Der
Naturpark Föhrenberge und die Perchtoldsdorfer Heide mit dem Parapluieberg
zählen zu den beliebtesten Wanderregionen Wiens, zumal sich von
etlichen Punkten auf der Route eine herrliche Aussicht auf die Großstadt,
auf das nördliche Wiener Becken und die benachbarten Erhebungen
öffnet. An klaren Blicken zeigen sich sogar Schneeberg und Wechsel.
Weitere
Qualitätsmerkmale der "Liechtenstein Höhenstraße",
über die der Weg verläuft: Alle Routen sind tadellos markiert
und beschildert, es gibt praktisch keine steilen Abschnitte, und selbst
bei
Schneelage findet man immer eine gute Spur vor; weiters wartet in kurzen
Abständen entweder eine offene Schutzhütte oder ein Gasthaus.
Dies und
ständige Wechsel zwischen Wald und lauschigen Lichtungen lassen
auf dieser Tour nicht nur ein beeindruckendes Panoptikum aller Wienerwald-Liebenswürdigen
erleben, sondern ergeben auch eine ideale Ausflugsmöglichkeit für
die ganze Familie.
Der zweite Abschnitt von der Sulzer Höhe über das Ramaseck
und die Wienerhütte zurück nach Rodaun hingegen verläuft
einsamer und ruhiger, und ist gerade deshalb als Ausklang eines Tourentages
so reizvoll.
Abschnitt
1
Rodaun
(266 m) - Perchtoldsdorfer Heide - Bierhäuselberg (488
m) - Franz Ferdinand-Schutzhaus (530 m) - Kammersteiner Hütte
(Josefswarte, 582 m) - Ghf. Kugelwiese (519 m) - Ghf.
Seewiese - Rastplatz Hochstraße - Höllenstein (Höllenstein
Hütte, Julienturm, 645 m) - Norweger Wiese - Schöffel-Bergrettungshütte
am Sporrer Hang - Sulzberg - Sulzer Höhe
GZ 4 Stunden
Franz
Ferdinand-Schutzhütte
Kammersteiner
Hütte
Prachtföhre
mit Marterl
Die
Hütte am Höllenstein mit Julienturm
Abmarsch
bei der Endstation der Straßenbahnline 60 in der Ketzergasse
von Rodaun. Grün markiert über die Schillerpromenade,
durch die Hochstraße, die Scholau-Gasse und Dr.-Gorlitzer-Gasse.
Am Fuß einer Treppe bestätigt ein Schild "Franz Ferdinand-Hütte",
dass wir am richtigen Weg sind. Sobald wir die Treppe überwunden
haben, öffnet sich vor uns schon die sog. Perchtoldsdorfer Heide,
eine Steppe am Rande der Landeshauptstadt und ein Ökö-Reservat
von internationalem Rang (mehr Infos unten). Nun ein paar Höhenmeter
über die Wiese zu einem Bankerl mit Tischen, wo sich ein imposanter
Ausblick über Wien bis zum Kahlenberg und Anninger eröffnet.
Durch Föhrenwald, wie er hier im "Naturpark Föhrenwald"
typisch ist, wenig anstrengend bis zu einer Lichtung samt Rastbank und
Tisch. Gerade dieser signifikante Wechsel zwischen Wald und lauschigen
Lichtungen, wie wir ihn noch oft erleben werden, macht den Parapluieberg
zu einem Paradeberg für Erholungs- und Sonnenhungrige. Gleich danach
der Rastplatz Bierhäuselberg, wo man nach rechts zur Ruine
Kammerstein abzweigen könnte oder nach links nach Perchtoldsdorf.
Wir wollen aber auf den Höhepunkt des Parapluiebergs, zur Franz
Ferdinand Schutzhütte am Vorderen Föhrenberg (1
St.). Hier ist nun auch die anstrengendste Steigung des heutigen Tages
überwunden, von nun an leitet die breite, aber verkehrsfreie und
kinderwagentaugliche Liechtenstein-Höhenstraße gemächlich
über den Rücken der Föhrenberge weiter. Grün markiert
an einem Kinderspielplatz und einer kleinen Kletterwand vorbei eben
weiter, bis links abzweigend der steile Hintere Föhrenberg
wartet. Obwohl man diesen umgehen könnte, empfiehlt sich die Überschreitung
zur gemütlichen Kammersteiner Hütte (20 Minuten) und
der Josefswarte (Blick auf Kahlen- und Leopoldsberg, Marchfeld,
Hainburger Berge, Leithagebirge, Anninger, Hoher Lindkogel, fern der
Schneeberg, im Westen Schöpfl und Reisalpengruppe). In der AV-Hütte,
die einen Flair von Westalpen-Berghütte ausstrahlt, knistert Kaminfeuer,
das Service ist schnell, die Speisen sind gut.
Mittagessen.
Nun wieder
auf den Hauptweg zurück, dann am Rastplatz "Waldandacht"
(Weil in Rodaun viele Wallfahrten nach Mariazell ihren Anfang nehmen
finden sich immer wieder Marterln und Mariengedenkstätten am Weg)
vorbei zum Gasthaus Kugelwiese bzw. Salzstanglwirt (20
Minuten, Spielplatz, Marterl). Wie diese liegt auch das kurz darauf
folgende Gasthaus Seewiese (30 Minuten, Kinderspielplatz) auf
einer hübschen Lichtung. Ein paar Schritte weiter ein Paradebeispiel
von Baum, eine wunderschöne, gerade gewachsene Föhre, in dessen
Schatten ein Marterl zum meditativen Innehalten einlädt. Alleine
ist man in den Föhrenbergen übrigens selten. Familien mit
Kindern, Radfahrer, Wanderer, aber auch frisch-fröhliche Pensionistengruppen
geben sich hier ein vergnügliches Stelldichein. So treffe ich sogar
auf eine Neujahrsgesellschaft, die hier mit Sekt auf das neue Jahr anstößt.
Weiter
zum ebenfalls auf einer Lichtung gelegenen Rastplatz Hochstraße.
Bei einem kleinen Unterstand könnte man die Tour verkürzen,
indem man nach Kaltenleutgeben ab- und von dort zur Wienerhütte
wieder aufsteigt. Wir wollen aber weiter auf den Höllenstein. Geradeaus,
bis uns ein Schild nach links hinaufleitet. Um einige Felsen und Grotten
herum auf den Kulminationspunkt des Höhenzuges und unserer Tour,
den 645 m hohen Höllenstein samt Hütte und Julienturm
(30 Minuten).
Wieder zum Hauptweg zurück und Richtung Sulz weiter. Bei der letzten
Stütze des mittlerweile aufgelassenen Lifts auf der Norweger
Wiese rechts (Weg 448). Bei der Bergrettungshütte am
Sporrer Hang erwartet uns einer der besten Panoramaplätze des
Wienerwalds mit hervorragender Sicht nach Südwesten Richtung Schneeberg.
Nun grün markiert bergab, immer den Wegweiser "Sulz/Sulzer
Höhe" nach an den Hängen des Sulzberges entlang und hinunter
zur Sulzer Höhe (1 Stunde), die schon von Weitem an einem
Sendeturm zu erkennen ist. Ab nun heißt es aufpassen, die bisher
so einfache Beschilderung hört sich auf, der Weiterweg muss im
Farbengewirr der Markierungen selbst gefunden werden! Dem Wegweiser
Hochroterd nach durch die Berggasse einer Randsiedlung von Sulz
abwärts, ehe fast unbemerkbar der gelb markierte Weg rechts in
eine Seitengasse abzweigt. Dieser führt aber gleich auf freie Wiesen
und durch Wald zur Passhöhe der Landstraße (Parkplatz und
Busstation "Sulzer Höhe"). Die Hälfte des Weges
liegt nun hinter uns, ab hier beginnen wir mit dem Rückmarsch (Weg
Nr. 41).
Nun
über die Landstraße und gelb markiert etwas bergauf durch jungen
Tannenwald. Die gelbe Markierung geht dann, sobald es Richtung Ramaseck
geht, in die blaue über. Bei der nächsten Abzweigung links zur
Wienerhütte und nach Rodaun. Spätestens hier wird man merken,
dass man einsamer unterwegs ist als am Parapluieberg. Einzige Sehenswürdigkeit
dieses Wegabschnitts das Naturdenkmal "Kraftplatz sieben Eichen"
am Ramaseck (1 Stunde; besondere Bedeutung durch das Symbol der
Zahl sieben und den heiligen Baum der Kelten). Wer sich in die Mitte der
Eichen stellt, soll die positive Energie der Bäume spüren. Allein
ich spüre nach gut 5 Stunden Gehzeit nur meine müden Wadln und
sonst nix. Nächste Station: die Helenenquelle, ein ummauertes
Wasserl mit Bankerl. Danach ein Fußballplatz, bei diesem
blau markiert zum Rotes Kreuz, einem steinernen Kruzifix, und zur
Wienerhütte (1 St.) samt Parkplatz, Kinderspielplatz und all
jenem Trubel, den man von einem Großgasthaus kennt. Ab der Hütte
auf dem Waldrücken rot und blau markiert auf dem Stadtwanderweg
6 weiter. Der Höhenzug läuft nun sanft aus, ehe wir
die Mauer des Lainzer Tiergartens erreichen. Hier bestünde die Möglichkeit,
kurz vor ihrem Beginn rechts aufwärts über den Rücken des
Zugberges zur Mizzi Langer-Wand und weiter zur Rodauner Pfarrkirche zu
gelangen. Wir aber folgen der Mauer, stoßen auf die Ketzergasse
und lassen von der rot-grünen Markierung immer mehr oder weniger
entlang der Liesing durch Rodaun bis zum Ausgangspunkt, der Endstelle
der 60er-Bim geleiten. (1 ½ Stunden).
