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Wiener Potpourri
Monte Laa
Stadtwanderweg 7

Stadtwanderweg 7

Oktober 2009

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Der Wiener Stadtwanderweg 7 vereint alles, was das grüne Wien so liebenswert macht: Naturoasen, Felder und Äcker, ein Bacherl und eingestreut historische Platzerl wie der Böhmischen Prater. Apropos: Mit diesem Vergnügungspark wird der 7er für Kinder zu einem Weg erster Güte.

Route

Linie 67 (Station Altes Landgut) – Laaer Wald – Böhmischer Prater – Löwygrube – Amarantgasse – Goldberg – Kurpark Oberlaa – Mittelweg – Unterlaaer Straße – Liesingpromenade – Per-Albin-Hansson-Straße – Heubergstätten – Altes Landgut (Linie 67)

HU keine / GZ 2,5 – 3 Stunden

Böhmischer Prater
Die Spielfiguren des Böhmischen Praters warten auf Besucher.

 

 

 

Löwygrube

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Blatt

Oberlaa
Oberlaa

Enten

Startlinie Altes Landgut, Station 67. Wegweiser führen sicher über die vielen Kreuzungen des großen Kreisverkehrs. Erstes Highlight das legendäre Franz Horr-Stadion der Austria Wien in der Fischhofgasse am Eingang zum Laaer Wald. Eingefleischte Austrianer werden hier an diesem "fußballgeschichtlichen" Ort sicher eine Gedenkminute einlegen, Rapidler hingegen fluchtartig entschwinden; ich als Sportklub-Fan (Regionalliga Ost) schleiche mich möglichst leise zwischen den Trainingsplätzen hindurch in die Theodor Sickl-Gasse. Ein Wegweiser lenkt nach rechts zum Böhmischen Prater. Durch eine typisch Wienerische Kleingartensiedlung bis zum Restaurant Laaerwald, einem der Eingangstore in den Böhmischen Prater, dieser kleinen, aber viel feineren Ausgabe des großen Wiener Praters. Schießbuden, Karuselle, Geisterbahnen, Riesenräder, Langosbuden und Restaurants fädeln sich hier zu einem Reigen der kleinen und großen Gaudi-Abenteuer auf. Wer hier an einem Sommertag durchpromeniert, wird unweigerlich im Trubel & Jubel feststecken, an einem Herbstmorgen ist's beinahe menschenleer – alles steht still, wartet auf den nächsten Frühling und die Besucher. Heitere Melancholie – auch ein Charakterzug der Bundeshauptstadt.
Den Prater verlassend geht es ins Grüne, nämlich in die Löwygrube. Diese große, grüne Freizeitanlage gehört sicher zu den schönsten Abschnitten der Tour. Abwechselnd durch kleine Wälder, über Lichtungen und Aussichtspunkte, an Kinderspielplätzen und tratschenden Ausflüglern vorbei. Leider gehört das Areal auch zum bevorzugten Äußerl-Ziel der hiesigen Hundebesitzer. Für die, von allen Leinen und Maulkörben befreiten, Tierchen dürfte es Sport sein, unbedarfte Stadtwanderer und Sportclub-Anhänger anzukläffen und bedrohlich nahe zu umspringen. Also mehr durch diese Stadt-Oase geflüchtet als flaniert und den sicheren Strand bei der Bitterlichstraße erreicht, von wo es gleich – auch das gibt's in Wien – aufs Land geht, nämlich am Rande von Äckern und Feldern schön sonnig und luftig durch Weingärten und Kartoffeläcker auf den Goldberg. Gold ist hier auch die vorherrschende Farbe, vor allem im Herbst: Gold die Sonne, gold die Blätter, gold die heitere Stimmung, die uns hier umweht.

