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Vom Fjord auf den Gipfel
Latschur

Latschur

Wanderung, Latschur-Gruppe (Gailtaler Alpen, Kärnten), 2014
Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Vom Ufer des Weißensees auf den Latschur, den stillen Nachbarn des Goldecks – ein Sommermärchen.

Die Route

Der Latschur, mit 2.236 m die höchste Erhebung der gleichnamigen Gebirgsgruppe, ist der stille und unverpistete Nachbar des Goldecks, seine Rolle als Aussichtsbalkon braucht aber keinen Vergleich mit seinem berühmteren Nachbarn zu scheuen. Die Latschurgruppe gehört zu den Gailtaler Alpen in Kärnten und reicht von der Drau bei Sachsenburg bis zum Weißensee – ein Kleinod von seltener Schön- und Sauberkeit. Das östliche Ufer gleicht einem norwegischen Fjord – begrenzt von steilen, teils felsigen Flanken. Bekannt ist der Weißensee durch seine Eisgarantie, weshalb er besonders bei Eisläufern beliebt ist. Im Sommer gehört er ob seiner Sauberkeit, Klarheit und Temperatur bis 24° den Schwimmern, Tauchern, Fischern – und uns Wanderern. Die Einsamkeit und Unberührtheit unseres Berges muss mit einem 1.300-Aufstieg bezahlt werden. Wie auch immer: Gewandert wird hier am Latschur in Reinkultur – ohne Aufstiegshilfe und Trampelpfade.
Start am Ufer des Weißensees beim Restaurant Seefriede (Bus- und Schiffshaltestelle) in Neusach. Zuerst ein Stück der Straße nach, bis nach dem OrSeeblicktsende-Schild der Weg Nr. 9 Richtung Latschur abzweigt. Nach den letzten Häusern rechts in tiefen Wald, den wir für längere Zeit nicht mehr verlassen. Der schmale Weg schlängelt sich durch steilen Hang Richtung Osten hoch. Sobald sich die Bäume ein wenig lichten, lohnt es sich auf den See unter uns zu blicken. Seine leuchtende türkisblaue Farbe verdankt er feinsten, im Wasser schwebenden Kalkpartikeln, die das Licht reflektieren und streuen. Je nach Wassertiefe wechselt die Farbintensität von weiß bis dunkelgrün – ein beeindruckender Anblick. Nach 1,5 Std. erreichen wir einen Waldkamm und eine Lichtung (1.631 m), wo erstmals auch unser Gipfel ins Blickfeld rückt. In weitem Linksbogen folgen wir nun dem Waldkamm – sicher einer der schönsten Abschnitte des Weges, da es teils durch hübsche Lärchenwäldchen, teils über Lichtungen und durch von Enzianen und Leinkraut dekorierte Wiesen geht. Nach den sog. Kuckwänden betreten wir die baumfreie alpine Szenerie auf dem Stoisa-Sattel.

Alm

Was nun folgt, ist reiner Bergsteigergenuss. Zu unseren Füßen Almwiese, Steine und Enzianpölster, wie man sie nur mehr selten findet. Wenig später stellt uns ein Schild vor die Wahl, entweder nach links unter dem Almspitz hindurch zum Gipfel zu marschieren oder über den Almspitz. Diesen lassen wir uns für den Abstieg und queren dessen Westflanke in sanfter Steigung bis zu einem Sattel, von wo wir in rund 10 Minuten zum bekreuzten Gipfel des Latschur erreichen (4,5 Std.).

Gipfel

Beeindruckend der Traumausblick ins Drautal hinunter und zu den Karnischen Alpen und die Hohen Tauern. Abstieg in den Sattel und über den Almspitz, der seinen Namen wohl von seinen almartigen Wiesen hat. In südlicher Richtung Enzianenun über den Kamm bis zum Stoisa-Sattel und östlich über Almwiesen zur schön gelegenen Techendorfer Alm (1.537 m) hinunter, die zur Weidezeit einfach bewirtschaftet ist. Die Senner bieten Produkte aus eigener Erzeugung an, darunter den selbstgemachten Glundner Käse – vor allem aber: es gibt endlich zu trinken! Von der Alm zuerst auf einem Fahrweg, dann abwechselnd auf Waldpfad und Forstweg durch die Wurten, bis wir die Wahl haben zwischen einem (sehr!) langen, flacheren Forststraßen-Hatscher oder einer steileren, aber kürzeren Variante, die am Rand des schluchtartig eingeschnittenen Silberbaches hinunterzieht. Beide Wege führen zum Schwemmkegel des Silberbachs, der jene flachen Uferwiesen am Ostufer (Ortsee) des Weißensees schuf, die heute Badegäste und Camper nützen.

SeeSchiff

Auch wir werfen uns von einem öffentlichen Badestrand aus in die Fluten. Das tut gut und verleiht der Tour zusätzlichen Charme. Mit Sichttiefen bis zu 6 Metern und einer Wasserqualität, die an Trinkwasser heranreicht, ist der Weißensee ein idealer See für Schwimmer und Taucher und mit einer Seehöhe von 930 m einer der höchstgelegenen Badeseen Europas. Um zum Ausgangspunkt zurückzugelangen, müssen wir zum Gasthaus Dolomitenblick weiterziehen und ein Linienschiff besteigen. Da es keine Durchgangsstraße von Westufer zum Ostufer des Sees gibt, sondern lediglich einen markierten Wanderweg, müssten wir marschieren – ein lohnendes Erlebnis zwar, aber zuviel für heute. So gehört eine Bootsfahrt absolut zum Programm unserer Wanderung und bildet obendrein ein würdiges Finale einer Traumtour. Die Linienschiffe bieten ein gastronomisches Service und laufen acht Anlegestellen an – eine davon ist Neusach, womit sich nach einem erfüllten Tag der Kreis schließt.


Ausgangspunkt:
Route:
Neusach (Wh Seefriede) – Stoisa-Sattel (1.811 m) – Latschur (2.236 m) – Techendorfer Alm (1.573 m) – Ortsee (Ostufer) – per Linienschiff (www.weissenseeschifffahrt.at) nach Neusach zurück
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 1.300
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 6½–7
Schwierigkeiten:
Die Länge der Tour und die zu überwindende Höhe machen das Unternehmen zu einer ernstzunehmenden Bergfahrt. Hinweis: Da bis zur Techendorfer Alm keine Wasserstelle passiert wird, genügend Flüssigkeit mitnehmen!
Eignung für Kinder:
Aufgrund der Länge nicht geeignet
Eignung für Hund & Katz':
Aufgrund der Länge nicht geeignet
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Techendorfer Alm
Karte:
f & b WK 223 Naturarena Kärnten

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