Sommer,
wie er schöner nicht sein kann: ein weiträumiger Bergstock,
eine gemütliche Hütte, ein Bad im Hallstätter See und
eine reizvolle Uferwanderung - wer diese Rundtour im Herzen des Salzkammergutes
versucht, wird reichlich belohnt. Da bleibt eigentlich nur eine einzige
Frage unbeantwortet: Wo bitte ist Karl??
Aufstieg
Obertraun
(511 m) - Sarstein Hütte
(1638 m) - Hoher Sarstein (1975 m)
HU
ca. 1500 m / GZ 4 Stunden
Aufgebrochen
wird am besten früh am Morgen im Ortszentrum von Obertraun
am Hallstätter See. Dort kündigt ein Schild schadenfreudig
3 Stunden Gehzeit allein bis zur Sarstein Hütte an. Weg 692 schlängelt
sich in schweißtreibenden Serpentinen endlos lang durch steilen,
aber anfangs August von Zyklamen bedeckten Sarsteinwald hoch.
Die einzige Abwechslung bietet die Goiserer Aussicht auf 1360
m, mit Blick auf auf Bad Goisern und das Nordufer des Hallstätter
Sees.
Sobald
sich der Weg um große Felsstufen windet und der Wald lichter wird,
deutet das auf das Ende der Plagerei hin. Die Sarstein Hütte
(2,5-3 Stunden) kündigt sich schon 5 Minuten vorher an, nämlich
bei einem Stapel Holzscheite, wo ein handgeschriebenes Plakat zu Folgendem
auffordert:
Bei Karl
dürfte es sich um den Hüttenwirt handeln, der allerdings nur
bei Schönwetter und am Wochenende seinen Dienst versieht. Weil
der Arme also kaum die Möglichkeit hat, die Holzscheite zu seiner
Hütte zu bringen, machen das eben ich und die vielen anderen Gäste,
die sich wie die Holzscheite vor dem geschlossenen Hütten-Türchen
stapeln. Wenn der Scheiterhaufen turmhohe Dimensionen angenommen hat,
wird dann wohl ein Plakat um Folgendes bitten:
"Bitte
nimm mich mit, 2 Stunden ins Tal, komme heuer nicht mehr rauf und brauche
das Zeugs nicht mehr, danke euer Karl!"
Die kleine, aber urige Hütte samt XXL-Panorama-Blick auf den Dachsteinstock
würde meine Zeche wohl verdienen. So trage ich sie denn weiter
über die Hochfläche des Sarsteins. Über die führt
ein gemütlicher Steig durch Latschen- und Almröserlgassen
bergan, bis nach 30 Minuten der Gipfelaufbau unseres Zieles in Sicht
kommt. Ein paar Serpentinen noch auf das Gipfelplateau des Hohen
Sarsteins, eines der exquisitesten Aussichtsplätze des Salzkammergutes
(1 Stunde von der Hütte, Kreuz, Gipfelbuch). Dohlen und Schafe
bevölkern in Massen den Panorama-Balkon und betteln um Futter,
wahrscheinlich, weil sie beim Karl in der Sarsteinhütte nur bei
Schönwetter und am Wochenende zu fressen kriegen. Dementsprechend
riecht es hier auch und findet man kaum einen sauberen Sitzplatz auf
der im wahrsten Sinne des Wortes beschissenen Gipfelwiese. Also Nase
zu, Gosaukamm, Dachstein, Altausseer See fotografiert und ... muss hier
abbrechen und flüchten, weil der Gestank fürchterlich ist.
Abstieg
Hoher
Sarstein (1975 m) - Goiserer Sarstein
Alm (bewirtschaftete Hütte, 1711 m) - Röthen Graben
- Obersee am Hallstätter See
HU
ca.
1500 m / GZ 2,5 - 3 Stunden
Nach 45
von Latschen gesäumten Minuten zur gastfreundlichen Goiserer
Sarsteinhütte. Diese nur wenige Schritte abseits gelegene Almwirtschaft
muss man besuchen, hat doch die Wirtin, eine Sennerin-Oma wie aus dem
Bilderbuch, vieles zu erzählen: Vom Sohn, der die Hütte per
pedes versorgt, von den 30 Senioren, die die Hütte dieses Jahr
per Hubschrauber überfielen, um dort ordentlich auf den Putz zu
hauen, und von den Kühen, die nur bei Schlechtwetter aus dem Stall
dürfen, weil sie bei Schönwetter nichts zu trinken finden
- wen wundert's, wo doch Karls Hütte ständig geschlossen ist
... Also, liebe Sarstein-Wanderer, diese nette Einkehr nicht auslassen!
Nach einem
ordentlichen Tankaufenthalt geht's endlich bergab, immer das lockende
Frisch des Hallstätter Sees vor der Nase. Leider landet man früher
oder später an einer wild befahrenen Landstraße, die man,
hat man dort kein Auto stehen, abgehen muss, bis uns ein Wegweiser in
Richtung Unter- und Obersee von der Straße holt. Die Gefährte
rasen hier so schnell durch die Gegend, als seien sie auf der Jagd -
nach Karl ...
Nach etwa
7 Stunden steht man endlich am Nordufer des herrlichen Hallstätter
Sees. Nichts wie ab ins kühle Nass, genug kleine Waldbuchten
erlauben juchzende Hechtsprünge in den See. Aaahhh - was gibt es
Schöneres als sich nach einem derben Hatscher mit glühenden
Sohlen ins Wasser dieses geschichtsträchtigen Sees zu werfen. That's
life, that's fun, that's a Mordsgaudi!!
