Der
Hohenstein bei Lilienfeld gleicht von Westen her gesehen tatsächlich
einem "Hohen Stein", der ob seiner Steilheit unnahbar scheint.
Ob er von der Führerliteratur deswegen beharrlich verschwiegen
wird? Dabei führt eine für Schneeschuhgeher ideale Linie auf
seinen Gipfel und weist die Tour mit dem sonnenüberfluteten Almplateau
des "Himmels", dem wie für Trapper maßgeschneiderten
Waldkamm zwischen Himmel, Engleitensattel und Gipfel sowie mit dem grandiosen
Ausblick von ganz oben alle Vorzüge auf, die ihn zu einem Traumschneeschuhberg
machen.
Aufstieg
Schrambach
(385 m) - Ratzenecksteig - Bistumriegel - Ratzeneck - Am Himmel (Jausenstation)
- Rote Mauer - Engleiten Sattel - Hohenstein (Otto Kandler Hütte,
1195 m)
HU
ca.
850 m, GZ 4 ½ Stunden
Ein
Wintermärchen beim Aufstieg
Vom Wald in den sonnigen "Himmel"
Die Jausenstation "Am Himmel" ist leider verlassen
Die
Karre wird in Schrambach kurz nach Lilienfeld bei einer Brücke über
die Traisen abgestellt. Kurz auf Straße ins Zögersbachtal,
ehe links gelbe Wegweiser zum "Himmel" über den Ratzenecksteig
und den Hohenstein verweisen (Weg 655). Also über eine Brücke
und gleich zünftig in Serpentinen durch Wald hoch. Nach 30 Minuten
lässt die Steilheit etwas nach, bei einem Bankerl mit Tisch lässt
sich von diesem furiosen Auftakt aussichtsreich verschnaufen. Wenige Schritte
auf Forststraße, ehe wir wieder nach links in Wald untertauchen.
Am Bistumriegel wieder eine Forststraße gequert.
Schließlich ab dem Ratzeneck über einen Waldkamm
immer geradewegs südwestlich hoch. Beim nun folgenden Marsch durch
lichten und unsteil geneigten Wald kommt abermals echtes Trapperfeeling
auf. Nach 1 3/4 Stunden das erste wirkliche Highlight: der Himmel.
Nomen est omen, tritt man hier doch aus der Schummrigkeit des Waldes auf
ein großes, sonnenüberflutetes Almplateau samt Kreuz und dem
- leider geschlossenen - "Almhaus am Himmel".
Im Schatten eines der wenigen Bäume lässt es sich dennoch gut
rasten und zum Ötscher, der Gemeindealpe und auch unserem Tagesziel
hochsehen.
Nun am Gasthof vorbei und am Wald- und linken Lichtungsrand weiter bis
zum nächsten Wegweiser, der uns vom Himmel in den Wald zurück
lenkt. Die rote Markierung führt nun über einen schwach ausgeprägten
Waldkamm - zurecht als einer der schönsten in den niederösterreichischen
Voralpen angesehen -, hin und wieder aber etwas bergab, dann wieder aufwärts.
Ob seiner sanft geschwungenen Form, aber auch der unterschiedlichen Schneearten
wegen, die sich zwischen den Bäumen und Lichtungen finden, eignet
sich dieses Gelände vorzüglich dafür, das richtige Gespür
für Schnee sowie die richtige Technik und Gangart mit Entenfüßen
zu erlernen. Eine Traumlinie jedenfalls, auf der man - man wundere sich!
- vollkommen alleine unterwegs ist. Manchmal schwingt sich die Route wieder
auf den Waldgrat auf, von wo sich zwischen riesigen Tannen und Fichten
doch hin und wieder ein grandioser Fernblick erhaschen lässt. Nach
weiteren 2 Stunden haben wir den Engleiten Sattel, eine
große Wegkreuzung samt Bank, Tisch und Übersichtskarte, erreicht.
Weiter auf einer Forststaße bis zu einer Lichtung mit Fütterungsstelle.
Ab dort bleibt es jedem selbst überlassen, wie er den finalen Gipfelsturm
ansetzt: entweder anstrengend diritissima bergan oder gemütlicher
über eine schneeschuhgerecht angelegte Forststraße. Nach 45
Minuten (ab Engleiten Sattel) hat man auch schon den Gipfel mit der Otto
Kandler Hütte (1195 m) erreicht. Das Gipfelpanorama: Reisalpe,
KLosteralpe, Schneeberg, Rax, Göller, Veitsch, Hochschwab, Ötscher,
an klaren Tagen bis Dachstein und Totes Gebirge.
Für den Abstieg bieten sich zwei Varianten an: Direkt vom Gipfel
auf der rot markierten Forststraße in weiten Kehren in den Engleitengraben
und zum Ausgangspunkt (2,5 Stunden) zurück oder aber man kehrt zum
Engleiten Sattel zurück, um von hier, ebenfalls
rot markiert, steil über den Norbert-Mader-Weg zum
Oberhof im Engleitental abzusteigen - für Skitourengeher
sicher das idealere Terrain als für Entengeher. Obwohl: Auch Könner
des Entengangs gewinnen den federnden, weiten Abwärtsschritten mehr
ab als langweiliger Forststraßenhatscherei. Die bleibt einem am
Ende sowieso nicht erspart. Interessant am Norbert-Mader-Steig, wenn es
durch eine schluchtartige, mit höheren Felsmauern begrenzte Einkerbung
geht. Sobald man jedoch eine Brücke erreicht hat, wird's gemütlich,
weil flach. Wenig später wird eine glatt gefahrene Forststraße
erreicht, die - wenig ereignisreich, aber begleitet vom Zögersbach
- zunächst zum Oberhof, dann durch die Siedlung
des Niederhofs bis nach Schrambach zurückführt.
Otto
Kandler Haus
Das
Haus wurde 1905 von der Alpinen Gesellschaft "D'Ennsecker" errichtet
und nach ihrem Obmann Otto Kandler benannt. Die Gesellschaft hat sich
inzwischen auflöst, seit 1955 ist die Selbstversorgerhütte im
Besitz der Alpenvereinssektion St. Pölten. Das Haus wird von dessen
Funktionären liebevoll betreut (Anfang Mai bis Ende Oktober, nur
an Wochenende) und bietet 35 Schlafplätze. Im Sommer vorbeischauen
lohnt sich ob der Schmankerln, die hier geboten werden, und des wahren
Wanderparadieses ringsum.
Schwierigkeiten:
Für
Schneeschuhgeher eine sehr lange Tour, allerdings ohne nennenswerte Schwierigkeiten.
Da man meist alleine unterwegs ist, wird man sich den Weg mitunter selbst
suchen müssen, da die Markierung hin und wieder erhebliche Löcher
aufweist.
Lawinengefahr:
Am
markierten Weg keine, allerdings ist darauf zu achten, dass man vom Waldkamm
nicht abtriftet. Die Hänge sind mitunter so steil, dass es hier sehr
wohl bei ungünstigen Verhältnissen lawinös sein kann.