Almen,
Mühlen, Höhlen: alles, was
(Kinder-)Herzen höher schlagen lässt:
Paulinenhöhle
Eisenstein
(1185
m, Türnitzer Alpen)
Vorbemerkung:
Der
Spaß- und Abenteuerfaktor der hier vorgestellten Tour ist sicher
der höchste, der für eine Tour vergeben werden kann: sowohl
für Erwachsene als auch für Kinder. Das Eisensteingebiet mit
seinen Mühlen, Höhlen, Almen und uralten Bäumen (Dirndlsträucher)
drängt sich als "actionreiche" Familientour förmlich
auf.
Ich
unternahm diese Wanderung vor einem Jahr mit einem Flohzirkus neugierigier
Miniatur-Bergfexe und die Kinder schwärmen heute noch von dieser
Tour.
Startpunkt
ist ein kleiner Parkplatz zwischen Türnitz und "Knedelhof"
(Abzweigung in Türnitz Richtung Schwarzenbach) bei einem Wegweiser
"Paulinenhöhle" (600m). Wir gehen aber ein Stück
die Straße entlang bis zum "Knedelhof" und zweigen
dort nach rechts in den Mühlhofgraben ab. Gemütlich geht's
bis zum Ortbauer (690m, Mostschenke), etwas steiler bergauf, eine
kurvenreiche Forststraße lang, diese hin und wieder abkürzend
bis zum Südrücken des Eisensteins. Nun in weitem Bogen
um die schon im Frühjahr blumenreiche, traumhaft schöne Almmulde
herum zum Gipfelkreuz des Eisensteins gleich neben der Julius
Seitner Hütte. Bei schönem Wetter lässt sich der
Blick auf Gippel, Göller,
Ötscher und Hochschwab genießen.
Eisenstein
- Hochgraser - Sulzbachgraben oder
Anthofrotte - Paulinenhöhle
1,5
- 2,5 Stunden
Nun
über den Kamm des Eisensteins mit ständigem Blick auf
grandioses Bergpanorama zum Beginn der Almwiesen, bei einer Wegkreuzung
rechts, etwas steiler bergab zu einem Sattel, danach eine Hangquerung
und einen steileren Waldsteig zum malerisch gelegenen Hochgraserhof
hinunter. Weiter durch Wälder bis zu einer Weggabelung. Hier nicht
in Richtung Kalköder, sondern rechts in den Sulzbachgraben.
Beim "Sulzböck" bieten sich zwei Varianten
an:
Variante
a) (für Konditionsstarke)
Geradeaus
weiter durch den reizvollen Sulzbachgraben, eine felsige Engstelle
mit zwei alten Mühlen (in der "Schaflucken-Höhle"
ist das "k. u. k.-Museum untergebracht) bis knapp vor Türnitz,
eine markierte Sandstraße rechts weiter über den Kneschelberg.
Dort treffen wir beim Gehöft Feuchten zunächst auf
einen uralten, vielstämmigen Dirndlstrauch (Kornelkirsche,
angeblich 600 Jahre alt) und nach einer Wiese auf die Abzweigung "Paulinenhöhle".
Zeitaufwand
vom Gipfel: 2,5 Stunden
Variante
b)
Ohne
Markierung rechts auf einer Güterstraße am Sulzböck
und einem Marterl vorbei in die Anthofrotte. Nach etwa 20 Minunten
gelangen wir auf den markierten Weg 622 in Richtung Türnitz
bzw. Knedelhof. Wir wenden uns in westliche Richtung, bis wir
auf den Wegweiser"Paulinenhöhle" treffen.
Zeitaufwand
vom Gipfel: 1,5 Stunden
Paulinenhöhle
40
Minuten
Durch
Wald bergab, an der "Jungfrauen-Höhle" vorbei
(unergiebig), bis wir am großen Portal der Paulinenhöhle
angelangt sind.
