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Steppen, Föhren und jede Menge Höhe-Punkte

Parapluieberg - Höllenstein - Ramaseck

Parapluieberg und Höllenstein

Jänner 2007

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Der Naturpark Föhrenberge und die Perchtoldsdorfer Heide mit dem Parapluieberg zählen zu den beliebtesten Wanderregionen Wiens, zumal sich von etlichen Punkten auf der Route eine herrliche Aussicht auf die Großstadt, auf das nördliche Wiener Becken und die benachbarten Erhebungen öffnet. An klaren Blicken zeigen sich sogar Schneeberg und Wechsel. Weitere Qualitätsmerkmale der "Liechtenstein Höhenstraße", über die der Weg verläuft: Alle Routen sind tadellos markiert und beschildert, es gibt praktisch keine steilen Abschnitte, und selbst bei Schneelage findet man immer eine gute Spur vor; weiters wartet in kurzen Abständen entweder eine offene Schutzhütte oder ein Gasthaus. Dies und ständige Wechsel zwischen Wald und lauschigen Lichtungen lassen auf dieser Tour nicht nur ein beeindruckendes Panoptikum aller Wienerwald-Liebenswürdigen erleben, sondern ergeben auch eine ideale Ausflugsmöglichkeit für die ganze Familie.
Der zweite Abschnitt von der Sulzer Höhe über das Ramaseck und die Wienerhütte zurück nach Rodaun hingegen verläuft einsamer und ruhiger, und ist gerade deshalb als Ausklang eines Tourentages so reizvoll.


Abschnitt 1

Rodaun (266 m) - Perchtoldsdorfer Heide - Bierhäuselberg (488 m) - Franz Ferdinand-Schutzhaus (530 m) - Kammersteiner Hütte (Josefswarte, 582 m) - Ghf. Kugelwiese (519 m) - Ghf. Seewiese - Rastplatz Hochstraße - Höllenstein (Höllenstein Hütte, Julienturm, 645 m) - Norweger Wiese - Schöffel-Bergrettungshütte am Sporrer Hang - Sulzberg - Sulzer Höhe

GZ 4 Stunden

 

Franz Ferdinand-Schutzhütte
Franz Ferdinand-Schutzhütte

 

 


Kammersteiner Hütte

Prachteiche mit Marterl
Prachtföhre mit Marterl

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Hütte am Höllenstein mit Julienturm
Die Hütte am Höllenstein mit Julienturm

Abmarsch bei der Endstation der Straßenbahnline 60 in der Ketzergasse von Rodaun. Grün markiert über die Schillerpromenade, durch die Hochstraße, die Scholau-Gasse und Dr.-Gorlitzer-Gasse. Am Fuß einer Treppe bestätigt ein Schild "Franz Ferdinand-Hütte", dass wir am richtigen Weg sind. Sobald wir die Treppe überwunden haben, öffnet sich vor uns schon die sog. Perchtoldsdorfer Heide, eine Steppe am Rande der Landeshauptstadt und ein Ökö-Reservat von internationalem Rang (mehr Infos unten). Nun ein paar Höhenmeter über die Wiese zu einem Bankerl mit Tischen, wo sich ein imposanter Ausblick über Wien bis zum Kahlenberg und Anninger eröffnet. Durch Föhrenwald, wie er hier im "Naturpark Föhrenwald" typisch ist, wenig anstrengend bis zu einer Lichtung samt Rastbank und Tisch. Gerade dieser signifikante Wechsel zwischen Wald und lauschigen Lichtungen, wie wir ihn noch oft erleben werden, macht den Parapluieberg zu einem Paradeberg für Erholungs- und Sonnenhungrige. Gleich danach der Rastplatz Bierhäuselberg, wo man nach rechts zur Ruine Kammerstein abzweigen könnte oder nach links nach Perchtoldsdorf. Wir wollen aber auf den Höhepunkt des Parapluiebergs, zur Franz Ferdinand Schutzhütte am Vorderen Föhrenberg (1 St.). Hier ist nun auch die anstrengendste Steigung des heutigen Tages überwunden, von nun an leitet die breite, aber verkehrsfreie und kinderwagentaugliche Liechtenstein-Höhenstraße gemächlich über den Rücken der Föhrenberge weiter. Grün markiert an einem Kinderspielplatz und einer kleinen Kletterwand vorbei eben weiter, bis links abzweigend der steile Hintere Föhrenberg wartet. Obwohl man diesen umgehen könnte, empfiehlt sich die Überschreitung zur gemütlichen Kammersteiner Hütte (20 Minuten) und der Josefswarte (Blick auf Kahlen- und Leopoldsberg, Marchfeld, Hainburger Berge, Leithagebirge, Anninger, Hoher Lindkogel, fern der Schneeberg, im Westen Schöpfl und Reisalpengruppe). In der AV-Hütte, die einen Flair von Westalpen-Berghütte ausstrahlt, knistert Kaminfeuer, das Service ist schnell, die Speisen sind gut.
Mittagessen.