Naturpark
Föhrenberge
Namensgeber der Waldberge von Rodaun bis zur Sulzer Höhe über
dem Kaltenleutgebener Tal ist die Schirmföhre - auf wienerisch
auch Parapluiebaum genannt. Der 6.500 ha große Naturpark
reicht von Perchtoldsdorf im Norden bis Gumpoldskirchen. Dazwischen
liegen die Gemeindegebiete von Gießhübl, Maria Enzersdorf,
Mödling, Hinterbrühl und Gaaden. Höchste
Erhebungen des Naturparks Föhrenberge sind der Anninger, der Vordere
Föhrenberg (Parapluieberg, mit Franz Ferdinand-Schutzhaus) und
der Hintere Föhrenberg (Kammersteiner Hütte mit Josefswarte).
Über den Scheitel dieses Bergzuges verläuft die "Hochstraße",
eine der meist frequentierten Wanderstrecken des Wienerwalds.
Perchtoldsdorfer
Heide
Die
Landschaft der Perchtoldsdorfer Heide entstand, als das Wiener Becken
vor etwa 14 Millionen Jahren vom Meer überflutet wurde. Nur die
Berge am Ostrand der Kalkalpen wie der Parapluieberg , der Anninger
und der Lindkogel ragten als Inseln aus dem Meer. Über Jahrmillionen
ebneten die Wellen den Untergrund aus Dolomitgestein ein. In den später
folgenden Eiszeiten ging die Abtragung des Gesteins bis zur heutigen
Form der Heide weiter. Reste des ehemaligen Meeres sind heute noch manchmal
bei Aushubarbeiten im Sonnbergviertel zu bewundern - versteinerte Meeresbewohner,
deren Schalen und Skelette in mehreren Metern Tiefe im Boden liegen.
Der
steinige, trockene Boden der Heide ließ keine Ackernutzung zu
und diente daher jahrtausendelang als wertvolle Weidefläche für
Schafe, Ziegen und Rinder. Zahlreiche lichtbedürftige und trockenheitstolerante
Pflanzen und Tiere der pannonischen Steppen konnten in dieser Zeit einwandern
und auf der Heide Fuß fassen. Später, wahrscheinlich schon
in römischer Zeit, entstanden die ersten Weingärten und Steinbrüche.
Dauerhafte Siedlungen befanden sich allerdings auf der Heide aufgrund
der Wasserknappheit wahrscheinlich nicht.
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert war die Heide noch
doppelt so groß wie heute. Etwa 200 Rinder weideten hier. Mit
der Eröffnung der Straßenbahnlinie 360 von Wien über
Rodaun nach Mödling wurde die Heide als Wandergebiet entdeckt.
Gleichzeitig stieg das Bewusstsein über die Schutzwürdigkeit
der Heide. Mitte der 1960er Jahre wurde die Weidenutzung völlig
aufgegeben, die Bedeutung als Erholungsgebiet nahm stark zu. Hunderttausende
Wiener wandern jährlich von Rodaun oder vom Heideparkplatz über
die Heide auf die Föhrenberge. Viele Naturliebhaber kommen - oft
von weit her - um die besonderen Pflanzen und Tiere auf der Heide zu
beobachten und zu fotografieren.
Wegen ihrer einzigartigen Tiere (Europäische Ziesel, Äskulapnatter,
Schlingnatter, Smaragdeidechse, Schwalbenschwanz, Segelfalter, Schmetterlingshaft,
Wespenspinne, Leinbiene, Gottesanbeterin, Sägeschrecke) und Pflanzen
(Kuhschelle, Frühlingsadonis, Diptam, Purpurschwarzwurzel) wurde
die Heide in das europaweite Netz von Schutzgebieten Natura 2000 aufgenommen.
Ein
großer Teil der Tiere und Pflanzen der Perchtoldsdorfer Heide
ist in Österreich oder sogar europaweit gefährdet oder vom
Aussterben bedroht. Es handelt sich also um große Besonderheiten,
für deren Überleben wir alle Verantwortung tragen. Infos zur
Perchtoldsdorfer Heide: www.perchtoldsdorfer-heide.at
Schwierigkeiten:
Keine
Höhenmeter:
Etwa
540 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca.
7 ½ Stunden
Beste
Jahreszeit:
Mangels
grober Anstiege oder anderer Schwierigkeiten jederzeit möglich
Kinder:
Diese
Tour wäre für Kinder jedes Alters zu lang. Teilabschnitte wie
von Rodaun über die Perchtesdorfer Heide bis zur Kammersteiner Hütte
und von dort über den Haspelweg wieder zurück ist auch für
Kinder ein Erlebnis. Drachensteigen auf der Weide, viele Rastplätze
und letzlich die Josefswarte bei der Kammersteiner Hütte bieten sich
als kleine Abenteuer an.