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Tarock-Polter-Wochenende im

Schneealpenhaus

Almgraben, Lurgbauerhütte, Schneealpenhaus, 1.782 m
Schneealpe-Wiener Hausberge

30./31. Mai 2004
Tarockwochenende auf der Schneealpe

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Für manche gibt es nichts Schöneres, als an einem langen Wochenendes den Rucksack zu packen und den Hausberg wie z.B. die Schneealpe erwandern. Für andere hingegen zählt nichts mehr als ein gemütlicher Hüttenabend mit Freunden in einer über allen Tälern gelegenen Hütte wie z.B. dem Schneealpenhaus. Und dann gibt es welche, denen kaum etwas über die Königsdisziplin der Kartenspiele, das Tarock, geht. Ideal für einen tarockierenden Bergfex die Verbindung alle dieser Träume: mit guten Freunden bei wolkenlosem Mai-Wetter auf die Schneealpe wandern, Quartier beziehen im gastfreundlichen Schneealpenhaus, die Karten auspacken und bei Sonnenuntergang "Mein Spiel!" rufen!


Anfahrt & Aufstieg

Altenberg a.d. Rax (924 m) - Almgraben - Lurgbauerhütte (1.764 m) - Schneealpenhaus (1.782 m)

HU ca. 850 m / GZ 4 Stunden

Der Almgraben
Durch den Almgraben

Andi betet um eine gute Ehe ...
Andi erhofft sich allen Segen des Himmels für seine beginnende Ehe ...

 

In Richtung Lurgbauerhütte
Über das Hochplateau zur Lurgbauerhütte

 

 

Gen Schneealpenhaus ....
Dem auf dem Hügel thronenden Schneealpenhaus entgegen

Der Ausgangspunkt dieser Tour ist leicht zu finden: Von Mürzzuschlag aus kommend, zweigt man in Kapellen rechts ab in Richtung Altenberg a. d. Rax. Beim Gasthof Alpenjäger links den Lohmbach entlang (ÖKO-Lehrpfad), in Altenberg a.d. Rax wieder links in den Lohmgraben, wo nach dem Ende der Asphaltstraße und einem kleinen Stück über Forststraße ein meist voller Parkplatz den Startpunkt (924 m) markiert.

Der anfänglich flache Wegverlauf über die sog. Lohmgrabenstraße sollte in vollen Zügen genossen werden, da sich von Beginn des eigentlichen Lohmgrabens an bis zum Hochplateau der Weg ordentlich aufsteilt und manch untrainierten, schwimmreifigen Zocker in Schwierigkeiten bringen, aber auch zu guten Vorsätzen motivieren kann: "Ab jetzt trainiere ich!". Wenn man nach etlichen Serpentinen durch sich selbst überlassenen Wald nach etwa einer Stunde die Abzweigung "Lurgbauer Hütte", "Schneealpenhaus" erreicht hat, beginnt der landschaftlich reizvollste Teil der Tour.
Während links ein steiler und im oberen Teil bis Ende Mai mit Schnee bedeckter Pfad direkt zum Schneealpenhaus führt, leitet der rechte durch eine besonders attraktive Schlucht, den "Almgraben", zwischen Lohmstein und dem Südost-Rücken der Schneealpe zur Lurgbauerhütte. Dieser Weg ist deswegen dem direkten Weg zur Hochfläche vorzuziehen, da er 1. keine gefährlich steilen Schneefelder aufweist, 2. weniger anstrengend und landschaftlich eindrucksvoll ist sowie 3. mit der Einkehr in die Lurgbauerhütte und dem anschließenden, etwa 30-minütigen Spaziergang über die weitläufige Hochfläche der Schneealpe doch eine recht hübsche Tagestour zusammenkommt.

