Der
Hohe Lindkogel, der Hauptgipfel des südlichen Wienerwaldes, beherrscht
durch seine Höhe und Ausdehnung den Wienerwald-Rand zwischen Baden
und Bad Vöslau. Der Wienerwald packt hier sein ganzes Repertoir
an Reizen aus: Laubwald, Nadelwald, steile Anstiege, breite Wanderwege
und einsame Pfade. Das "Schmuckstück" der Tour ist aber
zweifellos die Uferpromenade entlang der Schwechat durchs idyllische
Helenental.
Anfahrt
& Aufstieg
Baden
(232 m) - Helenental - Cholerakapelle - Beethovenstein - Steinige
Rast - Steiniger Weg - Hoher Lindkogel (Schutzhaus "Eisernes
Tor", 834 m)
HU
ca. 600 m, GZ 3 - 3 ½ Stunden
Beethovenstein
Das
Eiserne Tor am Hohen Lindkogel
Gestartet
wird in Baden beim Standort der ehemaligen Weilburg. Ab dort
den Wegweisern Richtung Cholerakapelle, Krainerhütte
nach. Mit Blick auf die imposante Raubritterburg Rauhenstein
wird das viel besungene "Wegerl im Helenental", auch
"Badener Kulturweg" oder "Beethoven-Wanderweg" begangen,
eine auf jeden Fall wunderschöne Promenade auch für Familien
mit Kind & Kegel & Kinderwagen. Ich würde dieses Flanieren
durch den mit zahlreichen Felsformationen flankierten Waldgraben entlang
des kristallgrünen Flusses als den eigentlichen Höhepunkt
unserer Tour bezeichnen. An vielen Stellen laden Uferbänke zum
Spiel mit dem klaren Wasser ein, während ebenso viele Sitzbänke
auf müde (Groß-)Eltern warten. Es wundert eigentlich nicht,
dass Kaiser Franz 1796 Baden zu seiner Sommerresidenz erklärte.
Nach wenigen Minuten schon bei der Grill- und Jausenstation Hauswiese.
Mitte Mai "knofeln" hier würzig die Bärlauchwiesen
vor sich hin, fällt kühler Schatten von den Bäumen und
rauscht gemächlich die Schwechat gen Wien. Infotafeln geben kund,
was es über das Felsentor, einen "unheimlichen Ort",
zu wissen gilt, oder über das, was oben fliegt und unten fleucht
und kreucht. Der Steig führt an uralten Baumriesen und Felsen vorbei
bis zur Antonsgrotte, einer kleinen Andachtsstätte gegenüber
der Cholerakapelle (1 St.). Dort auch das Landgasthaus Cholerakapelle,
das über eine Bogenbrücke zu erreichen ist. Die jenseits unseres
Ufers auf einem erhöhten Waldabsatz thronende Cholerakapelle,
mittlerweile ein beliebter Wallfahrtsort, wurde übrigens von zwei
Wienern aus Dankbarkeit für das Überleben der Choleraepidemie
1831/32 errichtet.
Auf
dem romantischen Uferweg weiter Richtung Krainerhütte und zum malerischen
Beethovenstein, wo sich der berühmte Komponist in den Jahren
1824/25 oft aufgehalten haben soll, weil er diesen Abschnitt der Schwechat
wegen seiner Unberührtheit und Stille besonders liebte. Beethoven
würdigte das Helenental auch mit eigenen Worten: "Ist es
doch, als ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande "Heilig,
Heilig", im Walde entzücken! Wer kann alles ausdrücken?
Süße Stille des Waldes."
Nun weiter zum Rastplatz "Steiniger Weg", wo Schluss
mit Lustig ist, denn über den "Steinigen Weg" - nomen
est omen! - geht es 600 Hm bergauf. Bei Nässe und nach Laubfall
ist die Sache aber eher weniger amüsant. Links durch Wald aufwärts
entlang der gelben, später zusätzlich roten bzw. zuletzt blauen
Markierung über den bewaldeten Bergrücken auf den Hohen
Lindkogel. Von der Wegteilung auf dem Kamm rechts haltend zum "Eisernen
Tor" und zum namensgleichen Schutzhaus (2 Stunden). Wer nicht
von der Gegend ist, wird übrigens verwirrt darüber sein, dass
kaum ein Wegweiser zum "Hohen Lindkogel" lenkt, sondern
ausschließlich zum "Eisernen Tor"! Die Sina-Warte
erlaubt einen Blick bis Wien, ins Wiener Becken, zum Wienerwald, Wechsel,
Schneeberg und in der Ferne zum Ötscher. Neben der Aussicht und
dem großzügigen Hüttenvorplatz, dem guten Essen und
der netten Bedienung ist auch die holzvertäfelte Einrichtung des
Schutzhauses erlebenswert.
Kurz
den Anstiegsweg zurück bis zur Abzweigung "Brennersteig".
