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Im Karstgebiet des Toten Gebirges

Rinnerkogel

Forums-Gemeinschaftstour, OÖ, 27. 9. 2003

Am Offensee, Bild: Erich

Guide, Bilder (Bild oben u. Gipfel © Erich Rockenbauer) und Text: Rudolf Leitner

Intro

Sitzt man am Gipfel des Rinnerkogels und genießt das Alpenpanorama, so kann man zwischen dem Rinnerkogel und dem im Süden gelegenen Loser die größte Karsthochfläche des westlichen Toten Gebirges beobachten. Viele Wege führen auf diesen eigenartigen Spielplatz der Natur.
Inmitten einer einzigartigen Gebirgslandschaft liegt der 900 Meter lange und 28 Meter tiefe Offensee. Von dort führt einer der reizvollsten Steige des Toten Gebirges über die landschaftlich bizarre Nordflanke des Rinner-Kalkstockes zur Rinnerhütte (1473 m) und von dort weiter zum Albert-Appel-Haus. Das Tote Gebirge vom Offensee aus über die Nordflanke zu bewandern hat seinen eigenen Reiz. Diese Seite bietet viel Abwechslung: Schattige Waldwege, Bachspiele am Wegesrand, grüne Wiesen, glasklare Seen, in denen sich die Berge spiegeln, kleine Schluchten, schöne Wege und Rastplätze. Ganz im Kontrast zur anderen Seite des Gebirgszuges, die seinem Namen alle Ehre macht.

Damit die Gipfeltreffen-Gemeinschaftstouren nicht allzu ostlastig werden, organisierte Rudolf, ein g'standener Oberösterreicher, eine ebenso g'standene Tour ins Tote Gebirge. Die Teilnehmer kamen aus Wien: Erich, Susi, Hermi und Gertrude, aus Linz: Christa und aus Regau: Rudi.


1. Tag

Offensee (649m, Parkplatz) - Rinnerhütte (1473m) - Wildensee (1535m) - Wildenseealm (1525m) -Albert Appel Haus (1640m)

HM ca. 1000 m / GZ 4 St.

 

 

Offensee

 

 

 

 

Wildensee
Wildensee

 

Wildensee
Blick von der Wildenseealm zum Dachstein

 

Redender Stein
Blick vom A.-A.-Haus zum Redenden Stein

Route: Vom Parkplatz am Offensee (649m, die Abzweigung zum Offensee liegt kurz nach Ebensee in Fahrtrichtung Bad Ischl) geht es anfangs flach in den Talschluss. Dann in vielen Serpentinen durch Wald, später über Latschenhänge hinauf zur Rinnerhütte (2,5 Stunden). Von dort flach entlang des Rinnerbaches zum Wildensee (1/2 Stunde). Hier ist zu entscheiden, ob man noch am 1. Tag den Rinnerkogel stürmt (1,5 Stunden vom Wildensee).
Vom Wildensee geht es dann weiter zur Wildenseealm (45 Minuten ), schließlich in nochmals 45 Minuten zum Tourenziel, dem Albert-Appel-Haus (1640m). Dort kann der Tag dann mit einem netten Hüttenabend ausklingen.

Um 9:45 marschierten wir vom Parkplatz los. Zunächst auf einer Forststraße entlang des Offensees. Alle Teilnehmer waren von der Stimmung, die der See vermittelt, begeistert. Bereits nach wenigen Metern wurden die ersten Fotos vom See (Spiegelungen) und der Umgebung gemacht. Nach ca. 25 Minuten gemütlicher Wanderung auf der Forststraße (Weg Nr. 212) erreichten wir den Talschluss.
Ab dort wurde es etwas anstrengender. Der Steig zog sich in vielen Serpentinen steil durch Wald, später über Latschenhänge hinauf zur Rinnerhütte.

Empfohlene Rastplatzln: Das erste Platzl, das ich zur Rast empfehlen möchte, befindet sich unter einer großen Buche mit einer gemütlichen Bank, die wir nach vielen Serpentinen und Holzstufen erreichen. Von dieser Stelle aus sieht man an der gegenüberliegenden Felswand einen Wasserfall.
Die zweite Rast machen wir beim „Bründl“ kurz oberhalb einer langen Eisentreppe, ca. 10 m neben dem Weg. Von dort beeindruckt der Blick auf den tief unter uns liegenden Offensee. Außerdem können hier auch die Trinkflaschen mit herrlich frischem Quellwasser aufgefüllt werden.