Der Weg 446 führt nun teils über Schotterwege und hartnäckige, aber sanft ansteigende Schneefelder zwischen den steilen Felsabbrüchen des Lohmsteins und dem flachen Ostrücken der Schneealpe hoch. Hin und wieder springen Gämsen vorbei, fließt der Schweiß und flucht einer. Nach mehr als einer Stunde erreicht man das Hochplateau und einen netten Rastplatz mit Tischbank und grenzenlosem Ausblick. Der anstrengendste Teil liegt hinter uns. Jetzt wartet nur mehr ein kühles Bierchen in der Lurgbauerhütte auf der Ameisbühelalm, 1.764 m, und der Marsch zum Schneealpenhaus.

Der Gang über die Hochfläche zum schon weithin sichtbaren und auf einer Felskanzel thronenden Schneealpenhaus gehört zu den absoluten Highlights dieser Tour. Flanieren, promenieren, spazieren - wie man es auch nennen will, ein Genuss ist es allemal: unter uns das Mürztal, ringsum die Wiener Hausberge, über uns die Sonne, vor uns eine zünftige Tarock-Session. Was will man mehr. Nach 1 Stunde ist das Schneealpenhaus nahe dem höchsten Punkt des Gebirgsstocks, dem Windberg (20 Minuten vom Schneealpenhaus, Gipfelkreuz, 1903 m), erreicht. Die gemütlichen Stuben zwingen förmlich zu einer Zocker-Session, das Essen ist auch nicht zu verachten, der Blick aus den Fenstern sucht sowieso seinesgleichen.

Na dann: "Mein Spiel!"

Zocken, bis die Finger glühen ...
Beim Spiel der Spiele - zocken, bis die Finger glühen

Das SchneealpenhausSchneealpenhaus

Das freundliche Schneealpenhaus (Österreichischer Gebirgsverein) bietet sich als Übernachtungsort und für einen Tarockabend förmlich an. Weite Almwiesen, der nahe gelegene Windberg-Gipfel, Sitzbänke im Freien und urig-alte Gasträume verleihen die passende Atmosphäre dazu.

KaiserschmarrnDie neuen Wirtsleute, Renate und Siegfried, sind sehr engagiert - und wenn die Nusskipferln ausgehen, kann es sogar sein, dass sich Sigi noch spät nachts auf den Weg ins Tal macht, um für Kipferl-Nachschub zu sorgen.

Schlafplätze: Zimmerlager/Betten: 20, Matratzenlager: 40
Mai bis Herbst durchgehend bewirtschaftet; Tel. 03857/2190, 0676/9265524; siegfried.siutz@gmx.at, www.schneealm.at

Tarock

Solo, Bettler, Piccolo, Pagat, Valat ... - diese Ansagen klingen dem Zocker wie das "Prost" dem Biertrinker, das "Zum Wohl" dem Weinkenner oder ein "Ich warte, Schatz" dem Verliebten! Ja, es sollen eingefleischte Zocker schon zugegeben haben, dass sie ein zünftiges Spiel sogar über die Kuschelstunde mit der Liebsten setzen! Vor der Königsdisziplin der Kartenspiele sei hier also ausdrücklich gewarnt: Es macht unheilbar süchtig! Einmal die gar nicht so komplizierten Regeln erlernt und man bleibt diesem Spiel für immer verbunden. Abgewöhnen? Unmöglich. Die großen Karten in der Hand machen regnerische Hüttentage im Nu vergehen, alle Sorgen der Welt vergessen und das Leben wieder spannend und attraktiv. Gewinnen und verlieren, Risiko oder Berechnung, Glück oder Pech, Taktik und Strategie, alles oder nichts - dieses Spiel ist kein Kartenspiel - es ist Kunst, Passion, das Leben en miniature.

