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Wellenwandern im Meer des Weinviertels
Über die Leiser Berge

Wanderung, Weinviertel, September 2023; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Von wegen, das Weinviertel hätte nur Flachland zu bieten! Im Herzen der Region erhebt sich das Land zu den Leiser Bergen. Landschaftsschutzgebiet, Naturpark und einmaliger Lebensraum. Eine Tour auf den Busch- und Oberleiser Berg verspricht nicht nur Wanderfreuden vom Feinsten, sondern auch eine Reise weit in die Vergangenheit ...

Die Route

Der bekannte Autor Alfred Komarek hat recht, wenn er die Landschaft zwischen Wien und der tschechischen Grenze als „Meer“ bezeichnet, „das aufgehört hat zu wogen“. Dieses gestockte Meer mit seiner nie steilen, sondern leicht gewellten Geländeform ist deswegen auch ein ideales Wanderland, weil sein wohlgetakteter und fein dosierter Rhythmus zu einer besonderen Art von bedächtigem Flanieren zwingt.

Von Niederleis auf den Oberleiser Berg
Wir schultern den Rucksack in der Ortsmitte von Niederleis und wandern auf der Hauptstraße am Gasthaus zum Goldenen Adler (Die Landwirtin) und am Schloss Niederleis vorbei aus den Ort hinaus, bis wir zur Straßenabzweigung nach Au gelangen. Nur ein paar Schritte weiter lenkt uns ein Wegweiser auf einem Feldweg zum Zahlberg hinauf. Nun steigen wir durch Felder und flankiert vom Oberleiser Berg links und dem Buschberg rechts bergan bis Au. Durch dieses einladende Dorf folgen wir den Wegweisern Richtung Oberleis. Bei einer Kapelle halten wir uns links und gelangen zu einem romantischen Rastplatzl im Schatten der großen Kaisereiche, die im Jahre 1908 zum 60-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph gepflanzt wurde. Anbei auch das Auer Bründl, wo man die Wasserflasche auffüllen kann. Nur wenige Schritte westlich weist uns ein Wegweiser auf den "Oberleis-Fußweg" (Römerweg), der uns nun auf der Römerwegbrücke über die Bundesstraße und durch Felder zur Wallfahrtskirche Oberleis führen wird. Um das Jahr 1050 im romanischen Baustil erbaut, weist die Kirche auch gotische und barocke Bauelemente auf.

Blick in die Vergangenheit
Gleich nach der Wallfahrtskirche stehen wir am Eingang des Naturparks Oberleiser Berge. Von hier steigen wir in wenigen Minuten entlang eines Kreuzweges zum Gipfel des Hügels hinauf. Sobald wir diesen betreten, finden wir die Reste einer mittelalterlichen Kirche vor - ein Hinweis darauf, dass wir hier heroben einen historisch bedeutsamen Ort betreten. Die 23 m hohe Warte gewährt einen Blick nicht nur bis zu den Karpaten, sondern auch in die 6.000 Jahre alte Geschichte des Berges. Ein Schauraum im Erdgeschoß erzählt die alte Besiedlungshistorie der Leiser Berge, zeigt Bilder von den ältesten Funden wie einen quer über das Plateau verlaufenden Befestigungsgraben aus der ausgehenden mittleren Jungsteinzeit und einen Ringwall, den keltische Siedler in der zweiten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts hier oben errichteten. Achtung: Die Warte ist nicht ständig geöffnet, Infos und Öffnungszeiten siehe unter www.oberleiserberg.at. Um die Warte herum laden Hochsessel und hölzerne Liegen zur Rast hoch über dem wogenden Meer des Weinviertels ein.

