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Von Kelten, Römern und Räubern
Via.monte: Braunsberg/Hainburg

Braunsberg

Wanderung, Niederösterreich, 2019; Text/Bilder: © Thomas Rambauske

Der Braunsberg am östlichen Ende von Österreich ist ein wahres Abenteuer-Multitalent. Nicht nur dass sich von seinem Gipfel aus ein umfassender Weitblick in alle Richtungen ergibt, an seinem Fuß liegt auch eine Räuberburg. Dem nicht genug, befinden sich auf seinem Gipfelplateau Spuren eines keltischen Walls und eine Unmenge an seltenen Pflanzen und Tieren.

Die Route

Der Braunsberg auf österreichischer und der Thebener Kogel (Devinska Kobyla) auf slowakischer Seite bilden die so genannte Ungarische Pforte, ein kurzes Durchbruchstal, das die Donau auf ihrem Weg in Richtung Schwarzes Meer durchfließt. Der Braunsberg bildet damit ein geologisches Bindeglied zwischen Alpen und Karpaten. Diesem Umstand verdankt er seine historische und biologische Sonderstellung.
Wer nicht mit der Bahn anreist, stellt sein Auto auf der Donaulände beim Parkplatz am Beginn der Donaupromenade vor den Toren der Stadtmauer Hainburgs beim Donaucafe ab. Wir folgen nun dem Hutweideweg der Donau flussabwärts, durchschreiten zwei kurze Höhlen, die hier in den Felsen geschlagen wurden, und folgen einem romantischen Pfad, der das Donauufer nach Osten begleitet. Immer wieder wölben sich kleine Buchten vom Strom ab, aus denen Schwarzpappeln und andere Bäume herauswachsen. Hier beruhigt sich das Wasser und bietet sich die Möglichkeit, die Sandbänke der Donau zu erkunden und zahlreiche Vogelarten zu beobachten, die hier und im Nationalpark Donau-Auen am Nordufer leben, darunter große Kormorane, die sich beim Fischen leicht, aber beim Abheben sehr schwer tun. Ansonsten fließt die Donau gemütlich dahin und schlägt nur Wellen, wenn sich ein Frachtschiff durch durch die Porta hungarica – die Talenge zwischen dem Fesen von Theben und dem Braunsberg – bewegt.

Braunsberg

Raubritter und Seeadler
Nach etwa einem Kilometer entfernt sich der Weg vom Ufer und schlängelt sich durch dichten Auwald zum Ferdinand Häringer Platz, wo bis 1964 die Waldschenke „Arche Noah“ stand. Heute erinnern nur mehr Mauerreste und Bänke an diesen beliebten Rastplatz. Danach hebt der Weg kurz an und führt zur Ruine Rötelstein hinauf. Auch von der einstigen Raubritterburg blieben nur einige wenige Mauerreste übrig, über die wir über Stufen zu einem kleinen Aussichtsplateau hinaufsteigen. Von hier aus lässt sich wunderbar die Donau und der Nationalpark überblicken, der sich nördlich der Donau erstreckt. Ein Schild warnt vor Schlangen, die sich in den Felsspalten der noch erhaltenen Ringmauer wohl fühlen, und bittet, ihr Revier nicht zu betreten. Im Gemäuer der Ruine fühlt sich vor allem die geschützte Würfelnatter wohl. Daneben Ringelnattern, Aspkolapnattern, Blindschleichen – wir lassen sie in Ruhe und können sie deshalb auch beim Sonnen beobachten … Die Burg Rötelstein (auch Rottenstein) wurde erstmals 1180 urkundlich erwähnt und von von Irnfridus von Röthelstein aus dem Geschlecht der Sonnberger gebaut. Sie verfiel aber bereits im 15. Jahrhundert wieder und wurde von den Türken endgültig zerstört. Die Burg diente lange als Sitz von Raubrittern, die von diesem strategisch exzellenten Punkt über der Engstelle der Porta hungarica Handelsschiffe plünderten. Von der Ruine aus lässt sich auch vorzüglich der „König der Auen“, der Seeadler beobachten, und das am besten im Winter.

