Der westlichste Zweitausender des Toten Gebirges wird seit jeher als Wander- und Aussichtsgipfel geschätzt. Den Ischlern präsentiert er sich als "schöne" runde Gipfelhaube, die an die Form einer "Schölln" – einer Kuhglocke – erinnert, weswegen sich auf dieser Seite des Berges "Schönberg" eingebürgert hat. Den Ebenseern zeigt er dagegen die (Fels-) Zähne, weswegen er auf der Nordseite "Wildenkogel" gerufen wird.
Der Schönberg ist in mehrerer Hinsicht schön: Seine Besteigung dauert schön lang, zieht man sie an einem Tag durch, im Sommer ist's im Latschenwald an seinen Gefielden schön heiß, von seinem Gipfel lässt es sich schön weit sehen, und die Dohlen oben sind schön lästig.
Aufstieg/Route
Rettenbachalm – (636 m) – Beerensattel (1428 m) – Ischler Hütte (1368 m) – Altarkögerl – Schönberg (Wildenkogel, 2090 m)
HU ca.
1400 m, GZ ca. 8 Stunden
Ausgangspunkt Rettenbachalm bei Bad Ischl
Wenig Latschen, aber viel Ausblick am Gipfel
Bettelnde Dohlen warten auf Brosamen.
Die Tour lässt sich von Hartgesottenen an einem Tag absolvieren, Genießer sollten in der Ischler Hütte Mitte des Wegs übernachten – auch nicht schlecht ob der gut geführten, gemütlichen Bleibe.
Nachdem wir das Auto bei der Jausenstation Rettenbachalm (Zufahrt von Bad Ischl, 9 km) abstellen, wandern wir mit Blick auf den Loser und Wildenkogel, alias Schönberg, auf der Forststraße Richtung Blaa Alm taleinwärts.
Bei der Solestube am östlichen Ende des Almbodens biegen wir nach der Markierung auf den Weg 211 links ab. Der gut markierte Waldpfad zieht konsequent mehr oder weniger steil bis zum Anger hinter dem Ahornkogel hinauf. Auf dem Beerensattel eröffnet sich ein hübscher Blick auf die weitläufige Schwarzenbergalm, unser Ziel: den Schönberg und die Ischler Hütte (2,5 St.). Im Jahre 1928 erbaut, wurde sie 1981 renoviert und bietet heute dem Wanderer alle Annehmlichkeiten einer modernen Almwirtschaft. Wir machen die Probe aufs Exempel und legen eine ordentliche Rast an einem der Tische vor der Hütte ein. Bedient werden wir von einem Teenager, der den Laden alleine zu schupfen scheint, aber Probleme mit der Addition der Preisehat. Wir sind ehrlich und zahlen den richtigen, und gar nicht zu teuren, Preis.
Dann weiter zunächst durch schütteren Almwald zur nächsten Wegteilung, wo wir den Pfad 226 nehmen. Durch Karstgelände – eine kurze Steilstufe ist mit einem 2 m-Seil gesichert – zum kleinen Altarkögerl, in dessen Schatten sich Almrausch und Türkenbund wohlzufühlen scheinen, und weiter durch die verwachsene Südwestflanke des Schönbergs. Durch Latschengassen, wo sich im Sommer die Hitze staut, konsequent bergauf, ehe sich nach zwei Stunden das breite, wiesige Gipfelplateau öffnet – und eine Traumweitsicht auf Dachstein, Totes Gebirge und über den Traunsee und Gmunden hinweg weit ins Land.
Dohlen warten ungeduldig, dass etwas von unserer Jause für sie abfällt. Zur Feier der wunderbaren Gipfelstunde singt mir meine liebe Begleiterin, eine gebürtige Linzerin, mit süßer und sauberer Stimme die oberösterreichische Landeshymne, die so gut hierher passt und all das umreißt, was der Hiesige hier liebt:
Hoamatland, Hoamatland,
di han i so gern!
Wiar a Kinderl sein Muader,
a Hünderl sein Herrn.
Duri's Tal bin i glafn,
afn Hügl bin i glegn,
und dein Sunn hat mi trickert,
wann mi gnetzt hat dein Regn.
Dahoam is dahoam,
wannst net fort muaßt, so bleib.
Denn die Hoamat is ehnter,
da zweit Muaderleib.
Auch die Flora am Schönberg ist an Schönheit kaum zu toppen.
Für den Abstieg wählen wir den selben Weg zur Rettenbach Alm hinunter. Mit Rast im Zwischenlager Ischler Hütte natürlich. Als wir am finsteren Ende der Tour kurz vor der Rettenbachalm unsere Stirnlampen zücken müssen, meldet sich meine Wegbegleiterin nach der längsten Tour ihres Lebens etwas erschöpft zu Wort: "Ich geh' nimmer mehr auf'n Berg, bin geschafft, bin hin!" Ein paar Tage später jedoch, als die schönen Erinnerungen die Muskelschmerzen überlagern, kauft sie sich einen Rucksack und fragt mich: "Wann geht's wieder los`? Und unter 1.400 Höhenmeter geh' i nimma ...“
Ja, der schöne wilde Berg zwischen Ebensee und Altaussee hinterlässt ganz schön nachhaltige Eindrücke ...
Das Hauptproblem liegt natürlich in der Länge der Tour – möchte man sie an EINEM Tag absolvieren. Besser, man teilt sie auf zwei Tage auf mit Übernachtung in der Ischler Hütte. Der Gipfelbereich kann bei Nebel gefährlich sein.
Gesamthöhenmeter:
ca. 1400 m
Gesamtgehzeit:
ca. 8 Stunden
Beste Jahreszeit:
Spätsommer, Herbst
Eignung für Kinder:
Die Tour als ganzes nicht, wohl aber bis zur Ischler Hütte