Wo das offene, weite Hügelland des Mostviertels in die Waldlandschaft des Wienerwalds übergeht, erstreckt sich die Region "Elsbeere Wienerwald". Bekannt ist das sanft gewellte Land für die vielen frei stehenden, sonnenhungrigen Elsbeer-Bäume, die weiten Ausblicke, die Kulturschätze und die hohe Lebens- und Wanderqualität.
Tag 36: Wilhelmsburg – Rudolfshöhe (Ochsenburger Hütte, 594 m) – Wald – Fahrafeld – Hegerberg (Johann Enzinger Hütte oder Hegerberg Hütte, 655 m) – Stössing – Hochgschaid – Laaben
Pfeile und Markierungen weisen von Wilhelmsburg weg deutlich zur Ochsenburger Hütte. Gleich nach den letzten Siedlungshäusern betritt man freie Wiesen, die vor allem im Frühling mit einem gelb-violetten Prachtteppich aus blühendem Löwenzahn und Obstbäumen bedeckt sind. Wie der größte Teil des Weges verläuft auch der Anfang dieser Tour über breite Güterwege, bis man einen beispielhaften Mischwald und einen Waldlehrpfad betritt. Vogelkirsche, Buche, Tanne – fast jeder Baum hat hier sein Namensschild. Kurz vor der Ochsenburger Hütte, am Rand einer Lichtung die sog. Vierbrüderbuche mit dem ersten sog. "Sagenstein", auf dem die jeweilige Bewandtnis rund um den Ort erzählt wird: Ein Blitz etwa soll auf der Rudolfshöhe vier Bösewichte erschlagen haben, die ihr Unwesen unter dem Bauernvolk getrieben haben sollen. Kurz nach dem Unglück sollen vier Buchen gekeimt und ineinander verwachsen sein, wie man heute noch sieht.
Wie am gesamten Weg laden Bänke, Tische und wie hier auf der Rudolfshöhe, dem Hausberg der Wilhelmsburger, ein Salettl zum Verweilen, Schauen und Rasten ein. Der Blick über die weiten Wiesen ins Wald- und Weinviertel bis hin zu Ötscher und Schneeberg hat schon etwas sehr Meditatives an sich, wenn man sich Zeit und Ruhe nimmt.
Nach einer Stunde etwa erreicht man schon die liebevoll hergerichtetene Ochsenburger Hütte (Naturfreunde, 594 m), ein gemütliches Refugium für das Mischvolk, das sich hier einfindet: Drahtesel-Reiter, Kinder, Wanderer – alles, was Beine und Räder hat, strebt dieser Labestation zu. Weiter aber gehnuss-gewandert Richtung Hegerberg, einem der beliebtesten Wanderberge hierorts. Am nie besonders steilen oder anstrengenden Weg immer wieder Lichtungen und Wiesenkämme mit grandiosem Ausblick, dazwischen Weiden, kleine Wälder und lauschige Rastplätze. Was das Wandern hier so auszeichnet, ist die Leichtigkeit und Einfachheit. Es muss nie geschwitzt, zugepackt, balanciert oder riskiert werden, nein, Gehen bedeutet hier Promenieren, Genießen, Schauen und sich mit der Landschaft verweben.
Knapp unterhalb des Hegerberg-Gipfels empfängt uns das ganzjährig bewirtschaftete Johann Enzinger-Schutzhaus (auch "Hegerberg Hütte"), das man nie ganz verlassen vorfindet, treffen hier doch einige sog. "Elsbeerwege" zusammen. Elsbeer-Bäume gelten als Besonderheit dieser Landschaft. Frei stehend, weil sonnenhungrig wachsen sie auf Wiesen und fallen überdies durch ihre imposante Höhe, die mächtige Krone und die prächtige orange-rote Herbstfärbung auf. Bis zu 20 Meter hoch und bis zu 300 Jahre alt kann ein Elsbeer-Baum werden, Früchte trägt er erst nach etwa 15 Jahren. Von Hand gepflückt werden sie zu wohlschmeckenden Elsbeer-Spezialitäten verarbeitet.
