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Lössterrassen-Strecke (Krems, Stein an der Donau)
Das Fundament des Weins

Lössterrassenstrecke

Mountainbiketour, Waldviertel, 2018; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Bei der Lössterrassen-Strecke von Krems sind auf 18 Kilometern etwa 500 Höhenmeter zu bewältigen – viele, aber erlebnisreiche Höhenmeter, denn mit Stein an der Donau, dem Naturlehrpfad Reisperbachtal und der Burgruine Rehberg liegt jede Menge Erlebenswertes am Weg. Zudem bestimmen Wald, Wein und Wasser den Hintergrund. Deswegen: stop & look.

Die Route

Stein
Von der Strandarena am Donauufer von Krems ausgehend folgen wir der Strandbadstraße in westlicher Richtung an der Sporthalle, der Badearena und dem Yachthafen Krems vorbei bis in die Steiner Donaulände. Nach einem Fußballplatz müssen wir zwei Kreisverkehre passieren: Beim ersten nehmen wir gleich die erste Ausfahrt, beim Steinzweiten biegen wir in der 3. Ausfahrt in die Steiner Donaulände ein. Gemeinsam mit dem Donauradweg gelangen wir nach Stein an der Donau, diesem überaus sehenswerten städtebaulichen Schmuckkästchen mit seinen engen Gassen, einladenden Plätzen und prächtig dekorierten, historischen Bauten. Stein an der Donau war jahrhundertelang eine eigene Stadt, ehe es 1938 zum Stadtteil von Krems an der Donau wurde. Ebenso wie der Stadtkern von Krems gehört auch die Innenstadt von Stein an der Donau zum UNESCO-Weltkultur- und -naturerbe Wachau – weshalb wir uns diese zumindest im Vorbeifahren ansehen sollten. Dazu biegen wir am besten von der Hauptroute auf die sog. Altstadt-Route ab, die auf der Steiner Landstraße der Reihe nach an den Kostbarkeiten der Steiner Altstadt vorbeiführt. Auf Schritt und Pedaltritt Gotik, Renaissance, reich verzierte Portale, prunkvolle Fassaden, figuraler Schmuck, frühklassizistisch gestaltete Fassaden, Flach- und Runderker, palaisartige Wohnhäuser, Prunkstiegen und wunderschöne Innenhöfe. Die Fahrt durch die Steiner Landstraße inklusive kurzer Rast auf einem der schmucken Plätze mit Blick auf die Donau ist schon die kommende Anstrengung wert! Beim Johann-Michael-Ehmann-Platz (Mariensäule) biegen wir nach rechts ab und verlassen das idyllische Stein. Auf der Reisperbachtal-Straße geht es nun bergauf, lange bergauf, sehr lange bergauf!

Wald
Nun heißt es, sich die Kräfte gut einzuteilen. Nachdem wir die engen Gasserln des Steiner Hintaus verlassen haben, überqueren wir Bahngeleise und bleiben danach geradeaus, während die Steinterrassen-Strecke nach rechts abzweigt. Sobald sich die Straße in drei Wege verzweigt, bleiben wir am linken und peilen den hier schon angekündigten Naturlehrpfad Reisperbachtal an. Frapant der Kontrast zwischen dem Touristentrubel in Stein und der nun folgenden Waldesstille.Bienenschaupfad Weiter bergauf. Links die ersten Lösshänge, dieses für den hiesigen Weinbau so wichtige Fundament, auf dem der so köstliche Kremser Wein gedeiht. Rechts steil unter uns der Reisperbach. Nun abwechselnd auf Schotter und Asphalt, aber immerzu durch schattigen Wald bergauf. Infostationen laden uns immer wieder zum Innehalten und Verschnaufen ein, was wir angesichts der konsequenten Stamplerei gerne tun! Die mit Liebe gemalten Bildtafeln machen oft mehr staunen als deren Inhalt, der uns über verschiedene Holzarten, Pilze, Blumen, Insekten, Vögel und Schlangenarten aufklärt, aber auch immer zu Naturschutz und Respekt vor Fauna und Flora mahnt. Am Weg könnten wir zur "Forellenschau" bei der Waldquelle abbiegen, bleiben aber – kraftsparend – am Weg. Wenig später der erst 2015 eröffnete und vom hiesigen Imkerverein mit Liebe errichtete Bienenstand. Schautafeln, Schau-Bienenstöcke, die Rekonstruktion einer Urform der Hausbienenzucht und ein tatsächlich bewohnter Bienenstock verleihen auf rührige Weise einen Überblick über die Welt der Bienen. Weiter bergauf bis zur "Hubertushütte", einem Unterstand samt Jagdtrophäenschau. Daneben informieren Tafeln über die hiesigen Vogel- und Pilz-Arten und laden Bänke zur Rast ein.

