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Wein, Wald und viel Wasser
Triestingau-Radweg

Triestingau-Radweg

Radwanderung, Wien-Umgebung, 2020; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Auf einer Länge von 26 Kilometern erstreckt sich zwischen Schönau an der Triesting und Himberg bei Wien der sogenannte Triestingau-Radweg (Betonung auf Triesting-AU), ein sehr abwechslungsreicher Ausflug für die ganze Familie und eine leichte Alternative zum Thermenradweg. Am Weg romantische Flusspassagen, naturbelassene Auwälder, weingetränkte Heurigenorte, offene Feldlandschaften und erfrischenden Bademöglichkeiten. Ein Geheimtipp!

Die Route

Am Wiener Neustädter Kanal
ForellenWir starten in Leobersdorf in der Nähe von Schönau an der Triesting, da wir dahin bequem per S-Bahn (S3 von Wien Mitte) anreisen können. Zuerst umkurven wir die Bahnhofsbrücke um das Parkhaus herum, bis uns das Schild "Triestingtal-Radweg" Richtung Wiener Neustädter Kanal lotst. Nach einer weiteren Brücke landen wir beim Thermenradweg (Eurovelo 9). Hier lenken wir das Rad rechts und folgen dem Wr. Neustädter Kanal Richtung Schönau/Triesting.
Ein beschaulicher Auftakt. Wer stehen bleibt und ins saubere Wasser schaut, wird Karpfen, Hechte, Zander und viele Forellen beobachten können. Nachdem wir mit dem Kanal gemeinsam die Triesting auf einer Brücke überqueren (15 min.), heißt es, nach links abzweigen, um dem "Triestingau-Radweg" zu folgen.

Schönau
Zuerst durch eine Weidenallee nach Schönau an der Triesting, dem Schildeigentlichen Ausgangspunkt des Triestingau-Radwegs. Hier befand sich einst die viertgrößte Baumwollspinnerei Niederösterreichs. Das deutet auch an, dass im Triestingtal Industriegeschichte geschrieben wurde. Die Geschichte Schönaus ähnelt der Historie vieler Orte entlang der Triesting: Im 18. Jahrhundert florierte hier die Baumwollspinnerei und Weberei, die für Arbeitsplätze und Wohlstand sorgte. Heute prägen Winzer und Weingüter, gemütliche Unterkünfte, traditionelle Feste und Freizeitangebote das Leben in Gemeinden entlang der Triesting. Schon die ersten Pedaltritte nehmen den Rhythmus der gesamten Tour vorweg: Es wird weniger getreten als viel mehr gerollt. Im Schlender-Gang gleiten wir, ohne einen Höhenmeter bewältigen zu müssen, gemütlich dahin, können schauen und plaudern und die hübsche Gegend genießen. In Schönau befahren wir eine Straße – allerdings auf einem abgesetzten Radweg. Auch das charakteristisch für die Tour: Wir sind nie dem PKW-Verkehr ausgesetzt, sondern auf eigener, sicherer Radspur unterwegs. Schnell erreichen wir den Weinort Günselsdorf. Danach kommen wir endlich der Hauptdarstellerin der Tour, der Triesting, nahe.

An der Triesting
Klar und doch mächtig fließt sie neben uns her. Undurchdringlicher Auwald umgibt das tiefe Flussbett. Ein kostbares Naturparadies, wo viele selten gewordene Lebewesen und Pflanzen eine dauerhafte Heimat gefunden haben wie der Eisvogel, Alpenbock, die Smaragdeidechse, Wechselkröte, der Wiedehopf, Kiebitz und die azurblauen Prachtlibellen. Vom Fischreichtum gar nicht zu sprechen. Und auch die Flora beeindruckt: Eschen, Hainbuchen, Robinie, Kreuzdorn, Türkenbund, Wiener Blaustern, Wildtulpen und viele andere Pflanzenarten säumen das Ufer. Das liegt meist 2-3 Meter unter uns. Um zum Fluss zu gelangen, müssen wir das Rad stehen lassen und in ihr tiefes Bett hinabsteigen.

Triesting

Die ca. 60 km lange Triesting, aus dem slawischen „Trescinia“, was "tosender Bach" bedeutet, entspringt durch Zusammenfluss mehrerer Quellbäche aus dem Schöpfl-Gebirgszug im südöstlichen Wienerwald und mündet nach Durchfluss des Triestingtales und des Wiener Beckens bei Achau in die Schwechat. Der „Bach“ ist mancherorts allerdings zum Fluss angeschwollen – der wiederum nach Regenfällen zum reißenden Strom werden kann.

Durch Felder
In Teesdorf kurz entlang der Hauptstraße an verschiedenen Weingütern vorbei, danach zur Abwechslung durch Korn-, Sonnenblumen- und Maisfelder. Am Horizont winkt der Anninger zu uns herüber. Wer stehenbleibt und zurückschaut, wird an klaren Tagen auch den Schneeberg erkennen. Apropos Berg: Für Kletter-Fans empfiehlt sich der Kletterpark Tattendorf, wo über 50 Kletterstationen warten.

Felder
Oft geht es über Felder, während im Hintergrund der Anninger grüßt.

Aulandschaft
Nach Tattendorf treffen wir wieder auf die Triesting und erleben eine weitere erfrischende und malerische Flusspromenade samt Urwald-Feeling. Bis Oberwaltersdorf erstreckt sich unberührter Auwald, wo die Natur Natur sein und wachsen darf, was wachsen will. Es rät sich, einfach stehen zu bleiben und hineinzuhören in den Dschungel. Allein das Vogelgezwitscher verrät, wie mannigfaltig das Leben hier sein muss.

Auwald
Wehranlagen stauen die Triesting ein wenig auf, sodass kleine Seen entstehen.