Mit diesem "Steig" wartet eine "Mini-Ferrata" mit
gerade einem Drahtseil-Geländer, das bei nassen Verhältnissen
doch seinen Zweck erfüllen kann. Ansonsten handelt es sich jedoch
um einen steinigen und wurzelreichen, auf jeden Fall engen, steilen, aber
niemals Schwindel erregenden Weg. Wem das trotzdem zuviel ist, umgeht
den Brennersteig über die sog. Karlsruhe - gelb, dann blau
markiert, Mehraufwand etwa 15 Minuten. Dann aber über einen schönen,
manchmal aussichtsreichen Waldkamm sanft abwärts, bis links der grün
markierte Weg Richtung Karlgraben und Cholerakapelle abzweigt. Den lassen
wir links liegen und steuern den Sooßer Lindkogel und die Vöslauer
Hütte an, vor dem der blau markierte Weg ins Weichseltal zum
Jägerhaus abzweigt. Der Weg dorthin besticht durch seinen reizvollen
Wechsel zwischen Lichtungen und für den Wienerwald so typischen Waldpassagen.
Beim ehemaligen Ausflugslokal Jägerhaus (1
½
Stunden) wenden
wir uns dem Wegweiser Königshöhle und Ruine Rauheneck zu. Jetzt
wieder bergauf zum Sattel vor dem Badner Lindkogel und rechts abzweigend
rot markiert auf Waldweg und Forststraße am Berghang entlang. Dann
links ins steilere Wolftal, aus dessen Grund aber rechts und blau
markiert ein steilerer Waldweg zum Höhenraum der Königshöhle
führt (Infos siehe unten). Von dort über das Waldplateau zur
Burgruine Rauheneck, einer romantischen Burganlage mit als Aussichtsturm
zugänglichem, dreiseitigem Bergfried. Von der Brücke beim Burgportal
durch Wald hinab zum Ausgangspunkt (1 St.).
Burgruine
Rauheneck
Spätestens im 12. Jahrhundert errichtete hier das Rittergeschlecht
der Tursen - der Name bedeutet wörtlich "Riesen" - die
Burg Rauheneck. Die Burg war auf drei Seiten durch den Steilhang geschützt.
An der vierten Seite schnitt man den Zugang durch einen Halsgraben ab
und deckte ihn durch eine erhöhte Schildmauer. Viel später
erst wurde es "modern", einen möglichst hohen Turm zu
errichten. So ließen auch die Rauhenecker Burgherren einen Bergfried
bauen. Um auf dem engen Felsplateau Platz zu sparen, wurde der Turm
dreieckig konzipiert, wobei eine der drei Seiten auf die alte Schildmauer
aufgesetzt wurde. Das ist die einfache - und historisch stichhaltige
- Erklärung für die relativ seltene Dreiecksform des Turms.
Die
Königshöhle
Schon vor 5000 Jahren befand sich im Bereich Königshöhle/Rauheneckerberg
ein großer Siedlungskomplex, belegt durch sensationelle Keramikfunde.
In Fachkreisen bezeichnet man diese Stufe der Jungsteinzeit daher als
"Badener Kultur". Charakteristisch für diese Epoche waren
die sogenannten "Bandhenkel", extrem hochgezogene Henkel an
den Keramikgefäßen. Die Menschen dieser Zeit kannten schon
die Kupferbearbeitung zur Herstellung von Schmuckstücken.
Die
Cholerakapelle
In den Jahren 1830 und 1831 forderte die Cholera in Wien tausende Opfer.
Auch in Baden wütete die Seuche. Aus Dankbarkeit für ihre Verschonung
stifteten die Wiener Bürger Carl und Elisabeth Boldrino in dieser
gerade modern gewordenen Gegend eine Kapelle. Im Volksmund heißt
sie bis heute Cholerakapelle. Die kleine Kapelle wurde bald zu einem beliebten
Wallfahrtsort. Bereits 1847 musste sie vergrößert werden, um
dem Besucheransturm standzuhalten. Die Pfarre Baden/St. Christoph führt
noch heute jährlich zum Fest Maria Himmelfahrt (15. August) eine
Wallfahrt zur Kapelle durch.
Schwierigkeiten:
Der
Aufstieg zieht sich, wird jedoch nur am kurzen Brennersteig wirklich steil.
Vorsicht bei Nässe und Laubfall, dann besteht vor allem im Herbst
Rutschgefahr. Achtung: Die Wegweiser führen vor allem den Namen "Eisernes
Tor", obwohl der Gipfel laut Karten "Hoher Lindkogel" heißt.
Höhenmeter:
Etwa
600 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit:
ca.
5 ½
- 6 Stunden
Beste
Jahreszeit:
Immer
möglich.
Kinder:
Für
Familien mit Kleinkindern und Kinderwägen sei das "Wegerl
im Helenental" empfohlen. Raststätten in Baden, mittendrin
und am Ende des Weges, viele romantische Uferbänke, geheimnisvolle
Felsgrotten und natürlich die für Wasserspiele wie geschaffene
Schwechat sind wie geschaffen für Familienwandertage.