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Alpenvereinsjahrbuch


2023, Tyrolia
ISBN 978-3-7022-4057-8, 256 Seiten

Verlagsinformation

Alpine Themen für Menschen, die Berge lieben
Mit dem Gebietsschwerpunkt Wildspitze und dem Bergfokus Mountainbike


„Eine grössere Weltabgeschiedenheit lässt sich für wahr auf keinem anderen Berggipfel finden als auf der Wildspitze“, so schrieb der Bergsteiger, Geograf und Schriftsteller Anton v. Ruthner nach seiner Besteigung des höchsten Gipfels der Ötztaler Alpen im Jahr 1861. Heute ist die stolze 3768 Meter hohe Wildspitze einer der populärsten Dreitausender des Landes. Im heurigen Gebietsthema BergWelten erzählt der Fotograf Bernd Ritschel von seiner ganz besonderen, 45-jährigen Lebens- und Arbeitsbeziehung zum zweithöchsten Berg Österreichs. Die vielen „Likes“, sprich Besteigungen, verdankt dieser unter anderem auch dem Austausch in den sozialen Medien. Georg Rothwangl zeigt anhand von alpenvereinaktiv.com, dem gemeinsamen Tourenportal der Alpenvereine, wie hier die „Weltabgeschiedenheit“ Geschichte ist. Ein Umstand, von dem auch das Leben im Bergsteigerdorf Vent profitiert.

Zur gleichen Zeit, als die Eröffnung der Pitztaler Gletscherbahn 1983 die Wildspitze zur bequemen Tagestour mache, begann in den Alpen der Siegeszug einer anderen Technologie: Das Mountainbike eroberte die Berge. Der BergFokus erzählt von den ersten 40 Jahre ebenso wie von der Gegenwart dieser jungen Bergsportart. In der zeitgenössischen, elektrisch motorisierten Form ist Mountainbiken ein Millionengeschäft – und die Begegnung von Fußgängern und Radfahrern auf seinen Wegen und Hütten für den Alpenverein eine ganz besondere Herausforderung. Ihr Bergerlebnis ist unterschiedlich, doch es lässt sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen: „Transalp“. Die Überquerung der Alpen mit dem Rad, wie Holger Schaarschmidt sie beschreibt, ist beinahe zu einem Synonym für Mountainbiken geworden.

In der Rubrik BergSteigen stellt zu seinem Antritt als neuer Chronist Andi Dick die Fragen: Welche Leistungen sind es eigentlich wert, festgehalten und herausgestellt zu werden, und nach welchem Maßstab trifft der „Gatekeeper der Alpingeschichte“ seine Auswahl? Jochen Hemmleb schildert seine persönliche Liaison mit dem höchsten Berg der Welt, der für ihn nicht das Objekt der eigenen alpinistischen Begierde war, sondern eher ein Lebensgefährte, dem er nie zu nah getreten ist. Und wie steht es nach 100 Jahren mit dem 1923 in den Tölzer Richtlinien verabschiedeten Verzicht auf Komfort im Hochgebirge? Im Prinzip gilt er für den Alpenverein immer noch, auch wenn sich viele Mitglieder Hütten ohne Dusche, Halbpension oder Vorreservierung nur schwer vorstellen können.

Raus aus der Komfortzone treibt es dagegen prominente BergMenschen wie die Vorarlbergerin Barbara „Babsi“ Zangerl, die in traditionellem Stil die schwersten Routen klettert, oder den nepalesischen 8000er-Rekordmann Nirmal Purja ebenso wie etwa Henry David Thoreau, der nicht nur ein berühmter Naturphilosoph war, sondern auch ein origineller Beobachter des beginnenden Bergtourismus in den Neuenglandstaaten der USA.

Im BergWissen erläutert die Glaziologin Andrea Fischer, wie Gletscher gerade im Prozess ihres Verschwindens der Wissenschaft Kopfzerbrechen bereiten und der Geograf Werner Bätzing schreibt darüber, warum auch die traditionelle Almwirtschaft gänzlich zu verschwinden droht und ihre Betreiber kaum noch ernähren kann.

Schreiben über die Natur im Geist und in der Tradition Alexander von Humboldts erlebt als „Nature Writing“ eine Renaissance, wie der Literaturwissenschaftler Bernhard Malkmus am Beispiel des mythischen Schneeleoparden in der BergKultur erklärt. Die Schriftstellerin Selma Mahlknecht betrachtet den Begriff Tourismus, und der Bergführer Christoph Höbenreich macht augenzwinkernd klar, dass nicht nur Wörter, sondern sogar schon Buchstaben tiefgreifende kulturelle Unterschiede offenbaren: Sollen wir nun Ski oder Schi schreiben?

Kommentar

Bergiger Lesestoff

Auch mit der 147. Auflage seines Jahrbuchs ist dem Alpenverein wieder eine bunte Mischung aus ausgezeichnet recherchierten Geschichten und Informationen, historischen Rückblenden, Portraits und packenden Reportagen gelungen. Im Fokus diesmal: Die Ötztaler Wildspitze und der Trendsport Mountainbiken. Zur Sprache kommen bekannte Persönlichkeiten der alpinen Szene genauso wie weniger bekannte, beleuchtet werden die wichtigsten Themen der Bergwelt und des Bergsports, abgebildet werden im Alpenvereinsjahrbuch große Momente der modernen Alpingeschichte. So gerät das Jahrbuch des Alpenvereins wieder zu einem reichhaltigen Fundus an interessanten Informationen, spannenden Reportagen und unterhaltsamen Geschichten, wo es sich ein ganzes Jahr lang blättern, lesen und schauen lässt.

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