Wer
das Obere Traisental im Mostviertel von seiner ursprünglichen und
schönsten Seite kennenlernen will, dem sei diese Tour empfohlen.
Schattige Wälder, von Enzianen und Narzissen bemalte Lichtungen,
zwei gastfreundliche Hütten, idyllische Gipfel und weitsichtige
Sky Walks bilden die Zutaten für ein Wandermenü, das keine
Wünsche offen lässt.
Anfahrt
& Aufstieg
St.
Aegyd (Ortszentrum, 588 m) – Zdarsky Hütte (1082 m) – Starkhöhe - Paulmauer (1247 m) – Linsberg
(1238 m) – Grabner Alm (Gschwendt Hütte) – Stadlberg – Türnitzer Höger (Türnitzer Hütte, 1372
m)
HU
ca. 840 m / GZ 4 Stunden
Ich
hab's gewusst: Max und Ferdl, diese Gäuche, haben den Steig verlegt
und nicht wiedergefunden ...
Gschwendt
mit Blick auf Türnitzer Höger
Vom Ortszentrum
St. Aegyds (Parkplatz) dem Wegweiser "Zdarsky Hütte – Traisenberg"
nach hinaus und hinauf. An der Kapelle des Heiligen Aegydius
(auch Hubertuskapelle), einem hübschen Aussichtsbalkon über
St. Aegyd, vorbei, die Asphaltstraße verlassend und über
den Hans Wancura-Steig (1937 erbaut) in sanft geneigten Kehren
auf den Traisenberg. Dort gewährt uns hin und wieder Eure
Hoheit, der Schneeberg die Ehre eines flüchtigen Anblicks. Die
Gebrüder "Gippel & Göller" begleiten
uns sowieso treu. Über ein Stück Forststraße zur "Hermannsrast",
einer weitere, mit Tischen und Bänken versehene Galerie mit garantierter
Fuß- und Blickfreiheit. Schließlich auf den Max und Ferdl-Steig gewechselt. Nach 1 ¼ Stunden erreicht man einer jener sonnigen
baumfreien Wiesenflächen, wie man sie nur hier im Oberen Traisental
findet. Durch ein Meer von Enzianen und Narzissen (im Mai!) zieht man
gemächlich an einer Hütte vorbei zur im Wald versteckten Zdarsky
Hütte (1,5 Stunden), einer gemütlichen Unterkunft,
die allerdings gern zur Überfüllung neigt.
Narzissen
im Mai
Hinter
der Hütte vorbei kurz rot markiert durch Wald, dann über den
weitsichtigen Wiesenkamm der Starkhöhe, wo man die Seele
ruhig baumeln lassen darf und den Blick schweifen zu Paulmauer und Ötscher.
Sobald man die Wegkreuzung "Paulmauer", "Türnitzer
Hütte" erreicht, links einen Weidezaun entlang in etwa
20 Minuten auf die Felskanzel der Paulmauer (1247 m, 1 Stunde
von der Hütte weg). Der Gipfel war 30 Jahre bekreuzt, zur Wiedererrichtung
des renovierten Kreuzes kam ich um eine Woche zu spät.
Über
den Paulmauer-Kamm rot markiert etwas bergab bis zu einer Lichtung mit
Marterl. Anschließend unter einem Felsaufwurf und wieder am Kamm
weiter bis zur GrabnerAlm. Hier könnte man links
über eine Skipiste zur Gschwendt Hütte absteigen, was
aber kaum lohnt, weil die über uns thronende Türnitzer Hütte
verlockender wirkt. Nochmals an Höhe verlierend bergab, bis nach
einem Waldstück der breite Rücken des Türnitzer Högers
aufragt. Kurz auf einer Straße bergan, bis ein Schild verrät,
dass sie nicht zur Hütte führe, sondern man rechts in einen
Waldsteig abzweigen solle. 300 Höhenmeter müssen noch schwer
verdient werden, ehe sich beim Geldloch der Wald öffnet und der
baumfreie Gipfelaufschwung zur TürnitzerHütte
am Türnitzer Höger führt. Nach 4 Stunden bei diesem
Schmuckkastl von Hütte (Infos siehe unten).
Das
Schmuckkastl Türnitzer Hütte
Abstieg
Türnitzer
Höger (1372 m) - Högerbachgraben - Traisenbachrotte
(534 m) - Wallersbach Graben - Traisenberg Sattel (ca. 1080 m) - Bürgeralpe oder Weißes Kreuz - St. Aegyd
HU
ca. 1340 m
ca. 560 m
GZ 4 Stunden
Die
Hermannsrast mit Blick auf Gippel & Göller
Die
geplante Tour ist noch lange nicht zu Ende. Zurück zum Geldloch,
dort nach links in den "Högerbachgraben", Weg.
