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Farbentänzer am

Nandlgrat

Schneebergdörfl - Nandlgrat - Schneeberg - Schneidergraben

2049m, Wiener Hausberge, 7/2003

Über den Nandlgrat auf den Schneeberg

Von Thomas Rambauske


Intro

Der Schneeberg ist eigentlich nur genießbar, wenn man Wege fernab touristischer Trampelpfade wählt - und da eignet sich der Nandlgrat, einer der alpinen und anspruchsvollen Anstiege durch die Ostflanke des Schneebergs, vorzüglich. Ein Weg allerdings, der ausschließlich versierten und routinierten Bergsteigern vorbehalten bleibt. Es rät sich hier immer ein Auge gen Boden zu richten, zum einen, weil der Pfad kaum gekennzeichnet ist, zum anderen ist das, was da im Juli, August in den prächtigsten Farben flattert, geradezu einzigartig. Was die Schmetterlinge auf dem Weg zum Nandlgrat, sind die Gämsen im Schneidergraben: Stoff zum stillen Schauen und Staunen.

Ausgangspunkt Schneebergdörfl
Schneeberg vom Schneebergdörfl gesehen

Aufstieg:

Schneebergdörfl - Schwabenhof (774m) - Bürkle Rettungshütte (1287m) - Nandlgrat - Kaiserstein-Fischerhütte (2049m)

HM ca. 1250 / GZ 3,5 Stunden

Pfauenauge
Pfauenauge

 

Die berühmte Breite Ries
Die Breite Ries, eine bekannte Skiabfahrt

 

Nandlgrat

Kleiner Parkplatz am Ortsende des Schneebergdörfls. Von dort einem Wegweiser "Schneidergraben-Breite Ries" nach. Gelbe Markierung in Richtung "Breite Ries". Waldsteig durch ein traumhaftes Schmetterlingsbiotop (beste Zeit: Juli). Pfauenauge, Zitronenfalter & Co. - man sollte diesen Luft- und Farbentänzern in Ruhe zusehen und sich von deren Schönheit beeindrucken lassen.

Beinahe unbemerkt bewältigt man so viele Höhenmeter, bis sich der Weg sich zu einem Steig verengt und der als Skiabfahrt bekannten Breiten Ries nähert. Abzweigung "Schneebergdörfl-Losenheim", Abzweigung "Nördlicher Grafensteig (Baumgartnerhaus), Bürklehütte".
Bei der Ferdinand Bürklehütte (1,5 Stunden), einer Unterstandshütte des Bergrettungsdienstes Puchberg, kurz in Richtung Edelweißhütte hinauf, Abzweigung rechts in Richtung "Edelweißhütte-Nördlicher Grafensteig", links die Rieshütte des OEAV Burgenland, eine kleine bewirtschaftete Hütte, die angeblich nur Mitgliedern der Sektion Burgenland zugänglich sein soll.
An ihr vorbei über einen bewaldeten Rücken. Am Zustand des Steiges merkt man, dass er nicht oft begangen wird. Aufmerksamkeit ist gefragt, da die Markierungen nicht immer leicht zu finden sind und sich Steigspuren manchmal nur erahnen lassen.
Wenn der Latschenweg ins Geröll führt und die ersten Felsen auftauchen, merkt man, dass man sich am richtigen Weg, nämlich am Nandlgrat, befindet. Vorbei an einem Vermessungspunkt und nach einem Wandl scharf nach links, wo die blauen Markierungen plötzlich weiß übermalt sind (?). Nach einem Geröllfeld in problemloser I-er-Kletterei rechts hinauf. Zwei sehr rutschige Rinnen verlangen Vorsicht und Trittsicherheit (am besten am griffigen Felsen bleiben). Über einen Schrofenrücken nach zwei Dritteln des Weges ein Steinmandl und eine Blechdose mit einem Steigheftchen.
Kurz in problemloser Bergab-Kletterei in ein Schartl mit Gedenkkreuz für einen hier verunglückten Bergretter. Weiter steil über rasendurchsetzte Schrofen.
Nach drei Stunden ist die Hochfläche erreicht. Nun in südwestlicher Richtung eben hinüber zu den Stangen und diesen nach (links) zur Fischerhütte. Pause in der meist mit Bahnreisenden gefüllten, traditionsreichen Unterkunft am sog. "Kaiserstein".