Wein
Nun geradeaus weiter waldauf, bis wir auf einem baumfreien Hochplateau die Ortschaft Scheibenhof erreichen. Auf der Unteren, dann auf der Oberen Scheibenhof-Straße rollen wir bis zu einer Kreuzung, überqueren die Sandlstraße und radeln leicht ab- und ansteigend durch Wald weiter bis zum Florianikreuz. Der Weiterweg problemlos und unanstrengend: abwärts am Forsthaus Waldhof vorbei, dann am ebenen Partschenweg mit herrlichem Blick über das Kremstal durch luftige Feldlandschaft. Lössterrassen, Weinfelder und alte Weinkeller verraten, dass wir uns am Eingang in die Wachau befinden. Andererseits sind es aber auch die steil zur Donau hin abfallenden Gneisterrassen, die die Gegend um Stein und Krems mit dem Waldviertel verbinden.

Rehberg

Stein
Rehberg – auch ein zu Krems gehörender Ort – hat sich seine Authentizität bewahrt! Die eng aneinandergeschmiegten Häuser scheinen auch übereinander zu liegen, die engen, steilen Gasserln bringen die Bremsen an ihre Belastungsgrenze. Über allem thront auf einem hohen Felssporn die Kirche mitsamt der Burgruine. RehbergDer kurze Anstieg dorthin lohnt schon allein wegen des schönen Blicks, der sich von der Kirchenterrasse ins Tal hin öffnet. Die gotische, später aber barockisierte Saalkirche ist vermutlich romanischen Ursprungs und wurde 1141 erstmals urkundlich erwähnt. "Rechperch" markierte damals das Machtzentrum der Leng(en)bacher. Die Burganlage gliedert sich in eine Hochburg und eine weitläufig angelegte Vorburg, die durch ein Tor zugänglich ist. Die Ruine flankiert weiters ein spätmittelalterlicher zweigeschossiger Rundturm. Der Vorburg- und Kirchenbereich ist ganzjährig frei zugänglich, für die allfällig versperrte Hochburg kann der Schlüssel bei der Kulturverwaltung Krems (02732/801-571) ausgeliehen werden. Und nicht zu vergessen: Kyselak, der erste Graffiti-Sprayer der Geschichte, war auch hier, wie sein Namenszug an der Mauer beweist! Wieder im Sattel überqueren wir die Krems und müssen am Ölkenweg, der Rehberger Kellergasse, nochmals alle Kräfte sammeln und ein 25-minütiges Bergkriterium meistern.

Wein
Auf der "Haid" haben wir es geschafft und dürfen auf der Stratzinger Straße durch das lösshaltige Weinmeer von Krems segeln. Mit Blick auf die Stadt Krems, die Donau, das Stift Göttweig, die Wachau und in den Vorhof das Waldviertels gleiten wir über luftige, von Weinrieden bewachsene Höhen bis zum Turnerberg, den das Turnerkreuz kennzeichnet.

Hochplateau

Ab hier geht es auf der Langenloiser Straße nach Krems hinunter, nach Überquerung der Ringstraße geht‘s am Eybl-Park vorbei in die Austraße und auf dieser unter einer Bahnbrücke und der B3 hindurch ans Ufer der Donau. Die Fahrt über den Schutzdamm mit Blick auf den großen Fluss mit seinen Schiffen und Schleppern ist ein erfrischender Leckerbissen am Ende, ehe wir zwischen Pfeilerlacke und Offizierlacke nach Norden zur Strandbadstraße abbiegen und zum Ausgangspunkt in der Badearena von Krems zurückkehren.