Nun wieder auf den Hauptweg zurück, dann am Rastplatz "Waldandacht" (Weil in Rodaun viele Wallfahrten nach Mariazell ihren Anfang nehmen finden sich immer wieder Marterln und Mariengedenkstätten am Weg) vorbei zum Gasthaus Kugelwiese bzw. Salzstanglwirt (20 Minuten, Spielplatz, Marterl). Wie diese liegt auch das kurz darauf folgende Gasthaus Seewiese (30 Minuten, Kinderspielplatz) auf einer hübschen Lichtung. Ein paar Schritte weiter ein Paradebeispiel von Baum, eine wunderschöne, gerade gewachsene Föhre, in dessen Schatten ein Marterl zum meditativen Innehalten einlädt. Alleine ist man in den Föhrenbergen übrigens selten. Familien mit Kindern, Radfahrer, Wanderer, aber auch frisch-fröhliche Pensionistengruppen geben sich hier ein vergnügliches Stelldichein. So treffe ich sogar auf eine Neujahrsgesellschaft, die hier mit Sekt auf das neue Jahr anstößt.

Neujahrsgesellschaft

Weiter zum ebenfalls auf einer Lichtung gelegenen Rastplatz Hochstraße. Bei einem kleinen Unterstand könnte man die Tour verkürzen, indem man nach Kaltenleutgeben ab- und von dort zur Wienerhütte wieder aufsteigt. Wir wollen aber weiter auf den Höllenstein. Geradeaus, bis uns ein Schild nach links hinaufleitet. Um einige Felsen und Grotten herum auf den Kulminationspunkt des Höhenzuges und unserer Tour, den 645 m hohen Höllenstein samt Hütte und Julienturm (30 Minuten).
Wieder zum Hauptweg zurück und Richtung Sulz weiter. Bei der letzten Stütze des mittlerweile aufgelassenen Lifts auf der Norweger Wiese rechts (Weg 448). Bei der Bergrettungshütte am Sporrer Hang erwartet uns einer der besten Panoramaplätze des Wienerwalds mit hervorragender Sicht nach Südwesten Richtung Schneeberg. Nun grün markiert bergab, immer den Wegweiser "Sulz/Sulzer Höhe" nach an den Hängen des Sulzberges entlang und hinunter zur Sulzer Höhe (1 Stunde), die schon von Weitem an einem Sendeturm zu erkennen ist. Ab nun heißt es aufpassen, die bisher so einfache Beschilderung hört sich auf, der Weiterweg muss im Farbengewirr der Markierungen selbst gefunden werden! Dem Wegweiser Hochroterd nach durch die Berggasse einer Randsiedlung von Sulz abwärts, ehe fast unbemerkbar der gelb markierte Weg rechts in eine Seitengasse abzweigt. Dieser führt aber gleich auf freie Wiesen und durch Wald zur Passhöhe der Landstraße (Parkplatz und Busstation "Sulzer Höhe"). Die Hälfte des Weges liegt nun hinter uns, ab hier beginnen wir mit dem Rückmarsch (Weg Nr. 41).