Seeadler
Seeadler, Bild: Pixabay/Kevsphotos

Eine selten schöne Naturarena
Ein gelbes Schild weist uns auf eine breite Schotterstraße zum Braunsberg (45 min) hinauf (alternativ kann auch rund 10 Minuten zur nahe gelegenen„Lourdesgrotte“ gewandert und von dort der Braunsberg bestiegen werden). Schnell an Höhe gewinnend führt der Pfad durch lichten Wald, in dem Götterbäume und Weißdorn gedeihen. Unser Weg wird auch als „Keltenweg“ oder „VIA.MONTE.“ bezeichnet und gehört zu jenen Rundwanderwegen im Römerland Carnuntum, die 2017 unter der Dachmarke „VIA.CARNUNTUM.“ zusammengefasst wurden. Nach einer Straßenquerung wird der Weg schmaler und steiler, führt uns aber weiter durch einen Robinienbestand. Bald gelangen wir an den Waldrand, von wo sich abermals ein imposanter Ausblick über das Auengebiet ergibt. Nach dem letzten Anstieg erreichen wir das Wiesenplateau des Braunsberges, das uns an die alpinen Almwiesen höherer Alpenberge erinnert. Wir betreten ein selten vielfältiges Biotop, die das ganze Jahr über faszinierende Naturerlebnisse ermöglicht. Durch seine Lage am Rande der pannonischen Tiefebene hat sich am Braunsberg ein eigenes trockenwarmes Klima entwickelt, dank dessen sich selten gewordener Steppen- und Trockenrasen und eine Pflanzen- und Tierwelt gebildet hat, die teils den Steppen des Ostens, teils dem Mittelmeerraum zuzuordnen ist. In der niederen Vegetation lassen sich etwa Sägeschrecken und Gottesanbeterinnen beobachten. Auch die größte unter den heimischen Eidechsen, die Smaragdeidechse mit ihrem buntschillernden Schuppenkleid lässt sich hier beim Sonnenbad beobachten. Ebenso finden in der kleinstrukturierten Landschaft des Braunsberges viele selten gewordene Vögel wie der Neuntöter oder die Sperbergrasmücke ideale Lebensbedingungen vor. Und auch die Pflanzenwelt des Braunsberges ist nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Lebensbedingungen sehr vielfältig.

Adonisröschen
Adonisröschen, Bild: Pixabay/kie-ker

Schon im Vorfrühling blühen die Große Küchenschelle und das Adonisröschen als typische Trockenrasen-Arten. Eine besondere Kostbarkeit ist die Zwerg-Schwertlilie, deren verschiedenfarbige Blüten ab April auf den Abhängen blühen. Auf den exponierten Kalkabhängen können nur an Trockenheit angepasste Arten wie der Mauerpfeffer oder die Hauswurz überleben. Eine Augenweide sind die etwas höherwüchsigen bunten Saumgesellschaften mit dem Blutroten Storchschnabel, dem Diptam oder der Bibernellrose. Eine weitere Besonderheit des Braunsberges wie auch der übrigen Hainburger Berge ist der hohe Anteil an lokal verbreiteten Endemiten, also Arten, die nur hier vorkommen, wie z. B. die Hainburger Federnelke, die ihre weißen, auffällig gefransten Blüten ab Mai öffnet. Es zahlt sich also aus, etwas genauer auf den Boden zu schauen, bevor wir am Plateaurand den Kopf heben, um eines der schönsten Panoramen im östlichen Niederösterreich zu genießen.

Wälle und Weitsicht
Der Braunsberg bietet ob seiner Alleinstellung eine einzigartige Rundsicht nach allen Seiten hin: auf die Hundsheimer Berge, die Donau und die Stadt Bratislava und die Burgruine Devín (Theben), sowie weit ins Marchfeld, das Wiener Becken und über den Nationalpark Donau-Auen hinweg.

