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Der schönste Platz der Welt
Gaisstein

Gaisstein

Dezember 2009, Wiener Voralpen

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

"Matterhorn der Voralpen", "schönster Platz der Welt", "stolzes Wahrzeichen" – nur einige der Prädikate, dem man diesem kleinen Naturjuwel über dem Triestingtal gegeben hat. Zurecht! Nicht nur dass der Weg still und beschaulich wie selten woanders in den Wiener Hausbergen in wilde, felsige Regionen führt, auf dem Gipfel des Gaissteins erwarten uns zudem einige wahrhaft berauschende Entdeckungen ...

Aufstieg/Route

Furth an der Triesting (422 m) – Amöd – Gaissteiner Alm – Himmelsreith – Gaisstein (974 m) – Fürthergraben – Furth

HU Pfeil uppfeil down ca. 570 m, GZ ca. 4 Stunden

Gaissteinalm
Die Gaissteinalm mit Gaisstein

Steinbock

Furth an der Triesting. Das Gefährt abgestellt auf einem Platz gegenüber der Kirche. Dann an der Kirche vorbei und auf einer Forststraße bergan. Nach rund 200 m aber über eine Kuhweide auf das Gehöft Amöd zu. Dort, bei einer kleinen Kapelle, rechts weiter auf einer Forststraße. Schon nach wenigen Schritten fühlt man, dass man sich hier in einer sehr friedlichen, stillen, in sich gekehrten Gegend befindet. Nichts stört die Beschaulichkeit, die Hügel ringsum, der Wald, alles ruht vor sich hin. Der Güterweg verengt sich auf einen Waldpfad. Lieblich durch Laubhein, in den sich vereinzelt Föhren gemischt haben. Das Bild der Gaissteiner Alm mit einem Gehöft, mit den weidenden Kühen rundherum und dem felsig aufragenden "Matterhorn des Waldgebirges" prägt sich als Urbild des Friedens und der Idylle ein. Beim Gehöft rechts bis zu einer Drehtür, durch die man das Wildgehege betritt. Die Schritte bedachter und leiser gesetzt, etwas steiler auf einer Forststraße, auf der wir auch dann noch bleiben, sobald der markierte Wanderweg nach links abbiegt.
Auf dem großen Wiesensattel Himmelsreith halten wir uns an den rechten Rand der Wiese. Ein Zaunüberstieg markiert den Beginn des Gipfelanstiegs. Ein klar erkennbarer, bloß mit Steinmännern markierter Pfad führt nun in weiten Serpentinen zuerst durch ein kleines Wäldchen, dann, felsiger werdend, bis zum Gipfel auf 974 m. Dort wird man mit etwas Glück nicht alleine sein! Steinböcke (oder "Stoabeck'", wie sie die Einheimischen nennen) grasen dort oben und lassen sich von uns nicht stören, im Gegenteil, zückt man die Kamera, werfen sie sich neugierig und stolz in Pose, als wollten sie uns sagen: "Seht her, welch stattliche Viecherln wir sind!" Lange bleiben wir auf der Gipfelbank unter dem kleinen Kreuz sitzen, lassen den Blick in die Ferne über die Wiener Hausberge, aber auch in die Nähe über die kleine Steinbock-Herde schweifen. Ein selten friedliches Platzl hier oben, an das schon viele ihr Herz verloren haben, wie die Lobeshymnen im Gipfelbuch beweisen:

Wann i so obnsitz am hochn Bankl
Und umaschau de weite Rund,
von Wean bis zu dem Schneeberg ume,
Da is mei Heaz auf amoi gsund.
Da gspier i der Natur Gewalten,
Da fühl i frei mi und a fromm.
I hoff do sehr, daß es so ausschaut,
wenn amoi i in Himmel komm!

Oder:
Hoch überm grünen Furthertale, ganz nah dem blauen Himmelszelt auf kühnem Fels ein kleines Bankerl, für uns der schönste Platz der Welt.

