Wenn
man von Kernhof (zwischen St.Äegyd/Neuwalde und Mariazell)
aus zur Nordwand des Gippels hochblickt, glaubt man einen majestätischen,
unbezwingbaren 3000er vor sich zu haben. Nähert man sich ihm jedoch
von eben dieser schroffen Seite her, erweist sich sein überhebliches
Gehabe nach und nach als Schimäre, der Nordabsturz als harmloses
Mäuerchen, sein abweisendes Gesicht als das mimetische Gebärdenspiel
eines Möchtegern-Königs. Und wechselt man schließlich
auf seine wiesenbedeckte Südseite, nimmt das felsige Ungetüm
gar das Aussehen eines lammfrommen Hügels an. Der Gippel - ein
Berg mit vielen Gesichtern eben. Aber
eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch: Bergeinsamkeit, Panoramablicke
auf die niederösterreichischen Voralpen und besinnliche Momente -
der Gippel - ein Berg mit vielen versteckten Reizen. Der
Gippel - auch ein Berg für die Zeiten zwischen den Zeiten.
Wenn noch zuwenig Schnee für eine Skitour liegt oder zuviel für
längere Bergwanderungen – er bietet allemal ein einprägsames
Bergerlebnis.
Aufstieg:
2
Stunden
Wir
fahren bis zum "Zögernitzer" (640m), einem Gehöft
im hintersten Weißenbachtal; von dort etwa 100m taleinwärts,
ehe bei einem Gedenkstein rechts eine Forststraße abzweigt. Dieser
kurz gefolgt, bis links auf einer Böschung der gut markierte Gippelweg
beginnt.
Den
schon 1930 ausgebauten Treibsteig mäßig steil bergauf, abwechselnd
durch Hoch- und Jungwald, bis schließlich der Weg nach einigen Kehren
die Baumgrenze erreicht. In Serpentinen die steiler werdende nordseitige
Gippelmauer hoch, ehe man kurz nach einem Marterl das Gippeltörl
(1560m) erreicht, eine schmale Scharte mit Almgatter und wunderbarem Blick
gegen die Sonnleitsteingruppe und die N-Seite der Schneealpe,
zugleich aber auch eine markante Grenze zwischen dem abweisenden Nordabbruch
und dem sanfthügeligen, von Almwiesen bedeckten Südhang des
Berges. Hier zweigt der Weg zu den Halterhütten der Gippelalm
(1500m; Einkehr an schönen Wochenenden fallweise möglich)
ab, wir halten uns aber rechts und steigen bis nahe auf die Kammhöhe
und schließlich nach einigem Auf und Ab zum Gipfelkreuz des
Gippels (1669m; Vorsicht! Hinter dem Kreuz bricht die Nordwand
senkrecht ab!).
Herrliche
Sicht auf Göller, Schneealpe,
Rax und Schneeberg und hinab auf den Talort Kernhof.
Abstieg:
3,5-4
Stunden
Wieder
zurück zum Gippeltörl , den Aufstiegsweg auf
die Nordseite
gefolgt
(30 Minuten),
bis eine Forststraße erreicht wird. Diese entlang, die Abstürze
unter der Gippelmauer querend, über die Reintaler Alm, bis
bei einer markanten Linkskurve der Blick hinunter nach Kernhof und zum
Göller frei wird. Durch Jungwald
bergab auf eine Forststraße. Diese und einem Bach entlang bis zum Luegersattel. Am Luegerberg ostseitig entlang ins Weißenbachtal
hinab, am Holzerhof-Gasthaus vorbei bis zum Gehöft Knollnhof (639m), von dort die Straße zum Zögernitzer zurück.
Clip einer Herbstwintertour Ende Oktober 2010
Gesamtgehzeit:
5-6 Stunden
Höhenmeter:
auf/ab
1029 m
Geschichtliches:
Die
Einheimischen nennen die hohe Felsmauer aus hartem Dachsteinkalk mit ihrem
hornartig vorspringenden Eckgipfel einfach "Güwi"
- Giebel. Während der Völkerwanderung bezeichneten ihn
die
Alpenslawen als "Kahlkopf" - warum auch nicht, ragt unser
Berg doch recht "glatzert" über die voralpine Waldgrenze
hinaus - ein Berg mit vielen Gesichtern eben.
Kinder:
Auch für gehfreudige (über 1000 Höhenmeter!) Kinder
geeignet (ab 11). Vorsicht am Gipfel, der nach Norden hin senkrecht abbricht!
Hans-guck-in-die-Luft sollte an die Leine genommen werden. Und
am Ende der Tour wartet eine im wahrsten Sinne märchenhafte
Belohnung: Don
Kamelo ...
Tipp:
Don
Kamelonennt sich ein neuer, uriger Erlebnis-Park in Kernhof,
der mit vielen, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen unterhaltsamen
Attraktionen aufwartet: Blumen-, Tier- und Naturpark, ein Felsenwirtshaus (mit Affenband und herrlichen Meeresfrüchte-Spezialitäten!), Kamelreiten, Streichelzoo (Bergziegen, Steinböcke,
Rentiere ...), Sepp-Forcher- Aussichtswarte (mit großartigem
Blick auf den eben bestiegenen Berg) und dem 1. Kamel-Theater der Welt:
da treten
Kamele
als "Schauspieler" auf, singen
Zwergziegen und agieren Goldhamster
als Stuntmen.
Wanderer,
was willst du mehr?! Unglaubliche Action in diesem versteckten Winkel
Niederösterreichs!
Informationen
unter: 03882/4141 oder 02768-2568; E-Mail: eder.reisen@aon.at