Lexikon: Stein an der Donau

Stein an der Donau war jahrhundertelang eine eigene Stadt, ehe es 1938 an Krems angeschlossen wurde. Ebenso wie die Innenstadt von Krems gehört auch die Innenstadt von Stein an der Donau zum UNESCO-Weltkultur- und -naturerbe Wachau. Stein wird zwar erst 1072 erstmals in einer Urkunde erwähnt, und damit rund 80 Jahre nach Krems. Ebenso wie Krems präge der Donauhandel auch dessen Schwesternstadt über Jahrhunderte entscheidend – Stein hatte unter anderem ein Monopol als Salzniederlage, dazu kam der Weinexport nach Bayern und OberSteindeutschland. All das verhalf den Bewohnern zu Reichtum und Wohlstand, was sich bis heute im Stadtbild manifestiert: reich verzierte Portale, figuraler Schmuck, Flach- und Runderker sowie Wandmalereien zeugen von erfolgreichen Handelsbeziehungen und hohen Umsätzen. Als Beispiel sei der zur Donau hin offene Rathausplatz genannt, der an der Nordseite vom barocken Johannes Nepomuk-Denkmal, errichtet 1715, dominiert wird. Im Osten steht das Rathaus von Stein, die frühklassizistische Fassade wurde 1779 gestaltet. Über die wochentags geöffnete Prunkstiege beim Eingang neben dem Café unter dem Steiner Wappen gelangt man zum Sitzungs- und Festsaal mit seiner prächtigen Stuckdecke. Der prunkvolle Raum dient heute als Sitzungssaal des Kremser Gemeinderates und als Trauungssaal. An der gegenüberliegenden Seite des Platzes führen mehrgeschossige Bürgerhäuser zur Donaulände und zu einem Rundturm der ehemaligen Stadtbefestigung, die nicht nur feindliche Angreifer, sondern auch Eisstöße und Hochwasser abwehren sollte. Bekannt auch das Mazettihaus am Schürerplatz, ein palaisartiges Wohnhaus mit einer reich dekorierten, dreigeschossigen Fassade. Die kreuzgratgewölbte Einfahrt und die kunstvolle Ausgestaltung mit einer Stuckdecke aus 1720 im Festsaal im ersten Stock machen es zu einem der imposantesten Barockbürgerhäuser von Stein. Übrigens verbrachte hier ein gewisser Ludwig Ritter von Köchel seine Jugendjahre: Er wurde als Verfasser des bekannten "Köchel"-Mozart- Verzeichnisses berühmt. Geboren wurde Köchel im Großen Passauerhof (Steiner Landstraße), einem Zehenthof des Bischofs von Passau. Auffallend die Rundbogenzinnen mit turmartigen Eckzinnen aus der Renaissance. Die gewundene Spindeltreppe im Turm an der Ostseite des Hofbereiches führte zur spätgotischen Kapelle über der Einfahrt, in der sich die Hausleute zu Gottesdiensten versammelten. In den letzten Jahren erhielt Stein durch die Kunstmeile und die Donau Universität neue zukunftsweisende Impulse.

Ausgangspunkt:
Route:
Krems Badearena (195 m) – Stein an der Donau – Reisperbachtal (Naturlehrpfad) – Scheibenhof (446 m) – Florianikreuz (460 m) – Rehberg (Burgruine, 220 m) – Am Turnerberg (315 m) – Krems
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 450
Kilometer:
ca. 18
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 3,5
Schwierigkeiten:
fahrtechnisch keine, da keinerlei steile Trailpassagen zu bewältigen sind; die Auffahrten durchs Reisperbachtal und von Rehberg auf die "Haide" sind lang und verlangen einiges an Kraft und Kondition.
Eignung für Kinder:
ab 15
Ausrüstung:
Wer im Anschluss an die Tour in der Badearena planschen will, wollte Badezeug dabei haben.
E-Bike-Tauglichkeit:
ja
Einkehrmöglichkeiten:
etliche in Stein/Donau und in Krems, Heurige in Scheibenhof
Attraktionen:
Stein/Donau, der Naturlehrpfad (Bienenstand, Forellenschau, Hubertushütte) im Reisperbachtal, Burgruine Rehberg, Wein- und Lösslandschaft rund um die Haide am Turnerberg
Nächtigung, Einkauf, Rad-Verleih, Bademöglichkeiten
GPX-Track:

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Thomas Rambauske

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