Hadersfeld, ein 441 m hoher Pass zwischen Greifenstein und Klosterneuburg, und der daneben liegende Tempelberg (403 m), werden gern als das nördliche Ende der Alpen bezeichnet. Danach fällt das "Gebirge" abrupt zur Donau, zum Wiener Becken und zur Pannonischen Tiefebene ab. Ein Grund also, das "Nordkap der Alpen" zu besteigen – von Maria Gugging aus.
Die Route
Redlingerhütte
Wer sich das Vorstadttreiben um Greifenstein und Höflein an der Donau ersparen will, beginnt seine Wanderung aufs Nordkap der Alpen in Maria Gugging, genauer gesagt am Campus des IST-Austria, des Institute of Science and Technology Austria, einer Forschungseinrichtung mit eigenem Promotionsrecht. Hierhin verkehren Busse und bieten sich Parkplätze für den fahrbaren Untersatz an. In nördlicher Richtung führt uns von einem Kreisverkehr weg die rote Markierung und das Schild "Redlingerhütte" am Museum Gugging vorbei aus dem Siedlungsgebiet hinaus. Entlang des Marbachs wandern wir auf einer Waldstraße bis zu einem Schranken bergauf. Hier wenden wir uns nach rechts und marschieren auf Schotter durch alten Wald bis zur netten Redlingerhütte (30 min.), wo sich eine Einkehr empfiehlt – wenn sie denn offen hat. "Eine Wanderung ohne Gasthäuser ist wie ein Leben ohne Freunde", stand dort im Dezember 2020 zur Zeit des Corona-Lockdowns und der damit verbundenen Schließung der Gasthäuser geschrieben. Wie wahr! Erst eine gediegene Hütteneinkehr samt Gulaschsuppe und Häferlkaffee setzt einer Tour die Krone auf! Die Redlingerhütte liegt idyllisch im Wald und bietet mit einem Teich, Kinderspielplatz und beschaulicher Ruhe eine geradezu ideale Rastatmosphäre. Berghüttenfeeling an der Wiener Grenze!
Der Obelisk von Hadersfeld
Weiter auf enger werdendem Waldpfad Richtung Hadersfeld. Der Weg führt zunächst durch einen schattigen Grabengrund, dann steiler werdend durch prächtigen Mischwald nach Hadersfeld hinauf, wo eine Straße das Ende des Wanderwegs andeutet.
Hadersdorf, ein 441 m hoher Pass zwischen Greifenstein und Kloserneuburg, wird gerne als das "Nordende" der Alpen bezeichnet. Ein unbenannter Obelisk (kurz rechts, dann links und gelb markiert bis zum Obelisken und einem Spielplatz), ein Überbleibsel eines von Johann Fürst Liechtenstein um 1835 errichteten Naturparks, markiert diesen Punkt. Gleichzeitig erinnert er daran, dass an dieser Stelle während der Türkenkriege Warnfeuer abgegeben wurden, sobald sich der Feind näherte.
Wieder zurück zur vorhin erwähnten Straße, wenden wir uns nach links in die Schlossgasse, die uns zunächst zum Schloss Hadersfeld führt. Um 1500 erbaut, diente das Gebäude lange Zeit als Jagdschloss für Johann Fürst Liechtenstein. Heute ist es in Privatbesitz und öffentlich nicht zugänglich.
Am Tempelberg
Vom Schloss leitet uns die gelbe Markierung zur Tempelbergwarte am Tempelberg (403 m). Dieser wurde dank seiner strategisch wichtigen Position schon früh besiedelt, was Spuren einer befestigen Anlage aus der Bronzezeit bewiesen. Zudem wurden bei Grabungen Keramikreste gefunden, die auf die späte Bronze- bzw. die ältere Hallstattzeit hindeuten.
Zwischen 1806 und 1807 ließ Johann Fürst Liechtenstein einen Tempel auf einer Grotte errichten und nannte ihn "Husarentempel" – in Würdigung seines eigenen Husarenregiments. Der Tempel gab der Bergkuppe den Namen, wurde aber später wegen Baufälligkeit abgetragen. Stattdessen wurde an seiner Stelle im Jahre 1906 anlässlich des 60. Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josefs die "Tempelbergwarte" errichtet. Trotz der geringen Höhe des Berges erwartet einen vom 14,3 m hohen Turm (geöffnet 1. April bis 31. Oktober) ein weites Panorama, das im Norden jenseits der Donau das Tullnerfeld und das Weinviertel sowie nach Süden hin beinahe den gesamten Wienerwald umfasst und bei guter Sicht sogar über das Alpenvorland bis zum Ötscher reicht.
Ins Rambachtal
Nun ein wenig zurück bis zum Schloss, um dort nach rechts (Süden) Richtung Wördern abzubiegen. Dann abwechselnd und sehr beschaulich zuerst zwischen Waldrand und Wiesen an einem Teich, einem Wildgehege und einem Roten Kreuz vorbei bis zum Schneiderzipf und dem Hohenwartberg (333 m).
