Obwohl der
Große Kesselgraben als älteste und wohl beliebteste
Skiabfahrt der Raxalpe gilt, bieten sich dem Genießer auch in den
schneelosen Jahreszeiten landschaftlich eindrucksvolle Szenarien. Über
7 Kilometer lang (bei rund 1000 Metern Höhenunterschied!) führt
dieser gewaltige Canyon in weitem, hufeisenförmigem Bogen von der
Nordseite der Rax in das wildromantische Höllental
hinab, wartet mit jeder Menge Botanik, Fernblick und Stille auf, während
sich überall anders die Massen stauen. Selbst an schönen Mai-Tagen
begegnet man hier außer Gämsen kaum einem Lebewesen.
Wir parken
das Auto gleich nach der Abzweigung "Weichtal
Hütte", linker Hand. Eine Tafel weist darauf hin,
dass der Rudolfsteig nur von trittsicheren und schwindelfreien
Alpinisten begangen werden sollte. Nach zehn Minuten Forststraße
folgen wir dem Wegweiser "Rudolfsteig" (Weg 47) nach links
in dichten Wald und schlängeln uns von nun an in engen Serpentinen
hoch und höher. Nach 45 Minuten gelangen wir an ein kleines Felsenfenster,
das einen großartigen Blick in das Große Höllental
gewährt. Guter Rastplatz.
Sobald
die Hochfläche erreicht ist, wird man sich aufmerksam weitertasten
müssen, da die Markierungen durch Windwurf beschädigt und
rar worden sind. Östlich vom Kloben wandern wir über
das Plateau (Achtung Gipfelsammler: Ein undurchdringlicher Latschendschungel
macht den Kloben unbesteigbar!), erreichen bald das Klobentörl
(1631 m), wo sich etliche Wege kreuzen. Gleich liegt die Gloggnitzer
Hütte (ÖAV-Sektion Gebirgsverein-Gloggnitz) unter
uns, wir steuern geradewegs auf sie zu, wobei die Augen immer wieder
von den gewaltigen Hängen und Wandfluchten der Lechnerwände
abgelenkt werden.
Von der
Hütte in 10 Minuten auf den mit einer Stange markierten Edelweißkogel,
1581m. Nicht nur der Fernblick auf Rax und Schneeberg lohnt diesen Abstecher,
lässt sich dort doch auch wunderbar picknicken.
Abstieg
durch den Großen Kesselgraben
2-2,5
Stunden
Der Abstieg
beschert dem Genusswanderer ein selten eindrucksvolles Erlebnis. Rund
1000 Meter bricht dieser Canyon ein, gräbt sich tief und tiefer
durch eine Landschaft aus weißem Kalk und Schwarzföhren durch
den Nordrücken der Raxalpe.
Sanft geht
es bergab, anfangs noch durch das Chaos der jüngsten Windwürfe,
dann über einen gut erkennbaren Pfad, der die manchmal raren Markierungen
ersetzt. Im unteren Bereich verengt sich der Kesselgraben zu reizvollen
Felsklammen; Schächte und Spalten laden junge Abenteurer zu kleinen
Expeditionen ein, der hoch aufragende Schneeberg zum staunenden
Verweilen.
Die 15
Minuten über die Höllental-Straße zum Auto zurück
werden von der tosenden Schwarza begleitet und darum gerne in
Kauf genommen.
Diese
Tour umgekehrt anzugehen, ist nicht ratsam, da der Rudolfsteig
wegen mancher Geröll- und Wurzelpassagen (vor allem bei Regen)
gefährlich rutschig werden kann.
Kinder:
ab 13 (vor allem der Kesselgraben mit seinen Schächten und Felslöchern
kommt der Entdeckungslust junger Bergsteiger entgegen)
Bei
Nebel vor allem am Plateau fast keine Anhaltspunkte!
Keine
Wasserstellen unterwegs! Hütte bei Schlechtwetter geschlossen.
Viel zum Trinken mitnehmen!
Wissenswertes:
Wenige
Autominuten vom Weichtalhaus
entfernt, befindet sich das Wasserleitungsmuseum Kaiserbrunn,
wo u.a. die 1. Wiener Hochquellenleitung und die Funktionsweise eines
Wasserkraftwerkes dokumentiert werden.