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Seenwandern überm Gasteinertal


Der Obere Bockartsee am Fuß des Silberpfennigs

Bergtouren, Gasteinertal, 2022; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Es ist ein fortwährendes Rauschen und Tosen, das das westliche Ende des Gasteinertals erfüllt. Mit ohrenbetäubendem Getöse schürft und gräbt sich die Gasteiner Ache seit Jahrhunderten quer durch das mondäne Bad Gastein. In dessen Zentrum stürzt sie sich weiß schäumend und tosend in die Tiefe. Ein imposantes Spektakel. Man muss im Gasteinertal aber nicht lange gehen, bis der Lärm verklingt und sich Bergruhe ausbreitet. Wir machen uns auf die Suche nach den stillen Wassern des Tals, die wir in den oberen Stockwerken der Landschaft finden.

Über die Bockhartseen auf den Silberpfennig
Eines dieser stillen Wasser ist der Obere Bockhartsee am Fuß des Silberpfennigs. Dieser, mit 2600 m der höchste Berg über Bad Hofgastein, sollte schon aufgrund seiner herrlichen Rundumsicht in keinem Wandertourenbuch fehlen.
Ausgangspunkt ist das Valeriehaus in Sportgastein, von wo ein steiler, manchmal felsiger Wanderweg aufwärts führt. Wer dabei hin und wieder stehenbleibt und sich umdreht, wird eine eindrucksvolle Bergarena rund um das Nassfeld, umrahmt von der Ankogelgruppe und den Niederen Tauern erkennen.


Blick zurück nach Dorfgastein, zum Nassfeld und zur Ankogelgruppe

Nach rund einer Stunde erreichen wir die Bockhartseehütte (1.933 m), schnaufen durch und stärken uns vielleicht in der netten Bergunterkunft. Danach wandern wir ohne größere Steigungen entlang des künstlich angelegten Unteren Bockhartsees Richtung Nordwesten, bis sich nach einem kleinen Aufschwung das Landschaftsbild ändert: Vor uns liegt, eingebettet in eine märchenhafte Almidylle, der Obere Bockhartsee, ein natürliches und besonders stilles und tiefes Wasser. "Bewacht" wird es von Kolmkarspitz, Bockhartscharte und Silberpfennig. Letzter spiegelt sich besonders verführerisch im Wasser. In Ufernähe tummeln sich kleine Forellen und kälteresistente Badenixen, reihum liegen Sonnenanbeter im Gras.


Der märchenhafte Obere Bockhartsee

Wer noch Kondition hat, wandert weiter. In Serpentinen winden wir uns zur Bockhartscharte hinauf. Am Weg Enzian und Almrausch, etwas weiter weg das Pfeifkonzert der Murmeltiere, an manchen Berghängen lassen sich Gämsen blicken. Mit der Bockhartscharte und dem etwas oberhalb befindlichen Gipfelkreuz lassen es die meisten Wanderer bewenden. Nur wenige haben noch den Silberpfennig im Sinn. Den gibt’s nämlich nicht ganz so billig, ist aber ob seines Traumpanoramas ein MUSS! 
Zuerst steigen wir auf steilem Kurvenweg zur Baukarlscharte bergauf. Ab hier wird's schwieriger: Auf einem streckenweise sehr abschüssigen Felsgrat, teils zwischen Felsblöcken, teils durch steiles Blockgestein hanteln wir uns vorsichtig weiter. Selten aber doch müssen wir Hand anlegen oder uns durch Felsschlupfe hindurchducken. Vorsicht im Frühsommer, wenn an machen Stellen noch Altschneefelder liegen! Der Endspurt zum Gipfel des Silberpfennings (2.600 m)gestaltet sich mühelos, das Panorama ist großartig:


Am Gipfel des Silberpfennigs

Im Blick die Hohen Tauern mit Sonnblick, Großvenediger und Großglockner. Wanderer, was willst du mehr?
7 Std., 14 km, 1022 hm

Über den Schuhflicker zu den Paarseen
Die absolute Königstour über dem Gasteinertal ist jene vom Arltörl (bis hierhin am besten von der Fulseckbahn-Mittelstation) zum Schuhflicker und weiter am Schuhflickersee vorbei über den Grat zwischen Hochegg und Urkübl bis zu den beiden Paarseen. Eine Tour für Wander-Feinschmecker. 
Schon die aussichtsreiche Kammwanderung zwischen Arltörl und den drei Gipfeln Arlspitze, Schuhflicker und Wetterkreuz ist ein Schaugenuss sondergleichen. Mühelos promeniert man dahin und hat dabei nichts anderes zu tun als zu schauen, zu staunen und die Gipfel reihum zu benennen. Viele belassen es mit dem Wetterkreuz.


