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Bei den Steinböcken zu Gast

Klamm - Joser See

Hochschwab-Tragöß, 1228 m
6. März 2004

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Die Tour von Tragöß-Oberort entlang der imposanten Südwände des Hochschwab-Massivs zum Joser See bietet nicht nur Sommer-Wanderern reizvolle Erlebnisse, sondern auch dem Schneeschuhgeher im Winter: eine stimmungsvolle Klamm, kontrastreiche Nah- und Fernblicke, störungsfreie Einsamkeit und manch nette Begegnung der besonderen Art.


Anfahrt & Aufstieg

Tragöß-Oberort (Parkplatz 1, 776 m) - Klammhöhe (970 m) - Klamm - Klammboden (1005 m) - Scheideck (1216 m) - Joser Hütte - Joser See (1228 m)

HU ca. 700 m / GZ 2 ½ Stunden

 

 

 

Kurz nach Tragöß-Oberort kann das Auto gegen Gebühr auf dem Parkplatz 1 (Grüner See) abgestellt werden.

Von dort kurz neben der Langlaufloipe, bis der Weg 837 über Forststraße weiterleitet. Bei einem Schild "Sonnschienhütte 3 h / Klamm 1,5 h" wird die Loipe verlassen. Eines kurzes Stück noch, dann geht es endlich in den Wald hinauf und können die Schneeschuhe montiert werden. Als nächster Markierungspunkt der sog. Frühstück-Stein. Bald bauen sich die gewaltigen Nord-Abstürze des Hochschwabs vor dir auf.
Nach einer Stunde erreicht man die Klammhöhe (Kreuz, 970 m), wo rechts der Kamplsteig (Blumenlehrpfad) auf die Meßnerin leitet. Wir bleiben links Richtung Sonnschienhütte. Nun etwa 70 Hm bergab über eine Güterstraße, bis links eine Wildfütterung den Weg versperrt und man nur geradeaus weiter stapfen kann an einem Teich vorbei. In der Klausen am Klamm-Eingang ein Gatter mit Lawinen-Warnschild (nach extremen Schneefällen kann in der engen, von hohen Felswänden begrenzten Klamm sehr wohl Lawinengefahr herrschen!). Die Entenpatscherl kurz abgenommen, über eine Leiter geklettert und weitergetrottet. Unwissentlich betritt man hier zugleich das Revier einer Steinbock-Herde. Wenn man die Tiere links und rechts in den Felswänden äsen sieht, spürt man, dass man hier ein gern gelittener Gast ist, die Gastgeber jedoch keinerlei Notiz von ihren Bewunderern nehmen. Seelenruhig trotten sie einher, und das sicheren Schrittes dort, wo für viele Menschen schon Endstation ist. Man sollte hier stehen bleiben und sich von der Gelassenheit und Ruhe der Tiere anstecken lassen ...

Nach 20 Minuten entlang eines Baches (und 2 Stunden vom Start weg) verlässt man die Klamm auch schon wieder und wendet sich am 1. Klammboden rechts hinauf, dem Weg 839 "Scheideck - Bodenbauer" nach. Nun entweder den steilen Wald oder - bei sicheren Verhältnissen - die Rinne rechts daneben hoch, bis unser Weg auf dem Scheideck (1216 m) flacher wird und er wenig später auf einer baumfreien Fläche in die Skitouren-Spur aus dem Josertal (Bodenbauer) mündet. Toller Blick auf Buchberg Kogel, Zinken usw. Kurz der Skispur bergab gefolgt, bei einem Marterl vor der Heinzler Alm links abgebogen, an der Joser Hütte vorbei und schnell am Ufer des Joser Sees (1228 m, im Winter meist zugefroren) gelandet. An drei Seiten umkleiden steile Hänge das Kleinjuwel, nur nach Süden hin öffnet sich der kesselförmige Talschluss - der Meßnerin zu, die sich, wenn man Glück hat, in diesem Meerauge spiegelt. Ein reizvoller Flecken.

Abstieg

w.o.

HU ca. 700 m / GZ 2 Stunden

Variante: Ideal wäre jetzt natürlich ein Abstieg durch das Josertal zum Bodenbauer - so man ein Auto dort stehen hat. Von hier per Bus oder Anhalter nach Tragöß zurückzukommen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, da keine direkte Straße zum Ausgangspunkt führt.

Bleibt also nur mehr der Aufstiegsweg. Einziges Kriterium: die Waldpassage vom Scheideck hinunter zum Klammboden, wo ich auf Grund der eisigen Steilheit des Waldbodens und der Unbegehbarkeit der Rinne daneben sogar Steigeisen anlegen musste.

