Über
den (Hans-von-)Haid-Steig auf die Preinerwand, 1783m; Forumstour, Wiener
Hausberge, 11. Oktober 2003
Guide/Text:
Murmeltier, Bilder:
Johnny, BergPeter
Intro
Der
(Hans-von-)Haid-Steig - in Forumskreisen liebevoll auch "Haha-Steig"
genannt - gehört zu den Klassikern der Ostalpen und ist für
Anfänger wahrlich nicht zum Lachen. Das einmalige landschaftliche
Ambiente des Rax-Schneeberg-Gebietes, Schwindel erregende Abgründe,
die Kraft raubende Länge von nahezu 400 Höhenmetern, "äktschn"-reiche
Einzelstellen wie der berühmte Einstiegs-Eisensteigbaum gehören
zu den "Spezialitäten" dieses Klettersteig-Menüs.
Hinzu kommt noch der historische Touch, denn obwohl der Steig bereits
1913 eröffnet wurde, sind die damals angelegten Versicherungen
teilweise heute noch erhalten wie z.B. die beiden ca. 15m hohen Eisensteigbäume.
Der
Holzknechtsteig (Abstieg) ist der wohl meist begangene, weil
der geeignetste Weg ins Tal zurück. Seine "Spezialität"
besteht darin, dass sich der obere Teil durch losen Schotter auf harten
Böden und geneigten Felsplatten ideal zum Ab- und Ausrutschen eignet.
Für Geröllrunner allerdings ein überaus passendes Gelände.
Die
Organisation dieser Tour übernahm ein Grazer Murmeltier - mit dabei
Johnny, der Schofhirt, Peter, der BergPeter, Peter, der Peter, Eigi
und Christian.
Zu
allererst: Johnny, Eigi, Christian, Peter und Peter – ich finde
wir waren ein Superteam!
Kaum zu
fassen aber wahr, alle haben sich pünktlichst eingefunden! Nach
Ausräumung eines kleinen Missverständnisses zum Thema: „Wie
sehen Murmeltiere aus?“, konnten wir um 9.00 Uhr losziehen. Gemütlich
plaudernd, und immer nur sehr angenehm und leicht ansteigend über
Forststraße und Waldwegerln, waren wir nach ca. 1 ¼ h am
Einstieg angelangt. Kleiner Tipp für weitere Haid-Steig-Aspiranten:
nicht gleich der ersten logisch scheinenden Möglichkeit folgen,
um zum Wandfuß zu gelangen, sondern noch etwas weitergehen, bis
man – kurz vor einer Felsnase – direkt zu einem Drahtseil und der roten
Felsmarkierung "HAID" gelangt. Allerdings sollen Gerüchte
im Umlauf sein, dass es manche trotzdem geschafft haben, an diesem kaum
zu übersehenden Einstieg vorüberzugehen – aber wie gesagt
– bloße Gerüchte ….
Nach
dem Einstiegs-Steigbaum und den ersten paar Metern hatte auch Klettersteigneuling
Christian die richtige Technik herausgefunden und sein Lächeln
wieder aufgesetzt – gratuliere, du hast das wirklich toll gemeistert!
Dass es
kurz vor und nach dem Kamin im letzten Drittel dann noch etwas nass
und schmierig wurde, konnte uns klarerweise auch nicht mehr schrecken.
Bestens gelaunt erreichten wir die geschnitzte Madonnenstatue
mit dem Wandbuch und kurz darauf, nach insgesamt ca. 3 Stunden Gehzeit,
den Ausstieg.
Unser
Optimismus, was die Sonne anbelangt, wurde leider nicht belohnt – obwohl
jedenfalls genug Wind vorhanden gewesen wäre, um die Wolken und
restlichen Nebelfetzen zu verblasen. Am Gipfel der Preinerwand
stellten wir uns dann noch die Frage, ob es hier herauf auch schon einen
Lift oder eine Zubringerstraße gibt – aber nein, wir können
beruhigen - der anwesende Menschenauflauf dürfte sich tatsächlich
zu Fuß heraufgekämpft haben. Übrigens gibt es ein schönes
neues Gipfelkreuz!
Kurz vor
der Seehütte brach dann unser Egoismus durch und wir legten
einen kleinen Überhol-Endspurt ein, um uns ein gemütliches
Plätzchen zu sichern – und hatten auch Erfolg damit. Außerdem
freuten wir uns über Zuwachs: Andreas und Birgit
haben sich uns noch angeschlossen.
Nach kurzer
Stärkung machte BergPeter uns dann die Besichtigung der
als Naturdenkmal geschützten Eishöhle in unmittelbarer
Nähe der Seehütte schmackhaft – wobei die unmittelbare
Nähe nur dann Gültigkeit hat, wenn man über eine Art
„Eishöhlen-Auffindungs-Instinkt im Latschengestrüpp“ verfügt
– sonst dauert es eben etwas länger. Lob an Peter: Johnnys
(Spür)Hund hätte es auch nicht besser gemacht! Wir können
also heute mit Stolz verlauten lassen, dass wir acht die vermutliche
Besucherzahl des heurigen Jahres zumindest verdoppelt haben!
Hinunter
ging es dann über den Holzknechtsteig – zwischendurch angenehm
knieschonend als Geröllabfahrt, von der ein Gruppenmitglied sich
so begeistern ließ, dass er abfuhr und abfuhr … – aber vielleicht
wollte er durch den zusätzlichen Wiederaufstieg auch nur übrig
gebliebene Energie abbauen?!
Es war
also alles in allem ein ganz toller, lustiger Tag – und ich würde
mich sehr freuen, wenn wir uns auch in Zukunft auf der einen oder anderen
Tour wieder begegnen!
Route:
Über
eine Rinne und Geröll zum eigentlichen Einstieg mit einem 15m hohen
Eisen-Steigbaum. Dann zu einer steilen Wandstufe (C/D) gequert, an deren
Ende sich eine kurze Leiter befindet. Weiter bis zum Anfang einer Querung
nach links, an deren Ende der 2. Eisen-Steigbaum (B) wartet. Eine kurze,
aber ausgesetzte Querung führt in einen kleinen Kessel und weiter
unter eine steile Rinne (C). Darauf folgt ein kurzer, aber schwieriger
Kamin (D). Weiter über eine kurze Querung auf einen Absatz, wo sich
auch das Wandbuch und die "Schwarze Madonna" befindet.
Die schwierigsten Stellen sind hier überwunden, nun folgen noch steile
Rinnen (B) bis zum Ausstieg.
Schwierigkeiten:
Klettersteig-Schwierigkeit
D. Längere Kraft raubende Passagen, ausgesetzte Stellen (Platten),
zwei gewöhnungsbedürftige Eisensteig-bäume, unterwegs einige
leichte Kletterstellen. An einigen Stellen Steinschlaggefahr > Helm! Abbruchmöglichkeit: Vor dem 2. Steigbaum über den "Alten
Haid-Steig" zum Zustieg zurück.
Seehütte,
ÖTK, bew. Juni bis Oktober, Nov. nur am Wochenende. Keine Nächtigungsmöglichkeit.
Sehens-
und Wissenswertes:
Camillo
Cronich finanzierte die Errichtung des Steigs, der 1913 eröffnet
wurde. Der direkte Einstieg in Form des "Neuen Haidsteigs"
konnte erst 1921 begangen werden.