34. Steil durch Wald, dann abwechselnd durch Lichtungen, Wiesen und
Wald an zwei Fütterungstellen vorbei, bis eine Forststraße
gekreuzt wird. Auf dieser entlang eines meist trockenen Bachbetts, das
sich erst in der Traisenbachrotte füllt. Vom Rauschen des Baches
begleitet bis zu einem Forellenteich und zum Högerhof. Nach
1 ½ Stunden mündet der Güterweg in das Gehöft
des Hofbauers, vulgo Ebnerhof. Parkplatz und Marterl. Bis hierher
kann von Türnitz aus zugefahren und zur Türnitzer Hütte
aufgestiegen werden. Da wir aber nach St. Aegyd zurück wollen,
folgen wir der roten Markierung nach links. Zuerst flach durch gepflegte
Kulturlandschaft an einem Marterl vorbei während langsam die Paulmauer
ins Blickfeld rückt. Bei einer Weggabelung dem "Forstweg
Traisenbach" nach. Bei einer weiteren Weggabelung weist ein
Schild in Richtung Wallersbachgraben. Der Weg steigt hier schon
verdächtig an, bis er sich bei einer Jagdhütte unverschämt
anstrengend aufsteilt. Hier heißt es nun die letzten Energiereserven
ausgraben und zum TraisenbergSattel hochgekeuchen (1
½ Stunden
vom Hofbauer).
Dort heißt es wählen: entweder rot weiter hinunter zum WeißenKreuz, wobei der Weg allerdings auch eine ungesicherte Querung einer steilen Lichtung beinhaltet, die besonders bei nassem Boden absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert, und dann nach links der Straße entlang zum Ausgangspunkt in St. Aegyd oder blau markiert auf die Bürgeralpe mit dem OchsenSchutzhaus und über den bekannten Aufstiegswegweg (gen Zdarskyhütte) nach St. Aegyd zurück (1 Stunde).
Türnitzer
Hütte
Idyllisch
auf der Spitze des Türnitzer Högers in 1372 m Höhe gelegen
(Ausblick vom Schneeberg über die Rax bis zum Ötscher), von
der Bauweise ein Schmuckkastl aus Anno dazumal (1895 erbaut), liebevoll
renoviert und betreut, gilt die Türnitzer Hütte als absoluter
Geheimtipp.
Die
Hütte wird ehrenamtlich von Mitgliedern der ÖGV-Gruppe St.
Pölten gemanagt, die sich wochenendeweise abwechseln. Diese Laien-Wirte
sehen die Hütte als ihr Liebhaber-Projekt, was auch die Gäste
spüren. Alles blitzsauber, liebevoll hergerichtet - und bist du
angekommen, setzt sich schon der "diensthabende" Wirt an deinen
Tisch und erzählt dir aus dem reichhaltigen Fundus der Hüttengeschichte.
Hüttenfeeling par excellance.
Bewundernswert,
dass das alte Häusl nach und nach ökologischen Standards angepasst
wurde: Eine Wasserentkeimungsanlage sorgt für sauberes Regenwasser,
Sonnenkollektoren für den notwendigen Strom, und auch die Abwasserentsorgung
funktioniert auf biologischer Basis.
Zur Hütte führt keine Straße, die Wirte müssen
alles Notwendige etwa 300 Höhenmeter hinauf schleppen. Wer jetzt
vermuten würde, dass es angesichts mangelnden Stroms/Wassers und
schwieriger Zubringermöglichkeiten nichts zu essen gibt, täuscht
sich: Du kriegst zu jeder Zeit eine warme - und ausgezeichnete! - Gulasch-
oder Gemüsesuppe. Und das Bier ist so kalt, wie's sein soll.
Bewirtschaftungszeit:
1. Mai bis 1. November an Wochenenden und Feiertagen. In den Wintermonaten
gesperrt. Erreichbarkeit: Über insgesamt fünf Wanderwege in einer
Zeit von 2 bis 4,5 Stunden.
Keine Zufahrtsmöglichkeit bis zur Hütte. Das umliegende rund
40 km lange Wegenetz wird ebenfalls von der Ortsgruppe St. Pölten
instand gehalten und markiert. Die Hütte fasst 36 Schläfer,
für größere Gruppen wird auch im Winter geöffnet.
Diese
Länge ist keinem Kind zuzutrauen. Touren von St. Aegyd zur Zdarsky
Hütte und Paulmauer, vom Hofbauer zur Türnitzer Hütte oder
von Hohenberg auf die Gschwendt Hütte ist kleinen Bergzwergen durchaus
zuzutrauen. Die Zdarsky Hütte wartet überdies mit einem tollen
Kinderspielplatz auf.