Eine meiner Lieblingstouren, weil besonders gemütlich und
landschaftlich beeindruckend. Fans rassiger Abfahrten werden von dieser
Tour nicht begeistert sein, wohl aber der anspruchsvolle Skiwanderer,
der sich nach Sonne, Augenschmaus und Stille sehnt. All das bekommt
er bei der Plateau-Querung in Hülle und Fülle.
Diese Genüsse müssen natürlich verdient werden – durch die
Bewältigung des sechs Kilometer langen Forststraßenanstieges,
der höchste Ansprüche an Kondition, Geduld und die Blasenabwehrkräfte
der Füße stellt. Tatsächlich hat mich diese Straße schon einmal fast
zum Mörder gemacht. Lud vor einigen Jahren einen Skitouren-Neuling,
mein allerliebstes Schwesterherz, zu dieser, wie ich meinte, auch für
sie beeindruckenden Tour ein. Nach zwei Stunden Straßenhatscherei bleibt
sie jedoch plötzlich stehen, wirft Ski und Stecken von sich und brüllt,
dass es nur so hallt: "Mööööööööörder!"
Uups.
Schwesterchen verlegte sich auf's Mountainbiken ...
Aufstiegsroute
Bei Greith im Salzatal Abzweigung in die "Ramsau"
und Zufahrt bis zur Fangbrücke bei Dürradmer, 808m. Nun westlich
eine lange, markierte Forststraße talein in das Nappenbachtal,
unterhalb der felsigen Fadenmauer bis zur Nappenbachklause (Marterl) und weiter bis zur Kräuterinhütten-Alm (1394m, im Winter
geschlossen, 2 Stunden). Dann in südwestlicher Richtung durch anfangs
noch lichten Baumbestand und dann über freie Mulden und Böden zum hochaufragenden Gipfelaufbau der Kräuterin. Entlang des Rückens südwestlich weiter
und über eine kurze, lawinöse Steilstufe zum Gipfel (2 Stunden). Blick
auf Riegerin, die Wandfluchten des Hochschwabs, aus denen
vor allem der markante Klotz des Ebensteins herausragt.
Aufstiegszeit: 4-5 Stunden
Abfahrt
Wie oben, wobei man sich in Höhe des Graskogels am
besten links (westlich) des Aufstiegsweges im Graben hält; 1–- 1 1/2
Stunden
Lexikon: Die Kräuterin
Bei der größten Winterwurfkatastrophe dieses
Jahrhunderts 1966 wurden durch einen Wirbelsturm ca. 2000 ha Wald verwüstet
und 1 1/2 Millionen Festmeter Sturmholz zu Boden geworfen. Über 1000
Arbeiter der Bundesforste mussten für die Wiederaufforstung eingesetzt
werden. Ein Denkmal an der Forststraße erinnert heute an dieses Ereignis.
Die Kräuterin verdankt ihren Namen nicht einer früheren
Bio-Apothekerin, die dort oben ihre Heilkräuter erntete, sondern dem
altdeutschen "reuten" = roden. Schon im 13.
Jahrhundert wurde unser Berg mit dem Namen "Gereuthe",
= das Gerodete, bedacht. Gerodet hat man vor allem die Nordseite des
Hochstadls und das radikal - mit unumkehrbaren Folgen: Der Berg kam
ins Tal! Die entwaldeten, abschüssigen Hänge waren bald ihrer Humusschicht
beraubt und wurden zum Spielfeld der Erosion. Ganze Schuttlawinen
erfüllen das obere Holzäpfeltal, überborden demnächst die rund drei
Meter hohe "Christerbauersperre", die 1952 quer über
den Talboden verlegt wurde, um den aus der Erosion resultierenden Schuttstrom
zu stoppen.
Der Gipfel des Hochstadl ist die höchste Erhebung der
Ybbstaler Alpen - und nicht der Ötscher! Nur drei markierte Wege führen
zur Höhe. Zu Erzherzog Johanns Zeiten ein beliebtes Jagdrevier und nunmehr Quellschutzgebiet für die zweite Wiener Hochquellenleitung.
Dürradmer: Jener Ort, wo die
"Radmer" "dürr", also in schwachem
Gefälle fließt.
Radmer: vermutlich vom ahd. "hraban"
= der Rabe. In einer Mariazeller Karte von 1577 findet man die "Rabner-Alm",
den "Radmer-Fluss" und den ehemaligen Namen von Weichselboden: "Rabner-Hütten". |