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Aussichtsloge mit Gipfelumtrunk
Jochart

Wanderung, Gutensteiner Alpen, 2022; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Der weiblich titulierte einsame Hügel zwischen Reisalpe und Unterberg lohnt in mehrfacher Hinsicht: Über die Flanken der Jochart führen steile, aber sehr stille Waldwege, unterwegs eröffnen sich imposante Ausblicke auf die prominenten Nachbarn und auf ihrem Gipfel erwartet uns eine hochprozentige Überraschung ... Naturliebhaber kommen in der stillen – und nach wie vor vergleichsweise wenig besuchten Voralpen-Landschaft der Jochart voll auf ihre Kosten.

Die Route

Den fast durchgängig bewaldeten "Hausberg" von Rohr im Gebirge errennt man nicht, sondern man begeht ihn mit Muße und Bedachtsamkeit schon, um der vielen Blumen am Wegesrand gewahr zu werden. Was die Jochart ausmacht, sind nicht die großen Ereignisse, sondern die kleinen Kostbarkeiten am Wegesrand.

Über das Schacherkreuz auf den Gipfel
Vom Zentrum von Rohr im Gebirge (Bushaltestelle, öffentlichen Parkplatz) wandern wir ein Stück auf der Straße bis zur Abzweigung zur „Haselrast“. Hier rechts hinein, bis von der Straße ein Güterweg nach links abzweigt (Wegweiser: Jochart, ca. 2 Std.). Diesem folgen wir an einer Weide vorbei bis zum Schacherbauern.

Nach einem verspielten Teich mit einer Miniatur-Burg lenken wir unsere Schritte nach rechts über eine Schotterstraße bergauf. Die Steigung wird bis zum Gipfel nur sehr selten mehr nachlassen, weswegen die Jochart nicht als „Spazierberg“ zu bezeichnen ist. Nach rund einem halben Kilometer verlassen wir die Forststraße nach rechts auf einen Hohlweg, wobei uns die rote Markierung verlässlich den Weg zur ersten Sehenswürdigkeit weist, einer kleinen Kapelle mit dem sog. Schacherkreuz, einem Kreuzweg, Gedenkbildchen an Verstorbene der Gegend und einem Muttergottesbild aus dem Jahr 1863.

Genau hier zweigt ein Weg nach Osten zur Roßbachklamm ab (auch ein beliebter Ausgangspunkt auf die Jochart). Wir allerdings bleiben dem blau markierten Weg treu, der auf breitem Waldweg geradeaus weiter bergauf führt. Unterwegs treffen wir auf kleine Felstürme, die zum Klettern einladen. Bei einer Forstraßenverzweigung lassen wir uns von einem blauen Wegpfeil nach links auf einen schmalen Waldpfad führen. Nun etwas steinig und wurzelig bergauf, am Weg Zyklamen, Enziane, im Frühjahr blühende Orchideen und im Herbst jede Menge Pilze. So steigen wir Höhenmeter für Höhenmeter am Rand eines steil abfallenden Waldgrabens und durch mehrere Windwurfflächen bergauf. Sobald wir eine Hochweide erreichen, halten wir uns links und folgen dem Weidezaun an uralten Fichten und Buchen vorbei. Sobald wir eine Bank und eine kleine Halterhütte passieren, öffnet sich ein weiter Panoramablick zur Reisalpe, Rax und zum Schneeberg. Der Schlussanstieg führt durch dichten Jung-, später auch durch uralten Fichtenwald. Den Gipfel markieren ein schlichtes Holzkreuz, ein Hasenbankerl, ein Kruzifix und ein Blick bis hin zu Ötscher, Schneeberg und einigen Gesäusebergen. Ach ja, und noch eine Überraschung erwartet uns: zwei Kästchen mit Schnapsflaschen und -stamperln, die hier wohl sehr eingefleischte Jochart-Connaisseure für uns hinterlegt haben müssen. Zur Erklärung: Für viele, vor allem ältere Bergsteiger, gilt der Gipfelschnaps als fester Bestandteil einer Bergbesteigung. Ganz oben angekommen feiert man den Gipfelerfolg mit einem Handschlag, einem Gipfelbusserl – und eben einem Gipfelschnapersl. Auf der Jochart sollten wir den Gipfelumtrunk allerdings mit Bedacht feiern, da wir ja noch den Abstiegsweg vor uns haben – und der hat es durchaus in sich!

Abstieg über das Hammerleck
Für den Abstieg folgen wir dem Wegweiser zum Hammerleck. Die Zeit dorthin ist mit 1 ¾ Stunden angeschrieben. Was natürlich nicht stimmt. Wir brauchen genau eine halbe Stunde über den spärlich bebaumten Ostrücken der Jochart, wobei sich mitunter ein erstaunliches Panorama über die Hügel rund um die Reisalpe und die hohen Gipfeln des „Schneeberglandes“ ergibt. Mit dem Hammerleck ist eine Forststraßenkreuzung gemeint, wo uns die Beschilderung wieder zum Narren halten will: 1 ¾ Stunden bis Rohr. Auch das ein „Schmäh“. Wir werden nicht mehr als eine Viertelstunde benötigen. Hier halten wir uns an die rote Markierung, die uns durch Wald steil bergab ins Tal der Öd führt. Auch der Abstiegsweg kein Spaziergang. Bei einer Lichtung mit Wildfütterungsstelle wechseln wir auf eine Forstraße, der wir von nun an bis zur sagenumwobenen Luckerlbuamhöhle treu bleiben. Hier erreichen wir auch die Landstraße nach Rohr, auf der wir mit Sicherheit auf Wallfahrer treffen, die Richtung Mariazell streben.

Mit ihnen gemeinsam und dem Klausbach begehen wir ein Stück des Wiener Mariazellerwegs 06, der uns in 20 Min. an einer alten Schleuse vorbei nach Rohr im Gebirge führt (Hotel Kaiser Franz Joseph). Sehenswert die Pfarrkirche St. Ulrich dank des imposanten Tabernakels, der Darstellung des Hl. Ulrich und des Kreuzwegs, dessen Bilder in Hinterglasmalerei gefertigt sind.


Route:
Rohr im Gebirge (683 m) – Schacherkreuz (766 m) – Jochart (1.266 m) – Hammerleck (987 m) – In der Öd – Luckerlbuamhöhle – Rohr im Gebirge
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 630
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 3½
Charakter:
Der lange, konsequent ansteigende und mitunter steile Aufstieg und der ebenso steil abfallende Rückweg erfordern doch etwas Kondition und Durchhaltevermögen
Eignung für Kinder:
ab 15
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
keine, in Rohr im Gebirge das Hotel Kaiser Franz Joseph (www.hotelkaiserfranzjosef.at)

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