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Holzknechte, Heiliges und eine Höhle

Bürgeralpe
Hohlensteinhöhle
Habertheuersattel

Mariazell, Mai 2006

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Das Mariazeller Land hat sich seine Ursprünglichkeit und Heimeligkeit trotz ständigen Touristen- und Wallfahreransturms bewahrt. Nach wie vor zieht der Ort und seine Umgebung Wanderer an, was die Bergstadt ihrer malerischen Lage vor dem Hintergrund des obersteirischen Kalkgebirges verdankt. Die großartige Bergwelt um Mariazell präsentiert sich dem Besucher am schönsten vom Gipfel der Bürgeralpe. Ein moderner Almgasthof, eine urgemütliche Alpenvereinshütte, gepflegte Wege und ein Freizeitpark für Kinder und Junggebliebene untermauern den Werbespruch der Gegend: Das Mariazeller Land, ein "Geschenk des Himmels". Nicht zu vergessen die "Hohlensteinhöhle" - ein Hit für jene, die einmal nicht nur AUF einen Berg, sondern gefahrlos IN einen Berg steigen wollen.


Anfahrt & Aufstieg

Mariazell (868 m) - Stehralm - (Schertlerkreuz, 1082 m) Hohlensteinhöhle - Bürgeralpe (1267 m, Edelweißhütte, Erlebnisland Holzknechtland, Erzherzog-Johann-Aussichtswarte)

HU ca. 300 m, GZ 2-2½ Stunden

Mariazell
Mariazell

In der Hohlensteinhöhle
In der Hohlensteinhöhle

 

 

 

 

 

 

 

Triftarbeit in der Erlebniswelt Holzknechtland
Triftarbeit in der Erlebniswelt Holzknechtland

Unsere Bürgenalpen-Rundtour nimmt ihren Ausgang gleich neben der Talstation der Seilbahn. Auf Asphalt zuerst über den Kalvarienberg, an der Kreuzigungsszene der Passion mit tollem Blick auf Mariazell vorbei und über den Helleportweg zur Stehralm (Sternwarte) und auf Forststraße fast eben nach Nordosten. Von dieser bald links abzweigend auf rot bezeichnetem, stets mit "Hohlensteinhöhle" bzw. Habertheuersattel" bezeichnetem Weg Nr. 693 meist eben durch herrlich duftenden Wald. Lange noch begleitet uns das Glockengeläut der Basilika. Die Forststraße bleibt angenehm zu begehen, wird nie steil, sondern zieht gemächlich in nordöstlichem Bogen um den Hausberg des Wallfahrtsortes herum, bis man nach 45 Minuten schon im Gebiet des Hohlensteins auf die Abzweigung Gipfel-Hohlensteinhöhle trifft. Statt jedoch links hinauf, schwenken wir rechts steil hinab in den Rechengraben, schließlich wollen wir ja in das Innere des Hohlensteins.

Nach wenigen Schritten könnten wir in wenigen Minuten über Treppen zum sog. Schertlerkreuz, 1082 m, hoch. Aber Achtung! Die zwar mit einem Geländer versicherten Treppen können bei feuchten Verhältnissen äußerst glitschig sein und zu Abstürzen in die senkrecht abfallende Wand führen. Der Ausblick vom Kreuz ins Walstertal lohnt das Risiko nicht. Nach etwa 10 Minuten erreicht man den großen Höhleneingang der Hohlensteinhöhle, eine zwischen Dachsteinkalk und Dolomit gelegene Wasser höhle mit 375 m Gesamtlänge. Ein Fest für Kinder! Rucksäcke am Höhleneingang abgelegt, Stirnlampen mit frischen Batterien umgeschnallt, Regenjacke übergezogen (die Höhlenwände sind feucht und schlammig) und über eine Metallleiter ins Innere des Riesenlochs gestiegen. Je tiefer wir kommen, desto dunkler wird es natürlich. Hier empfiehlt es sich, Kinder zu fragen, ob sie noch weiter wollen. Manche bekommen es spätestens hier mit der Angst zu tun - zu Höhlentrips sollte man furchtsame Kinder nicht zwingen.

In der Hohlensteinhöhle

Über glitschige Treppen manchmal eng, manchmal steil, aber immer ungefährlich (eine Seilsicherung) durch Tropfsteingänge auf und ab, bis nach zehn Minuten ein kleiner Wasserfall das Ende der Höhle markiert. Ein paar Nischen erkundet, Grottenolme gesucht, morsche Hölzer als steinzeitliche Snowboards interpretiert, so erkunden wir das Berginnere Meter für Meter. Ein Hit! Wieder zurück erfreut das helle, warme Tageslicht umso mehr. Nun retour bis zur Abzweigung und auf Weg 2+3 nach 30 Minuten am Gipfel der Bürgeralpe, wo wir in die Erlebniswelt Holzknechtland eintauchen. Bewegte Figuren, die das Leben der Holzknechte und die Bearbeitung des Holzes darstellen, eine kleine Triftanlage, eine Bastelstation, Wasser- und Wissensspiele, eine historische Waldbahn - Kinder und interessierte Besucher können hier spielerisch nachempfinden, was einst harter Broterwerb war.

Mit Rinden und Holz basteln
Mit Rinden und Holz basteln

Dem Abenteuer nicht genug, warten noch die Erzherzog-Johann-Aussichtswarte und die Einkehr in die urige Edelweißhütte. Die 21 hohe Warte, eines der Wahrzeichen des Mariazeller Landes, wird über eine Treppe erstiegen und gewährt einen tollen Rundumblick auf Ötscher, Erlaufsee, Zeller Hüte, Gemeindealpe und vermittelt einen Eindruck von der Schönheit des Mariazeller Landes. Zu guter Letzt wartet noch die urige Edelweißhütte auf unsere hungrigen Mägen, die dort reichlich gesättigt werden.