Die Rinnerhütte erreichen wir nach 824 zurückgelegten Höhenmetern um 13 Uhr.
Dort laden gemütliche Bänke zu einer ausgiebigen Mittagspause ein. Wir genießen die wärmenden Sonnenstrahlen und den Blick auf den Rinnerkogel.

Aber weiter zum Albert-Appel-Haus. Von der Rinnerhütte flach entlang des Rinnerbaches zum Wildensee. Christa meint, als sie den Krater dieses Sees mustert, dass dieser vermutlich durch den Einschlag eines U-Boots entstanden sei. Oder meinte sie doch UFO?
Vom Weg entlang des Rinnerbachs und vom Wildensee aus begleitet uns ein Appetit anregender Blick auf den Gipfel des Rinnerkogels, unser morgiges Tourenziel. Im Wildensee können wir Schwärme kleiner Fische beobachten.
Entlang des Ufers (teilweise direkt am Seerand) schlendern wir weiter zur Wildenseealm. Es gab keinen Teilnehmer, der von der herrlichen Landschaft nicht begeistert war.

Das Albert-Appel-Haus (1640m) erreichten wir nach ca. 170 zurückgelegten Höhenmetern um 17 Uhr. Auf der Terrasse der Hütte aalten wir uns bei Kaffee und Kuchen in den letzten Strahlen der Abendsonne.
Nachdem wir unsere Zimmer (2 Vierbettzimmer) bezogen und uns frisch gemacht hatten, trafen wir uns in der gemütlichen Hüttenstube zu abendfüllender Geselligkeit. Rudi verblüffte dabei die Gruppe mit einigen Kartentricks, wobei er doch einmal
den Überblick verlor und etwas mogeln musste, um den roten Faden wieder zu finden. Die Gruppe führte dies auf die Wirkung des Zirbenschnaps zurück, den er als Tour-Guide von jedem Mitglied der Gruppe spendiert bekam.


2. Tag

Albert Appel Haus - Wildenseealm - Wildensee - Rinnerkogel (2012m, 1,5 Stunden vom Wildensee, 380 HM)

 

 

Blick vom Rinnerkogel
Blick vom Rinnerkogel zum Wildensee

 

Am Rinnerkogel
Erich, Susi, Hermi, Gertrude, Christa, Rudi

 

Blick zum Schafberg
Blick vom Rinnerkogel zum Schafberg

Der Abstieg erfolgt in umgekehrter Richtung des 1. Tages. Eingeschoben kann der Gipfel des Rinnerkogels werden.

Als wir beim Frühstück aus dem Fenster schauen, sehen wir den Dachstein-Gletscher in der Morgensonne leuchten. Da wussten wir, es würde ein herrlicher Tag werden.
Um 08:30 marschierten wir vom Albert-Appel-Haus weg in Richtung Wildensee und Rinnerhütte. Bei der Wildenseealm die obligate Foto-Pause. Der Dachstein bietet hier eben ein herrliches Hintergrundmotiv. Weiter wie schon am Vortag, immer etwas bergauf und bergab bis zum Wildensee, wo man pausieren MUSS.
Frisch gestärkt dann zum Gipfel des Rinnerkogels. Man wendet sich vom Wildensee ein paar Minuten in Richtung Rinnerhütte und zweigt dann links auf den Steig Nr. 231 ab. Zuerst geht es durch Latschenfelder, dann in Serpentinen über Felsplatten über den Südrücken hinauf zum Rinnersattel. Dabei sind viele Dolinen und Kare zu überwinden. Vom Rinnersattel geht es dann über die breite Westflanke auf den Gipfel des Rinnerkogels (2012m), den wir um 12:30 nach ca. 380 zurückgelegten Höhenmetern, erreichen.
Wir machen es uns neben dem Gipfelkreuz gemütlich und genießen unsere Jause in der warmen Mittagssonne.
Alle Tourenteilnehmer waren vom herrlichen Rundblick auf die umliegenden Gipfel begeistert. Besonders gut sah man z.B. den Traunstein, den Feuerkogel, den Schafberg, den Dachstein und den Großen Priel.

