Und
was ist ein Rucksack-Kondom? Du weißt das nicht? So etwas
lernt man eben nur auf einer Forumstour. Aber du wirst des Rätsel
Lösung ebenso erfahren wie die Sache mit dem "Alpinvibrator"
und dass es tatsächlich möglich ist, im Gehen mit Stöcken
in der Hand und Rucksack am Buckel die Jacke auszuziehen, ohne sich
spitalsreif zu verrenken. Ja, dem Gipfeltreffen-Treffen
fehlten zwar die Weit- und Ausblicke, nicht aber die Ein-Blicke!
Aufstieg
Kernhofer
Gscheid (Parkplätze unter Kapelle, 963m) - Gsenger (1442m)
- Göller (1766m, Kreuz mit Buch)
HM
ca. 800 m / GZ 2 Stunden
Einige
Gesichter sind uns beim Treff in Kernhof schon bekannt - Erich,
der Tourenorganisator, Susanne und Karl, Rudi und
Brigitt -, einige "Neue" sind hinzugekommen. Männchen
und Weibchen halten sich heute in angenehmer Weise die Waage, die Angst,
aus dem Bandlwurm würde sich ein lärmender Almauftrieb entwickeln,
bestätigt sich nicht. Im Gegenteil: Über weite Strecken wanderte
es sich wirklich ruhig und gemächlich, man ließ dem anderen
seine Ruhe und kleinen Erlebnisse - das tat gut. Viele Marschierer und
trotzdem Wanderqualität - das schaffen eben auch nur eingefleischte
Bergfexe.
Geh'n
wir's an! Der Aufstieg am Waldrücken zwischen Andre- und Feichtenbachgraben
südostwärts hinauf zur Schulter des Gsenger kommt einigen
täuschend ähnlich vor wie der Kernhofer Aufstieg zum Waldhüttsattel
- eigentlich haben sie recht: die Wälder, Steigungen und Wegerln
hier gleichen sich alle ein wenig - bis sich die Bäume lichten und
man durch Latschengassen zu den Geröllserpentinen des Gipfelaufbaus
gelangt. Dann bekommt auch der Göller sein unverwechselbares
Gesicht, aber leider: Heute sieht er aus wie ich nach einer Tarock-Nacht
- blass, duselig, ein wenig grantig. Nebel verstellt uns den Aus- und
Weitblick, es ist feucht und kalt, wir müssen uns in die Regenschale
werfen. Ein Rucksack-Kondom [= Regenschutz für den Rucksack]
hat niemand dabei. Und wenn wir schon bei den Fach-Ausdrücken des
modernen Alpinismus sind: Was ist ein Alpinvibrator? Eine Eisschraube.
Das erwärmt Brigitt auch nicht: "Mir is kolt! Geh' ma."
Also gehen wir.
Nun
über den Ostrücken des Göller zum Steilabfall auf die
Karlgrube zu. Links hinab in einen Sattel, am schmalen Kamm aufwärts
und eben in eine Scharte vor dem Kleinen Göller. Den lassen
wir aus, weil wir ihn gar nicht sehen. Durch dessen Nordflanke, dann
bergab bei aufklarendem Wetter - aha! - durch Wiesen ("Göllerwiese"),
Kuhweiden und Wald abwärts zur Göllerhütte.
Diese
gemütliche Bergunterkunft zwischen Gippel und Göller
hat heute den letzten Tag geöffnet - Hirschbrunft und beginnende
Jagdsperre. Sehr wichtig. Also stimmen die Jäger schon heute
und in der Hütte ihre Schlachtgesänge an -
und
sind die Hunde vor Jagdfieber kaum mehr zu halten:
Nach
Schweinsbratl und Bauernschmaus bergab zu einer Wiesenschulter, dann
auf einem Fahrweg durch die Südflanke des Schwarzkogels
in den Waldhüttsattel, 1266m.