10 Minuten wären es noch zum Gipfel, ich überlasse ihn diesmal jedoch großzügig den Touristen.

Abstieg:

Damböckhaus (1810m) - Schneidergraben - Schneebergdörfl

GZ 2,5 - 3 Stunden

Gämse
"So ein Trottel ..."

Im Schneidergraben
Im Schneidergraben

Im multikulturellen und -lingualen Gewurrl zum Damböckhaus, dort links durch einen Graben zum Einschnitt zwischen Novembergrat und Herminensteig (nicht leicht zu finden). Dort mitunter sehr bröselig und unmarkiert hinab (nichts bei Regen und schlechten Witterungsverhältnissen!) in den Geröllkessel. Die Gämsen, die dort anzutreffen sind, lassen sich in keiner Weise stören - als seien sie Typen wie mich gewohnt. "Wieder so ein Trottel, der Spaß daran findet, die Geröllpiste hinunterzulaufen", denken sie sich wohl, schütteln den Kopf und äsen seelenruhig weiter. Auch der imposante Blick ins Puchberger Becken und zu den wilden Ostabstürzen des Schneebergs ist grandios.

Im unteren Teil die für alle Beinsehnen verlustreiche, aber für jeden Schneider (Sic! Hose kaputt) und Schuster (Schuhe kaputt) gewinnbringende Geröllrutscherei (Tipp: Für diese Kieselabfahrt sollten nicht die neuesten Schuhe verwendet werden - Reserveschuhe? Achtung! Manchmal legen es größere Felsbrocken auf ein etwas rabiates Wettrennen mit dir an - lass' die Rowdys wohlwollend überholen ...).

Hat man den Kessel endlich hinter sich, immer dem Geröll nach durch Latschengassen hinab durch Wald, über eine Forststraße und an einer Quelle vorbei zum Ausgangspunkt zurück.

Varianten:

> Hotel Schneeberg - Nördlicher Grafensteig
>
Herminensteig (bis 1)
> Novembergrat (bis 1+)

Schwierigkeiten:

 

Der Nandlgrad ist für den gemütlichen Schneebergtouristen nicht geeignet, da er zu gefährlich und aus diesem Grund auch nicht markiert, sondern nur gekennzeichnet ist. Auch die Markierung für den Schneidergraben wurde aus den Karten genommen und die Einstiegstelle sowie die Markierung entfernt, da es viel zu gefährlich ist, "normale" Schneebergtouristen hier runter zu schicken. Diese "Steige" sind nur mit Bergerfahrung zu begehen!
Bei Regen oder Nebel ist überhaupt von beiden Steigen abzuraten: Rutsch-, Verirr- und Steinschlaggefahr.

Die Rinnen, die in jeder Saison anders aussehen können (Schwemm- und Lawinenrinnen), sollten mit Vorsicht begangen bzw. umgangen werden.

Nicht zu unterschätzen die rund 1.300 schweißtreibenden Höhenmeter.

Beste Jahreszeit: Sommer, Herbst
Kinder: Nicht geeignet
Eignung für Hund und Katz' Nicht geeignet

Ausrüstung:

Pack-Checkliste >>>

  • Sicherheitshalber, vor allem in Anbetracht der steilen und mitunter schwer zu querenden Rinnen, sollten bei Anfängern doch ein Sicherungsseil + Gurte etc. dabei sein.
  • Für die Geröllpiste des Schneidergrabens sind, so seltsam es klingt, alte Ersatzschuhe angebracht. Vor allem Nähte und Sohlen werden in arge Mitleidenschaft gezogen.
Einkehrmöglichkeit: Rieshütte, Fischerhütte, Damböckhaus
Karten: Freytag & berndt, Wanderkarte "Semmering, Rax, Schneeberg", 1:50.000, WK 022

Informationen:

  • Burgruine Puchberg, erst kürzlich saniert.
  • Schneebergmuseum, wo Instrumente, Bilder und Fotos von Puchberg, eine Rauchkuchl, bäuerliche Handwerkzeuge ausgestellt sind.
Internet: