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Himmel auf Erden

Planetenweg

von Rettenegg aufs Stuhleck

1782m, Wiener Hausberge


Von Thomas Rambauske

Intro

Kosmische Dimensionen im Maßstab 1:1 Milliarde machen einen der schönsten Wanderwege Ostösterreichs zu einem Ausflug durch unser Sonnensystem.

Der "weltweit einzige Planetenweg" wurde als wissenschaftlich-touristisches Projekt vom Institut für Astronomie der Uni Wien geschafffen. Entlang des Weges sind die neun Planeten so dargestellt, dass deren Größe und Abstände zueinander dem Maßstab 1:1 Milliarde entsprechen. In identischer Entfernung zur Sonne folgt man nun Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun bis aufs Stuhleck. 1 Millionen Kilometer ergibt 1 Meter. Dem Besucher wird beim Wandern von Planet zu Planet eine Verbindung von heutiger Sichtweise und der antiken Vorstellung vom Lauf der Himmelskörper vor Augen gestellt. Der Weg soll aber auch das Gefühl für kosmische Dimensionen wecken: Beispielsweise benötigt das Licht von der Sonne zum Saturn etwa eine Stunde und 19 Minuten, etwa solange, wie man vom Sternenpavilion in Rettenegg bis zum Modell-Standort des Saturn wandert.


Aufstieg

Rettenegg - Sternenpavillion (862m) - Planetenweg 743 - Maxl am Berg - Schwarzriegel (1593m) - Stuhleck (Alois Günther Haus, 1782m)

HM ca. 945m / GZ 2,5 Stunden

 

 

 

 

 

 

Ausgangpunkt ist der sog. "Sternenpavillion" am Ortsrand von Rettenegg, wo die Sternbilder des nördlichen Sommerhimmels mit 400 Sternpunkten dargestellt sind:

Erste Station: Nach dem Gehöft Hansl in Hof das in einer Glaskugel hängende Planeten-Modell Jupiter. Eine Informationstafel gibt Auskunft über wissenschaftliche, mythologische und astrologische Details.
Auf dem rot markierten Weg Nr. 743 immer wieder Bänke zum Innehalten und Rasten. Nach zwanzig Minuten durch ein Gehöft und von der Asphaltstraße auf einen Güterweg, schließlich durch schönen Hochwald. Dort schon der "Saturn", der 6. von der Sonne aus gezählte Planet. Mit einem Äquatordurchmesser von 120.536 Kilometern ist er rund 10 Mal so groß wie die Erde! Anschließend an einer Quelle vorbei zur Uranus, dessen Modell man an der Waldkampfzone erreicht. Er gehört wie Jupiter, Neptun und Saturn zu den Gasplaneten. Forststraßen wechseln nun mit Wegen, bis der Zwieselbach übersetzt wird und sich der Wald lichtet. Die Landschaft wird heller, freier, schließlich betritt man nach 1,45 Stunden den baumfreien Rücken des Südstuhlecks.
Stangen leiten bis zur Wegkreuzung "Rosegger - Alois Günther Haus" am Schwarzriegel, wo Neptun in der Glaskugel leider abgestürzt ist. Er ist der kleinste und äußerste der Gasplaneten. Über den Hochrücken weht selbst im Frühling und Sommer meist eiskalter Wind, so auch bei meiner Erkundungstour Mitte Mai, als es sogar zu graupeln und stürmen begann. Der einzige Mensch oder vielmehr Außerirdische, den ich traf, war - ein Grazer Radfahrer, der von Graz kommend, über das Stuhleck nach Wien unterwegs war. Wahrhaft außerirdisch ...

Über den Höhenrücken auf das Stuhleck (1782m) und das Alois Günther Haus in 20 Minuten. Neben dem Kreuz das Planetenmdell des Pluto, 5899 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.

Max entdeckt sich selbst ...
Max bei der Selbstfindung ...