Goldberg

Von verkehrsumtobter Stadt haben wir also innerhalb kürzester Zeit einen Vergnügungspark, eine Grünoase, Felder und Äcker durchschritten. Dann und wann scheucht man einen Fasan aus seinem Mittagsschlaf, auf manchen, schon kahlen Bäumen sammeln sich die Raben, diese Winterkünder, zu einem Stelldichein, und sobald man den Kurpark Oberlaa samt Kleintierfarm (Ziegen, Gänsen, Kaninchen) passiert, hoppeln Hasen über den Weg – als hätten sie Freigang. Dem nicht genug: Beim Brückenwirt bei der Liesingbachbrücke in Unterlaa übertönt das Rauschen des Liesingbaches das des Verkehrs. Dieses Gewässer inmitten von Wien scheint mit seinen fast naturnahen Stellen, Buchten und Wirbeln nahezu unberührt und sauber zu sein. Genüsslich dahin schaukelnde Enten und Gänse unterstreichen diese Annahme. Lange marschieren wir auf der Liesingpromenade (Kaistraße) durch Oberlaa und vermeint sich aufs Land versetzt. Da plätschert und gurgelt und rauscht es wie eben am Land. Nach 30 Minuten verlassen wir dieses jedoch wieder und nähern uns wieder dem üblichen Wiener Verkehrsgewühl, das wir aber gut überführt umgehen. Auf einer Brücke findet sich der Spruch: "Existieren verboten!".

Existieren verboten

Hm. Wer nur existiert, ohne zu leben und den Augenblick zu genießen, geht sicher am Leben vorbei. Also hat der Spruch durchaus seine Berechtigung. Besser wäre: Nur existieren verboten, leben erlaubt! Gerade auf Wegen wie dem 7er mit all der Sonne, dem herbstlichen Farbenzauber und den Natureindrücken lernt man erst richtig leben.
Das Rauschen des Verkehrs übertönt nun endgültig das Rauschen des Liesingbaches. Nun über die Per Albin-Hansson-Straße, durch einen kleinen Park bis zur Kirche Franz von Sales, von dort über die Südost-Tangente, diese Verkehrshölle Wiens, bis zum Kreisverkehr Landsgut. Fazit: Das Leben wieder entdeckt auf diesem Weg!

Liesingbach
Stellenweise sieht die Liesing wie ein vollkommen natürlicher Bach aus.

Horr-StadionFranz Horr-Stadion

Das Franz-Horr-Stadion ist ein österreichisches Fußballstadion am Favoritner Laaer Berg in Wien. Es wird seit 1973 vom Bundesligisten FK Austria Wien als Heimstadion genutzt und hat ein Fassungsvermögen von 13.400 Zusehern. Das Franz-Horr-Stadion wurde ursprünglich 1925 als České srdce vom damaligen Erstligisten SK Slovan Wien erbaut und 1974 nach dem verstorbenen WFV-Präsident Franz Horr benannt. Das Franz-Horr-Stadion bei Wikipedia

Böhmischer Prater

Ein Ausflugsgasthaus, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus der ursprünglichen Werkskantine der Wiener Ziegelwerke hervorging, bildete den "Grundstein" des Böhmischen Praters. Bis 1883 siedelten sich zahlreiche Schaustellerfamilien am Laaer Berg an, die, wie auch die Arbeiter der Ziegelfabrik, vorwiegend aus dem österreichischen Kronland Böhmen und Mähren stammten.
In den folgenden Jahren kam es zu einer stetigen Vergrößerung des Vergnügungsparks. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Böhmische Prater durch einen Bombenangriff nahezu vollständig zerstört. Nach dem Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren erhielt er schließlich sein heutiges Aussehen.

Laaer Berg

Der Laaer Berg (sprich: Laa_a Berg, umgangssprachlich auch: Monte Laa) liegt am Südrand Wiens, im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. An seiner höchsten Erhebung ist er 251 Meter hoch. Der Laaer Berg bei Wikipedia


Schwierigkeiten:
Keine
Höhenmeter: Unerheblich
Gesamtgehzeit: ca. 2,5 bis 3 Stunden
Beste Jahreszeit: Selbst im Winter jederzeit möglich
Kinder: Der Böhmische Prater, eine Menge Spielmöglichkeiten in der Löwygrube und viele seichte Buchten am Liesingbach verwandeln diese Tour für Kinder in eine Expedition voller Abenteuer.
Hund und Katz': Gut geeignet (solange sie mich nicht anspringen ...)
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten: Im Böhmischen Prater, Heurige in Ober- und Unterlaa
Karte: Freytag & berndt "Wanderatlas Wienerwald"