In Oberwaltersdorf passieren wir eine Wehranlage, die dazu dient, Hochwassergefahren zu bannen. Danach verabschieden wir uns kurz von der Triesting. Nach einer sehr niedrigen Unterführung – Achtung: Hier sollte man unbedingt vom Rad steigen und sich hindurchducken! –  kommen wir zum idyllisch gelegenen Badesee Oberwaltersdorf, der zu einem erfrischenden Stopp einlädt! Wer Badezeug mit hat: absitzen, das Rad anbinden und rein ins kühle Nass! Ein paar Stunden Badeurlaub darf man sich inmitten des Radlvergnügens ruhig können. Tipp: Natürlich kann man an verschiedenen seichten Stellen auch in die Triesting springen oder zumindest die Füße abkühlen – Kälteresistenz vorausgesetzt natürlich!
Nach Oberwaltersdorf wieder der Triesting folgend Richtung Trumau, wo wir über blumenreiche Wiesen hinweg wieder den Anninger zu sehen bekommen. 

Offene Feldlandschaft
Nach Münchendorf, wo die Baumwollspinnerei sogar bis 1916 überlebt hat, passieren wie einen Pferdehof und gleiten zwischen Feldern und Triesting locker dahin. Mit der Sonne im Herzen, lassen wir uns auf ebenen Wegen durch die Felder und Wiesen treiben. Das macht Spaß. Vor Himberg sind linker Hand die ersten Vororte von Wien zu erkennen, darüber der Kahlen- und Leopoldsberg. Bei der sog. Sängerrast (Unterstandsmöglichkeit und Rotes Kreuz) können wir eine Pause einlegen, ehe es über offene Feldlandschaft und am Ende dem Mitterbach entlang nach Himberg geht, dem eigentlichen Zielpunkt des Triestingau-Radwegs.
Da wir aber mit Öffis unterwegs sind und unsere eigenen Räder dabei haben, peilen wir den Bahnhof Kaiserebersdorf bei Schwechat an (+ 7 km). Alternativ könnte man von Himberg aus dem Thermenradweg (9a) nach Wien-Zentrum folgen (+ 16 km). 

Die Schwechat
Wir aber folgen den Schildern des Eurovelo 9 Richtung Schwechat. Zuerst durchfahren wir Zwölfaxing und Rammersdorf. In Schwechat überqueren wir die Hutweidebrücke, befahren wir Wallhofgasse, biegen dann nach rechts in die Franz Schuster-Straße ein, passieren das Rudolf Tonn Stadion und das Barockschloss Rothmühle und erreichen nach der Stadtgärtnerei Schwechat die Schwechat selbst.

Schloss Rothmühle
Barockschloss Rothmühle in Schwechat

Am Steg über die Schwechat (Steggasse) setzen wir in den Rathaus-Park über, durchqueren diesen in östlicher Richtung, bis wir auf der Schwechatbrücke auf die Wienerstraße treffen. Über diese führt uns ein rot markierter Radweg zum Bahnhof Kaiserebersdorf, wo wir die S7 nach Wien besteigen.

Variante: Wer noch Lust aufs Weiterfahren hat, radelt entlang der Schwechat und über Albern und die Freudenauer Hafenbrücke nach Wien auf die Donauinsel (+ 6 Kilometer) ...

Lexikon: Schloss Rothmühle

Eine Mühle, um die schon im Mittelalter eine schlossähnliche Festung errichtet wurde, wurde urkundlich erstmals im Jahr 1244 erwähnt. Im Jahr 1593 wurde die Rothmühle vom Adelsherrn Ambrossy di Ferrari erworben, der das Gebäude in der heutigen Form umbauen ließ. Der Mühlbetrieb wurde 1863 eingestellt und wenige Jahre später in eine Schafwolldruckerei umgewidmet. In den 1970-er Jahren wurde das Schloss Rothmühle von der Stadtgemeinde Schwechat, die mittlerweile Eigentümerin war, generalsaniert. Das Schloss ist heute als Frühstückspension und Veranstaltungsort der Stadtgemeinde Schwechat in Verwendung. Alljährlich finden im Schlosshof die Nestroy-Spiele statt. Ach ja: Im Jahre 1773 war auch der junge Mozart zu Gast im Schloss.
Quelle: www.rothmuehle.at


Ausgangspunkt: Leopoldsdorf (Bahnhof, 260 m)
Route:
Leopoldsdorf (Bahnhof, 260 m) – Schönau/Triesting (254 m) – Günselsdorf (242 m) – Teesdorf (236 m) – Tattendorf (227 m) – Oberwaltersdorf (213 m) – Trumau (200 m) – Münchendorf (200 m) – Himberg (170 m) – Zwölfaxing – Schwechat – Bahnhof Kaiserebersdorf (171 m)
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 70
Kilometer:
ca. 37
Gesamtfahrzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 3,5
Schwierigkeiten:
fahrtechnisch keine
Eignung für Kinder:
ab 11
Ausrüstung:
Badesachen und Gelsenschutz
Das beste Rad:
Trekkingbike
E-Bike-Tauglichkeit:
ja
Einkehrmöglichkeiten:
Gasthaus Ortszentrum in Schönau/Triesting (www.gasthaus-ortszentrum.at/), Heurige und Weingüter in Teesdorf und Tattendorf, mehrere Einkehrmöglichkeiten in Oberwaltersdorf, Trumau, Himberg und Schwechat
Attraktionen:
naturbelassener Auwald entlang der Triesting, offene Feldlandschaften, Ausblick auf Anninger und Schneeberg, viele Heurige und Weingüter, viele Rastplätze, einige Relikte aus Zeiten der hier einst florierenden Baumwoll-Industrie, Schloss Rothmühle in Schwechat

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