Eine
bequeme Rastbank lädt zum Rasten ein, die Neugier auf die Geheimnisse
im Inneren des Berges treibt uns jedoch weiter. Die frei zugängliche
und bequem gangbare Höhle bietet - vor allem für Kinder -
ein tolles Abenteuer. Bewaffnet mit Taschenlampen und warmer
Kleidung betreten wir das ewige Dunkel. Treppen und Holzstege entschärfen
steilere Passagen - Relikte aus einer Zeit, als die Höhle noch
eine gern besuchte Schauhöhle war.
Etwa
15 Minuten bzw. 200 Meter dringen wir über glitschige
Fels- und Erdböden in das Innere des Berges vor, müssen mehrere
große Versturzblöcke überklettern, bis wir in der Riesenkluft
den Endschluff der Höhle erreichen.
Die
Reste heute leider zerstörter Tropfsteine, das undurchdringliche
Dunkel, die feuchte Kälte, kleine Bergbäche und schlafende
Fledermäuse bieten einen beeindruckenden und unvergesslichen Einblick
in die Vielfalt der Natur.
Nach
5-10 Minuten erreichen wir den Parkplatz.
Gesamtgehzeit:
Höhenunterschied:
4-5
Stunden
ca.
750-850m
Mit
Kindern in Höhlen:
Ängstliche
Kinder (auch sonst sehr couragierte Jugendliche können es
angesichts der ewigen Nacht in einer Höhle mit der Angst zu tun
bekommen!) sollten nicht gezwungen werden, mit in die Höhle
zu kommen. Was den einen Heidenspaß bereitet, kann bei anderen
schockartige Angst auslösen. Schon ein einziges "Ich will
nicht" muss bedingungslos respektiert werden. Auch auf Schauermärchen
wie "Dort sitzt der Schwarze Mann!" oder "Jetzt gehen
alle Lampen aus!" sollte man während der Tour verzichten.
Besser, erklärend und beruhigend auf den kleinen Höhlenforscher
einzuwirken und ihn niemals allein der gespenstischen Stille zu überlassen.
Ein
Höhlenbesuch ist eine einmalige Gelegenheit, alle Sinne
- Seh-, Gehör- und Tastsinn - einzusetzen: Kinder wollen die
feuchtkalten Felswände berühren und im Schlamm wühlen.
Diese gerade für Stadtkinder großartige Chance, mit den
Händen "sehen" zu lernen, sollte, selbst auf die Gefahr
hin, dass das Kind schlammweiß wie ein Grottenolm ans Tageslicht
zurückkehrt, nicht verhindert werden.
Zwei
Lampen mitnehmen! Für jedes Kind eine (am besten: Stirn-)Lampe.
Eine Ersatzbatterie hat insofern keinen Sinn, als sie ja im Dunkeln
schwer einzusetzen ist. Von Fackeln ist absolut abzuraten: Brand-
und Verbrennungsgefahr (tropfendes Wachs!), Ruß, schlechte Sicht
durch Blendung.
Regenjacke,
Mütze und Handschuhe schützen gegen Unterkühlung.
Wissenswertes:
Türnitz
wurde 1209 erstmals urkundlich erwähnt und leitet seinen Namen
vom slawischen "Durnize": "schwer zugänglicher,
abgeschiedener Ort", her.
Die
kleine Gemeinde im Quellgebiet des oberen Traisentales erlangte Bedeutung
einerseits durch seinen schwarzen Marmor, andererseits durch den Aufstieg
der Mariazeller Basilika zum Nationalheiligtum der Donaumonarchie.
Massen von Wallfahrern strömten durch das Tal und rasteten in Türnitz,
ehe sie auf der "Via Sacra" in Richtung Annaberg
weiterzogen.
Die
Mühlen und vor allem das in der Schaflucken-Mühle
untergebrachte "k. u. k.-Museum" erinnern an die in
Türnitz bis in die Fünzigerjahre beheimatete Sensenerzeugung.