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Kilimanjaro 

5.895m, Überschreitung: Rongai Route - Kibo Hut - Gilmans Point - Uhuru Peak - Horombo Hut - Mandara Hut - Marango Gate

Am Gipfel des Kilimanjaro

VORBEMERKUNG:

Das eigentliche Erlebnis bei der Besteigung des Kilimanjaros besteht nicht nur darin, dass man den höchsten Berg des afrikanischen Kontinents und damit einen der "Seven Summits" besteigt, sondern auch dass man in einer mehrtägigen Tour alle Klimazonen der Erde durchwandert.

Für die Rongai-Route entschieden wir uns, weil sie uns am wenigsten überlaufen schien und obendrein länger Zeit ließ, uns an die Höhe zu gewöhnen. Ansonsten sind die Verhältnisse dort sehr einfach (Übernachtung in Zelten), Landschaft und Vegetation aber eindrucksvoll.

1.Tag

Rongai Gate - 1. Höhle

 

Aufstieg

 

 

 

Die Tour beginnt in Rongai (1.950m), einem Dorf in Kenia. Bedrückt von der uns umgebenden Armut stehen wir, umringt von Kindern und bescheiden lebenden Bergbauern, inmitten von kleinen Maisplantagen. Gepäck, Zelte, Nahrungsmittel und Getränke werden auf unsere und die Rücken der Träger gewuchtet, dann geht es los. Mit dabei der Bergführer Frank, sein Assistent Livingston, ein Koch und ca. sieben Träger für uns vier Bergsteiger. Zunächst durchwandern wir Äcker und Bergwälder, passieren ärmliche Behausungen, werden mitunter von Menschen begleitet, die trotz ihrer Armut zufrieden scheinen.

Nach 2 1/2 Stunden erreichen wir die erste Höhle (2.830m), vor der wir unsere Zelte aufbauen. Feuchter Nebel durchnässt uns, der Koch zaubert ein exquisites Abendessen. Dann drängen wir uns zu viert in ein 2-Mann-Zelt zu einem deftigen Tarockspiel (Königrufen) - das lässt uns das trübe Wetter ein wenig vergessen.

Den Trägern spendieren wir natürlich ein Bier (das ist ein ungeschriebenes Gesetz, denn es wird eigens von ihnen mitgeschleppt, um damit ein Geschäft zu machen).

2.Tag

1. - 3. Höhle

Wieder Nebel. Nur für Augenblicke zeigt sich schüchtern die Eishaube des Kilimanjaro. Die Landschaft verwandelt sich zu einer Art Steppe, die die Biologen "Heideland" nennen. Die zweite Höhle (3.480m) erreichen wir nach 2 1/2 Stunden, nach weiteren zwei Stunden die 3. Höhle (3.850m).

Regen, Nebel, Zeltaufbau, Abendessen, Bier. Wir bewundern die Bescheidenheit und Fröhlichkeit der Träger, beschließen, es ihnen gleich zu tun - Zelt-Tarock, bis unsere Rücken schmerzen.

3.Tag

Akklimatisierungstour

Der Kili, der Kili!

Am Morgen schälen wir uns aus dem eisverkrusteten Zelt - "Der Kili! Der Kili!" - schreit uns der junge Franz aus dem Schlafsack - und tatsächlich erhebt sich breit, mächtig, aber einladend unser Berg in die Morgensonne, will uns sagen, dass es noch ein weiter Weg auf seinen Gipfel sei.

Auf Anraten unseres afrikanischen Bergführers Frank legen wir einen Ruhe- und Akklimatisierungstag ein, wandern ein wenig bergauf in eine unwirtliche Stein- und Sandwüste, bis sich der Kili hinter den Wolken verbirgt.

4.Tag

3. Höhle - Kibo Hut

     

 

 

Mawenzi

Wieder glüht der Kibo in der Morgensonne, wieder verschwindet er bald wieder. Die Zelte sind eisbedeckt, wir erfroren, also nichts wie weg! Ein langer, staubiger Marsch durch eine unwirtliche Wüstenlandschaft, wir sind allein mit uns selbst, befinden uns nahe am Ziel, zu Mittag erreichen wir nach 3 1/2 Stunden die Kibo Hut, in 4.750m Seehöhe. An sich nichts Besonderes für uns Alpenfexe, trotzdem erwischt es den alten Franz, wird bleich im Gesicht, letargisch. Höhenkrank. Kein Arzt weit und breit, wir müssen uns selbst um ihn kümmern. Wir stellen unsere Zelte auf, würden wegen der Kälte gerne in der Hütte übernachten, aber das dürfen wir als Rongai-Geher nicht.