Tarock-StillebenTarock ist in Italien entstanden, von dort nach Frankreich und dann in den deutschen Sprachraum gelangt. Die Hochblüte erlebte das Spiel in der Zeit der Habsburgermonarchie, weshalb Tarock heute vorwiegend in jenen Ländern gespielt wird, die früher der Habsburgermonarchie angehörten: in Ungarn (Zwanzigerrufen), Slowenien (Königrufen), Tschechien (Neunzehnerrufen), in Teilen Baden-Württembergs, früher Vorderösterreich (Cego), und in Teilen Rumäniens, früher Bukowina (Königrufen).
Die Tarock-Spielkarten wurden übrigens nicht zum Wahrsagen, sondern zum Kartenspielen erfunden und zwar um etwa 1430 in Italien. 350 Jahre lang hat man damit nur tarockiert. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts kamen Franzosen auf die Idee, damit die Zukunft vorherzusagen (Tarot).
Literarische Belegstellen über das Tarock findet man übrigens nicht nur bei Goethe, Schiller und Brentano, sondern auch bei Robert Musil, Franz Werfel, Ernst Lothar und Peter Handke. Auch unter den Politikern gab und gibt es viele Tarockierer: Die österreichischen Bundeskanzler Karl Renner und Julius Raab waren genauso leidenschaftliche Tarockierer wie später Franz Vranitzky und Wolfgang Schüssel.


Abstieg

Schneealpenhaus (1782 m) - Blarergraben - Lohmgraben - Parkplatz

HU ca. 850 m / GZ 1 ½ Stunden

 

 

 

 


Abrutschen über Schneefelder
Rutschpartie über Schneefelder ...

Nach dem mehr als reichlichen Frühstück (Buffet!) noch schnell ein Kartenspiel im Freien über der traumhaften Kulisse des Mürztales:

Ja, da ist's schön!

Der Abstieg ist vor allem im Frühjahr nicht zu unterschätzen: Die von der Hochfläche herabziehenden, zum Teil sehr steilen Altschneefelder bereiten eingefleischten Figlerianern zwar großes Abfahrtsvergnügen, können dem Fußgeher allerdings wegen ihrer Steilheit gefährlich werden. Von der Hütte weg dem rot markierten Weg folgen und etwaige, über dem Weg liegende steile, aber vielleicht hinterhältig seifige Firnfelder durch die Latschen umgehen. Kleine Felsstufen, steile Geröllpassagen verlangen Trittsicherheit und gut geölte Knie. Vorsicht mit Kindern!

Will man sich diesen nur im Sommer vollkommen gefahrlosen Weg ersparen, empfiehlt es sich den oben beschriebenen Aufstiegsweg wieder retour zu gehen (die landschaftlichen Reize rechtfertigen es auf jeden Fall) oder über die Kutatsch Hütte, das Kampl und den Bohnkogel retour in den Lohmgraben zurückzukehren.
Spätestens bei der Abzweigung zum Almgraben hat man es geschafft, von dort wie oben durch den Lohmgraben retour zum Parkplatz.


Altenberg

Wenn man durch das "Alpindorf" Altenberg an der Rax fährt, wird man über die Gepflegtheit und Helligkeit des Ortes staunen. Ohne jeglichen Durchzugsverkehr liegt der Ort ruhig und sonnig zwischen der Rax und der Schneealm und zählt durch seine Nord-Südlage zu den sonnenverwöhnten Natur- und Bergparadiesen der Wiener Hausberge. Hier wird auch das "Internationale Wasserforum" abgehalten, das versucht, das vielseitige Thema "Wasser" darzustellen und begreifbar zu machen. Ein ÖKO-Lehrpfad entlang des Lohmbaches mit Mühlen, Biotopen und kleinen Teichen wird dem Thema voll gerecht.

Schwierigkeiten:
Kleine Felsstufen, steilere Firnfelder bis Ende Mai verlangen Trittsicherheit. Ansonsten gefahrlos.
Höhenmeter: Etwa 850 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit: ca. 5,5 Stunden
Beste Jahreszeit: Ab Mitte Mai
Kinder: Als Zweitages-Projekt eine optimale Tour für Kinder. Gämsen, Schneefelder zum Rutschen, weite Almflächen mit kleinen Latschenwäldern zum Versteckspielen und freundliche, auf Kinder eingestellte Hütten bieten jede Menge Abenteuer und Unterhaltung.
Hund und Katz': Gut geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste >>>
Einkehrmöglichkeiten:

Lurgbauerhütte
Schneealpenhaus

Karte: Freytag & berndt WK 022 "Semmering - Rax - Schneeberg - Schneealpe", 1:50.000
Internet:

Altenberg
Schneealpenhaus