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Ein typischer Schwab'

Brandstein

Hochschwab, August 2005

Brandstein

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Der Brandstein, ein frei stehender Gipfel im westlichen Teil des Hochschwabs, ist typisch für das "Steirische Gebirg'": Auf der einen Seite kantig, abweisend, eine felsige Unmöglichkeit. Auf der anderen Seite sanft, einladend, eine weite Veranda, auf der es sich nach Herzenslust wandern lässt. Dem nicht genug, fristet der Brandstein ein einsames, abgeschiedenes Leben, der Besucher bleibt allein mit Gämsen, Murmeltieren und - sich selbst. Von Wildalpen aus begangen braucht es zwar Durchhaltevermögen, aber wie jeder Hochschwab-Berg dankt dir auch der Brandstein den Besuch mit einem Gourmetangebot erster Klasse für Augen, Ohr und Herz.


Anfahrt & Aufstieg

Wildalpen-Winterhöh (644 m) - Siebensee - Antoni Kreuz (890 m) - Kreuzpfäder (1194 m) - Zumach - Schafwald-Sommerweg - Schafhals Sattel (1557 m) - Brandwiese - Fobis Alm (1394 m) - Prof.-Liselotte-Buchenauer-Steig - Brandstein (2004 m)

HU ca. 1500 m / GZ ca. 5 Stunden

Hartlsee
Hartlsee

Das abweisende Gesicht des Brandsteins vom Schafhals Sattel aus gesehen
Das abweisende Gesicht des Brandsteins vom Schafhals Sattel aus gesehen

 

 

Über Gußwerk oder Hieflau gelangt man auf der Salzatal-Straße nach Wildalpen. Dort links hinauf bis zum Parkplatz auf der Winterhöh (Lift), wo der Weg Nr. 829 in Richtung "Sonnschienalm-Schafhals Sattel - Siebensee" beginnt. Auf asphaltierter Straße bzw. Skipiste am Hartlsee, einer smaragdgrünen Naturkostbarkeit, vorbei bis zu einem gemauertem Brunnen im Gebiet von "Siebensee".
Dann die Straße verlassend in einen gut angelegten Waldpfad abgebogen, auf diesem über einen Waldrücken zum Antonikreuz (890 m). Nun steiler werdend auf den Sattel des Kreuzpfäder (1194 m, 1 ¼ St.). Bänke laden hier zur ersten längeren Rast ein, bevor ein Karrenweg, dann ein Steig zum kleinen Sattel der Zumach direkt unter der gewaltigen Westwand des Großen Griessteins führt. Dort teilt sich bei einer Jagdhütte der Weg in Sommer- und Winterweg. Der Sommerweg ist nur vom 15. Mai bis 14. Oktober gestattet - zurecht, wie sich herausstellen wird. Abschüssige, glatte Platten können bei Nässe oder Schneeglätte lebensgefährlich sein, überdies herrscht unter der höchsten Wand des gesamten Hochschwabs im Winter höchste Lawinengefahr. Aber auch der Sommerweg ist wirklich nur bei trockenen Verhältnissen zu empfehlen. Immer nun den Ostgrat des Brandsteins vor sich entlang der Schuttkare von Griesstein und Schaufelwand. Der kleine, aber eindrucksvolle Steig führt teils problemlos durch Latschengassen, teils, wie schon erwähnt, über steil abfallende Platten, in die der Weg regelrecht hineingefräst wurde.

