Geil?
Nein, nein, keine Angst, diese Page ist nicht zur Erotik übergewechselt,
der Berg über dem Villgratental heißt nun mal so:
Geil. Obwohl - von seiner Lage, Schönheit und von Gemütlichkeit
her würde ihn eine bestimmte Bevölkerungsgruppe wahrscheinlich
einen "geilen" Berg nennen mit "geilen" Ausblicken,
"geilen" Rastplätzen usw. Why not?
Der
Geil wie auch die benachbarte Kreuzspitze, inmitten des
Skitourenparadieses des Gsieser Tals (die Fortsetzung des Villgratentales)
gelegen, gehören zu jenen Skibergen, die nur selten Besuch erhalten.
Ja, ja, daneben gibt es einige Höhere, manche versperren sogar
etwas die Sicht, aber wer das "Geile" nicht ehrt, ist die
Kreuzspitze oder das Pfannhorn nicht wert ...
Weitere
Vorzüge dieser Tour abseits der Modegebiete: Die ausgedehnten,
freien SW-Hänge, die einen angenehmen, weitgehend gefahrlosen Aufstieg
und eine hindernislose Abfahrt bieten; die Schneesicherheit, die einen
Skitouren-Genuss über den gesamten Winter gewährt, und die
Einsamkeit. Wir bleiben unter uns, wir Bergfexe, und können hier
in vollen Zügen einatmen, was diese Ecke um Inner- und Außervillgraten
so überaus reizvoll macht: Ruhe, Licht und Beschaulichkeit.
Vom
Parkplatz der Siedlung Kalkstein (5 Kilometer von Innervillgraten)
südwärts durch schütteren Lärchenwald in Richtung
Alfer Alm, bis nach 200 Metern, kurz vor der baumfreien Fläche
der Alm ein Wegweiser in Richtung "Roßtal" lenkt.
Weiter auf dem Güterweg gen Norden, am Kalksteiner Egg vorbei
und im Linksbogen oberhalb der tiefen Schlucht des Roßtalbachs
in das Roßbachtal. An dessen linken Seite entlang, kleine
Gräben überschreitend, gemütlich flach dahin, mitunter
ein wenig eingeklemmt zwischen den Felsabbrüchen von Multerspitze
und Kärlsspitze zur malerisch gelegenen "Lipperalm",
wo der Fahrweg endet.
An
der Alm vorbei, in eine weite Mulde bis zum Talschluss, wo sich der
Hang deutlich aufsteilt. Wenn hier (besonders bei starker Frühlingssonne)
die Situation lawinös wird, besser in die Talmitte ausweichen!
Bei
Punkt 2040 kreuzen sich die Wege: links hinauf zum Geil oder
geradeaus zur Kreuzspitze - auch ein lohnendes Ziel. Der Zeitaufwand
bleibt für beide Erhebungen etwa gleich hoch (Kreuzspitze + 30
Min.), die Lawinengefahr bei günstigen Bedingungen gleich niedrig.
Ich
will beide Gipfel vorstellen: Zuerst die Kreuzspitze.
Im Tal kurz weiter, dann durch Mulden und über Kuppen und die nun
steileren Hange empor auf den NW-Kamm der Kreuzspitze. Erst etwa 70
Höhenmeter unter dem Gipfel nach rechts, den steilen Gipfelhang
gegen Südosten hin gequert und auf diesem zum höchsten Punkt
der Kreuzspitze (Kreuz, 2624m).
Der
Weg zum Geil führt über
einen nur nach heftigen Neuschneefällen gefährlichen Hang
zum Kalksteiner Jöchl (2326m, 2-2,5 Stunden) hoch, das ein
großer Steinmann markiert. Der
Gipfelanstieg führt auf der östlichen Seite des breiten Rückens
über den Punkt 2450m und dann etwas steiler mit ein paar Spitzkehren
zum Vermessungsssignal am Gipfel (2494m).
Von
beiden Gipfeln bietet sich das elegische Panorama der Sextener Dolomiten
(Drei Zinnen), der Ortlergruppe und der Ötztaler.
Abfahrt wie Aufstieg
AZ 1,5 Stunden
Die
Abfahrt kann risikolos genossen werden und ist vor allem Anfängern
wie auf den Leib geschnitten: lange, hindernislose Hänge mit sattem
Gefälle, der weite Almboden des Roßtales, Sonnenplätze
vor den Heustadeln und der etwas enge, aber ideal geneigte Fahrweg durch
den Wald nach Kalkstein zurück.
Schwierigkeiten/Lawinen:
Unschwierige
Skitour; unter dem Gipfel der Kreuzspitze bzw. zum Kalksteiner
Jöchl hinauf eventuell Schneebrettgefahr.
Österreichische
Karte, Nr. 177 "Sankt Veit in Defereggen", 1:25.000; Mayr Winterkarte,
Blatt 80 "Hochpustertal", 1:50.000
Geschichte:
Nicht
jede Gemeinde kann das Jahr nennen, in dem auf ihrem Gebiet erstmals gesiedelt
worden ist. Die Innervillgratener können es, und zwar präzise.
Es gibt nämlich eine Urkunde, die vom Vorstand des Klosters Innichen
ausgestellt wurde, mit der dem Grafen Arnold von Morit ein
zur Rodung geeignetes Waldgebiet names Ualgratto zugewiesen worden
ist. Das war im Jahr 1140. Am 11. Mai 1267 wurde in Innvervillgraten vom
Bischof Bruno von Brixen ein Seelsorger bestellt.