Abschnitt 2

Hinterer Gernberg - Ramaseck - Lattermaiß Berg (452 m) - Rotes Kreuz - Wienerhütte - Leopolddorfer Wald - Zugberg - Rodaun

GZ 3 ½ Stunden

Kraftplatz sieben Eichen
Kraftplatz sieben Eichen

Nun über die Landstraße und gelb markiert etwas bergauf durch jungen Tannenwald. Die gelbe Markierung geht dann, sobald es Richtung Ramaseck geht, in die blaue über. Bei der nächsten Abzweigung links zur Wienerhütte und nach Rodaun. Spätestens hier wird man merken, dass man einsamer unterwegs ist als am Parapluieberg. Einzige Sehenswürdigkeit dieses Wegabschnitts das Naturdenkmal "Kraftplatz sieben Eichen" am Ramaseck (1 Stunde; besondere Bedeutung durch das Symbol der Zahl sieben und den heiligen Baum der Kelten). Wer sich in die Mitte der Eichen stellt, soll die positive Energie der Bäume spüren. Allein ich spüre nach gut 5 Stunden Gehzeit nur meine müden Wadln und sonst nix. Nächste Station: die Helenenquelle, ein ummauertes Wasserl mit Bankerl. Danach ein Fußballplatz, bei diesem blau markiert zum Rotes Kreuz, einem steinernen Kruzifix, und zur Wienerhütte (1 St.) samt Parkplatz, Kinderspielplatz und all jenem Trubel, den man von einem Großgasthaus kennt. Ab der Hütte auf dem Waldrücken rot und blau markiert auf dem Stadtwanderweg 6 weiter. Der Höhenzug läuft nun sanft aus, ehe wir die Mauer des Lainzer Tiergartens erreichen. Hier bestünde die Möglichkeit, kurz vor ihrem Beginn rechts aufwärts über den Rücken des Zugberges zur Mizzi Langer-Wand und weiter zur Rodauner Pfarrkirche zu gelangen. Wir aber folgen der Mauer, stoßen auf die Ketzergasse und lassen von der rot-grünen Markierung immer mehr oder weniger entlang der Liesing durch Rodaun bis zum Ausgangspunkt, der Endstelle der 60er-Bim geleiten. (1 ½ Stunden).

Naturpark Föhrenberge

Namensgeber der Waldberge von Rodaun bis zur Sulzer Höhe über dem Kaltenleutgebener Tal ist die Schirmföhre - auf wienerisch auch Parapluiebaum genannt. Der 6.500 ha große Naturpark reicht von Perchtoldsdorf im Norden bis Gumpoldskirchen. Dazwischen liegen die Gemeindegebiete von Gießhübl, Maria Enzersdorf, Mödling, Hinterbrühl und Gaaden. Höchste Erhebungen des Naturparks Föhrenberge sind der Anninger, der Vordere Föhrenberg (Parapluieberg, mit Franz Ferdinand-Schutzhaus) und der Hintere Föhrenberg (Kammersteiner Hütte mit Josefswarte). Über den Scheitel dieses Bergzuges verläuft die "Hochstraße", eine der meist frequentierten Wanderstrecken des Wienerwalds.