Unter den Bäumen über Stössing ein sog. Solitär-Elsbeerbaum, der mir ein Déjà-vu beschert: Denn schon als ich vor vier Jahren hier vorbei kam, fiel er mir ob seiner Schönheit und anmutigen, aber einsamen Position mitten im freien Gelände auf (zur Tour >>>). Auch damals fotografierte ich ihn und verwendete das meditative Bild jahrelang als Bildschirmschoner (siehe Bild links). Damals war er allerdings kurz nach dem Winter noch laub- und farblos, diesmal präsentierte er sich im sommerlichen Festtagskleid – ansonsten aber hatte sich mein Elsbeerbaum in keiner Weise verändert:
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Nun hinunter nach Stössing, am geschichtsträchtigen Kloster Hochstrass vorbei und wieder hoch auf Feldwegen bis zur herrlich weiten Hochebene rund um Hochgschaid. Hauptstadtblick! Als wir absteigen, passieren wir die Reschreit-Kapelle mit einer uralten und geschützten Linde sowie einem Traumblick über das Alpenvorland und nach Laaben hinunter.
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Tag 37: Laaben – Schöpfl (893 m) – Hasenriegel – Hochstrass – Schwabendörfl – Jochgrabenberg (645 m) – Rekawinkel
Am Waldrand über Laaben ist es still. Ich bin auf einem der "Elsbeerwege", die auf den von Laaben aus westlich gelegenen Höhenrücken führen. Nach einem kurzen Anstieg wandert man an der stellenweise baumfreien Kuppe entlang und genießt die Aussicht in alle Richtungen. Die ganze Lieblichkeit, Helligkeit und Anmut der Mostviertler Landschaft konzentriert sich hier: Am Weg zahlreiche Marterln und Bildstöcke, Himbeer- und Brombeer-Sträucher und – natürlich! – Elsbeerbäume. Ist man zur richtigen Jahreszeit unterwegs, kann man sich durch einen abwechslungsreichen Beerengarten kosten, was die Wegzeiten um einiges verlängert ;-). Wer sich die Sorgen des Lebens wegwandern will, sollte sich hierher begeben ins Elsbeer-Reich. Vom Zentrum von Laaben sind wir dem 404 Richtung Gratzerhof-Schöpfl gefolgt. Rot markiert über sonnenüberflutete freie Feld- und Wiesenflächen. Ringsum das sanft gewellte Alpenvorland, nahe schon die bewaldetet Erhebung des Schöpfls.
Beim Anwesen Gratzerhof auf eine Zufahrtsstraße, diese nach 10 Minuten links verlassend in sanft geneigtes Feld-Wald-Gelände. Bei der kleinen Hagentaler Hütte wieder ein Stück Straße, an einer – Burschen aufgepasst! – Schweinefarm vorbei und weiter zum – Mädls aufgepasst! – Island Pferde-Zentrum Forsthof. Um die Weide mit massenhaft Ponys herum, bis die Kulturlandzone in die typische Wienerwaldzone übergeht. Der schattige Heinrich Gith-Steig führt nun in bequemen Serpentinen am Bergrücken des Schöpfls hoch. Kurz vor Ende des Steigs ein Brunnen mit gutem Trinkwasser. Sobald man aus dem Wald tritt, rückt rechts auch schon die Schöpfl Hütte in den Blickpunkt. Dahinterdas Gipfelkreuz und die Eduard Matras-Warte, der höchste Punkt des Wienerwalds (893 m, 2 St.). Von ihrer Aussichtsplattform eröffnet sich natürlich ein toller Blick ins Laabental, auf Wein- und Waldviertel, zu den Leiser Bergen, dem Peilstein, Leithagebirge, den Gutensteiner und Türnitzer Alpen, Schneeberg, Rax, Ötscher, ja an klaren Tagen lugen sogar Hochschwab, Totes Gebirge – und Wien! Mein Ziel! – herüber. Nun ganz kurz zurück in den bewaldeten Gipfelhang und dort dem sog. Pensionistensteig hinunter ins Lammerbachtal, um von dort über den Hametsberg zur Falkensteiner Hütte am Hasenriegel zu gelangen. Einkehr. Nun teils auf Forststraße, teils auf Beton durch die Ortschaft Hasenriegel, unter der Autobahn A21 hindurch und auf der anderen Seite hoch Hochstrass und Schwabendörfl. Nach dessen Ortsende-Schild geht es wieder in die Botanik, nämlich auf den 645 m hohen Jochgrabenberg, dessen Gipfel leider eine Antenne "ziert". Nun nahe bzw. auf der Landstraße bergauf und bergab, nachdem wir die Westautobahn übersetzt haben nach Rekawinkel.
