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Die Eroberung der Unnütze
Hoch- und Vorderunnütz

Unnütz-Überschreitung

August 2010, Wanderung, Rofangebirge

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Für den Achensee-Ballermann-Urlauber mag der Bergrücken des Unnutz "unnütz" erscheinen, für den Wanderer ist er es keineswegs. Die Überschreitung ist ein großartiges Erlebnis! Die Geschwister Unnütz (auch "Unnutz" genannt) bauen sich als einsame unübersehbare Wächter des Rofangebirges am nördlichen Ende des Achensees zwischen Achenkirch und Steinberg am Rofan auf. Vonwegen unnütz! Das Gipfel-Trio, ja der gesamte Weg wartet mit einem fantastischen Ausblick auf den Achensee, das Karwendel und das Rofangebirge auf, bietet feinsten Wandergenuss und Einkehrmöglichkeiten in zwei urige Almwirtschaften. Womit gerade dieser Gebirgszug beweist, dass Bergwandern keinesfalls unnütz ist!

Das Bergsteigen lässt sich nicht mit pathetischen Floskeln etikettieren,
bestimmt nicht mit "Eroberung des Unnützen".
Im Gegenteil, der Alpinismus ist gerade eine der nütztlichsten Aktivitäten,
die der Mensch sich zugelegt hat.
Kaum eine andere Beschäftigung bietet ihm die Möglichkeit,
seine seelische und körperliche Dynamik so wirksam und direkt zur Geltung zu bringen.
(Harry Muré)


Route

Achenkirch (916 m) – Zöhreralm (1334 m) – Hochunnütz (2075 m) – Vorderunnütz (2078 m) – Köglalm (1428 m) – Köglweg – Kaiser-Maximilan-Rast – Sonnberg Panoramaweg – Achenkirch

HU Pfeil uppfeil down ca. 1350 m, GZ Pfeil up 4 St. pfeil down 3 St.

Zöhreralm

Zöhreralm
Die Zöhreralm bietet gutes Essen und traumhafte Ausblicke ...

Glockenblumen

Am Grat

 

 






 

Tom

Köglalm

Wir schnüren unsere Schuhe am Parkplatz der alten Seilbahntalstation in Achenkirch und wärmen uns auf einer Forststraße auf. Dann bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder bequem auf der Straße weiter oder etwas anstrengender auf einem steilen Waldsteig. Wir entscheiden uns zugunsten unserer Gelenksmuskeln und zuliebe unserer Naturliebe für den Steig, der uns durch typischen, immer wieder mit Lichtungen und Ausblicken aufgelockerten Rofaner Wald führt. Nach einer Stunde taucht schon die bewirtschaftete Zöhreralm auf, deren Jausenstation vom Speck- bis zum Kasbrot alles bietet, was der Wandersmagen begehrt – auch Kaffee übrigens, der auf hiesigem Almen eher zu den seltenen Angeboten gehört. Das Bio-Frühstück auf der weitsichtigen Terrasse schmeckt doppelt so gut wie unten im Tal, das wird mir jeder Alm-Fan bestätigen!
Anders nun das Gelände, das wir betreten: Latschengestrüpp, Wurzelwerk, Felstreppen und immer wieder traumhaften Rundumblicke. In einem Joch gelangt man endgültig in das Hauptgebäude des Unnütz-Stockes und nähert sich auf einem breiten Grat dem ersten Gipfel (1,5 Std.). Ein großes Kreuz lässt vermuten, dass man tatsächlich auf einem Gipfel steht. Nur auf welchem? Der Höhenmesser zeigt keine 2000 m, auf dem Gipfelbuch ein Chaos von Titeln: "1970 m" durchgestrichen, stattdessen "2007 m", die Höhe des abseits gelegenen Hinterunnütz, der Stempel wiederum drückt den Namen "Hochnunnütz (2075 m)" aufs Papier. Kann auch nicht sein, da wir den erst in gut einer Stunde erreichen. Einerlei, das Platzerl ist schön, wir genießen das Panorama und die vor sich hin äsenden Steinböcke am Hang gegenüber.
Weiter aber gen Süden über Wiesenmatten, Latschengassen und felsbedingte Umleitungen mal auf breitem, mal auf schmälerem Grat. Traumhaftes Promenieren, kein Mensch, nur Stille, vom Gezirpe der Zikaden begleitet und von der fein gezeichneten Gebirgslandschaft hintermalt. Nur einmal müssen wir Hand anlegen, weil es über einen felsigen Aufschwung geht, ansonsten sucht sich der Weg die einfachste Linie zum nächsten Gipfel, der ungleich höher endet als der erste, aber kein Kreuz aufweist: der Hochunnütz (1,5 Std.)! Die Felsbrust der nächsten Erhebung von Osten her umgangen, erreichen wir den letzten Höhe-Punkt des Tages (2078 m, 30 Min.), den Vorderunnütz. Dass sich der breite Wiesenbereich um das Gipfelkreuz als vorzüglicher Rastplatz erweist, dürfte sich auch unter den Schafen und Steinböcken herumgesprochen haben, wie die vielen herb riechenden "Markierungen" bewiesen. Nur ein einziger Wanderer, der nicht wirklich stört auf dieser Himmelsloge. Unter uns das Achental und der Achensee, dann die Seekarspitze als östlicher Eckpfeiler des Karwendels, weiter weg der freistehende Guffert, die Hohen Tauern und die Zillertaler Alpen. Sonst nur der Himmel und ich. Selten habe ich eine Gipfelrast so genossen wie hier:

Rast

Paradoxer Weise beweist sich gerade auf der Wiesenterrasse des Unnütz, dass das von vielen als "Eroberung des Unnützen" bezeichnete Bergsteigen doch einen großen Nutzen hat: Nirgendwo anders erspürt man die Leichtigkeit des Seins besser als auf einem Gipfel wie diesem, und das ist gut fürs Gemüt.

Nach einer Stunde müssen wir gehen, wollen wir nicht in die Dunkelheit geraten. Abstieg mit Seeblick – welch ein Luxus! Nach einer Stunde absoluten Geh-, Schau- und Gefühlsgenusses ist die Köglalm erreicht (1428 m, 1 Stunde), eine echte Almwirtschaft diesmal samt Kühen, Jauchegeruch und familiärem Ambiente: Die Oma bedient, die Tochter kassiert, der Vater besorgt den Stall gleich neben der kleinen Hütte. Wieder kehren wir ein, zumal es die Almbetreiber immer schwerer haben – viele Gäste lassen sich lieber von Liften und Seilbahnen hochkutschieren als sich den wahren Genuss einer Alm zu erwandern.
Der Rest ist schnell erzählt: Am Köglweg an einer Jagdhütte und der Kaiser-Maximilian-Rast vorbei hinab bis knapp über das Hotel Cordial am Ortsanfang von Achenkirch. Von dort am sog. Sonnberg Panorama-Weg längs des Sees in mehrmaligem geringem Auf und Ab bis zum Ausgangspunkt zurück (2 Std.). Das Wort "Panorama-Weg" scheint leicht übertrieben angesichts der wirklichen Panoramen im eben erlebten Penthaus des Unnütz. Ballermann-Urlauber werden damit allerdings zufrieden sein, wir nicht.

Brandenberger Alpen oder Rofangebirge

Die Brandenberger Alpen sind eine Untergruppe der Nördlichen Kalkalpen, die den Ostalpen in ihrer ganzen Länge vorgelagert sind. Sie befinden sich vollumfänglich in Österreich im Bundesland Tirol zwischen Achensee, Inntal und den bayerischen Voralpen. Sie werden weit verbreitet auch Rofangebirge genannt, obwohl der eigentliche Rofan (auch Sonnwendgebirge) nur den westlichen Teil des Gebietes zwischen Brandenberger Ache und Achensee bildet. Es besteht aus einer zentralen Berggruppe und drei eher einzeln stehenden Bergen. Eine Sonderstellung, außerhalb der zentralen Gruppe, nimmt der Guffert (2.195 m) ein, der einen eigenständigen Gebirgsstock bildet. Er liegt nördlich von Steinberg am Rofan, zwischen den Tegernseer Blaubergen und dem zentralen Rofan. Die Unnütze, am Nordende des Achensees östlich von Achenkirch, und das Ebener Joch (1.957 m) östlich von Maurach am Südende des Achensees gelegen, befinden sich auch außerhalb der zentralen Gebirgsgruppe. Quelle: wikipedia.de

Video des Panoramas von den Unnütz-Gipfeln:



Ausgangspunkt:
Größere Kartenansicht
Schwierigkeiten:
Eine Überschreitung des Unnütz-Stocks erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Weiters heißt es aufpassen bei Nässe (Ausrutschgefahr) und Nebel (Orientierungsschwierigkeiten).
Gesamthöhenmeter:
Pfeil uppfeil down 1350
Gesamtgehzeit:
ca. 7 Std.
Eignung für Kinder:
Nein, zu lange
Eignung für Hund & Katz':
Nein, zu lange
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Zöhreralm, Köglalm
Karte:
Kompass Nr. 28

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