Früher
wurden sie belächelt, heute haben sich Wanderstöcke als obligate
Ausrüstungsgegenstände fürs Wandern durchgesetzt. Die Vorteile
liegen auf der Hand: Gerade beim schnellen Bergabgehen (evtl. noch mit
schwerem Rucksack) entlasten Stöcke Muskulatur und Kniegelenke und
helfen, gerade in steilem oder unwegsamem Gelände das Gleichgewicht
zu halten. Dennoch birgt die übermäßige Verwendung von
Stöcken auch Nachteile.
Weiters: Alles über die richtige Geh-Technik, was man beim
Kauf von Stöcken beachten
sollte und wie man Teleskopstöcke pflegt.
Vorteile und Funktion von Stöcken beim Wandern
- Studien
haben ergeben, dass 67 Prozent aller Bergsteiger Knieprobleme
haben - gefolgt von Beschwerden in den Sprunggelenken, Hüften,
Schultern und der Wirbelsäule. Auch Meniskusschäden
gehören ebenso wie durch "Stolperer" herbeigeführte
Verletzungen der Innen-, Außen- oder Kreuzbänder zu
den "üblichen" Bergsteigerleiden. Teleskopstöcke
können diese Beschwerden verhindern bzw. bestehende Probleme reduzieren.
Wer sie richtig einsetzt, kann durch die "Vierbeinigkeit"
die Kniegelenke um bis zu 22 Prozent entlasten. Bei einer achtstündigen
"Durchschnittstour" kann das eine Gewichtsentlastung von fast
250 Tonnen (!) bedeuten! Davon profitieren natürlich nicht nur
Knie und Oberschenkel, indem die Stöcke vor allem beim Abwärtsgehen
das Gewicht abfedern, entlasten sie Wirbelsäule und Gelenke.
- Der Verwendung
von Teleskopstöcken kommt auch beim Bergaufgehen eine ermüdungsreduzierende
Funktion zu. Arm- und Schultermuskulatur unterstützen und entlasten
die Muskulatur der Beine entscheidend.
- Der gleichmäßige
Stockeinsatz führt zu einer entspannenden, ruhigen Atmung,
wodurch die Ausdauer beim Wandern erhöht wird. Durch den aufrechten
Gang verbessert sich zudem auch die Lungenventilation.
- Mit Stöcken
wird das Gleichgewicht leichter gehalten. Als Balancehilfe erleichtern
sie z.B. das Überqueren von Bächen, Felsspalten oder Geröllpassagen.
Geh-Technik:
- In
der Ebene wird die Stocklänge so eingestellt, dass die Arme
im Stand und auf waagrechtem Untergrund einen Winkel von 90° zwischen
Oberarm und Unterarm bilden.
Im ebenerdigen und schwach auf- bzw. abwärts geneigten Gelände
entspricht der diagonale Stockeinsatz dem natürlichen Bewegungsmuster
des Gehens. Der nach vorn pendelnde Arm führt den Stock parallel
zum Körper mit:
Diagonaleinsatz
in ebenerdigem Gelände,
die Stöcke pendeln mit den Armen mit.
- Beim
Bergaufgehen wendet man den Doppelstockeinsatz an und verkürzt
die Stocklänge je nach Steilheit des Terrains, sodass die Arme
beim Stockeinsatz nicht überdehnt werden. Tipp: Bei kurzen
Steilpassagen fasst man einfach unterhalb des Griffs, ohne den ganzen
Stock zu verkürzen. Manche Stöcke sind zu diesem Zweck mit
verlängerten Griffzonen ausgestattet:
Doppelstockeinsatz,
wodurch der Oberkörper
am besten gestützt wird.
- Beim
Bergabgehen wird die Stocklänge je nach Steilheit des Terrains
verlängert, sodass die Arme beim Stockeinsatz nicht ausgestreckt
sind und das Gleichgewicht optimal gehalten wird. Die Verwendung von
Stöcken in sehr steilem Gelände ist Geschmacksache. Wer glaubt,
die Hände zum Klettern zu gebrauchen, sollte diese auf keinen Fall
durch die Schlaufen der Stöcke stecken (am besten beide Stöcke
quer in eine Hand oder so an den Rucksack befestigen, sodass man bei
einem Sturz weder sich noch andere damit aufspießt!).