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Lexikon: Elsbeere
Wo das Mostviertel in den Wienerwald übergeht, ist die Elsbeere zu finden. Auf hohen Bäumen, die frei in den Wiesen stehen und oft über hundert Jahre alt werden, wachsen die Elsbeeren - rötlich-braune Früchte mit Marzipanaroma. Hier im ElsbeerReich ist eine der größten räumlichen Konzentrationen an Solitärelsbeerbäumen in Mitteleuropa. Die Nutzung der Elsbeere hat hier seit etwa 200 Jahren Tradition. Im Jahr 2007 haben sich die Wienerwald-Gemeinden Asperhofen, Brand-Laaben, Eichgraben, Kirchstetten, Maria Anzbach und Neulengbach mit den Mostviertelgemeinden Böheimkirchen, Kasten, Michelbach, Pyhra und Stössing zu einer Region zusammengeschlossen. Dem Alleinstellungsmerkmal Elsbeere wurde im Regionsnamen Elsbeere Wienerwald Rechnung getragen.
Elsbeeren werden von Hand und mit Hilfe von sehr langen Leitern gepflückt, eine aufwändige und nicht ungefährliche Erntearbeit. Der Elsbeerbrand gehört deshalb zu den kostbarsten und exklusivsten Destillaten. Die Früchte werden außerdem zu Likören, Marmeladen und anderen Spezialiäten verarbeitet. Auch das wertvolle Holz wird verarbeitet. Die Elsbeere wurde als Österreichs erstes Slow Food Presidio Produkt klassifiziert.
Elsbeer-Spezialitäten wie Elsbeer-Schokolade, Elsbeer-Cremehonig, die süße Elsbeerschnitte, Elsbeer-Camembert, Elsbeer-Blüten-Sirup und Elsbeer-Likör, gibt es in der Region ab Hof zu kaufen. Köstlichkeiten von und mit Elsbeeren finden sich unter anderm auf den Speisekarten von Landgasthof Schwarzwallner in Michelbach und im Seminarhotel Laabnerhof in Brand-Laaben. In beiden Gaststätten werden regelmäßig Elsbeer-Menüs angeboten. Im Gasthof Geppl in Fahrafeld bei Böheimkirchen wurde sogar eine Elsbeer-Stube eingerichtet. Gefeiert wird die Elsbeere jedes Jahr Anfang Mai beim "Tag der Elsbeere".
Quelle: Mehr zur Elsbeere auf www.elsbeere-wienerwald.at >>>
Schöpfl
Der Schöpfl ist der höchste Punkt des Wienerwaldes. Mit 893 m ist er höher als viele Orte in Niederösterreich, sogar höher als weite Teile des Waldviertels. Landschaftlich erinnert die Gegend rund um den Schöpfl stark an das Alpenvorland, geologisch gesehen ist der Wienerwald auch ein Ausläufer der Alpen.
Quelle: www.wien-konkret.at (mehr erfahren >>>), Touren auf den Schöpfl
Rekawinkel/Pressbaum
Pressbaum liegt am Hauptkamm des Wienerwaldes. Im Gemeindegebiet entspringt die Wien, die durch das von ihr gebildete Wiental bis in die Donau nach Wien fließt. Pressbaum selbst liegt zum größten Teil im Wiental und in anschließenden Seitentälern wie der Pfalzau, dem Weidlingbachtal und der Brentenmais. An manchen Abschlüssen der Täler liegen Sättel wie der Rauchengern, der Hengstl oder der Rekawinkler Berg. Höher gelegene Ortsteile sind Dürrwien, Haitzawinkel, in der Bonna, Rekawinkel und Schwabendörfl, wobei letztere beiden direkt am Hauptkamm des Wienerwaldes liegen. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 58,87 Quadratkilometer. 78,15 Prozent der Fläche sind bewaldet. Die bekanntesten Erhebungen sind der Pfalzberg, der Bihaberg, der Saubühel und der Karriegel. Der höchste Punkt im Gemeindegebiet ist der Jochgrabenberg mit 645 Meter.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)
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