Durch Steppenlandschaft auf den Höchsten des Weinviertels
Zurück zur Wallfahrtskirche von Oberleis, passieren wir diese und wandern bergab aus dem Ort hinaus, wobei unseren Blick besonders die golfballähnlichen Radarstationen des Buschberges auf sich ziehen - unser nächstes Ziel. Nach einem kleinen Parkplatz wenden wir uns nach rechts dem Wegweiser zum Buschberg nach. Bald wechseln wir auf eine Schotterstraße und wandern auf dieser gemütlich durch Wiesen Richtung Zahlberg. Aussichtsreich und leichtfüßig steuern wir diesem über ein nahezu baumloses Hochplateau zu. Ringsum eine exotisch anmutende, aber für den hiesigen pannonischen Raum typische Landschaft: Steppenrasen samt einer Vielfalt an Kalk liebenden Pflanzen.

Kunstinteressierte können über dem seitlich verlaufenden "Skulpturenweg" mit Kunstwerken aus gewaltigen Granitblöcken folgen. Bei einem Rastplatz teilt sich der Weg. Geradeaus könnte man auf einem breiten Güterweg bequem direkt zur Buschberghütte wandern oder aber rechts abbiegen und einem Steig bergauf folgen. Diesen sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, leitet er doch durch eine der absoluten Naturkostbarkeiten des Weinviertler Meeres. Ringsum mit pannonischer Flora bedeckte Heidewiesen und eine sich bis zum Horizont weitende Landschaft, deren Schlichtheit, Weichheit und verhaltene Heiterkeit gefällt. Durch den für den Buschberg so charakteristischen Kalktrockenrasen, auf dem die gefährdete Schwarze Wiesenkuhschelle, der Frauenschuh, das Knabenkraut und Zweiblatt gedeihen, steigen wir zuerst bis zu einer Rastbank und weiter bis zum Kreuz des Kahlen Gipfels hinauf. Dieses markiert allerdings nicht den höchsten Punkt des Buschberges.

Der nur wenige Meter höhere Gipfel des Weinviertels befindet sich weiter östlich und wird vom Flugsicherungsradar der Austro Control in Beschlag genommen.  Der Weg auf den Kahlen Gipfel ist zugleich ein Weg zurück in die frühe Geschichte der Region. Funde bewiesen, dass die Gegend rund um den Buschberg schon sehr zeitig besiedelt war, wahrscheinlich aufgrund seiner exponierten, für militärische Stützpunkte so idealen Lage. Das schätzt man bis heute, wie die Radarstationen für die zivile und militärische Luftfahrt beweisen. Rund um den Gipfel soll einst eine alte Wallburg gestanden haben, die schon im frühen Mittelalter als Spähposten gedient haben soll. Was sonst noch zu sehen ist? Eigentlich die ganze Niederösterreichische Bergwelt vom Wiener Becken über Schneeberg und Rax bis zu den südlich aufragenden Gipfel der Kalkalpen. Und der Buschberg weist noch eine Besonderheit auf: die Buschberghütte, mit nur 484 m die am niedrigsten gelegene Alpenvereinshütte der Alpen ­- und wahrlich nicht die schlechteste. Einkehr, Rast und Verkostung vorzüglicher regionaler Spezialitäten.

Durch Mitterbergen nach Niederleis zurück
Ausgerastet zum Buschberg-Hüttenparkplatz hinunter und von dort aus kurz auf der Landstraße Richtung Niederleis, bis eine Forststraße nach rechts abzweigt. Auf dieser unmarkiert durch die Mulde der Mitterbergen und zwischen Äckern und Waldrändern entlang bis zu einer Landstraße. Auf dieser durch die Hauptstraße von Niederleis zum Ausgangspunkt zurück.

Route:
Niederleis (253 m) – Au – Wallfahrtskirche Oberleis (424 m) – Oberleiser Berg (457 m) – Schulberg – Kahler Gipfel (485 m) – Buschberghütte (484 m) – Mitterbergen – Niederleis
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 350
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 3
Schwierigkeiten:
Keine
Eignung für Kinder:
ab 11
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeit:
Buschberghütte
(www.alpenverein.at/buschberghuette/)

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