Am Schafhals Sattel (1 ¼ St.) wechselt man endlich von der Schatt- auf die Sonnseite des nördlichen Hochschwabs, hoch und mächtig und schier unbesteigbar plustert sich rechts schon unser Ziel, der Brandstein, auf. Aber für ihn gilt, was für viele Hochschwab-Berge gilt: Vorne abweisend und kantig, hintenrum einladend und sanft. Dieses gemütliche Hinterstüberl des Brandsteins ist nun unser nächstes Ziel. Vom Schafhals Sattel führt ein unmarkierter, aber leicht erkennbarer und manchmal mit Steinmännern gekennzeichneter Steig südwestwärts am Fuß des Brandsteins entlang durch Latschengassen, an Felsbrocken vorbei und über reich bekräuterte Lichtungen. Stets begleitet vom Gepfeife eines Murmeltierclans und dem Rauschen eines Almbaches, der unter uns den "Wasserboden" durchzieht, schlendert man fast eben dahin, bis der Steig in den markierten Weg am Fobistörl einmündet. Der Liselotte-Buchenauer-Steig (Infos zu Liselotte Buchenauer siehe unten) fädelt sich nun eindrucksvoll, aber steil über einen Schutthang zwischen Fobis- und anderen Türmen zum Brandsteinhals hoch. Rundum nichts außer still äsenden Gämsen und neugierigen Dohlen. Längst hat man die langgezogene, unsteil hochziehende Rasenrampe des Brandsteins erreicht und vergisst von all dem Schauen und Staunen, dass man noch etwa 200 Höhenmeter zu bewältigen hat. Das letzte Teilstück ist ein alpiner Spaziergang vom Feinsten.

Das Gipfelkreuz (2 ½ Stunden) selbst markiert den Schnittpunkt der beiden Brandstein-Gesichter, da das sanfte Gemüt, dort, nur einen Schritt entfernt, die senkrecht abfallende Nordwand. Das Gipfelbuch, dem 10 Jahre (!, erster Eintrag 1995) in den feuchten Seiten stecken, beweist, wie selten dieser herrliche Aussichtsbalkon besucht wird. Dabei gibt es ordentlich was zu sehen: Im Osten ziehen die mächtigen Felswände des Großen Griessteins die Aufmerksamkeit auf sich, daneben der Ebenstein mit seinen zwei Gipfeln, im Süden der Reichenstein, westlich die Gipfel der Eisenerzer Alpen.

Abstieg

Variante 1: Aufstiegsweg retour ( 1500 m, 4 Stunden)

Variante 2: Sonnschienalm ( 500 m, 2 ½-3 Stunden; Nächtigung in der Sonnschienhütte) - Häuselalm - Bodenbauer ( 750 m, 2 ¼ Stunden)

 

Idealerweise zieht man den Hochschwab-Genuss noch einen Tag in die Länge, indem man über die Androth Alm zur Sonnschienalm absteigt, um in der gleichnamigen Hütte übernachtet und anderntags über die Häuselalm zum Bodenbauer absteigt. Zusätzlicher Zeitaufwand etwa 4-5 Stunden.

Hat man beim Bodenbauer kein Gefährt stehen, bleibt einem kaum andres übrig, als den Aufstiegsweg nach Wildalpen in umgekehrter Richtung anzutreten. Was allerdings an lauen Sommernachmittagen ein nicht minder reiz-, farben-und klangvolles Erlebnis ist. Der Hochschwab enttäuscht nämlich nie, zu welcher Jahres- und Tageszeit, von welcher Seite, zu welchen Verhältnissen auch immer - jede Tour ein Volltreffer.


Liselotte Buchenauer bei Wikipedia >>>


Schwierigkeiten:
Bis auf die Länge der Tour, trifft man auf keinerlei technische Schwierigkeiten.
Höhenmeter: Etwa 1400 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit: ca. 9 bzw. 7 ½ Stunden bei Abstieg zur Sonnschienalm
Beste Jahreszeit: Spätsommer, Herbst
Kinder: Für Kinder zu lange
Hund und Katz': Nicht geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten:

Bei der Abstiegsvariante über die Sonnschienalm liegen die Halterhütte auf der Androthalm (im Sommer geöffnet) und die Sonnschienhütte am Weg (geöffnet von Mitte Mai bis Ende Oktober).

Karte: Freytag & berndt WK 041 "Hochschwab - Veitschalpe"
Internet:

www.wildalpen.at
www.bodenbauer.com