Ausgeruht
und abgekühlt dann das grande finale der Rundtour - die Wanderung
entlang des Ostufers des Hallstätter Sees. Ein selten eindrucksvolles
Erlebnis inmitten eines der kostbarsten Naturjuwele Österreichs.
Und ich meine das sehr aufrichtig, wurde dieses Ufer bisher nämlich
weder mit Villen verbaut noch mit Straßen versaut - das hat Seltenheitswert.
Auf gutem Weg schlendert man also wirklich immer am Ufer entlang durch
kleine Buchten, Fjorde, über Waldstrände und Lichtungen, bis
man Mitte des Weges zur Haltestelle Obersee gelangt. Wer hier
aufgeben will, kann mit der Bahn weiter, sollte es aber nicht, weil
das Aufregendste noch kommt.
Weiter auf einem Waldlehrpfad zu lauschigen Rastplätzen
am Wasser, dann - großartig! - über an Felsen klebende Stege
und Hängebrücken, immerzu das berühmte Hallstatt im Blick.
Wer das Salzkammergut im Sommer kennt, erwartet eingangs oder am Ende
dieses Holzweges einen Kassier, der die Hand aufhält. Dem ist hier
nicht so. Die Begehung der penibel gepflegten Anlage ist gratis ...
oder der Kassier ist der Bruder von Karl, der nur am Wochenende ...
Man möchte immer weiter gehen an diesem herrlichen Ufer. Wenn es
Abend wird, schaukeln Fischerboote im dunkelgrünen Wasser, tollen
kälteresistente Kinder am Ufer oder schnäbeln Urlaubspärchen
im Gebüsch. Es herrscht eine friedliche Stimmung hier, eine Stille
und Frische, die bis ins Innerste dringt. Nach flotten zwei Stunden
hat man die Geleise der Bahn, die Haltestelle Hallstatt und den
Seewirt eingangs von Obertraun erreicht.
Tipp:
Diese Ostufer-Tour kann oder sollte man besser als (Halb-)Tageswanderung
mit der ganzen Familie anlegen. Badebuchten, Waldlehrpfade, Gaststätten
sorgen für Kurzweil und Erfrischung. Wer die Wanderung mit Kultur
verbinden möchte, setzt mit dem Schiff nach Hallstatt hinüber
und besichtigt z.B. das älteste Salzbergwerk der Welt, das berühmte
Gräberfeld oder das Museum Kulturerbe Hallstatt.
Hallstatt
- Hallstätter See
Hallstatt:
Hallstatt schaut auf eine über 4.500 Jahre alte Geschichte zurück,
die untrennbar verbunden ist mit dem "Weißen Gold",
dem sowohl der Ort - Hallstatt ist die Stätte, an der Salz = Hall
abgebaut wurde - als auch eine ganze Epoche, nämlich die "Hallstattzeit",
ihren Namen verdanken. Die Einzigartigkeit dieses Gebietes ersieht man
auch daraus, dass die Region "Hallstatt-Dachstein / Salzkammergut"
1997 zum "Weltkultur- und Naturerbe" erklärt und damit
in die exklusive Liste der absolut schützenswerten Gebiete der
ganzen Welt aufgenommen wurde.
Hallstätter
See: Romantisch, kraftvoll, kultur- und geschichtsträchtig
ist er, der fünftgrößte See des Salzkammergutes. Fjordartig
liegt die Seewanne eingebettet zwischen den Steilhängen aus Dachsteinkalk.
Der größte Zufluss ist die Traun, die auf dem Weg bis hierher
fünf Seen speist: den Kammer-, Toplitz-, Grundl-, Altausseer- und
Ödensee. Aber auch der Dachstein "füttert" den Hallstätter
See. Das Schmelzwasser des Dachsteingletschers benötigt auf seiner
unterirdischen "Talfahrt" 5 bis 6 Stunden. Den Abfluss des
Sees bildet wieder die Traun, die ihn bei Steeg verlässt.
Obertraun:
Obertraun ist ein lang gezogenes Dorf und liegt eingezwängt zwischen
den Bergen des Dachsteins und dem Sarstein am Ostufer des Halltstätter
Sees.
Lange im Schatten der Muttergemeinde Hallstatt, zu der Obertraun bis
zum Jahr 1919 gehörte, ist der Seeort heute vor allem bekannt als
Ausgangspunkt in die unterirdische Märchenwelt der Dachsteinhöhlen
(Eishöhle und Mammuthöhle auf dem Krippenstein, Koppenbrüllerhöhle)
und zu den mit der Seilbahn erreichbaren Dachsteinzielen.
Schwierigkeiten:
Die
so vorgestellte Rundwanderung ist mit ihren etwa 10-12 Stunden eher trainierten
Bergwanderern vorbehalten. Außerdem ist die Höhendifferenz
von über 1500 m zu beachten.
Höhenmeter:
Etwa
1500 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca.
10-12 Stunden
Beste
Jahreszeit:
Sommer,
Herbst
Kinder:
Für
Kinder absolut empfehlenswert die Ostufer-Wanderung. Diese Tour mit ihren
vielen Rast- und Badeplätzen, mit den Brücken, Stegen und botanischen
Besonderheiten kann für Wanderzwerge zu einem unvergesslichen Erlebnis
werden.
Hund
und Katz':
Die
Gesamttour ist aufgrund ihrer Länge Hunden kaum zu empfehlen, der
Sarstein allein bzw. die Ostufer-Tour jedoch durchaus.
Ausrüstung:
Pack-Checkliste
>>>, Wasser ist Mangelware auf dieser Tour, vor allem
wenn die Sarstein Hütte geschlossen ist. Also besonders im Sommer
mehrere Liter mitnehmen.