Beim Bergabgehen beugt der Doppelstockeinsatz
Kniebeschwerden vor.
- Beim
Traversieren parallel zum Hang sollten die Stöcke unterschiedlich
eingestellt werden: Der bergseitige Stock ist kürzer, der talseitige
länger. Dieser wird dabei am Griff gehalten (Stützfunktion),
der bergseitige unterhalb des Griffs. Wechselt die Richtung zum Beispiel
bei Serpentinen, werden die Stöcke einfach getauscht. Manche
alpinen Lehrer raten, gerade in schwierigerem Gelände die Hände
nicht durch die Schlaufen zu stecken, um bei einem Sturz oder einem
anderen "unerwarteten Ereignis" die Hände jederzeit sofort
frei zu haben.
Unterschiedliche
Stocklängen beim Traversieren
Diese
Technik hilft auch das Gleichgewicht zu halten.
-
Teleskopstöcke
eignen sich auch dazu, als Schiene nach einem Unfall ein gebrochenes
Bein oder einen verletzten Arm ruhig zu stellen. Stöcke auf beiden
Seiten der verletzten Extremität jeweils ober- und unterhalb
des Bruches bzw. der Verletzung mit elastischen Binden anwickeln.
Nicht über die verletzte Stelle selbst wickeln!
-
Außerdem
lässt sich mit Hilfe der Stöcke und einer leichten Plane
oder eines Biwaksacks ein Zelt bauen - etwa dann, wenn man
ungeplant biwakieren muss oder einfach einen Regenguss abwarten will.
Vorsicht allerdings bei Gewitter. Wenn es blitzt und donnert, sollte
man überhaupt alle Gegenstände aus Metall weit von sich
entfernt deponieren!
Nachteile:
- Verlernen
des "normalen Gehens": "Wer ständig nur mit
Teleskopstöcken geht, riskiert, dass wichtige Fähigkeiten
wie Koordinationsvermögen und Gleichgewichtssinn verkümmern",
warnen Mediziner. Erfahrungen zeigen, dass nach mehrmonatigem Gehen
auf vier Beinen das Balancegefühl auf zwei Beinen stark beeinträchtigt
wird. Dann macht schon das Gehen über große Blöcke Schwierigkeiten,
gar nicht zu reden von den Seiltänzen über scharfe Grate oder
schmale Steige. Bei Dauereinsatz "verlernt man normales Gehen",
Gleichgewicht und Koordination werden zu wenig trainiert. Deshalb empfiehlt
es sich, die Stöcke bisweilen wegzulassen. In der Ebene oder in
engen Schluchten sind die Stöcke meistens überflüssig.
- Empfohlen
wird die uneingeschränkte Verwendung von Teleskopstöcken im
allgemeinen nur dann, wenn eine der folgenden Bedingungen vorliegt:
- schwere
Rucksäcke oder andere Lasten
- Schnee,
Nässe und Dunkelheit
- hohes
Alter
- starkes
Übergewicht
- bereits
vorhandene Schäden an der Wirbelsäule oder an den
Beingelenken
- Auf felsigem
Untergrund halten Stockspitzen schlecht, durch Wegrutschen besteht Sturz-
und Verletzungsgefahr. Da ist es manchmal besser, für kurze Passagen
beide Stöcke in eine Hand zu nehmen und sich mit der freien Hand
am Felsen abzustützen.
- Beim Abstieg
über gestuftes Gelände sollte man die Stöcke nicht
zu weit vorne einsetzen, den Körper nicht zu weit vorlehnen, da
dadurch Sturzgefahr besteht.
- Nicht
außer Acht lassen sollte man die Gefahr, die beim Gehen in
der Gruppe entsteht. So sollte man dem Hintermann besondere Aufmerksamkeit
widmen, da die Stockspitze des Vordermanns bei steilen Aufstiegen schnell
im Auge des Hintermanns landen können.
Folgende Faustregel
gilt: Es ist ratsam, ab und zu bei einer leichteren Tour bewusst auf die
Stöcke zu verzichten oder gar von Tour zu Tour abzuwechseln
einmal ohne, einmal mit. Weiß man, dass man es kaum mit steileren
Passagen zu tun bekommt, die Stöcke auf jeden Fall zu Hause lassen
oder die Gehhilfen hin und wieder im Rucksack zu verstauen. |