Am Abend klart es auf, der Mawenzi mit seiner gezackten, verwitterten Vulkankorona erhebt sich aus einem gelbweißen Wolkenmeer, auch der Kibo selbst erlaubt sich zu erscheinen.

Spaghetti vor dem Gipfeltag, dann schnell in den Schlafsack, denn es soll eigentlich noch heute losgehen: 23.30 "wecken"!

5.Tag

Kibo Hut - Gillmans Point - Uhuru Peak - Horombo Hut

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Frühstück oder Abendessen, je nach dem, wie man es sieht, um 0.15 Aufbruch zur letzten und schwersten Etappe. Franz bleibt bei der Kibo Hut. Karawane um Karawane zieht nach oben, wie an einer funkelnden Kette reiht sich Lampe an Lampe. Hin und wieder liegt einer am Wegrand, kann nicht mehr, kotzt und ringt nach Luft.

Wir kommen gut voran, überholen eine Gruppe nach der anderen, Frank und Livingston kennen jeden Stein. Trotzdem zieht es sich quälend langsam hoch, Serpentine um Serpentine, zwei Schritte, Atem holen, weiter. Klar hebt sich der Kraterrand gegen den sternenklaren Himmel ab, aber er kommt nicht näher. Die Luft wird dünner, die Schritte kleiner, die Pausen länger. Endlich dann, bevor man den ganzen Berg verfluchen will, der Gillmans Point auf 5.680m Höhe, der "Touristengipfel" sozusagen. Ein Foto, dann treibt es uns zum richtigen Gipfel weiter.

Den Kraterrand entlang, Stella Point, kaum Schwierigkeiten außer der kalten, dünnen Luft, die keinen ausgreifenden Schritt erlaubt, die Lavafelsen funkeln im Mondlicht wie Edelsteine, kurz vor dem Gipfel kleine Schneefelder, auf denen Eisskulpuren empor wachsen, um 6.15, also nach fast 6 Stunden, ist es soweit: Wir stehen am "Gipfel der Freiheit", dem Uhuru Peak, 5.895m, dem höchsten Punkt Afrikas, wir fühlen uns auch unendlich frei, wir haben geschafft, wovon wir kaum zu träumen wagten, haben wieder neue Grenzen überschritten und zur Draufgabe erleben wir den schönsten Sonnenaufgang unseres Lebens ...

Unter uns lugen Mt.Meru und Mawenzi aus dem Wolkenmeer, öffnet sich der Reuschkrater und fällt der Kibo in gewaltigen Gletscherfällen in die Tiefe. Welch ein Schauspiel mitten in Afrika ...

Die Kälte treibt uns bald wieder hinunter zu den Zelten, Franz sen. hat sich ganz gut erholt, wir können mit ihm gemeinsam weiter absteigen zur Horombo Hut, 3.780m. Immer wieder drehen wir uns um, der Kibo scheint uns nachzuwinken... Müde, aber glücklich erreichen wir nach weiteren 2 1/2 Stunden das Hüttendorf von Horombo. Dieser Tag hatte es in sich: 10 1/2 Gehzeit, 1.150 Höhenmeter bergauf, 2.110 Meter bergab.

Das Essen, das Bier, der herrliche Sonnenuntergang - die Wucht der Eindrücke und des Erfolgs kehrt die Erschöpfung in genießerischen Übermut um.

6.Tag

Horombo Hut - Mandara Hut - Marango Gate

Durch den Regenwald

Der Kili bleibt lange sichtbar, als wir durch Felder voller Riesenkreuzkraut abwärts schlendern. Fast übergangslos finden wir uns in märchenhaftem Regenwald, rutschen hinab auf glitschigen Wegen, bestaunen die riesigen Bäume, die ihrerseits Platz bieten für eigene biologische Mikrokosmen. Um die Mandara Hut herrscht buntes Treiben, Kommende und Absteigende treffen aufeinander, faul liegt man in der Sonne, lässt sich das Kibo-Bier munden, die letzten Meter zum Marango Gate begleiten uns Affen, schneiden komische Grimassen, als wären wir die Affen, vielleicht haben sie ja gar nicht so unrecht, denn welcher Affe friert, schwitzt, kotzt und quält sich durch Staub und Schnee, um für wenige Minuten auf einem Vulkankrater zu stehen und dann wieder abzusteigen?


