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Das Comeback
Rax – Kesselgraben

Rax

Skitour, Wiener Hausberge, Jänner 2012; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Wenn man fünf Jahre nicht auf Tourenskiern gestanden hat, weil man mit Schneeschuhen fremd ging, ist es ratsam mit einer leichten Tour zu beginnen. Die Rax eignet sich diesbezüglich bestens: schnee- und lawinensicher, das Plateau genau richtig zum Rhythmusfinden und zum Ausprobieren der Technik. Der gutmütige Kesselgraben drängt sich als Übungsgelände für die ersten Schwünge geradezu auf. Außerdem: Über das endlos weitläufige, sonnenüberflutete Raxplateau zu wandern, hat ein eigenes, nur diesen Berg typisches Flair. Das Rax-Feeling – viele Wiener werden mir das bestätigen – ist so einzigartig, dass man dafür einen neuen Begriff erfinden müsste. Mit der Abfahrt durch den stellenweise canyonartigen Großen Kesselgraben ins Höllental ergibt sich eine lohnende Raxtour.

Die Route

Da wir vernebelten Wiener sonnensüchtig sind und einen "zachen" Aufstieg durch schütter beschneite Hänge sparen wollen, gondeln wir mit der Rax-Seilbahn von Hirschwang zum östlichsten Plateaurand hoch, um von dort Richtung Ottohaus loszumarschieren. Zuerst durch ein Wäldchen, dann über Raxplaeteaueine Lifttrasse bis zum Gatterlkreuz, wo sich ein fulminanter Ausblick auf den Großen Bruder der Rax, den Schneeberg, auftut. Nun gen Südwesten auf einem Fahrweg dem Ottohaus entgegen. Vor diesem jedoch achten wir am sog. "Praterstern" – aber ja, den gibt es nicht nur in Wien! – auf den Wegweiser, der uns nach Westen zu "Höllentalaussicht" lenkt. Der Weg bisher und weiter: reinster GEHnuss ohne nennenswerte Steigungen, aber mit umso mehr Ausblicken, Sonne und tourenfreudiger Stimmung. So über den Wolken und nah am Skitouren-Himmel macht das Skiwalken großen Spaß, wir gleiten bedächtig dahin, hetzen uns nicht, schließlich wollen wir möglichst viel vom herrlichen Rax-Feeling inhalieren. Aber weiter mit der Wegbeschreibung, bevor ich's vergesse: Wir folgen den Stangen über flache Almböden in Richtung Lechnermauern (Hinweistafel "Kesselgraben"), bis sich der Weg abwärts neigt. Hier fellen wir ab, da sich bei nun folgenden kurzen, aber saftigen Wald-Abfahrt ein kleiner Zwischengenuss anbietet.
Bei der kleinen Dirnbacher(unterstands)hütte wird wieder angefellt, um zuerst flach, dann leicht ansteigend in nordwestlicher Richtung Klobentörl weiter zu stapfen. Stets die Steilabbrüche der Lechnermauern vor Augen steigen wir durch steilen Wald hoch, queren dann knapp unter den Mauern nach rechts (hier kann es unter Umständen durchaus lawinen- bzw. schneebrettgefährlich sein) und finden kurz vor dem Ausgang des Hanges eine gesicherte Rampe vor. Hier heißt es Vorsicht walten lassen, denn je nach Schnee- bzw. Eisverhältnissen kann diese felsige Stelle hundig sein, was die meisten Skiführer verschweigen.

KlobentörlKlobentörl

Hat man die Schikane aber überwunden, geht es im originalen Rax-Trott weiter, ehe der Weg in ein Tälchen abbricht. Kurze Abfahrt zur Gloggnitzer Hütte bzw. das, was unter einem riesigen Schneeberg an Hütte zu erkennen ist. Zum Erstaunen aller Abfahrtstreckt sich aus irgendeinem Loch ein Kopf heraus und ruft: "Seavas!" – was auf Deutsch heißt: "I bin der Wirt, wollt's euch aufwärmen?". Die an Wochenenden fast das ganze Jahr über geöffnete Hütte (!) ist zurecht ein beliebter Stützpunkt bei der Befahrung des Kesselgrabens. Sie ist "einfach" bewirtschaftet, was heißt, dass zwar verschiedene Getränke, aber außer Suppen keine Speisen angeboten werden.
Weiter aber und owi! Wir fellen ab, ziehen die Schnallen an und "stürzen" uns in den Kesselgraben. Na ja, "stürzen" ist etwas übertrieben. Über sieben, nur leicht absteigende Kilometer lang (bei rund 1000 Metern Höhenunterschied!) führt dieser gewaltige Canyon in weitem, hufeisenförmigem Bogen von der Nordseite der Rax in das wildromantische Höllental hinab. Nur wenige kurze Steilstücke lassen schöne Wedler zu, der Rest ist leichtes Gelände für die Schranzhocke, selten nur muss angetaucht werden. Dennoch schaffen wir es alle, mindestens ein Mal eine "Brez'n zu reißen", was durchaus sein Recht hat, schließlich gehört der Raxschnee auch mal verkostet ;-) Immer wieder verengt sich der Kesselgraben zu reizvollen Felsklammen, eindrucksvoll rückt der Big Brother der Rax, der Schneeberg, ins Blickfeld und macht Lust auf ein weiteres Skitouren-Abenteuer … Aber das ist eine andere Geschichte ...

Weitere Bilder

Im Gänsemarsch Waldanstieg Tom Gloggnitzer Hütte Im Kesselgraben
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Lexikon: Die Rax

Die Bezeichnung "Rax" ist auf das Adjektiv "rau" zurückzuführen, was die Natur dieses Berges treffend charakterisiert: Bei Schlechtwetter ist's dort oben mehr als rau ...
Alpinhistorisch erwähnenswert ist das Erscheinen des ersten Raxführers 1894, in dem der Autor Fritz Benesch den Versuch unternahm, Bernahrdmit einer "Vergleichsweisen Rangeinteilung der Steige nach ihrer Schwierigkeit" die erste alpine Schwierigkeitsbewertung zu definieren. Diese Benesch-Skala hatte sieben Schwierigkeitsstufen, I war am schwierigsten, VII am leichtesten.
Zudem galt die Raxalpe auch als Geburtsstätte der Wiener Alpinschule und des österreichischen Bergrettungsdienstes.
Die Rax war durch viele Jahrzehnte Refugium und Klettergebiet von Viktor Frankl. Mehrere Klettersteige sowie eine Straße in Reichenau tragen seinen Namen.
1926 wurde auf der Heukuppe ein Heldendenkmal errichtet, das an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Mitglieder des Österreichischen Touristenklubs erinnert. 1956 wurde die Inschrift um die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen erweitert.

Ausgangspunkt:
Größere Kartenansicht
Route:
Raxseilbahn-Bergstation – Praterstern – Klobentörl – Gloggnitzer Hütte – Kesselgraben – Höllental
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up 300 pfeil down 1400
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up 1,5–2 pfeil down 30 Minuten
Schwierigkeiten:
Keine
Lawinengefahr
Geringe im Bereich des Aufstiegs zum Klobentörl
Eignung für Kinder:
gut geeignet
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Bergstation, Ottohaus, Gloggnitzer Hütte
Karte:
Freytag & berndt "Wiener Hausberge"
Geocache:
Wikipedia-Wissen:

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