Dort
links und auf gut bezeichnetem Weg durch die bewaldete Ostflanke unseres
Berges hinab, dann am Nordostrücken zu einer Felsgruppe mit Forststraße.
Ich habe das Glück hinter Johanna, der Studentin, zu gehen
und so zu einer sensationellen Entdeckung zu gelangen: Trotz umgehängten
Rucksacks und Stöcken in den Händen schafft sie es, sich im
Gehen ihrer Jacke zu entledigen, ohne sich dabei spitalsreif zu verletzen.
Die Gebrauchsanleitung für dieses Kunststück vielleicht demnächst
im Gipfeltreffen.at-Forum.
In
Kehren grabenabwärts und jenseits durch Wald, zuletzt über
Wiesen nach Kernhof, 690m.
Ein
Abschiedsstrudel im Alpengasthof Gruber am Gscheid - ja,
alles hat gepasst, wir haben wieder auftanken können für die
Zeit bis zur nächsten Forums-Tour, haben Sinnvolles gelernt und
sehen uns wieder.
Göller
Hütte
Die
kleine Göllerhütte
fasst 60 Schlafgäste (wo bitte sollen die in dieser winzigen
Hütte inklusive Schlafsack Platz finden?) und ist vom 11. Oktober
bis 15. November an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen geöffnet.
Die Wirtsleut' freuen sich über jeden Gast, in der Stub'n prasselt
gemütliches Ofenfeuer und selbst wenn die Hütte geschlossen
ist, wird man nicht verdursten: Im frei zugänglichen Vorraum
stehen Getränke, die man sich gegen einen Euro (Wandkasse) nehmen
kann.
Naturfreunde
St. Pölten: Tel. 02742/353345 (Tonband)
Die
Mann- und Frauschaft in und vor der Göllerhütte
Schwierigkeiten:
Unschwierige,
aber bei feuchten Verhältnissen etwas rutschige Wanderung. Auf den
mitunter steilen und wurzeligen Waldsteigen ist Trittsicherheit gefordert.
Der sturmanfällige Göller und seine Kämme erfordern gute
und warme Kleidung.
Tipp:
Die
Überschreitung Gippel-Göller gehört sicher zu den
schönsten Kammwanderungen Ostösterreichs. Gegen Voranmeldung
kann man sich neuerdings per Taxi auch zum Ausgangspunkt (St. Ägyd
am Neuwalde oder Gscheid) zurück-bringen lassen .
Göllerhütte,
Alpengasthof Gruber am Gscheid(Die
Familie Gruber lockt mit köstlichen "Pfaffenbäuchln",
"Kasnockerln" & Speckknödln!)
Sehens-
und Wissenswertes:
Für
den Namen "Göller" gibt es zwei
mögliche Deutungen: Die eine leitet ihn von einem slawischen
Wort für "kahler" Berg ab. Dieser breitschultrige,
im zerbröckelnden Dolomit ebenmäßig geformte "Kahlkopf"
ragt auch wirklich hoch über die voralpine Waldgrenze empor. Die
andere Deutung führt ihn auf das "Gellen"
der Lawinen zurück, die besonders auf der Südseite durch die
Kare und Gräben brausen.
Don
Kamelonennt sich ein uriger Erlebnis-Park in Kernhof, der mit
vielen, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen unterhaltsamen
Attraktionen aufwartet:
Blumen-, Tier- und Naturpark, ein Felsenwirtshaus
(mit Affenband und herrlichen Meeresfrüchte-Spezialitäten!),
Kamelreiten, Streichelzoo (Bergziegen, Steinböcke,
Rentiere ...), Sepp-Forcher- Aussichtswarte und dem 1. Kamel-Theater
der Welt.
Informationen
unter: 03882/4141 oder 02768-2568; E-Mail: eder.reisen@aon.at
Karten:
Freytag
& berndt, Wander Atlas Wiener Hausberge, 1:50.000