Am Übergang vom Arltörl zur Arlspitze

Vorbei an der Arlspitze, die Kletterern vorbehalten ist, führt unser Weg durch felsigeres Gelände zur Schuhflickerscharte. Hier bleibt nur noch der steile Gipfelaufbau, über den ein Steig geschickt durch felsige, manchmal luftige, aber bestens gesicherte Passagen zum Top (2.214 m) führt. Am wunderschönen Blick ins Gasteinertal und auf seine Gebirgsstöcke bis hin zur Glocknergruppe erfreuen wir uns hier nicht alleine.
Am Gipfel ist wenig Platz, weshalb wir schnell wieder kehrtmachen und zur Schuhflickerscharte zurückkehren. Zum kleinen Schuhflickersee unterhalb des Gipfels steigen wir über einen leichten Weg bergab. Es ist ein Mysterium, weshalb der See weder über einen Zu- noch einen Abfluss verfügt, der Wasserspiegel jedoch stets konstant bleibt.


Der Schugflickersee am Fuß des Schuhflickers

Die nächste Etappe gehört zu den selektivsten, einsamsten, aber auch schönsten Wegen über dem Gasteinertal. Vom See weg steigen wir bergauf und über die Südseite des Hocheggs sowie einen darauffolgenden langen Graskamm in westlicher Richtung über den Urkübl zu den Paarseen. Eine Gratpromenade vom Feinsten. Wie die Könige fühlen wir uns, reich beschenkt von der Natur, der Sonne und der umliegenden Bergwelt.


Zwischen Schuhflicker, Urkübl und den Paarseen erwandert man einen der schönsten Grate des Gasteinertals

Bei allem Schauen sollte man jedoch nicht auf den Weg vergessen, der mitunter haarig sein kann. Steil abfallende Felsstufen und Wiesen, die mit Seilversicherungen gesichert sind, sollte man bei feuchten Verhältnissen lieber nicht begehen. Am Ende des Gratvergnügens langen wir bei den zwei Paarseen an. Hier gilt es lange zu rasten, zählen der Ort hier doch zu den schönsten Plätzen im Tal. Am Ufer gedeiht Wollgras, im Wasser schwimmen Forellen, über die glatte Oberfläche tanzen Libellen und spiegelt unser gerade erst begangene Weg.


Einer der Paarseen

Von hier aus folgen wir den Wegmarkierungen zur Steiner Hochalm, dann zum Hauserbauer und von dort über Bergl nach Dorfgastein hinunter. 
15 km, 7 Std., Aufstieg: 990 m, Abstieg: 1.500 m

Über den Hüttenkogel zum Palfner See
Zwei- bis dreihundert Jahre alte Zirben, großartige Aussichtspunkte ins Gasteinertal und allerlei zusätzliche "Hingucker" wie urige Zirbenmöbel, Zirbenschaukeln und geschnitzte Figuren säumen den märchenhaften "Zirbenweg", auf dem wir von der Bergstation der Graukogelbahn durch das Obergeschoss des Hüttenkogels, des Hausbergs von Bad Gastein, Richtung Westen marschieren.


Uralte Zirben begleiten uns am Anfang der Tour

Nach einer halben Stunde kehrt der Zirbenweg zur Bergstation zurück. Genau hier trennt sich auch die Spreu vom Weizen unter den Wanderern. Nur wenige bleiben uns treu und umrunden mit uns den Graukogel an der Grenze zwischen schütterem Zirbenhain und baumloser Steinwelt. Nach einer gerölligen Hangquerung müssen wir nochmals etwas bergauf – dann allerdings öffnet sich ein selten schönes Bergidyll: Umringt von den schroffen Gipfeln des Palfnerseekogels und des Feuersangs ruht still und verborgen der Palfnersee (2.074 m). An seinem Ufer zu liegen und den sich kräuselnden Wellen zuzusehen, ist ein Privileg und Genuss zugleich.


Der Palfnersee am Fuß des Palfnerseekogel
s

Die Runde schließen wir, indem wir mühelos über die Hochalm zur Graukogelbahn (Weg 527) zurückkehren oder steil, aber aussichtsreich nach Bad Gastein (Weg 526) absteigen.
6 Std., 9 km, Aufstieg: 270 m, Abstieg: 1.070 m


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