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Baden – Helenental – Alland – Mayerling – Heiligenkreuz
G'schichten aus dem Wienerwald
Etappe 2

Wanderung, Wienerwald, 2021; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Der ganze Charme des südlichen Wienerwalds lässt sich bei einer kurzen Wanderung kaum erfassen. Der 39 km lange Rundwanderweg "G'schichten aus dem Wienerwald" zwischen Baden, Alland, Mayerling, Heiligenkreuz und Siegenfeld hingegen lässt uns alle Reize dieser von jeher beliebten und besungenen Ausflugslandschaft erleben. Natur, Kultur und Geschichte ergeben hier eine besonders harmonische Symphonie, die nicht nur Beethoven inspiriert hat. Der Wanderweg erzählt in zwei landschaftlich abwechslungsreichen Etappen über die kultur- und geschichtsträchtige Bedeutung dieser besonderen Region inmitten des Biosphärenparks Wienerwald.

Die erste Etappe beginnt in Baden und führt über das vielfach besungene romantische "Wegerl im Helenental" entlang der Schwechat bis nach Alland, wo die 2. Etappe über Heiligenkreuz und Siegenfeld wieder nach Baden zurückführt.
Die Kaiserstadt Baden, das Stift Heiligenkreuz, der Karmel Mayerling oder die Theresienwarte über Baden sind nur einige der zahlreichen Highlights, die es zu erleben gilt. Am Weg auch zahlreiche idyllische Rastplätze, aussichtsreiche Panoramapunkte und mehrere traditionelle Gastrobetriebe.
Das inhaltliche Bindeglied des Rundweges bilden 35 Bildstationen mit kultur- oder geschichtsträchtigen Informationen, fachkundig verfasst von der Badener Autorin Gabriele Hasmann.
Familien erwarten drei ganz besondere „Spürnasenrunden“ entlang der Rundwanderung. Diese kürzeren, für Kinder adaptierten Rundwege, jeweils ausgehend von Baden, Heiligenkreuz und Alland, begeistern spielerisch mit spannenden Entdeckungen rund um die "G'schichten aus dem Wienerwald".

1. Etappe | 2. Etappe

Mayerling – Tragödie und Mythos
Den Rucksack geschultert in Alland, einer uralten Wienerwaldgemeinde am Eingang ins Helenental. Zuerst über die Schwechat und dieser in südöstlicher Richtung ins Helenental gefolgt. Apropos Schwechat: deren Name rührt vom mittelhochdeutschen Wort "swechant" her, was etwa "die Stinkende" bedeutet. Das wiederum hat wohl mit den schwefelhaltigen Quellen zu tun, die sich ab Baden mit der Schwechat vermischen. 
Gemütlich wandern wir am Waldrand dahin und treffen dabei auch auf Stationen der "Spürnasenrunde", einem kindgerechten Ableger des "G'schichten aus dem Wienerwald"-Wanderwegs, wo junge Entdecker und Forscher dank spannender Rätsel, Aufgaben und Aktionen auf ihre Rechnung kommen. 
Über eine Brücke verlassen wir das Helenental und gelangen nach Mayerling, dem mythischen Schicksalsort von Kronprinz Rudolf und seiner Geliebten Mary Vetsera. Hier jagte, liebte und starb Kronprinz Rudolf gemeinsam mit seiner großen Liebe.


Der Karmel Mayerling

Vorbei am Gasthof "Zum Alten Jagdschloss", dann am Karmel Mayerling, dem ehemaligen Jagdschloss von Kronprinz Rudolf, durchqueren wir den Ort und folgen der Via Sacra, dem Wiener Wallfahrerweg nach Mariazell, in entgegengesetzter Richtung (Norden).

Heiligenkreuz, das spirituelle Herz des Wienerwalds
Nach einer weiten Linkskurve zweigt ein breiter Waldweg nach rechts ab, dem wir nun durch stillen Forst folgen. Der sehr angenehm zu begehende Weg führt leicht ansteigend durch Laubwald, dann mehr oder weniger parallel zur Landstraße Richtung Heiligenkreuz. Wir betreten das spirituelle Zentrum des Wienerwaldes über die sog. "Sägestiege", die wiederum zum "Sagbründl" hinunter führt. Dieses um 1715 erbaute Brunnenhäuschen beherbergt im Gibel das Christusrelief "Sitzender Christus, der die Seitenwunde öffnet", ein Abguss eines Werks des Barockbildhauers Giovanni Giuliani. Die Namen "Sagbründl" und "Sägestiege" stammen übrigens von der einst in der Nähe liegenden Brettersäge des Stiftes her.
Gleich neben der Stiege liegt auch der um 1200 errichtete "Schüttkasten", der einstige Getreidespeicher von Heiligenkreuz. Sehenswert das romanische Eingangstor und die Rundbogenscharten, die darauf hindeuten, dass der Speicher in kriegerischen Zeiten zur Verteidigung des Stiftes diente.
Nun aber über die Straße und das fast 900 Jahre alte Zisterzienserstift betreten, das stolz als "mystisches Herz des Wienerwaldes" bezeichnet wird. Zu Recht! Die romanische Westfassade der Stiftskirche, die Dreifaltigkeitssäule, der alte Kreuzgang und die mittelalterliche Fraterie sind allemal eine Besichtigung wert. Heute allerdings nur, wenn wir hier auch übernachten, ansonsten kämen wir bei Tageslicht wohl nicht ans Ziel.

Am barocken Kreuzweg von Heiligenkreuz
Am barocken Kreuzweg von Heiligenkreuz

Die Strecke führt durch den Innenhof des Stifts am Klostergasthof vorbei und wieder hinaus zum berühmten Kreuzweg. Der prachtvolle barocke Kreuzweg mit den 13 Stationskapellen und der Hauptkapelle der 12. Station wurde Mitte des 18. Jhds. von Franz Anton Pilgram erbaut. Die Holzreliefs in den Stationskapellen stammen von Lukas Troger, die 37 Sandsteinfiguren von Josef Schnitzer – beide Gehilfen des großen Barockbildhauers Giovanni Giuliani. 
Der meditative Gang durch den Kreuzweg gehört sicher zu den eindrucksvollsten Etappen des G'schichten aus dem Wienerwald-Wanderwegs, zumal wir auf historischem und von tiefem Glauben getränktem Weg wandeln.

Napoleons Aussichtspunkt
Nun kurz auf einem Gehsteig der Landstraße gefolgt, ehe uns kurz vor dem Ortsende von Heiligenkreuz den Siegenfelderweg wieder in ruhige, natürliche Gefielde führt.

Noch immer auf der Via Sacra wandern wir sanft bergauf bis zum Weißen Kreuz, eine im 16. Jahrhundert im Renaissancestil errichtete Steinsäule.
Beschaulich weiter nach Siegenfeld. Knapp davor die Verabschiedungskapelle, wo einst die Toten auf dem Weg nach Heiligenkreuz ein letztes Mal auf Siegenfelder Boden gesegnet wurden. Gleich danach die kleine verträumte Ortschaft Siegenfeld. Am Gasthof Skilitz und der Kirche vorbei gelangen wir wieder in Wald und steigen auf schmalem Weg ins Rosental hinunter. Gleich danach die Ausblicksplattform St. Helena mit einem famosen Blick über das Helenental, von dem einst auch Napoleon Bonaparte beeindruckt gewesen sein soll, als er im Jahre 1809 zu Besuch in Baden war.

Ausblicksplattform St. Helena
Hier stand auch Napoloen: auf der Ausblicksplattform St. Helena

Anschließend steigen wir durch Wald abwärts, gelangen dabei zu mehreren beliebten Kletterfelsen und wenig später zur Siegenfelder Kreuzung im Helenental

Am Richtberg
Wir bleiben nicht im Helenental, sondern überqueren die Siegenfelder Straße und marschieren auf der anderen Seite gleichsam wieder zurück. Wieder liegen ein paar Kletterfelsen am Weg, die zu den beliebtesten Trainingsplätzen der Wiener Klettergemeinde gehören. 
Gelb markiert wandern wir entlang der Badner Straße, dann kurz auf dieser, ehe uns eine Forststraße vom Verkehr weg durchs Purbachtal und schließlich der Wanderweg 42 zum Jungendbrunnen leitet. Woher der Name "Jungend" stammt, ist unklar. Die einen sprechen von einem schwedischen Oberst namens Jungend, der hier 1645 an einer Schussverletzung gestorben sein soll, die anderen verstehen den Namen als Hinweis auf einen Jungbrunnen. Angesichts des köstlichen Wassers, der Waldmagie und erholsamen Stille ringsum sei zweiteres favorisiert.
Weiter sanft bergauf auf schmalem Weg stets der gelben Markierung gefolgt (Weg 42). Dann ein längerer flacher Abschnitt, wo sich nach und nach auch Föhren unter die Laubbäume mischen, bis wenig später der um Baden vorherrschende Föhrenwald überwiegt.

Blick von der Theresienwarte
Blick von der Theresienwarte

Schließlich das sprichwörtliche Highlight der Tour, die 18 m hohe Theresienwarte auf dem Richtberg (416 m). "Richtberg" deswegen, weil hier bis 1788 der höchst gelegene Galgen des Landes stand. 1884 ließ dann eine gewisse Theresia Göschl eine Aussichtswarte errichten, auf der man weit über die Föhrenwipfel hinaufsteigt und mit traumhaftem Rundumblick belohnt wird.
Wieder auf ebener Erd' zum feudal anmutenden Restaurant Rudolfshof (20 Minuten).


Der Rudiolfshof über Baden

Weiter über eine Wiese und auf dem sog. Gamingerweg (Weg 04) nach geradewegs zum 1905 eröffneten Kaiser Franz Josef-Museum im Haunoldgraben. Das Museum bietet neben einer Einkehrmöglichkeit und einer Panorama-Terrasse auch Objekte der Volkskunst, Uniformen aus beiden Weltkriegen und Exponate der Volksfrömmigkeit in fünf Sälen.

Panoramaweg nach Baden
Das Finale unseres zweitägigen Wanderwegs führt auf einem Panoramaweg (Gaminger- und Faberweg) über Baden hinweg durch den hier so charakteristischen Wald aus malerischen Schwarzföhren. Einen besonders idyllischen Rastplatz markiert ein zu Ehren Moritz Fabers erbauter Pavillon auf der Faberhöhe.
Weiter am Weg 448 (Rainerweg) über Baden hinweg Richtung Helenental und Ruine Rauhenstein, die allerdings etwas abseits des Weges liegt. Wer die imposante ehemalige Festung besichtigen will, sollte rund eine Stunde zusätzlich einplanen.
Nach insgesamt 6 Stunden haben wir endlich Baden errreicht und lassen uns durch die Kornhäuselstraße zur Rainer-Villa führen, einem Prachtbau, den 1867 Gustav Ritter von Epstein von Otto Wagner planen und errichten ließ. 1873 ging die Villa an den Habsburger Erzherzog Rainer.
Das Ziel liegt beim bekannten Thermalstrandbad von Baden.


Route:
Alland (331 m) – Mayerling (326 m) – Heiligenkreuz (312 m) – Siegenfeld (357 m) – Helenental – Jungendbrunnen – Theresienwarte (Richtberg, 416 m) – Rudolfshof – Kaiser Franz Josef-Museum – Baden (232 m, Rainer-Villa, Thermalstrandbad) 
Gesamtkilometer:
Pfeil up Pfeil down 22
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 480
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 6
Schwierigkeiten:
Keine
Eignung für Kinder:
ab 12
Ausrüstung:
GPX-Track:
Einkehrmöglichkeiten:
Klostergasthof (Heiligenkreuz, www.klostergasthof-heiligenkreuz.at/) Gasthof zum alten Jagdschloss (Mayerling, www.hotel-restaurant-mayerling.at/), Gasthof Skilitz (Siegenfeld, www.skilitz.at/), Rudolfshof (Baden, www.rudolfshof.at)
Karte:

Weitere Wienerwald-Touren findest du in folgendem Buch:

Thomas Rambauske

Stille, schrille, skurrile Naturerlebnisse
für Familien und Genießer


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