Der
Jauerling in der Wachau reicht zwar nicht ganz an die Tausend-Meter-Marke
heran, wird aber trotzdem als die höchste Erhebung des gesamten,
rund 2.800 km langen Verlaufes der Donau betrachtet. Die Aussicht von
der Warte am Südgipfel ist jedenfalls gewaltig. Wenn man das Glück
hat, nicht zwischen Touristenmassen zu geraten, wird man auf der Wanderung
zwischen Willendorf, Jauerling und Spitz ein an Kultur- und Naturerlebnissen
kaum überbietbares Erlebnis nach Hause bringen.
Anfahrt
& Aufstieg
Willendorf
(213 m) - Willendorfer Graben - Gießhübl - Jauerling-Südgipfel
(961 m)
HU
ca. 750 m, GZ 2 ½ Stunden
Durch
den Willendorfbach-Traben
Jauerling
mit Warte
A1 bis
St. Pölten - S33 bis Krems - B3 bis Willendorf oder A1 bis Melk
und B3 bis Willendorf.
Von Willendorf, über dessen berühmter Venus an anderer
Stelle zu lesen ist, folgt man der grünen Markierung zuerst
am sog. Venusstüberl vorbei, dann, sobald die Asphaltstraße
eine enge Linkskurve vollführt, geradeaus auf einem waldschattigen
Forstweg durch den Graben des Willendorfer Baches konsequent
bergauf. Über schöne freie Flächen und Lichtungen nach
Gießhübl mit der Haberghütte (2 St.).
Dort wird die Straße gequert und bei einem Marterl auf eine blaue,
dann rote Markierung gewechselt, die flach direkt zum Südgipfel
des Jauerling - mit Aussichtsturm und Sender - führt (½
St.). Die Aussichtswarte misst 38 m, der Sendemast daneben 141 m. Von
dort allerdings genießt man eine Aussicht, die kaum zu übertreffen
ist: die Alpenkette von den Ausläufern des Wienerwaldes bis zum
Toten Gebirge, wobei vor allem Schneeberg und der markante Ötscher
ins Auge stechen, einen beachtlichen Teil des Alpenvorlandes, die Erhebungen
an beiden Ufern des Stromes und die bekannten Höhen des südlichen
Waldviertels wie etwa Ostrong und Weinsberg. Nur die Donau sieht man
nicht. Will man den Blick auf das Gewässer genießen, muss
man zu dem etwas unterhalb des Nordgipfels liegenden Hans-Pichler-Haus,
von dessen Terrasse man ein Stück des Stromes bei Spitz erhascht.
Der Abstecher zu der Gastwirtschaft zahlt sich schon aufgrund der reich
gefüllten Speisekarte aus, die man am Büffet des Jauerling
schmerzlich vermisst. Apropos: Insgesamt ist dem Gipfel des Jauerling
leider ein schlechtes Zeugnis auszustellen: Busse, die über Straße
Touristenmassen herankarren, satte 2 Eintritt für den Aufstieg
zur Plattform der braunen Alu-Warte, ein mageres, finsteres "Buffet"
mit Kaffeeautomat, der hässliche Sendemast ... Man wird das Gefühl
nicht los, dass man den Jauerling der Technik und dem Tourismus geopfert
hat. Schade drum und deswegen schnell weiter ...
Variante
1: Jauerling - Pichlerhaus - Gut am Steg - Tausendeimerberg
- Spitz/Donau
HU
ca. 750 m, GZ 3 ½ Stunden
Famoser
Ausblick vom Pichlerhaus
Die
fleißigen Mitglieder der AV-Sektion Jauerling bei Markierungsarbeiten
Egal, für
welche Abstiegsvariante man sich nun entscheidet, man kommt am besagten
Hans-Pichler-Haus vorbei.
Variante
1: Vom Nordgipfel zum Hans-Pichler-Haus, dort die
eigentliche Gipfelrast abgehalten, und weiter nach Oberndorf.
Auf der Straße ein Stück in Richtung Maria Laach,
dann nach links rot markiert nach Wiesmannsreith hinab. Bei Schwallenbach
gelangen wir schließlich ins Donautal und kehrt auf der wenig
befahrenen alten Wachaustraße nach Willendorf zurück
(3 St.).
Variante
2: Wie oben zum Hans-Pichler-Haus, von dort auf rot
markiertem Weg eben nach NW bis zu einem Fahrweg. Auf diesem abwärts,
bis sich der Weg teilt. Nun nach rechts in Richtung Vießling
bis in den Marbachgraben. Durch ihn zu einer schönen Wiese,
dann links haltend durch Wald weiter und hinab zur asphaltierten Jauerlingstraße,
die uns nach Gut am Steg, 251 m, bringt. Nun die Ottenschlägerstraße
talauswärts zum Hotel-Restaurant "Neue Welt". Nach links
bis zum "Kirchensteig" und diese aufwärts nach
Quitten-Radlbach nördlich des Tausendeimerberges.
Jenseits der Friedhofgasse nach Spitz hinab und zum Bahnhof,
wo uns einer der häufig verkehrenden Züge oder Busse nach
Willendorf bringt.
Jauerling
Auf dem Jauerling, dessen Name sich aus dem Slawischen ableitet und
"Ahornberg" bedeutet, vermutet man eine alte Opferstätte.
Am Fuße des Berges jedenfalls fand man am 7. August 1908 beim
Bahnbau die berühmte und etwa 27.000 Jahre alte Venus von Willendorf.
An der Fundstelle
steht heute eine überdimensionale Venus, das Original ist lediglich
11 cm hoch.
Spitz
Dieser am linken Donauufer im Zentrum der Wachau gelegene Markt wurde
um 830 "Spizzun" genannt. Sehenswert die spätgotische,
später barockisierte Pfarrkirche St. Mauritius (15. Jhd.), der
500 Jahre alte Pfarrhof, das Schloss Spitz, das Rote
Tor, ein Stadttor aus den Schwedenkriegen, und die Burgruine Hinterhaus.
Tipps
Für eine Besichtigung bieten sich neben der Fundstelle der Venus
in Willendorf die spätgotische Wallfahrtskirche von Maria
Laach (komplett erhaltener spätgotischer Doppelflügelaltar
um 1480) und das interessante Schifffahrtmuseum in Spitz
an.
Schwierigkeiten:
Lange,
anstrengende Tour. Ob der Vielzahl an verschiedenfarbigen Markierungen
sollte eine Karte dabei sein.
Höhenmeter:
Etwa
750 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca.
5 ½ bzw. 6 Stunden
Beste
Jahreszeit:
Zur
Blütezeit der Marillenbäume Mitte, Ende April. Achtung:
Die Wachau ist ein an schönen Tagen überranntes Ausflugsziel.
Da der Jauerling-Gipfel zudem mit Bussen erreicht werden kann, sollte
man in der Früh oder unter der Woche unterwegs sein, sonst steckt
man unweigerlich fest zwischen Touristenmassen und verdirbt sich das stille
Bergerlebnis.
Kinder:
Für
ältere, gehfreudige Kinder sicher lohnenswert, wenn nicht unbedingt
DAS Abenteuer.