Die
folgende Geschichte ist eigentlich eine Geschichte des Scheiterns -
und doch auch eine Geschichte des Erfolgs,
denn wir haben den Antisana drei Mal versucht -
und sind drei Mal lebendig wieder zurückgekehrt.
Ecuador
ist für Wanderer und Bergsteiger aus der ganzen Welt ein beliebtes
Reiseziel, und das aus guten Gründen. Ecuador bietet seinen Besuchern
eine weltweit einmalige Vielfalt an Naturerlebnissen! Wo sonst auf
der Welt findet man meist fließend ineinander übergehend
Dschungel und Hochgebirge mit Gipfeln bis zu 6310 m, traumhaft schöne
tropische Küsten und Tierparadiese wie die Galápagosinseln
auf so kleinem Raum!
Vulkangipfel,
weite hochandine Graslandschaften, wunderschöne Seen und andine
Gastfreundschaft machen das Wandern in Ecuador zu einer unvergesslichen
Erfahrung. Durch die Lage am Äquator ist es trotz der vergletscherten
Bergwelt realtiv warm. Die Anden sind die zweithöchste Bergkette
weltweit und erstrecken sich von Kolumbien bis Patagonien.
Der
Antisana, ein erloschener Doppelvulkan, ruht 55 km östlich
von Quito am Ostrand der Ostkordillere und gehört
mit seinen 14 Kilometern Längsausdehnung zu den größten
Bergen der ecuadorianischen Anden. Mit einer Höhe von
5705 m ist Antisana der vierthöchste Berg in Ecuador. Der breite
Gipfel verfügt über vier unterschiedliche Spitzen, die Teil
des Kraterrands sind. Der Krater selbst ist mit Gletschereis gefüllt
und scheint nicht mehr aktiv zu sein, worüber die Experten aber
geteilter Meinung sind.
Unter
den Gipfeln des Antisana ist der mittlere mit 5704m der höchste
und auch älteste. Der nächsthöchste ist der Südgipfel
mit 5570 m Höhe. Beide Gipfel sind durch einen Bergsattel miteinander
verbunden, wodurch sie, ähnlich wie der Chimborazo, einen
Doppelvulkan bilden. Die gesamte Gipfelregion ist von gewaltigen,
stark geschrundeten Eismassen überzogen, die den Anstieg erheblich
erschweren.
Der
Antisana ist nach wie vor wegen seiner hohen Eiswände und gigantischen
Gletscherspalten einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge
Ecuadors und deshalb nur für erfahrene Bergsteiger geeignet.
Weitere Informationen >>>
Zufahrt
Die Anfahrt erfolgt auf der Straße Quito-El Tino-Alangasi.
In Alangasí beginnt ein befestigter Weg, der, vorbei
am Dorf Pintag, zur Hacienda Pimantura führt. Achtung:
Es ist erforderlich, eine Sondergenehmigung zum Durchfahren dieser
Hacienda in Quito zu beantragen (Asociación de Andinismo
de Pichincha). Von hier aus geht es per PKW weiter zu der hochgelegenen
Viehkoppel El Hato (48 Kilometer von Pintag entfernt). Von
Hato aus kann man mit Geländefahrzeugen bis zum Fuße der
Crespos Sur gelangen, wo man bei den Endmoränen des großen
Westgletschers das Lager aufschlägt.
1.
Versuch 1990/91 - Ziel: Cumbre Maxima
Tag
1, 29. Dezember 1990
El Hato
Aufbruch
in Richtung Antisana. Über Pintag zur Hacienda, problemlose
Durchfahrt dank der Genehmigung, die wir haben. Von hier weiter bis zur
Viehkoppel El Hato und noch ein ganzes Stück durch endlos
weiten Pàramo und an Lavaströmen vorbei.
Ab El Hato müssen wir uns dann den Weg ziemlich oft suchen,
da oft keiner vorhanden ist. Helmut und unser Toyota schaffen auch
die schwierigsten Steilfahrten, Flussübeuqerungen und Sumpfdurchwatungen
problemlos.
Endlich kommen wir zum Lagerplatz am Fuße der Moränen
des Antisana zwischen Crespos Norte und CresposSur.
Das Wetter passt,
die Sonne lacht. Herbert und Herta erkunden den Weg für
morgen. Die restliche Mannschaft baut das Lager auf und richtet die Zelte
auf 4500m ein.
Die Kundschafter kehren zurück, wir "setzen" uns im Zelt
zusammen, essen, besprechen den morgigen Tag, füllen unsere Theresmosflaschen
und beziehen um 19 Uhr unsere Schlafsäcke. Bereits um 23 Uhr soll es
ja wieder weitergehen ...
Aufstehen
um 23 Uhr, Frühstück, Rucksack packen. 0.20 Abmarsch.
Es ist wolkenlos, nur in der Ferne über dem Amazonas sieht man Wetterleuchten.
Mond und Sterne leuchten uns den Weg, sodass wir selbst auf den Moränen
keine Stirnlampe brauchen. Nach zwei Stunden haben wir den Gletscher
erreicht. Vorher jedoch drehen schon Walter und Helmut um.
Sie fühlen sich nicht so gut. Walter hat wieder eine Verkühlung,
die sich in dieser Höhe noch ärger auswirkt.
Zuerst über kleinere Spalten, dann über ein schönes Firnfeld.
Hier ist es auch nicht mehr so steil, das Spaltengewirr etwas übersichtlicher.
Als der Mond untergeht, wird es ziemlich finster. Da wir mit den Stirnlampen
nicht weit sehen, müssen wir oft stehenbleiben und die Umgebung ausleuchten.
Bei einer kurzen Rast wird es hell und es geht wieder zügiger voran.
Nach einem kleinen "Versteiger" geht es bei einer Spalte nicht
mehr weiter - wir müssen umdrehen, einen kleinen Umweg in Kauf nehmen.
Die Sonne wird stärker, der Gipfel kommt in Sicht.
Noch ist er zwar noch weit weg, aber wir beschließen weiterzugehen,
da wir noch recht gut in der Zeit sind. Nach einer Rast, wo wir uns ein
wenig erholen, ziehen wir weiter, bis uns eine große Spalte (mehr
ein Eisbruch) endgültig den Weg versperrt.
Der
Umweg würde uns mehrere Stunden kosten. Wir überlegen - und steigen
ab, obwohl wir nur mehr 200m unter dem Gipfel sind.
Beim Abstieg sind wir dann ziemlich "ausgesaftelt" und müssen
öfter stehenbleiben.
Beim Zelt trocknen wir unsere Sachen, packen sie ins Auto und setzen uns
ins Esszelt, als es zu regnen und zu schneien beginnt. Kartenspiel bei Stirnlampe
und Kerzen. Es schneit die ganze Nacht hindurch.
Tag
3, 31. Dezember 1990
Während
des Frühstücks beginnt es nach einer kurzen Pause wieder heftiger
zu schneien. Wir packen unsere Siebensachen und fahren ab. Macht nichts,
wir kommen wieder, Antisana!