Route
Achenkirch (916 m) – Zöhreralm (1334 m) – Hochunnütz (2075 m) – Vorderunnütz (2078 m) – Köglalm (1428 m) – Köglweg – Kaiser-Maximilan-Rast – Sonnberg Panoramaweg – Achenkirch
HU ca.
1350 m, GZ 4 St. 3 St.
Die Zöhreralm bietet gutes Essen und traumhafte Ausblicke ...
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Wir schnüren unsere Schuhe am Parkplatz der alten Seilbahntalstation in Achenkirch und wärmen uns auf einer Forststraße auf. Dann bieten sich zwei Möglichkeiten: Entweder bequem auf der Straße weiter oder etwas anstrengender auf einem steilen Waldsteig. Wir entscheiden uns zugunsten unserer Gelenksmuskeln und zuliebe unserer Naturliebe für den Steig, der uns durch typischen, immer wieder mit Lichtungen und Ausblicken aufgelockerten Rofaner Wald führt. Nach einer Stunde taucht schon die bewirtschaftete Zöhreralm auf, deren Jausenstation vom Speck- bis zum Kasbrot alles bietet, was der Wandersmagen begehrt – auch Kaffee übrigens, der auf hiesigem Almen eher zu den seltenen Angeboten gehört. Das Bio-Frühstück auf der weitsichtigen Terrasse schmeckt doppelt so gut wie unten im Tal, das wird mir jeder Alm-Fan bestätigen!
Anders nun das Gelände, das wir betreten: Latschengestrüpp, Wurzelwerk, Felstreppen und immer wieder traumhaften Rundumblicke. In einem Joch gelangt man endgültig in das Hauptgebäude des Unnütz-Stockes und nähert sich auf einem breiten Grat dem ersten Gipfel (1,5 Std.). Ein großes Kreuz lässt vermuten, dass man tatsächlich auf einem Gipfel steht. Nur auf welchem? Der Höhenmesser zeigt keine 2000 m, auf dem Gipfelbuch ein Chaos von Titeln: "1970 m" durchgestrichen, stattdessen "2007 m", die Höhe des abseits gelegenen Hinterunnütz, der Stempel wiederum drückt den Namen "Hochnunnütz (2075 m)" aufs Papier. Kann auch nicht sein, da wir den erst in gut einer Stunde erreichen. Einerlei, das Platzerl ist schön, wir genießen das Panorama und die vor sich hin äsenden Steinböcke am Hang gegenüber.
Weiter aber gen Süden über Wiesenmatten, Latschengassen und felsbedingte Umleitungen mal auf breitem, mal auf schmälerem Grat. Traumhaftes Promenieren, kein Mensch, nur Stille, vom Gezirpe der Zikaden begleitet und von der fein gezeichneten Gebirgslandschaft hintermalt. Nur einmal müssen wir Hand anlegen, weil es über einen felsigen Aufschwung geht, ansonsten sucht sich der Weg die einfachste Linie zum nächsten Gipfel, der ungleich höher endet als der erste, aber kein Kreuz aufweist: der Hochunnütz (1,5 Std.)! Die Felsbrust der nächsten Erhebung von Osten her umgangen, erreichen wir den letzten Höhe-Punkt des Tages (2078 m, 30 Min.), den Vorderunnütz. Dass sich der breite Wiesenbereich um das Gipfelkreuz als vorzüglicher Rastplatz erweist, dürfte sich auch unter den Schafen und Steinböcken herumgesprochen haben, wie die vielen herb riechenden "Markierungen" bewiesen. Nur ein einziger Wanderer, der nicht wirklich stört auf dieser Himmelsloge. Unter uns das Achental und der Achensee, dann die Seekarspitze als östlicher Eckpfeiler des Karwendels, weiter weg der freistehende Guffert, die Hohen Tauern und die Zillertaler Alpen. Sonst nur der Himmel und ich. Selten habe ich eine Gipfelrast so genossen wie hier:
Paradoxer Weise beweist sich gerade auf der Wiesenterrasse des Unnütz, dass das von vielen als "Eroberung des Unnützen" bezeichnete Bergsteigen doch einen großen Nutzen hat: Nirgendwo anders erspürt man die Leichtigkeit des Seins besser als auf einem Gipfel wie diesem, und das ist gut fürs Gemüt.
Nach einer Stunde müssen wir gehen, wollen wir nicht in die Dunkelheit geraten. Abstieg mit Seeblick – welch ein Luxus! Nach einer Stunde absoluten Geh-, Schau- und Gefühlsgenusses ist die Köglalm erreicht (1428 m, 1 Stunde), eine echte Almwirtschaft diesmal samt Kühen, Jauchegeruch und familiärem Ambiente: Die Oma bedient, die Tochter kassiert, der Vater besorgt den Stall gleich neben der kleinen Hütte. Wieder kehren wir ein, zumal es die Almbetreiber immer schwerer haben – viele Gäste lassen sich lieber von Liften und Seilbahnen hochkutschieren als sich den wahren Genuss einer Alm zu erwandern.
Der Rest ist schnell erzählt: Am Köglweg an einer Jagdhütte und der Kaiser-Maximilian-Rast vorbei hinab bis knapp über das Hotel Cordial am Ortsanfang von Achenkirch. Von dort am sog. Sonnberg Panorama-Weg längs des Sees in mehrmaligem geringem Auf und Ab bis zum Ausgangspunkt zurück (2 Std.). Das Wort "Panorama-Weg" scheint leicht übertrieben angesichts der wirklichen Panoramen im eben erlebten Penthaus des Unnütz. Ballermann-Urlauber werden damit allerdings zufrieden sein, wir nicht. |