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Wunderwelt unter Tag
Allander Tropfsteinhöhle

Allander Tropfsteinhöhle

Höhlen-Wanderung, Wienerwald 2014; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Eine kleine Höhle wie die Allander Tropfsteinhöhle vor den Toren Wiens macht einen gewöhnlichen Wienerwaldmugel zum spannenden Ausflugsziel.

Die Route

"Willkommen in den vollklimatisierten Räumlichkeiten der Allander PlanTropfsteinhöhle", begrüßt uns Theo Reder, seines Zeichens staatl. geprüfter Höhlenführer. Sein Gag trifft es auf den Punkt: Das kühle Innere einer Höhle bietet einen idealen Zufluchtsort gerade an heißen Sommertagen. Ein Ausflug ins Erdinnere ist aber noch viel mehr: Es ist eine Jules Verne‘sche Reise in eine andere, fremde Welt, in eine Welt der ewigen Dunkelheit und Stille, in eine scheinbar lebensfeindliche und doch belebte Umgebung, in eine Schatzkammer voller stiller, unscheinbarer Wunder.
Nähert man sich dem Buchberg vom Allander Hauptplatz her über die Groisbacherstraße und die Buchberggasse (20 min.), scheint er sich in keiner Weise von den vielen anderen bewaldeten Wienerwaldhügeln zu unterscheiden. Die kleine Klufthöhle allerdings macht ihn zu etwas ganz Besonderem.
Wir verlassen den Tag durch ein ca. 2,5 m großes Felsentor und steigen über eine lange Leiter in die ewige Nacht hinunter. Konstant 9° Celsius kFelsenühle Luft strömt uns entgegen, Luft, die ob ihrer Reinheit und ihres Radongehalts als heilsam gilt, erklärt uns Theo. Der begeisterte und begeisternde Hobby-Speläologe (lat. spelaeum "Höhle"), der das alles wohl schon hunderte Male erklärt haben muss, gibt uns mit seinem Humor und seinem Einfühlungsvermögen das Gefühl, seine ersten Zuhörer zu sein. Nicht zum letzten Mal während der Führung warnt er uns: "Vorsicht, Kopf einziehen und beim Leiterkraxeln immer auch eine Hand an einer Sprosse!” Die Gänge sind mitunter so schmal und niedrig, dass es einer gewissen Sportlichkeit bedarf, durch sie hindurch zu turnen. Wann die Höhle entdeckt wurde, sei ungewiss, erklärt Theo, theoretisch könnte sie schon von den Kelten oder Römern betreten worden sein, deren Spuren am Gipfel des Buchberges gefunden wurden. Der erste größere Hohlraum, den wir erreichen, wird "Nix-Dom" genannt, weil "Nix" (= Bergmilch), ein weißer Gesteinsbelag aus Kalzitnadeln, die Felswände überzieht. Was allerdings auffällt, ist die grüne Färbung der Decke, die von der sog. "Lampenflora" aus Algen, Moosen, Farnen herrührt, die sich rund um die Beleuchtungskörper ansiedelt.

Theo

Zwerge im Hohen Dom
Daneben hat die Künstlerin Natur auch seltsame Sintergebilde geschaffen, die wie kaum etwas anderes unsere Phantasie anregen. So treffen wir unterwegs auf reh- und tatzenartige Skulpturen, auf Saurüssel und Zwerge oder eben auf das, was unsere Phantasie in den über Jahrtausende geschaffenen Naturwerken sieht. Insgesamt 12 Meter steigen wir über Leitern bis zur Sohle der Höhle hinab und dringen 70 m in die 177 m große Höhle ein. Im "Hohen Dom" erreichen wir den tiefsten Punkt unserer Höhlentour und die sog. "Schatzkammer", die der Sage nach von einem Säbelzahntiger bewacht wird. Am meisten jedoch erzählen uns die Tropfsteine selbst. Für einen einzigen Zentimeter Sinteraufbau braucht es etwa 1.000 Jahre, Zeit genug, um jede Menge Klimageschichte(n) miteinzuschließen. An den "Ringen" eines Tropfsteines lässt sich jede dramatische Klimaänderung, jede Eiszeit, jede klimatische Besonderheit ablesen und weit in unsere Vergangenheit zurückblicken.

Bewohner und Besucher
Knochen
Von der tiefsten Stelle steigen wir hinauf in den "Wurzelschlot", wo die Wurzel eines Baumes ins Höhleninnere durchgedrungen ist, ein Zeichen, wie knapp wir uns unter der Erdschicht befinden. Ansonsten scheint die Höhle leblos, obwohl es permanente Bewohner wie Höhlenheuschrecken, Höhlenspinnen und andere Tiere geben soll, und viele ständige Gäste wie eben Fledermäuse. Die älteste Höhlenbewohnerin – und damit wohl auch die älteste Allanderin – blieb allerdings unfreiwillig hier – eine Braunbärin, deren Knochen wir im sog. Diebsversteck, einer tiefen Kluftfuge, zu sehen bekommen. Das Tier muss sich vor etwa 10.000 Jahren in die Höhle verirrt und nicht mehr herausgefunden haben. Wir hingegen finden problemlos wieder ins Freie und in den warmen, nicht klimatisierten Sommertag zurück. Weil wir den Buchberg in seiner Ganzheit verstehen wollen, steigen wir auf einem unmarkierten Pfad durch die "Naturwaldinsel Buchberg" zum höchsten Punkt des Berges hinauf. Der etwa 200 Jahre alte Mischwald bleibt der Natur überlassen, was einen wertvollen Lebensraum für viele Pflanzen und Tier ergibt – und einen Urwald von morgen. Am Weg der sog. Allander Fensterblick, eine Aussichtsloge mit einem frei stehenden Fenster, durch das Alland und seine Umgebung wie aus aus dem Inneren einer Hütte zu sehen sind. Der Gipfel selbst unscheinbar, womit bei einem Wienerwaldgupf wie dem Buchberg dasselbe gilt wie beim Menschen: Was zählt, sind vor allem die inneren Werte!

Fenster


Ausgangspunkt:
Anreise:
mit dem Zug bis Baden und von dort mit dem Bus bis zur Haltestelle Alland Hauptplatz
Route:
Alland Hauptplatz – Groisbacher Straße – Buchberggasse – Höhleneingang (20 min; Führung 30–40 min.), Gipfelbesteigung (476 m) über den Allander Fensterblick (15 min.)
Schwierigkeiten:
Keine
Eignung für Kinder:
Perfekt geeignet
Eignung für Hund & Katz':
Hünde müssen leider draußen bleiben
Ausrüstung:
wärmende Jacke, feste Schuhe (steile Leitern, feuchter, rutschiger Boden!); Rucksäcke müssen wegen der Enge der Gänge draußen bleiben.
Einkehrmöglichkeiten:
Gasthöfe in Alland
Karte:
Kompass WK 205 „Wien und Umgebung“
Öffnungszeiten
bis 31. Oktober: An Sa., So.- und Feiertagen von 10.00–17.00 Uhr; in den Monaten Juli und August zusätzlich auch an Wochentagen von 13.00–17.00 Uhr; weitere Infos:
www.alland.at/sehenswertes/tropfsteinhoehle

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