TIPPS

  • Das Österreichische Verkehrsbüro organisiert Flug, Transfer, Logis, Träger, Guide etc. äußerst preiswert. Die Vorteile: Man kommt damit auf etwa jenen Preis, den man mit der Selbstorganisation oder anderen (Expeditions-)Agenturen erzielen würde, braucht sich nicht mit der aufwändigen Bürokratie herumschlagen und kann die gewonnene Zeit getrost in Training und sonstige Vorbereitungen investieren. Ein teuer bezahlter inländischer Bergführer ist am Kilimanjaro nicht notwendig.
  • Zum "Aufwärmen" bietet sich der Mount Meru (4566m) an.
  • Die Träger und Köche arbeiten beinahe ausschließlich für das Trinkgeld, das man ihnen zukommen lässt (ca.10%). Deswegen sollte dies dementsprechend hoch ausfallen.
  • Als Schlafsack eignet sich bestens ein Kunstfaser-Schlafsack, da er schneller trocknet als Daune. Zusätzlich erweist sich ab 4.000m und Minusgraden in der Nacht ein Fleece-Inlet als recht nützlich.
  • Eine medizinische Versorgung gibt es nicht. Deswegen ist es ratsam, für alle Eventualitäten selbst vorzusorgen.
  • Bergführer und Assistenz nehmen statt Dollars auch gerne Ausrüstungsgegenstände als "Trinkgeld" - ein Messer, ein Anorak oder Rucksack sind in Tansania Goldes wert!

SCHWIERIGKEITEN

  • kaum technische Herausforderungen
  • ab 4000 Metern Gefahr von Höhenkrankheit
  • Temperaturen bis unter 25 Grad
  • langer und anstrengender Gipfeltag
  • Lange Wege, einfachste Verhältnisse in und bei den Hütten
  • keine medizinische Versorgung

TIPPS

  • Eine passende Packliste findest du hier >>>
  • Für Kenia und Tansania muss je ein Visum beantragt werden
  • Übliche Währung für Ausländer: US-Dollar
  • Beste Besteigungszeit: Januar (Route bis Gillmans Point meist ohne Schnee);  Juli bis September (Blankeis am Gipfel)
  • Regenzeiten: Ende Oktober bis Ende November; Mitte März bis Ende Juni
  • Aktuellste Literatur: "TANSANIA: KILIMANJARO" v. Reinhard Dippelreither
  • IMPFUNGEN:
    • Gelbfieber (Pflicht)
    • Hepatitis A
    • Polio
    • Tetanus
    • Malaria-Prophylaxe
    • Cholera

GESCHICHTE

Vor 2 Millionen Jahren: Im Zuge der Verschiebungen der Erdplatten gelangt geschmolzenes Gestein (Magma) aus dem Erdinnern an die Oberfläche. Drei Vulkane bauen sich auf und bilden ein enormes Bergmassiv.

Vor 360.000 Jahren: Der Hauptgipfel erreicht eine Höhe von 5.900m, Erosion, Erdrutsche und Eis verändern seine Form. Übrig bleiben das Shira Plateau, der Mawenzi und der heutige Kilimanjaro.

11.5.1846: Der Missionar Rebmann  sieht als erster Europäer den Kibo

6.10.1889: Hans Meyer (dt. Geograph) und Ludwig Purtscheller (österr. Bergführer) erreichen als erste Menschen den Hauptgipfel

17.7.1927: R. Reusch ersteigt den nach ihm benannten Krater

1932: Errichtung der Kibo Hütte


WISSEN

Das eigentliche Erlebnis bei der Besteigung des Kilimanjaro besteht darin, dass man alle Klimazonen der Erde durchwandert:

  • die fruchtbare Plantagenlandschaft (Anbauzone), bis 2000m
  • den tropischen Regenwald, bis 3000m
  • die Tundra mit meterhohen Erikastauden (Heidelandschaft, bis 4000m)
  • die vegetationslose, wüstenähnliche Hochgebirgszone, bis 4600m
  • bis zur Permafrost-Zone (Gletscher, Eis) im Gipfelbereich des Kibo