Erzherzog-Johann-Aussichtswarte und die Edelweißhütte
Erzherzog-Johann-Aussichtswarte und die Edelweißhütte

Abstieg

Bürgeralpe (1267 m) - Habertheuersattel (1011 m) - Rosenkranz bzw. Sebastianiweg - Mariazell (868 m)

HU ca. 300 m, GZ 2 Stunden

 

 

Eines der Steinmäler, die an biblische Geschehnisse erinnern.
Eines der Steinmäler, die an biblische Geschehnisse erinnern.

 

Wie nun wieder nach Mariazell hinab? Am einfachsten zum Berggasthof (1247 m) und mit der Seilbahn zum Ausgangspunkt hinabgeschwebt, etwas länger über das Pistengelände (Weg 694, 1 Stunde) oder sehr lohnend auf den Spuren der Pilger via Habertheuersattel und Sebastianiweg (2 Stunden). Von der Edelweißhütte Weg 694 in nordöstlicher Richtung über sanft geneigten Waldweg bis zum Punkt "Erlaufseeblick". Rechts weiter durch schönen Mischwald. Nach der Querung einer Forststraße führt Weg 3 mit Blick auf die Gemeindealpe etwas bergab (Weg 694). Nach einer halben Stunde schon am Wallfahrerstützpunkt Habertheuersattel (1011 m, Einmündung in Weg Nr. 692). Die Pilger rasten hier gerne nach der letzten Steigung aus, um zum Sprint nach Mariazell anzusetzen. Nun links hinab in den idyllischen Wiesengrund der "Habertheuer" auf Weg 606 Richtung St. Sebastian, zuerst über eine Lichtung, dann auf breiter Forststraßen durch Kuhweiden. Bei einem Schilderbaum links auf den Spuren der Wallfahrer und Pilger über den sog. "Rosenkranzweg" bzw. "Sebastianiweg" gen Mariazell. Auf diesem sehr besinnlich angelegten, unschwierigen Weg erinnern Steinmäler an biblische Begebnisse, wie etwa an die Dornenkrönung Christi. Kurz nach der Sebastian Holzknechthütte wird das erste und letze Mal eine Piste gequert. Der Sebastianiweg mündet in eine asphaltierte Promenade, die - mit schönen Ausblicken gewürzt - über den Wallfahrtsort hinwegzieht. Sobald zwischen den Bäumen die Basilika hervorlugt, weiß man, dass man in wenigen Minuten die Seilbahnstation und also das Ziel erreicht hat.

Mariazell

Mariazell ist einer der bedeutendsten mitteleuropäischen Wallfahrtsorte und wird unter anderem von Pilgern aus Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Kroatien und Slowenien besucht. Am Anfang (Gründung im Jahre 1157) stand eine Zelle, die ein Benediktinermönch aus Sankt Lambrecht seiner geliebten Marienstatue gebaut hatte. MariazellVon der 1330 als Wallfahrtsstätte bezeugten Kirche wurde der Ostchor 1330-50, das Langhaus 1359-93 und die Gnadenkapelle um 1369 von König Ludwig I. von Ungarn errichtet. Der Hochaltarentwurf stammt ebenso von J. B. Fischer von Erlach (1693) wie auch die Gnadenkapelle mit dem berühmten Gnadenbild, einer 47 cm hohen, frühgotischen Lindenholzmadonna (2. Hälfte 13. Jahrhundert).
Um 1480 besuchten Pilger aus 16 Ländern Mariazell. Wunder schildern die Mirakeldarstellungen auf dem Kleinen (1512) und dem Großen Mariazeller Wunderaltar (1519, im Joanneum, Graz). Ab 1632 fanden Prozessionen unter starker Beteiligung des Kaiserhauses auf einer Via sacra durch Niederösterreich statt. Zur 600-Jahr-Feier kamen 1757 etwa 373.000 Pilger. 1908 wurde Mariazell zur Basilica minor erhoben, 1975-91 war es temporäre Grabstätte des ungarischen Kardinals J. Mindszenty, 1983 besuchte es Papst Johannes Paul II.

HolzknechtlandErlebnisland Holzknechtland

Dieser Freizeitpark ist kein starres Museum, sondern mit Leben erfüllt. Die einzelnen Arbeitsvorgänge wurden nachgebildet und sollen den Besuchern ein möglichst naturgetreues Bild von der Holzknechtarbeit früherer Zeiten vermitteln.
Nähere Informationen: Erlebniswelt Holzknechtland, Wienerstraße 28, 8630 Mariazell, Tel.: 03882/25 55, Fax: 03882/25 55-15, E-Mail: schwebebahn@mariazell.at


Schwierigkeiten:
Mit Vorsicht müssen die glitschige Treppen zum Schertlerkreuz (Absturzgefahr!) und die ebenso rutschigen Treppen in der Hohlensteinhöhle (Ausrutschgefahr) bedacht werden. Sonst keinerlei Schwierigkeiten.
Höhenmeter: Etwa 300 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit: ca. 4-4,5 Stunden
Beste Jahreszeit: Frühling, Sommer
Kinder: Ein absoluter Tipp für Kinder und abenteuerlustige Jugendliche! Unschwierige Wege, bewältigbare Gehzeiten, die Höhle, das Holzknechtland, die Gipfelhütten und die Abbruchmöglichkeit per Seilbahn sind optimale Zutaten für eine erlebnisreiche Kidstour.
Hund und Katz': Außer in der Höhle gut geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten:

Edelweißhütte, Berggasthof neben der Bergstation der Seilbahn

Karte: Freytag & berndt WK 031 "Ötscherland - Mariazell - Scheibbs - Lunzer See"
Internet:

www.mariazell.at