Das Schödertal bei Großarl ist das zweitlängste Tal der Hohen Tauern und präsentiert sich als Hort der Unberührtheit und Einsamkeit. Für Stillesucher mit Schneeschuhen ein Traum.
Die Route
Vom Trubel in fast unbewegliche Stille, von zerbauter Künstlichkeit in unberührte Natur – so schnell geht das im Großarltal, an dessen Ende ein Tal beginnt, wo die Natur noch sein darf, wie sie will. Basislager dieser kleinen, aber feinen Kultur- und Natur-Geschichte, die bei nahezu jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit unternommen werden kann, ist der Talwirt in Stockham (Hüttschlag) am Eingang in den Nationalpark Hohe Tauern. Als Prolog bietet sich ein Besuch des Talmuseums an, wo altes bäuerliches Kulturgut wie Mühlen, eine Bergwerksschmiede oder ein Bauernhaus aus anno dazumal die hiesige Geschichte lebendig macht.
Nun aber los. Wer bis zum Schödersee will, sollte Schneeschuhe dabeihaben, wer nur den Ötzlsee anpeilt, braucht bloß stabile Winterschuhe. Unsere Tour beginnen wir mit einem Umweg, denn nur 5 Minuten abseits des regulären Wegs liegt der Kreealm- oder "Stockham"-Wasserfall. 50 Meter fällt er tosend und stäubend über einem Felsen und präsentiert sich zu jeder Tages- und Jahreszeit in unterschiedlichem Licht. Kurz zurück zum Weg 512, dem wir nun nicht mehr verlassen und schnurgerade ins Schödertal folgen. Begleitet von Infotafeln, die uns allerhand über die Geschichte, Mineralien, Pflanzen und Tiere im Schödertal erzählen, flanieren wir auf einem fast ebenen Weg taleinwärts und erahnen ringsum Sumpfwiesen – Reste ehemaliger Moore und Seen. Kurz danach die alten Mauerreste des „Seegutes“, eines der ältesten Bauerngehöfte hierorts, das bereits im Jahre 1200 urkundlich erwähnt wurde. Immer stiller wird es nun, selbst die Großarler Ache, die wir auf einer Brücke überqueren, schlängelt sich verschwiegen durch die Winterlandschaft.
In scheinbar vollkommen lebloser Natur stapfen wir durch unberührten Schnee an einem Rodwildgehege vorbei bis zum Ötzlsee, wo seit 1998 eine besondere Rarität gehalten wird, der nur mehr selten vorkommende Alpenlachs (bis 1,20 m). Wir finden den See still, schwarz und unbeweglich vor, nur von den Ufersträuchern tropft Schnee ins sich kräuselnde Wasser. An sich hätte man hier schon das Ziel einer lohnenden Halbtagestour erreicht.
Wer nun weiter ins Schödertal vordringen möchte, sollte auf die Schneeverhältnisse achten: Liegt zuviel, wird‘s zur Schneewühlerei und droht Schneebrettgefahr! Ansonsten erwartet uns ein wirklich unvergesssliches Naturerlebnis, ist das Schödertal doch eine wahre Urlandschaft, wo eine terra incognita beginnt, wo die Natur noch sein und wachsen darf, wie sie will. An einer alten Holzknechthütte vorbei, folgen wir nun dem Schöderbach, der manchmal laut und ungestüm strudelt und plätschert, dann aber plötzlich verstummt, weil er unter riesigen Blockstürzen verschwindet und sich seinen Weg unterirdisch sucht. Der Grund dafür: Im enger werdenden Taltrog hat er schlichtweg keinen Platz, sich einen ordentlichen Weg zu suchen. Über manche Brücken geht es über den Bach und in den Nationalpark Hohe Tauern.
Dann heißt es aufpassen, denn von der brüchigen Grauwand fällt der Hang steil in den Talgrund – hier können sich Schneerutsche lösen. So geht es weiter durch ein scheinbar unbetretenes Fleckchen Erde bis zu einer kleinen Jagdhütte und wenig später zum Schödersee, 1.440 m (ca. 2-2 1/2 h), einem weiteren Juwel in einer begnadet schönen Landschaft. Interessant, dass es sich hier um einen „periodischen“ See handelt, der sich nur während der Schneeschmelze und nach besonders starken Regengüssen füllt und so einen natürlichen Hochwasserregler bildet. Während der Schönwetterperioden im Sommer trocknet er aufgrund seines unterirdischen Ablaufes oft zur Gänze aus, zurück bleiben nur einige kleine, schmale Rinnsale, die schließlich zwischen den Steinen im Boden verschwinden. Am Weg zurück zum Talwirt tun wir uns weniger schwer, da wir nun nicht mehr spuren müssen, sondern unseren eigenen, inzwischen ausgetretenen Pfaden folgen können. Die terra incognita ist entdeckt und wir kehren zurück in die Welt, in die Zivilisation, am besten gleich zum Talwirt auf Gulaschsuppe und Kasnockerln.
Lexikon: Großarl
DasGroßarltal ist das östlichste der Tauerntäler, die fast genau parallel aus dem Alpenhauptkamm zur Salzach verlaufen, es zählt mit dem benachbarten Gasteiner Tal und dem Rauriser Tal zu den längsten. Bei einer Fußwanderung sind bis zum Talschluss 36 Wegkilometer zurückzulegen, 27 Kilometer misst es in gerader Linie vom Keeskogel bis zur Salzach. Hinsichtlich seiner Mündung betrachtet ist das Großarltal ein Hängetal, das mit einer Mündungsstufe von über 200 Meter Höhe ins Salzachtal abfällt. Dementsprechend sind auch die Steigungen der Straße. In den ersten 5 Kilometern überwindet sie einen Höhenunterschied von 370 Metern, fällt in den zweiten 5 Kilometern wieder um 120 Meter, um schließlich bis zum Talschluss knapp 200 Meter anzusteigen. Die Straße hat zahlreiche Windungen, von einer alten Talbodenterrasse zur anderen. Oberhalb des Stockergutes ist die Straße in den Klammkalk eingesprengt – sie muss den das Großarltal sperrenden Klammkalkzug des Gölsenberges überwinden.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>) |