Kosmische
Dimensionen im Maßstab 1:1 Milliarde machen einen der schönsten
Wanderwege Ostösterreichs zu einem Ausflug durch unser Sonnensystem.
Der
"weltweit einzige Planetenweg" wurde als wissenschaftlich-touristisches
Projekt vom Institut für Astronomie der Uni Wien geschafffen. Entlang
des Weges sind die neun Planeten so dargestellt, dass deren Größe
und Abstände zueinander dem Maßstab 1:1 Milliarde
entsprechen. In identischer Entfernung zur Sonne folgt man nun Merkur,
Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn,
Uranus und Neptun bis aufs Stuhleck. 1 Millionen
Kilometer ergibt 1 Meter. Dem Besucher wird beim Wandern von Planet
zu Planet eine Verbindung von heutiger Sichtweise und der antiken Vorstellung
vom Lauf der Himmelskörper vor Augen gestellt. Der Weg soll aber
auch das Gefühl für kosmische Dimensionen wecken: Beispielsweise
benötigt das Licht von der Sonne zum Saturn etwa eine Stunde und
19 Minuten, etwa solange, wie man vom Sternenpavilion in Rettenegg
bis zum Modell-Standort des Saturn wandert.
Ausgangpunkt
ist der sog. "Sternenpavillion" am Ortsrand von Rettenegg,
wo die Sternbilder des nördlichen Sommerhimmels mit 400 Sternpunkten
dargestellt sind:
Erste
Station: Nach dem Gehöft Hansl in Hof das in einer Glaskugel
hängende Planeten-Modell Jupiter. Eine Informationstafel
gibt Auskunft über wissenschaftliche, mythologische und astrologische
Details.
Auf dem rot markierten Weg Nr.
743 immer wieder Bänke zum Innehalten und Rasten. Nach zwanzig
Minuten durch ein Gehöft und von der Asphaltstraße auf einen
Güterweg, schließlich durch schönen Hochwald. Dort schon
der "Saturn", der 6. von der Sonne aus gezählte
Planet. Mit einem Äquatordurchmesser von 120.536 Kilometern ist
er rund 10 Mal so groß wie die Erde! Anschließend an einer
Quelle vorbei zur Uranus, dessen Modell man an der Waldkampfzone
erreicht. Er gehört wie Jupiter, Neptun und Saturn
zu den Gasplaneten. Forststraßen wechseln nun mit Wegen, bis der
Zwieselbach übersetzt wird und sich der Wald lichtet. Die Landschaft
wird heller, freier, schließlich betritt man nach 1,45 Stunden
den baumfreien Rücken des Südstuhlecks.
Stangen leiten bis zur Wegkreuzung "Rosegger - Alois Günther
Haus" am Schwarzriegel, wo Neptun in der Glaskugel
leider abgestürzt ist. Er ist der kleinste und äußerste
der Gasplaneten. Über den Hochrücken weht selbst im Frühling
und Sommer meist eiskalter Wind, so auch bei meiner Erkundungstour Mitte
Mai, als es sogar zu graupeln und stürmen begann. Der einzige Mensch
oder vielmehr Außerirdische, den ich traf, war - ein Grazer Radfahrer,
der von Graz kommend, über das Stuhleck nach Wien unterwegs war.
Wahrhaft außerirdisch ...
Über
den Höhenrücken auf das Stuhleck (1782m) und das Alois
Günther Haus in 20 Minuten. Neben dem Kreuz das Planetenmdell
des Pluto, 5899 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt.
Max bei der Selbstfindung
...
Abstieg:
Schwarzriegel
- Grazer Stuhleck - Peter Bergner Warte - Rosegger Haus (Pretul,
1588m) - Pretulalpe - Rettenegg
GZ 2 Stunden
Weil
der Marsch über die Stuhlecker Hochfläche zum Reizvollsten
der Tour gehört, wandern wir zurück zum Schwarzriegel
und weiter durch endlose Weiten über das Grazer Stuhleck (1635m)
und die Schwarzriegel Alm bis zur Peter Bergner Warte
(1653m), die mit einer besonders eindrucksvollen Aussicht auf Schneeberg,
Rax etc. aufwartet. Nach wenigen Minuten erreichen wir das Rosegger
Haus auf der Pretul (1 Stunde vom Stuhleck).
Von
dort folgt man dem Weg 741 über den Rücken der Pretulalpe
nach Rettenegg. Was es
mit den grünen Wegweisern "Joglland" auf sich
hat, wurde mir erst durch nachträgliche Recherche klar:
Als
Kaiserin Maria Theresia einst von
Wien kommend über den Wechsel in das Herzogentum Steiermark zieht,
hört sie eine Frau jenen Satz schreien, der dieser Landschaft für
die folgenden Jahrhunderte den Namen geben sollte:
"Das
ist ja das reinste Joglland!"
Maria
Theresia, die große Mutter der österreichisch-ungarischen
Monarchie, ist in höchstem Erstaunen. Leutselig und neugierig auf
Reisen, fragt sie mehrere Männer nach deren Namen. "I bin
da Jogl", antwortet der eine, "I bin 'n Wirt sein Sauhalter
und Viechtreiber und hoaß Jogel", der andere, oder "Jo,
wia sullt i denn sist hoaßn, als Jogl!". Überall begegnet
sie Jogln, Männern, die nach dem heiligen Jakobus getauft sind.
Dem Schutzpatron der Schiffer, der Apotheker, interessanterweise auch
der Soldaten. Vor allem aber ist der heilige Jakobus Beschützer
der Pilger, die so zahlreich in und durch das Joglland reisten.
So
viel zur mündlichen Überlieferung über die Entstehung des
Namens Joglland.
Die grünen Pfeile leiten jedenfalls sicher hinab durch uralten Nadelwald.
Nach einer Stunde sehen wir schon die Dächer Retteneggs, eines
übrigens blitzsauberen, im Frühling hübsch herausgeputzten
Dorfs (1 Stunde).
Schwierigkeiten:
Keine
Beste
Jahreszeit:
Mai
bis Oktober
Gesamtgehzeit:
4,5-5
Stunden
Höhenmeter:
Etwa
950 m in Auf- und Abstieg
Kinder:
Ab
10 Jahre. Astrologie, Erdkunde, Kosmos und Natur in einem - wo gibt's
das sonst?
Das
"Kraftspendedorf" Rettenegg
ist ein blitzsauberer, gesunder Hort der Erholung. Der überaus schönen
landschaftlichen Lage am Talschluß des oberen Feistritztales verdankt
das Dorf seinen weitbekannten Ruf als Sommer- und Wintererholungsort.
Das Höhenklima des sonnigen, freundlichen Tales, das in einiger Entfernung
die höchsten Erhebungen des oberen Feistritztales umschließen,
aber auch die klare würzige Luft empfehlen den Ort für Ruhe-
und Erholungssuchende genauso wie für Wanderer und Radfahrer (durch
Rettenegg führt auch die berühmte Mountainbike-"Alpentour",
die längste beschilderte Bike-Route Europas) besonders im Frühling
und Herbst.
Als weiteres Erlebnis bietet sich auch der am Ortseingang von Rettenegg
gelegene größte Stempel der Welt (Höhe 2 m, Durchmesser
1 m) an. Er druckt das Ortswappen der Gemeinde.