Abstieg:

Schwarzriegel - Grazer Stuhleck - Peter Bergner Warte - Rosegger Haus (Pretul, 1588m) - Pretulalpe - Rettenegg

GZ 2 Stunden

 

 

 

Weil der Marsch über die Stuhlecker Hochfläche zum Reizvollsten der Tour gehört, wandern wir zurück zum Schwarzriegel und weiter durch endlose Weiten über das Grazer Stuhleck (1635m) und die Schwarzriegel Alm bis zur Peter Bergner Warte (1653m), die mit einer besonders eindrucksvollen Aussicht auf Schneeberg, Rax etc. aufwartet. Nach wenigen Minuten erreichen wir das Rosegger Haus auf der Pretul (1 Stunde vom Stuhleck).

Von dort folgt man dem Weg 741 über den Rücken der Pretulalpe nach Rettenegg. Was es mit den grünen Wegweisern "Joglland" auf sich hat, wurde mir erst durch nachträgliche Recherche klar:

Als Kaiserin Maria Theresia einst von Wien kommend über den Wechsel in das Herzogentum Steiermark zieht, hört sie eine Frau jenen Satz schreien, der dieser Landschaft für die folgenden Jahrhunderte den Namen geben sollte:

"Das ist ja das reinste Joglland!"

Maria Theresia, die große Mutter der österreichisch-ungarischen Monarchie, ist in höchstem Erstaunen. Leutselig und neugierig auf Reisen, fragt sie mehrere Männer nach deren Namen. "I bin da Jogl", antwortet der eine, "I bin 'n Wirt sein Sauhalter und Viechtreiber und hoaß Jogel", der andere, oder "Jo, wia sullt i denn sist hoaßn, als Jogl!". Überall begegnet sie Jogln, Männern, die nach dem heiligen Jakobus getauft sind. Dem Schutzpatron der Schiffer, der Apotheker, interessanterweise auch der Soldaten. Vor allem aber ist der heilige Jakobus Beschützer der Pilger, die so zahlreich in und durch das Joglland reisten.

So viel zur mündlichen Überlieferung über die Entstehung des Namens Joglland. Die grünen Pfeile leiten jedenfalls sicher hinab durch uralten Nadelwald. Nach einer Stunde sehen wir schon die Dächer Retteneggs, eines übrigens blitzsauberen, im Frühling hübsch herausgeputzten Dorfs (1 Stunde).



Schwierigkeiten:
Keine
Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober
Gesamtgehzeit: 4,5-5 Stunden
Höhenmeter: Etwa 950 m in Auf- und Abstieg
Kinder: Ab 10 Jahre. Astrologie, Erdkunde, Kosmos und Natur in einem - wo gibt's das sonst?
Ausrüstung: Pack-Checkliste >>>
Einkehrmöglichkeit: Alois Günther Haus, Rosegger Haus
Karte: Feytag & berndt, WK 021

Informationen/Tipps:

 

Eine Gartenfigur

Das "Kraftspendedorf" Rettenegg ist ein blitzsauberer, gesunder Hort der Erholung. Der überaus schönen landschaftlichen Lage am Talschluß des oberen Feistritztales verdankt das Dorf seinen weitbekannten Ruf als Sommer- und Wintererholungsort. Das Höhenklima des sonnigen, freundlichen Tales, das in einiger Entfernung die höchsten Erhebungen des oberen Feistritztales umschließen, aber auch die klare würzige Luft empfehlen den Ort für Ruhe- und Erholungssuchende genauso wie für Wanderer und Radfahrer (durch Rettenegg führt auch die berühmte Mountainbike-"Alpentour", die längste beschilderte Bike-Route Europas) besonders im Frühling und Herbst.
Als weiteres Erlebnis bietet sich auch der am Ortseingang von Rettenegg gelegene größte Stempel der Welt (Höhe 2 m, Durchmesser 1 m) an. Er druckt das Ortswappen der Gemeinde.