bisher verabsäumt hat. Noch herrscht Morgenkühle, über den engen Weg hängen Spinnennetze, durch die Baumkronen fächern sich die Sonnenstrahlen. Dann schon wird die Straße hörbar oder das, was darauf (ab)fährt. Ich habe Pech, denn just heute findet hier ein Oldtimerrennen statt, nämlich der 17. Int. Tauplitzalm Bergpreis, und das bedeutet ein höchstes Maß an Gestank, Lärm und Gefahr. Gnädiger Weise kürzt der Weg die Straße ab und strebt kerzengerade, man möchte meinen fluchtartig aufwärts. Überqueren wir die Straße, müssen wir darauf achten, nicht abgeschossen zu werden von Autos, die einmal Stolz der 40–60er-Generation waren: VW-Käfer, Opel-Kadetts, alte Puch-Maschinen. Bald wird der Wald schütterer, die Enziane häufen sich, nach drei Stunden haben wir den Parkplatz und damit das Epizentrum des Lärms erreicht. Nur nicht stehenbleiben und sich einnebeln lassen, sondern weiter, weiter geflüchtet am Hollhaus vorbei Richtung Tauplitzzentrum, wo das Getöse nachlässt und die Luft wieder halbwegs zum Atmen ist. Noch ist von Almidylle nicht viel zu verspüren, viele Wanderer zwar, der Grimming winkt ferne nach, aber alles gleicht mehr einem Tourismuszentrum als einer einsamen Alm. Aber Geduld! Es ist ein fröhliches Treiben hier heroben rund um das Almdorf der Tauplitz, weil man hier die wohl schönste, leichteste und angenehmste Disziplin des Wanderns feiert. Mitteleuropas größtes Seenhochplateau heißt nicht nur so, es ist auch so: plateau-flach, plateau-sonnig, hoch und voller Seen und LackKircheen. Inmitten des Trubels bildet allein die kunstvoll gestaltete Kirche ein Eiland der Ruhe und Besinnlichkeit. Sie ist in ihrer äußeren Form der Figur des Sturzhahns, des Hausberges der Tauplitz und Trainingsarena Heinrich Harrers für die Eiger-Nordwand, nachgebildet. Als ich eintrete, ein schönes Erlebnis: Eine Gruppe von StudentInnen steht vor dem bunt leuchtenden prunkvollen Glasfenster um den Altar und singt moderne Lieder und Gospels. Ich bleibe lange sitzen und höre zu. Der Gesang bringt mich zur Ruhe, lässt mich inne werden und bereit für das Kommende.
Nach dem Nachfreundehaus zerstreut sich die Menge und es wird einsamer auf unserem reich beblumten Weg. Apropos: Dem Hobby-Botaniker die Tauplitzalm anzupreisen, hieße dem Musikliebhaber für die Zauberflöte begeistern zu wollen. Das Hochkarstgebiet ist als reichhaltiger Alpengarten bekannt. Angefangen von den Schneerosen, die gleich nach der Schneeschmelze blühen, über etliche Enzianarten bis zur phänomenalen Alpenrosenblüte wird jeder Blumenfan auf seine Rechnung kommen.

EnzianeBlumenBlumen

Vorbei am Tauplitzsee, einem Moorsee, dem Linzer Haus entgegen, das etwas abseits von meinem Weg liegt und nicht angesteuert werden muss. "Hochmölblinghütte 4,5 Stunden" steht auf einem Schild. Welch langer Marsch mir noch bevorsteht!
Der Aussichtspunkt "Steirersee-Bankerl" bietet einen grandiosen Ausblick zum Sturzhahn (2031 m) sowie über den grün schimmernden Steirersee darunter. Auch dieser See wurde, wie alle anderen auf der Tauplitz auch, in der Eiszeit geformt und wird zum Großteil unterirdisch gespeist.

Steirersee-bankerl

Nun etwas steiler bergab zur Trawenghütte am Ostufer, wo  eine "3-Schürzen-Köchin" zu "guaten Jausenbroten", "Almkaffee" und "Bio-Traubensaft" lockt. Da das Nordufer unseres Sees noch mit steilen, abrutschgefährlichen Schneefeldern bedeckt ist, lenke ich meine Schritt zu dem nicht minder schön angelegten, breiten Weg über die Steierseeleiten. Ein Traumsteig, wo der Grimming das Bild bestimmt, aber auch die unter uns funkelnden und schimmernden Wasser. Familien mit Kindern kommen vorbei. Es wird stiller. Dann wieder so ein herrliches Aussichtsplatzerl – diesmal mit Blick auf den Schwarzensee. Dieser liegt eingebettet in einer Senke, linker Hand ziehen die Felswände des Grubsteins fast bis ans Wasser und genau über dem See schwingt sich die Gipfelkuppe des Almkogels gegen den Himmel. Zwar auch die Ufer des Schwarzensees noch von Firn bedeckt, aber weniger steil und also auch nicht gefährlich. Wer ausrutscht, plumpst halt ins eisig kalte Wasser, denn der dunkler Moorsee ist auch Mitte Juni noch von Eisschollen bedeckt, nur an seinen seichten, schneefreien und mit halb versunkenen Latschenbüschen durchsetzten Ufersäumen tummeln sich kälteresistente Frösche und viele andere Biotop-Bewohner wie Enten und Libellen.

SchwarzenseeSchwarzensee

Ich lasse mir viel Zeit an diesem See, umrunde ihn, raste auf seinen sommerwarmen Ufermatten und zelebriere die Kunst des Müßiggangs.
Ausgerastet hinauf zur Leistalm zwischen Roßkogel und Salzsteig Joch. Die Alm verfügt über zwei Hütten, an einer wird fleißig gewerkt, in der anderen bewirtet eine rüstige Alm-Oma mit Jausenbroten und Skiwasser. Bier? Na, hamma net ... Ich tanke auf, denn noch wartet ein ordentliches Stück Weg auf mich. Was nun folgt, ist Wandern in Reinkultur: über den Großen Kamperboden, diese weite, weiche, fast ebene Wiesenebene flaniert es sich wunderschön, leicht und locker wie kaum anderswo. Daunenweich der Grasboden, unbeschwert das Herz, gesättigt die Sinne, hier bietet sich dem Wanderpilger wohl alles, was sein Herz begehrt.

Almwandern

Ab der Interhüttenalm kehrt sich der Spaß in sein Gegenteil um, da ein knieschnacklerischer Weg steil nach unten führt – Adieu, Höhenmeter, adieu Leichtigkeit des Gehens! Ungern nur steige ich ab, da ich weiß, dass ich dasselbe Abwärts wieder bergan muss. In der sog. Sumperleiten folgen wir einem rauschenden Bach bis zum schönen Grimmingboden, der einen recht netten Blick auf den Hochmölbing eröffnet. Nun die vorher verlorenen 250 Höhenmeter wieder bergan, die sich allerdings ziehen in der letzten Hitze des Tages. Auf der wiesenartigen Sumperalm der 25. schönste Augenblick des Tages, das 360°-Panorama über alle Berge und die Gewissheit, dass es nun nicht mehr höher plagt. Köstlich der Wegweiser, Hochmölbinghütteder mir erläutert, dass es noch 1321 km nach Athen, 1843 nach Moskau und 178 nach Wien geht!
Wir haben es beinahe geschafft und streben durch schütteren Hochgebirgswald der Niederhüttenalm mit der Hochmölbinghütte (siehe Bild rechts) am Eingang der Warscheneckgruppe zu. Als ich ankomme, sitzt gerade der Wirt mit seinem Kind um ein Wandl mit Sand am Vorplatz der Hütte. Schon dieser Eindruck bestätigt, dass hier eine durch und durch familiäre und stromlos einfache Atmosphäre herrscht, dass die junge Wirtin ausgezeichnetes Essen zubereitet, und – das ist überhaupt das beste – dass es hier keinen Handyempfang gibt, umso mehr aber allerfeinste Alm ringsum!

Weitere Bilder

Autorennen Tauplitzalm Trawenghütte Leistalm Sumperer Alm
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Lexikon: Die Tauplitzalm

Unsere Tauplitzalm, "Die Alm" wie sie von den Einheimischen liebevoll genannt wird, ist das größte Seenhochplateau Mitteleuropas, und befindet sich, obwohl höchst lebendig im Gebirgsstock des "Toten Gebirges".
Die 6 Bergseen, vom kleinen GrimmingMärchensee bis zum großen Steirersee, sind kristallklar und haben selbstverständlich Trinkwasserqualität. Was unter anderem auch die Forellen und Saiblinge schätzen, die sich in den Gewässern tummeln. Das diese Reinheit auch so bleibt, liegt unter anderem auch daran, daß die gesamte Tauplitzalm (auch die kleinen Hütten) voll kanalisiert ist, d.h. die gesamten Abwässer fließen nach Tauplitz in die Kläranlage. Unser Gebiet ist weithin als riesiger Alpengarten bekannt. Angefangen von den Schneerosen, die gleich nach der Schneeschmelze blühen, über die Enzianblüte zur phänomenalen Alpenrosenblüte wird jeder Blumenfreund seine Lieblinge finden.
Im Frühsommer, der bei uns ca. Ende Juni – Anfang Juli stattfindet, kommt es nicht selten vor, dass auf 1m² bis zu 20 verschiedene blühende Pflanzen und unzählige Kräuter und Gräser gefunden wurden. Auf der Tauplitzalm stehen eine Unzahl von verschiedenen Wandermöglichkeiten zur Verfügung. Das Gute daran ist, dass man hier stundenlang auf 1600 m wandern können, ohne hohe und steile Berge erklimmen zu müssen.
Quelle: www.tauplitzalm.at

Ausgangspunkt:
Größere Kartenansicht
Route:
Bad Mitterndorf – Riesenalm-Ramsanger – Tauplitzalm – Tauplitzsee – Steirerseeleiten – Schwarzensee – Leistalmhütte (1647 m) – Interhüttenalm – Grimmingboden – Sumperalm (1755 m) – Hochmölbinghütte (Niederhüttenalm, 1.683)
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up 1460 m Pfeil down 595
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 8–9
Schwierigkeiten:
Keine
Eignung für Kinder:
Wenn man von Tauplitz Ort mit der Sesselbahn hochfährt und über die Almenwiesen bis zum Schwarzensee wandert, ist dies eine vorzügliche Tour für Kinder
Eignung für Hund & Katz':
Wenn gehfreudig und trittsicher, gut geeignet
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Etliche auf der Tauplitzalm selbst, Trawenghütte, Leistalm, Hochmölbinghütte
Karte:
Freytag & berndt WK 082 "Bad Aussee, Totes Gebirge, Bad Mitterndorf, Tauplitz"
Geocaches:
Hilfreiche Links:

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