Panorama

Unter uns natürlich die Mittelalterstadt Hainburg und die Ruine Hainburg auf dem Schlossberg. Seiner Alleinstellung und der freien Sicht nach allen Seiten verdankt der Braunsberg auch seine archäologische Bedeutsamkeit. Schon vor 7000 Jahren erkannte man, dass der Braunsberg der ideale Platz für eine Siedlung war. Ausgrabungen auf der schon in prähistorischer Zeit eingeebneten Kuppe führten Spuren der Kupferzeit um 4500 vor Christus zu Tage. Die Kelten, die hier heroben eine Höhensiedlung errichteten, umgaben das Gipfelplateau schließlich mit einem Wall aus Palisaden, Wällen und Wachtürmen. Am Rande des Plateaus hat man einen detailgetreuen Nachbau eines Palisadenwalls errichtet, aber auch die Reste des originalen Erdwalls sind noch deutlich zu erkennen.

Anlage

Abstieg
Folgt man dem Rand des Plateaus, stößt man bald auf die asphaltierte Braunsbergstraße und den Wegweiser zurück nach Hainburg hinunter. Es lohnt sich aber der Straße noch ein wenig bis zu einem Parkplatz zu folgen, wo sich die Aussicht nach Osten Richtung Theben weitet. Zurück zum vorhin erwähnten Abstiegsweg, geht es zuerst etwas steiler und anspruchsvoller durch Flaumeichen- und Feldahorn-Wald, dann leichter und in zahlreichen Kurven hinunter. Der Pfad mündet schnell in einen gut ausgetretenen Waldweg, der in Serpentinen an der Südseite des Braunsberges hinabführt. Es lohnt sich, auf einer der vielen Rastbänke innezuhalten und auf die schroffen Flanken des Berges zurückzublicken. Der Weg mündet in den Weingärten am Fuß des Braunsberges. In der Baunsbergsiedlung geht der Weg in eine Asphaltstraße über, die am Restaurant Karnunt und am Freibad der Stadt vorbeiführt. Die letzten Meter zur Donaulände führen wieder durch Wald zu einem letzten großartigen Rastplatz mit Blick über Hainburg und die Donau. Danach kurz über Steintreppen Richtung Donauufer und zum Ausgangspunkt zurück.
Fazit: Nur eine Stunde von Wien entfernt, bietet der Braunsberg für jeden Geschmack, für jedes Interesse und für jedes Alter genug Naturfutter für einen ganzen Tag.

Ausgangspunkt: Donaulände (Hainburg, Parkplatz am Beginn der Donaupromenade nahe der Schiffsanlegestelle; Donaucafe, auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar)
Route:
Donaulände bei Hainburg (ca. 161 m) – Ruine Röthelstein [Lourdesgrotte + 30 min] – Keltenwall – Braunsberg-Gipfel (346 m) – Donaulände (Hainburg)
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 300
Gesamtgehzeit (in Stunden):
Pfeil up Pfeil down ca. 2 Std.
Schwierigkeiten:
Keine
Eignung für Kinder:
Wenn gehfreudig und trittsicher, gut geeignet
Eignung für Hund & Katz':
Wenn gehfreudig und trittsicher, gut geeignet
Ausrüstung:
Pack-Checkliste Wandern + Fernglas für die Beobachtung der vielen Vogelarten, Pflanzenbestimmungsbuch
Einkehrmöglichkeiten:
Donaucafe an der Donaulände (www.donaucafe.at), Restaurant Karnunt in Hainburg, zahlreiche Gastwirtschaften in Hainburg
Attraktionen: romantische Donaupromenade mit zwei Tunneln, Burg Rötelstein (Beobachtung von Seeadlern im Winter), pannonischer Trockenrasen am Plateau und seltene Fauna und Flora, 360°-Panorama vom Gipfel, Rekonstruktion eines Keltenwalls und eines Wachturms
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