Gipfel

Kleiner Berg ganz groß!
Von weitem komm ich her,
dieses Bankerl lieb ich sehr!
Die Lade ist nie leer,
Herz, was willst du mehr!
Der Schnaps, der wärmt von innen,
noch bleiben wir bei Sinnen!
Auch Karten sind vorhanden,
nur Bummerl kommen abhanden!
Die Aussicht ist gar wunderbar,
die Landschaft strahlt so sonnenklar!
Hier lässt sich's verweilen,
ohne gleich ins Tal zu eilen!
Ein Prost auf diesen Gipfel,
und die, ihn umgebenden Zipfel!

Aufstieg

 

Furth

Eine der Eintragungen führt mich zur Entdeckung eines weiteren, wahrhaft berauschenden Geheimnisses dieses Berges: Eine Schnapsflasche samt Stamperl, sorgsam in ein Tuch gewickelt und hinterlegt im Gipfelbankerl. Ein Traumblick, ein paar nette, vierbeinige Gipfelkameraden und ein Schnapserl – was will man mehr!
Leider, leider müssen wir wieder hinunter. Nicht den Aufstiegsweg wohlgemerkt, sondern den Kreis weiter um das Voralpenmatterhorn weitergeführt. Den Gipfelpfad wieder zum Zaunüberstieg zurück und von dort rechts (nordwestlich) auf breiter Forststraße bergab. Gleich anfangs hat man die Wahl zwischen drei Straßen, wobei wir uns für die goldene Mitte entscheiden. Lang nicht so romantisch wie beim Aufstieg, aber doch beschaulich und still bergab. Nur einmal werden wir aufgeweckt, als nämlich eine 3 m-Leiter über den Zaun des Wildgeheges führt. Weiter dann, bis sich die Forststraße bei einer scharfen Linkskurve gabelt. Hier zweigt eine Forststraße nach rechts bergauf ab, ebenfalls nach rechts biegt unterhalb der Straße ein schmaler Wiesen- und später Karrenweg ab. Auf diesem bis zur Straße im Fürthergraben und dann auf dieser bis zur Kirche und zum Parkplatz zurück.

Video:



Bernd Orfer (Der Standard) über den Gaisstein

Um diesen Höhenzug rankt sich viel Mystisches, denn die Namen Gaisruck und Gaisstein dürften sich vom keltischen "geis" ableiten, das heilig oder tabu bedeutet. Schon im 18. Jahrhundert las man im Gebirgsfreund: "Würdige nur einmal auch Du den Gaisstein einer Besteigung, lieber Bergfreund, dann werden Dir die Augen aufgehen oben auf dem schneidigen Grate vor der ungeahnten Herrlichkeit, Romantik und Größe seiner Felswände!"
Das löste einen Boom aus, man wollte sogar eine Hütte auf dem "Matterhorn des Waldgebirges" errichten, zumal auch der bekannte und viel beachtete Touristenführer von Förster-Ronniger urteilte: "Als stolzes Wahrzeichen (...) erhebt sich, nach Norden in gewaltigen Felswänden abstürzend, der Gaisstein, dem Beschauer von jeder Seite einen imponierenden Anblick gewährend."
Sehr bald aber versank der Berg wieder in einen Dornröschenschlaf, nach dem Zweiten Weltkrieg war seine Besteigung verboten. Noch immer führt keine markierte Route auf seinen höchsten Punkt, der seit ein paar Jahren ein Gipfelkreuz trägt.

Ausgangspunkt:
Größere Kartenansicht
Schwierigkeiten:
Keine
Gesamthöhenmeter:
Pfeil uppfeil down 570
Gesamtgehzeit:
ca. 4 Stunden
Beste Jahreszeit:
Geht immer
Eignung für Kinder:
Bestens geeignet. Mit der live erlebten Animal-Farm um den Gipfel ist für eine zündende Attraktion gesorgt.
Eignung für Hund & Katz':
Nicht geeignet, da sich die Steinböcke durch frei laufende Hunde eventuell gestört fühlen könnten.
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
Keine
Karte:
freytag & berndt, Wiener Hausberge, Blatt 4
Internet:

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