Bergab ging es um einiges leichter, sodass wir um 14:45 bei der Rinnerhütte (1473m) waren. Nach einer kurzen Trinkpause gleich weiter talwärts zum Offensee. Dabei den gleichen Weg wie gestern, nur in umgekehrter Richtung: Über viele Serpentinen das Schotterfeld hinab zum „Bründl“, dann weiter über die Eisentreppe, und wieder in vielen Serpentinen im Wald bis zum Rastplatz bei der großen Buche.
Nach einer kurzen Pause ging es über viele Holzstufen und anschließend wieder in vielen Serpentinen zügig talwärts bis zur Forststraße beim Talschluss am Offensee.
Das gemütliche letzte Stück auf der Forststrasse bis zum Offensee (649m) bot uns eine gute Gelegenheit, uns von den Strapazen des steilen Abstiegs zu erholen.
Nach 1363 zurückgelegten Höhenmetern erreichen wir um 17 Uhr den Offensee.
Einige Teilnehmer wagen sich mit den Füßen in das herbskalte Nass, um einen kleinen Steg im See zu erreichen, der ein herrliches Fotomotiv gab. Nach dem Fotoshooting will Susi wieder an Land, wobei sie jedoch das Gleichgewicht verliert und rückwärts in den See fliegt. Aber was tut sie nach dem ersten Schreck? Geht gleich nochmals baden - freiwillig - in voller Wanderbekleidung!

Alle Teilnehmer waren der gleichen Meinung: „Es war eine tolle Tour!“ Erich sprach allen aus dem Herzen: "Die Natur zeigte sich in ihrer ganzen herbstlichen Farbenpracht, einfach ein Traum. Der Rundumblick auf dem Rinnerkogel war atemberaubend! Der Dachstein blitzte im Sonnenschein und war zum Greifen nahe. Der Offensee und der Almsee unten schillerten in grün-türkisen Farben, der Traunstein zeigte sich im goldenen Sonnenlicht - einfach eine Augenweide dort oben. Unbedingt empfehlenswert. Ich habe vor Begeisterung über 40 Fotos in den zwei Tagen geschossen."


Großer Priel
Großer Priel

Karstgebirge

Die Verkarstung ist an sich ein natürlicher Prozess, der bereits seit Jahrmillionen andauert. Davon zu unterscheiden ist die Bodenabtragung, die vom Menschen durch Abholzung oder Überweidung verursacht werden kann und die Verkarstung beschleunigt. Dies ist zweifelsohne in früheren Jahrhunderten auch in unserer Gegend gebietsweise geschehen.
Die Bezeichnung „Karst“ ist ursprünglich ein Eigenname für das Gebirgsland in der Umgebung von Triest.
Diese Landschaft zeichnet sich durch ihre Kargheit aus. Wegen der Klüftigkeit des Kalkgesteins fließt der Großteil des Wassers unterirdisch ab.

Auf der hier vorgestellten Route wird kann der Verkarstungsprozess sehr gut beobachtet werden: Regenwasser in Verbindung mit dem Kohlendioxid der Luft und Vegetation bildet eine schwache Säure, die im Lauf von Jahrtausenden das Kalkgestein auflöst; zum einen an der Oberfläche in Form von schüssel- bis trichterförmigen Dolinen und scharfen Karren, die die Gesteinsoberfläche ziselieren, zum anderen als Höhlen entlang von Klüften im Berginneren.
Die Seen liegen in von einem Gletscher ausgeschürften und mit Moränen abgedichteten Hohlformen (Dolinen) und wirken fast wie Fremdkörper inmitten des Karstplateaus.


Schwierigkeiten:
Alpine Bergtour, die Kondition und Trittsicherheit erfordert
Beste Jahreszeit: Sommer, Herbst
Kinder: Ab 15
Ausrüstung: Pack-Checkliste >>>
Einkehrmöglichkeiten: Albert-Appel-Haus
Karten: Freytag & berndt, WK 082 "Totes Gebirge, Windischgarsten, Tauplitz/Liezen"
Internet:

Ebensee