Hier bietet sich eine Variante an: Ein rot markierter Weg (Wegweiser "Lourdesgrotte – Maria Gugging", Kapellen-Wanderweg) führt nach links über die Wallfahrtsstätte der Lourdesgrotte direkt nach Maria Gugging hinunter (25 min.), was unsere Wanderung erheblich abkürzen würde.
Wir hingegen, die wir als Draufgabe noch die Hagenbachklamm im Sinn haben und die Lourdesgrotte erst im Anschluss an die Tour besuchen wollen, folgen dem Weg 404 ins Rambachtal hinunter. Hier auf der Landstraße nach rechts und dieser solange gefolgt, bis sie nach einer Linkskurve eine Spitzkehre vollzieht.
Hagenbachklamm
Hier befinden wir uns am Eingang in die Hagenbachklamm im Naturpark Eichenhain, der den Teil des Wienerwaldes zwischen Klosterneuburg und St. Andrä-Wördern umfasst. Und tatsächlich finden sich hier neben Buchen auch alte und entsprechend hohe Eichen. Sie beschatten den Weg entlang des Hagenbachs und sorgen für den wildromantischen Charakter der Klamm. Zahlreiche Brücken und Stege queren die Steilwände, unter uns der Hagenbach, der im Sommer ganz gemütlich dahinplätschert, während er zur Zeit der Schneeschmelze oder bei plötzlich einsetzenden Regengüssen beeindruckende Ausmaße annehmen kann.
Der Hagenbach ist auch eine interessante Spielstätte, zumal an kleinen Felsen geklettert und an seichten und gut zugänglichen Stellen des Hagenbachs geforscht und entdeckt werden kann.
Höhenweg nach Maria Gugging
So marschieren wir gemütlich dahin, folgen dem gurgelnden Hagenbach, bis uns eine Weggabelung nach Hintersdorf lenkt. Nun etwas steiler bergauf durch Wald bis Hintersdorf. Hier rechts, ein kurzes Stück auf der Straße, bis wir im Ortsteil Plöcking auf den gleichnamigen, asphaltierten Güterweg nach links abbiegen (auch der Pfeil einer Mountainbike-Strecke weist in diese Richtung). Der nun folgende Höhenweg zwischen Hintersdorf und Maria Gugging ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis und mit einem großartigen Panorama versehen.
Rund um uns breiten sich die letzten Wellen des Wienerwalds aus, vor uns erblickt man in der Ferne die Türme des Stiftes Klosterneuburg, kurz nach einem Gedenkkreuz werden wir links unten auch die Wallfahrtskirche von Maria Gugging erkennen.
Genau dann folgen wir auch einer steilen Betonstraße in die einstige Sommerfrische hinunter, wo wir auf die Glockengasse und das sog. „Glocken-Marterl“ treffen, einen hölzernen Glockenstuhl mit einem barocken, 1769 errichteten Tabernakel-Pfeiler. Auf der dann folgenden Hauptstraße wenden wir uns nach rechts und gelangen schließlich zur Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria, Königin der Engel, in Gugging. Der Maria Gugginger Pilgerweg Nr. 4 führt gut beschildert zum IST Austria zurück.
Epilog: Lourdesgrotte
Wer noch Kraft hat, besucht die Wallfahrtsstätte der Lourdesgrotte (30 Minuten, 1 ½ km). Vier Gugginger Pilgerwege führen dorthin. Weil wir schon eine lange Tour in den Beinen haben, wählen wir den mit 30 Minuten kürzesten, grün beschilderten Maria Gugginger Pilgerweg 4 ("P1"). Der Weg führt wenig spektakulär, aber in gerader Linie entlang der Bundesstraße, bis uns Wegschilder nach rechts entlang des Lourdesbaches zur Lourdesgrotte leiten. Diese zwischen 1923 und 1925 errichtete und von Prälat Ignaz Seipel geweihte Wallfahrtsstätte wurde dem französischen Original in den Pyrenäen naturgetreu nachgebildet. Heute zählt Maria Gugging zu den großen Wallfahrtsorten Österreichs und zu den meistbesuchten des Wienerwalds.
Lexikon: Hagenbachklamm
Die Hagenbachklamm lohnt sich zu jeder Jahreszeit als Ziel für Familienausflüge. Plätschert der Hagenbach in seinem Flussbett unterm Jahr ganz gemütlich dahin, kann er zur Zeit der Schneeschmelze oder bei plötzlich einsetzenden Regengüssen beeindruckende Ausmaße annehmen. Auf rund zehn Stegen und Brücken geht es an einigen künstlichen Wasserfällen vorbei. Interessant der Mittelteil der Klamm, wo sich großartige Mäander und für den nördlichen Wienerwald imposante Felsriegel finden. Am unteren Ende der Klamm führte einst die Römerstraße Wien–Tulln vorbei, woran der Römerbrunnen auf der Wasserscheide Hagenbach-Kierlingbach erinnert. Sehens- und besuchenswert ist die am Ende der Hagenbachklamm gelegene größte Greifvogelzuchtstation Europas mit mehr als 30 verschiedenen, teilweise vom Aussterben bedrohten Greifvogelarten.
www.greifvogelzuchtstation.at |