Perchtoldsdorfer Heide

Die Landschaft der Perchtoldsdorfer Heide entstand, als das Wiener Becken vor etwa 14 Millionen Jahren vom Meer überflutet wurde. Nur die Berge am Ostrand der Kalkalpen wie der Parapluieberg , der Anninger und der Lindkogel ragten als Inseln aus dem Meer. Über Jahrmillionen ebneten die Wellen den Untergrund aus Dolomitgestein ein. In den später folgenden Eiszeiten ging die Abtragung des Gesteins bis zur heutigen Form der Heide weiter. Reste des ehemaligen Meeres sind heute noch manchmal bei Aushubarbeiten im Sonnbergviertel zu bewundern - versteinerte Meeresbewohner, deren Schalen und Skelette in mehreren Metern Tiefe im Boden liegen.
Der steinige, trockene Boden der Heide ließ keine Ackernutzung zu und diente daher jahrtausendelang als wertvolle Weidefläche für Schafe, Ziegen und Rinder. Zahlreiche lichtbedürftige und trockenheitstolerante Pflanzen und Tiere der pannonischen Steppen konnten in dieser Zeit einwandern und auf der Heide Fuß fassen. Später, wahrscheinlich schon in römischer Zeit, entstanden die ersten Weingärten und Steinbrüche. Dauerhafte Siedlungen befanden sich allerdings auf der Heide aufgrund der Wasserknappheit wahrscheinlich nicht.
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert war die Heide noch doppelt so groß wie heute. Etwa 200 Rinder weideten hier. Mit der Eröffnung der Straßenbahnlinie 360 von Wien über Rodaun nach Mödling wurde die Heide als Wandergebiet entdeckt. Gleichzeitig stieg das Bewusstsein über die Schutzwürdigkeit der Heide. Mitte der 1960er Jahre wurde die Weidenutzung völlig aufgegeben, die Bedeutung als Erholungsgebiet nahm stark zu. Hunderttausende Wiener wandern jährlich von Rodaun oder vom Heideparkplatz über die Heide auf die Föhrenberge. Viele Naturliebhaber kommen - oft von weit her - um die besonderen Pflanzen und Tiere auf der Heide zu beobachten und zu fotografieren.
Wegen ihrer einzigartigen Tiere (Europäische Ziesel, Äskulapnatter, Schlingnatter, Smaragdeidechse, Schwalbenschwanz, Segelfalter, Schmetterlingshaft, Wespenspinne, Leinbiene, Gottesanbeterin, Sägeschrecke) und Pflanzen (Kuhschelle, Frühlingsadonis, Diptam, Purpurschwarzwurzel) wurde die Heide in das europaweite Netz von Schutzgebieten Natura 2000 aufgenommen.
Ein großer Teil der Tiere und Pflanzen der Perchtoldsdorfer Heide ist in Österreich oder sogar europaweit gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Es handelt sich also um große Besonderheiten, für deren Überleben wir alle Verantwortung tragen. Infos zur Perchtoldsdorfer Heide: www.perchtoldsdorfer-heide.at


Schwierigkeiten:
Keine
Höhenmeter: Etwa 540 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit: ca. 7 ½ Stunden
Beste Jahreszeit: Mangels grober Anstiege oder anderer Schwierigkeiten jederzeit möglich
Kinder: Diese Tour wäre für Kinder jedes Alters zu lang. Teilabschnitte wie von Rodaun über die Perchtesdorfer Heide bis zur Kammersteiner Hütte und von dort über den Haspelweg wieder zurück ist auch für Kinder ein Erlebnis. Drachensteigen auf der Weide, viele Rastplätze und letzlich die Josefswarte bei der Kammersteiner Hütte bieten sich als kleine Abenteuer an.
Hund und Katz': Gut geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten:

Franz Ferdinand-Schutzhaus (Do./Fr. Ruhetag)
Teufelstein Hütte
Kammersteiner Hütte (Mo./Di. Ruhetag)
Gasthaus Kugelwiese (Do./Fr. Ruhetag)
Ghf. Seewiese
Höllenstein Hütte
Wienerhütte

Karte: ÖK 58 "Baden", Freytag & berndt "Wanderatlas Wienerwald"
Internet:

www.perchtoldsdorfer-heide.at