Hat man den Wald hinter sich, lockt das Revier der Steinböcke wieder zum be s c h a u lichen Innehalten, bevor es ruckzuck nach Tragöß zurückgeht.
Vorsicht im Loipen-Gelände! Der Loipenwart erspäht schon von weitem, ob man auf der Langlauf-Spur geht und wartet dann schon darauf, dich dafür abzumahnen: die Langläufer würden ja schließlich für die Benützung der Loipe zahlen, die man hier beschädige. Recht hat er. Also am besten im Wald neben der Loipe stapfen.


Der "sechste Sinn" der Steinböcke für Lawinen

Können Steinböcke Lawinen spüren? Diese Frage stand unlängst im Zentrum einer Schweizer Forschungsreihe. Die Antwort ist höchst interessant.
Steinböcke leben das ganze Jahr über dort, wo es auch für geübte Bergsteiger heikel werden kann: im Hochgebirge. Gefahren scheinen die Tiere jedoch besser spüren zu können als der Mensch. Nur ein Prozent der Tiere wird Opfer von Lawinen, schätzen Forscher. Steinböcken wird deshalb ein "sechster Sinn" für Lawinen nachgesagt - ob sie den wirklich haben, wollen Schweizer Forscher herausfinden.

Mittels GPS-Sendern, die Steinböcken um den Hals gehängt wurden, und Satelliten-Unterstützung haben die Forscher Folgendes herausgefunden: Während sich die Steinböcke im Sommer auch in der Dämmerung oder sogar nachts bewegen, bleiben sie im Winter fast immer am selben Platz - besonders wenn es bedrohlich wird. Bei akuter Lawinengefahr fasten die Tiere lieber ein paar Tage, als eine geschützte Stelle zu verlassen.
Sobald eine Neuschneedecke von mindestens zehn Zentimetern die Lawinengefahr erhöht, bewegen sich die Steinböcke kaum noch. Genauso scheinen sie zu wissen, dass, je länger der Neuschnee liegt, desto tragfähiger die Schneedecke wird, unabhängig von der absoluten Schneehöhe. Sobald die Gefahr geringer wird, legen sie wieder längere Strecken von bis zu mehreren Kilometern zurück.

Mehr zu dem Schweizer Forschungsprojekt mit Bildern und Videos: www.steinbock.ch

Steinbock-Rudel äsen am liebsten an steilen, sonnigen und damit schneefreien Südhängen. Während sich Gämsen bei der Brunft lebensgefährliche Verfolgungsjagden liefern, läuft bei den schweren Steinböcken die Brautschau ruhiger ab. Die Rangeleien gleichen eher Spielereien als direkten Kämpfen.
Die Böcke können bis zu 60 Kilogramm schwer werden. Trotzdem klettern sie, oft sogar bis in 3.500 Meter Höhe, sicher über Stock und Stein. Ihre Hufe sind dem felsigen Gelände perfekt angepasst: ein harter Rand verleiht ihnen sicheren Halt an kleinsten Felsvorsprüngen, ein weicher Innenpolster schmiegt sich wie ein Kletterschuh an den Felsen an.

Da man im Steinbock früher eine wandelnde Apotheke sah, wurde er im 17. Jhd. bis auf eine kleine Herde im Gebiet des Gran Paradieso ausgerottet. Dass die Art gerettet wurde, ist einem Schutzgebiet im Aosta-Tal zu verdanken, das der italienische König Victor Immanuel einrichten ließ. Im gesamten Alpenraum gibt es heute etwa 30.000 Steinbock-Exemplare.

Schwierigkeiten:

Einziges Kriterium die Waldpassage vom Scheideck hinunter zum Klammboden, wo ich auf Grund der Vereisung des Bodens und der Unbegehbarkeit der Rinne daneben sogar Steigeisen anlegen musste.
Hier ist auf jeden Fall solide Schneeschuh-Technik gefragt. Mitunter kann die (flachere) Rinne daneben sicherer sein als der Waldweg!
Auch Lawinengefahr nach heftigen Schneefällen in der Klamm!

Lawinengefahr: Im besagten Waldstück (siehe oben) und in der Klamm.
Höhenmeter: Etwa 700 in Auf- und Abstieg (etliche Ab- und Gegenanstiege!)
Gesamtgehzeit: ca. 4,5 Stunden
Beste Jahreszeit: Bis ins Frühjahr
Kinder: Ab 15
Ausrüstung: Pack-Checkliste >>> + Steigeisen!
Einkehrmöglichkeiten:

Keine

Karte: Freytag & berndt WK 041 "Hochschwab"
Internet:

www.tragoess.steiermark.at