Die
Hafnergruppe erstreckt sich als die östlichste Berggruppe des Nationalparks
Hohe Tauern vom Malta- und Murtal bis zum Katschberg und gipfelt im 3076
Meter hohen großen Hafner, einen sogenannten "wanderbaren"
Dreitausender.
Die Berge, Seen und Kare rings um ihn gehören dem stillen Genießer,
weshalb der auch meist alleine unterwegs ist ...
Bei
der vorgestellten Bergfahrt handelt es sich um eine 4-Tages-Tour, die
den Wanderer wohl die schönsten Eigenarten dieser Gruppe erleben
lässt.
1.Tag
Kölnbreinspeicher
- Kattowitzer Hütte (2319m)
Anreise
über die Mautstraße ins schöne Maltatal bis zum
Kölnbreinspeicher. Am Parkplatz beim Hotel Malta lassen
wir das Auto stehen und brechen auf zur ersten Tagesetappe. Gemütlich
über den Salzgittersteig, vorbei an einem einzigartigen Hochmoor,
über Geröll zum Krumpenbach (2070m), schließlich
hinauf zur Gratscharte des Gamsleitenjochs und eben zur Kattowitzer
Hütte. Im Norden thront unsere Tauernkönigin, die Hochalmspitze,
und wird uns die gesamte Tour begleiten.
Bei
lichtem Nebel steigen wir über Serpentinen und Geröll durch
das weite Ochsenkar hoch zur Abzweigung Wastlkarscharte-Hafner.
Mäßig steil den Grat entlang, über gesicherte Felsplatten
(erhöhte Trittsicherheit notwendig, Vorsicht bei feuchter Witterung
- Rutschgefahr!), dann über einen breiten, einfach begehbaren Rücken,
durch einen "Garten" voller, von Bergsteigern errichteter Steinmänner.
Nach fast 2 Stunden stehen wir beim schlichten Kattowitzer Kreuz
des Hafner-Gipfels, des ersten 3000ers meiner Wanderpartnerin Mexi.
2,5
Stunden
Beim
Abstieg ein selten schönes Naturschauspiel: Die Wolken reißen
auf und gewähren einen atemberaubenden Blick auf die Tiefen und Weiten
der Hafnergruppe. Nun zurück zur Abzweigung und gesichert über
die Felsen der Marschneid. Die gute Laune vergeht uns bei der anstrengenden
Blockkletterei am Wastlkarkees (Mexi, sich über ihre
geringe Spannweite beschwerend: "Sind diese Steine denn nur für
Männer gemacht?"). Nun über Schneefelder zur Wastlkarscharte,
dem Kriterium dieser Tour: An Drahtseilen und Steigbügeln hantelt
man sich fast 10 Meter senkrecht in eine Rinne hinab, mitunter
verschwindet das Seil unter festem Altschnee, sodass gewagt über
den steilen Firnhang ausgewichen werden muss (Grödeln wären
da nicht sinnlos!).
Abfahrgeeignete
Schneefelder entlohnen für die Mühe, der idyllische Uferweg
entlang des Oberen und Unteren Rotgüldensees (dazwischen
einige gesicherte Passagen) gehört zu dem Schönsten, was die
Haftner-gruppe zu bieten hat.
Am
Ufer des unteren Seesdie schmucke Rotgüldensee
Hütte. Monika und Erich Winkler haben diese Einkehr
zu einer der gemütlichsten und gastlichsten Hütten gemacht (etliche
Schautafeln bei der Hütte informieren über Flora, Fauna und
Montangeschichte).
Für den verschlafenen Morgen unfair steil bergauf (eine gesicherte
Passage) bis zu einem kleinen Metallkreuz in der Schrovinscharte, weiter
auf einem landschaftlich schönen Panoramaweg, hinunter zur Muritzenalm
(Kapelle, mehrere Häuser, keine Bewirtschaftung). Auf einer Fahrstraße
über die Zalußenalm zur schön gelegenen Stickler
Hütte,
die sich auf Forellengerichte spezialisiert hat (eigener Fischteich, hierher
auch per Hüttentaxi möglich).
