Route
Linie 67 (Station Altes Landgut) – Laaer Wald – Böhmischer Prater – Löwygrube – Amarantgasse – Goldberg – Kurpark Oberlaa – Mittelweg – Unterlaaer Straße – Liesingpromenade – Per-Albin-Hansson-Straße – Heubergstätten – Altes Landgut (Linie 67)
HU keine / GZ 2,5 – 3 Stunden
Die Spielfiguren des Böhmischen Praters warten auf Besucher.
Oberlaa
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Startlinie Altes Landgut, Station 67. Wegweiser führen sicher über die vielen Kreuzungen des großen Kreisverkehrs. Erstes Highlight das legendäre Franz Horr-Stadion der Austria Wien in der Fischhofgasse am Eingang zum Laaer Wald. Eingefleischte Austrianer werden hier an diesem "fußballgeschichtlichen" Ort sicher eine Gedenkminute einlegen, Rapidler hingegen fluchtartig entschwinden; ich als Sportklub-Fan (Regionalliga Ost) schleiche mich möglichst leise zwischen den Trainingsplätzen hindurch in die Theodor Sickl-Gasse. Ein Wegweiser lenkt nach rechts zum Böhmischen Prater. Durch eine typisch Wienerische Kleingartensiedlung bis zum Restaurant Laaerwald, einem der Eingangstore in den Böhmischen Prater, dieser kleinen, aber viel feineren Ausgabe des großen Wiener Praters. Schießbuden, Karuselle, Geisterbahnen, Riesenräder, Langosbuden und Restaurants fädeln sich hier zu einem Reigen der kleinen und großen Gaudi-Abenteuer auf. Wer hier an einem Sommertag durchpromeniert, wird unweigerlich im Trubel & Jubel feststecken, an einem Herbstmorgen ist's beinahe menschenleer – alles steht still, wartet auf den nächsten Frühling und die Besucher. Heitere Melancholie – auch ein Charakterzug der Bundeshauptstadt.
Den Prater verlassend geht es ins Grüne, nämlich in die Löwygrube. Diese große, grüne Freizeitanlage gehört sicher zu den schönsten Abschnitten der Tour. Abwechselnd durch kleine Wälder, über Lichtungen und Aussichtspunkte, an Kinderspielplätzen und tratschenden Ausflüglern vorbei. Leider gehört das Areal auch zum bevorzugten Äußerl-Ziel der hiesigen Hundebesitzer. Für die, von allen Leinen und Maulkörben befreiten, Tierchen dürfte es Sport sein, unbedarfte Stadtwanderer und Sportclub-Anhänger anzukläffen und bedrohlich nahe zu umspringen. Also mehr durch diese Stadt-Oase geflüchtet als flaniert und den sicheren Strand bei der Bitterlichstraße erreicht, von wo es gleich – auch das gibt's in Wien – aufs Land geht, nämlich am Rande von Äckern und Feldern schön sonnig und luftig durch Weingärten und Kartoffeläcker auf den Goldberg. Gold ist hier auch die vorherrschende Farbe, vor allem im Herbst: Gold die Sonne, gold die Blätter, gold die heitere Stimmung, die uns hier umweht.
Von verkehrsumtobter Stadt haben wir also innerhalb kürzester Zeit einen Vergnügungspark, eine Grünoase, Felder und Äcker durchschritten. Dann und wann scheucht man einen Fasan aus seinem Mittagsschlaf, auf manchen, schon kahlen Bäumen sammeln sich die Raben, diese Winterkünder, zu einem Stelldichein, und sobald man den Kurpark Oberlaa samt Kleintierfarm (Ziegen, Gänsen, Kaninchen) passiert, hoppeln Hasen über den Weg – als hätten sie Freigang. Dem nicht genug: Beim Brückenwirt bei der Liesingbachbrücke in Unterlaa übertönt das Rauschen des Liesingbaches das des Verkehrs. Dieses Gewässer inmitten von Wien scheint mit seinen fast naturnahen Stellen, Buchten und Wirbeln nahezu unberührt und sauber zu sein. Genüsslich dahin schaukelnde Enten und Gänse unterstreichen diese Annahme. Lange marschieren wir auf der Liesingpromenade (Kaistraße) durch Oberlaa und vermeint sich aufs Land versetzt. Da plätschert und gurgelt und rauscht es wie eben am Land. Nach 30 Minuten verlassen wir dieses jedoch wieder und nähern uns wieder dem üblichen Wiener Verkehrsgewühl, das wir aber gut überführt umgehen. Auf einer Brücke findet sich der Spruch: "Existieren verboten!".
Hm. Wer nur existiert, ohne zu leben und den Augenblick zu genießen, geht sicher am Leben vorbei. Also hat der Spruch durchaus seine Berechtigung. Besser wäre: Nur existieren verboten, leben erlaubt! Gerade auf Wegen wie dem 7er mit all der Sonne, dem herbstlichen Farbenzauber und den Natureindrücken lernt man erst richtig leben.
Das Rauschen des Verkehrs übertönt nun endgültig das Rauschen des Liesingbaches. Nun über die Per Albin-Hansson-Straße, durch einen kleinen Park bis zur Kirche Franz von Sales, von dort über die Südost-Tangente, diese Verkehrshölle Wiens, bis zum Kreisverkehr Landsgut. Fazit: Das Leben wieder entdeckt auf diesem Weg! |