3,75
Stunden, 520/360 Hm
Weil
wir noch genügend Zeit haben und das Weißeck verlockend
auf uns herabblickt, starten wir nach einer kleinen Mittagspause noch
einmal durch zu einem unvermutet schönen Erlebnis! Auf dem geruhsamen
Almweg betreten wir ein Meer von Farben und Gipfeln. Vor allem der Gratweg
von der Rieding Scharte zum höchsten Punkt des Weißecks
hat es uns angetan: unter uns der Riedinger See, vor uns die Schladminger
Tauern , zu unseren Füßen Beete voller Himmelsherolde.
Lange bleiben wir am Gipfel und schauen und genießen, bis Mexis
ewig kalte Finger zum Aufbruch mahnen.
3,5
Stunden, 959 Hm
4.Tag
Stickler Hütte - Albert Biwak (Schmalzscharte) - Weinschnabel - Kölnbreinspeicher
Durch
das langgezogene Almgebiet entlang der Mur in Richtung Schmalzgrube,
das große Kar im Talschluss. Bald stehen wir an der Quelle der
Mur. Wuchtig entspringt sie dort unter einem großen Felsblock
(Info-Tafel; Flusslänge bis zur Mündung in die Drau bei Legrad
in Kroatien 444 Kilometer), lässt ihre Mächtigkeit schon erahnen.
Dann schweißtreibend und lange bergauf durch blockreiches, alpines
Ödland bis zum Albert-Biwak,
einer kleinen, 1986 errichteten Notunterkunft. An ihr vorbei in die Schmalzscharte
(2444m), wo sich ein aufgemauerter "Adlerhorst" als prächtiger
Aussichtspunkt und Pausenplatz anbietet (schöner Blick auf die Schwarz
Seen). Von dort auf und ab, manchmal über gesicherte Stellen
in die Muritzenscharte, schließlich über Geröll
und/oder Schneefelder hinauf zum höchsten Punkt der heutigen Tour,
den Weinschnabel (2750m). Gemütlich bergab zur unbewirtschafteten
Jägersteighütte und über die Straße am Ufer
des Kölnbreinspeichers zum Parkplatz des Hotels Malta
zurück.
6
Stunden, 1000 Hm
Eine
Etappe, die noch einmal alle Vorzüge dieser Berggruppe hervorkehrt:
rauschende Wasserläufe, langgezogene Almböden, beeindruckende
Fernblicke, kantige Scharten, zünftige, aber gesicherte Kletterpassagen,
also jede Menge Arbeit für Hand, Fuß, Ohr und Auge.
Die
vielen gesicherten Kletterpassagen (I-II) verlangen erhöhte
Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
Vorsicht
bei Altschneefeldern! Die Sicherungen können darunter vergraben
sein.
Alle
Wege sind hervorragend markiert und instand gehalten.
Die
Tour kann auch Jugendlichen ab 15 zugemutet werden, so alle Regeln
der Bergpädagogik beachtet werden. Für gefährliche Passagen
ist eine Klettersteigsicherung anzuraten!
Die
Hütten zeichnen sich durch Gemütlichkeit und Engagement
aus (Reservierungen nicht notwendig, da das Gebiet und also die
Hütten nicht überlaufen sind). Die Preise allerdings
scheinen zu hoch angesetzt! Vor allem das für Bergsteiger
so wichtige Frühstück fällt in allen Hütten
für den hohen Preis von € 7,25 viel zu mager aus: Von
2 dünnen Scheiben Brot, einem Schälchen Butter, Marmelade,
2 Blättern Wurst und/oder Käse wird kein Bergfex satt.
Wer
ein ruhiges, eindrucksvolles und einsames Gebiet sucht, dem sei dieser
Höhenweg wärmstens empfohlen!
Geschichte
Als
Erstbesteigung des Großen Hafner gilt jene des Leutnants
Baron Gorizzutti im Jahre 1825. Er errichtet auf dem damals "Hafnereck"
genannten Gipfel eine 5,12 m hohe Pyramide: "Da jedoch die Spitze
selbst für das trigonometrische Zeichen zu wenig Platz bot, wurde
dieses nordwestlich vom Gipfel ungefähr um 12 Klafter (30 Schritte)
tiefer errichtet", berichtet der Baron.
Der
Kölnbreinspeicher wurde 1978 in Betrieb genommen und erstreckt sich
über ein Einzugsgebiet von 51,3 km2. 200 Mio.m3 Nutzinhalt werden
von einer 200m hohen Staumauer gehalten.
Literatur/Karten
Auferbauer:
"Bergtourenparadies Österreich"; Buchenauer/Holl: "Alpenvereinsführer
Ankogel und Goldberggruppe"