www.BergNews.com
www.bergnews.com www.bergnews.com

Beethovens Lieblingsplatz

Helenental
Hoher Lindkogel

Mai 2006

Text/Bilder: Thomas Rambauske

Intro

Der Hohe Lindkogel, der Hauptgipfel des südlichen Wienerwaldes, beherrscht durch seine Höhe und Ausdehnung den Wienerwald-Rand zwischen Baden und Bad Vöslau. Der Wienerwald packt hier sein ganzes Repertoir an Reizen aus: Laubwald, Nadelwald, steile Anstiege, breite Wanderwege und einsame Pfade. Das "Schmuckstück" der Tour ist aber zweifellos die Uferpromenade entlang der Schwechat durchs idyllische Helenental.


Anfahrt & Aufstieg

Baden (232 m) - Helenental - Cholerakapelle - Beethovenstein - Steinige Rast - Steiniger Weg - Hoher Lindkogel (Schutzhaus "Eisernes Tor", 834 m)

HU ca. 600 m, GZ 3 - 3 ½ Stunden


Beethovenstein

 


Das Eiserne Tor am Hohen Lindkogel

Gestartet wird in Baden beim Standort der ehemaligen Weilburg. Ab dort den Wegweisern Richtung Cholerakapelle, Krainerhütte nach. Mit Blick auf die imposante Raubritterburg Rauhenstein wird das viel besungene "Wegerl im Helenental", auch "Badener Kulturweg" oder "Beethoven-Wanderweg" begangen, eine auf jeden Fall wunderschöne Promenade auch für Familien mit Kind & Kegel & Kinderwagen. Ich würde dieses Flanieren durch den mit zahlreichen Felsformationen flankierten Waldgraben entlang des kristallgrünen Flusses als den eigentlichen Höhepunkt unserer Tour bezeichnen. An vielen Stellen laden Uferbänke zum Spiel mit dem klaren Wasser ein, während ebenso viele Sitzbänke auf müde (Groß-)Eltern warten. Es wundert eigentlich nicht, dass Kaiser Franz 1796 Baden zu seiner Sommerresidenz erklärte. Nach wenigen Minuten schon bei der Grill- und Jausenstation Hauswiese. Mitte Mai "knofeln" hier würzig die Bärlauchwiesen vor sich hin, fällt kühler Schatten von den Bäumen und rauscht gemächlich die Schwechat gen Wien. Infotafeln geben kund, was es über das Felsentor, einen "unheimlichen Ort", zu wissen gilt, oder über das, was oben fliegt und unten fleucht und kreucht. Der Steig führt an uralten Baumriesen und Felsen vorbei bis zur Antonsgrotte, einer kleinen Andachtsstätte gegenüber der Cholerakapelle (1 St.). Dort auch das Landgasthaus Cholerakapelle, das über eine Bogenbrücke zu erreichen ist. Die jenseits unseres Ufers auf einem erhöhten Waldabsatz thronende Cholerakapelle, mittlerweile ein beliebter Wallfahrtsort, wurde übrigens von zwei Wienern aus Dankbarkeit für das Überleben der Choleraepidemie 1831/32 errichtet.
Auf dem romantischen Uferweg weiter Richtung Krainerhütte und zum malerischen Beethovenstein, wo sich der berühmte Komponist in den Jahren 1824/25 oft aufgehalten haben soll, weil er diesen Abschnitt der Schwechat wegen seiner Unberührtheit und Stille besonders liebte. Beethoven würdigte das Helenental auch mit eigenen Worten: "Ist es doch, als ob jeder Baum zu mir spräche auf dem Lande "Heilig, Heilig", im Walde entzücken! Wer kann alles ausdrücken? Süße Stille des Waldes."
Nun weiter zum Rastplatz "Steiniger Weg", wo Schluss mit Lustig ist, denn über den "Steinigen Weg" - nomen est omen! - geht es 600 Hm bergauf. Bei Nässe und nach Laubfall ist die Sache aber eher weniger amüsant. Links durch Wald aufwärts entlang der gelben, später zusätzlich roten bzw. zuletzt blauen Markierung über den bewaldeten Bergrücken auf den Hohen Lindkogel. Von der Wegteilung auf dem Kamm rechts haltend zum "Eisernen Tor" und zum namensgleichen Schutzhaus (2 Stunden). Wer nicht von der Gegend ist, wird übrigens verwirrt darüber sein, dass kaum ein Wegweiser zum "Hohen Lindkogel" lenkt, sondern ausschließlich zum "Eisernen Tor"! Die Sina-Warte erlaubt einen Blick bis Wien, ins Wiener Becken, zum Wienerwald, Wechsel, Schneeberg und in der Ferne zum Ötscher. Neben der Aussicht und dem großzügigen Hüttenvorplatz, dem guten Essen und der netten Bedienung ist auch die holzvertäfelte Einrichtung des Schutzhauses erlebenswert.


Abstieg

Hoher Lindkogel - Brennersteig - Jägerhaus - Königshöhle - Ruine Rauheneck - Baden

HU ca. 600 m, GZ 2 ½ Stunden

 


Brennersteig

Kurz den Anstiegsweg zurück bis zur Abzweigung "Brennersteig". Mit diesem "Steig" wartet eine "Mini-Ferrata" mit gerade einem Drahtseil-Geländer, das bei nassen Verhältnissen doch seinen Zweck erfüllen kann. Ansonsten handelt es sich jedoch um einen steinigen und wurzelreichen, auf jeden Fall engen, steilen, aber niemals Schwindel erregenden Weg. Wem das trotzdem zuviel ist, umgeht den Brennersteig über die sog. Karlsruhe - gelb, dann blau markiert, Mehraufwand etwa 15 Minuten. Dann aber über einen schönen, manchmal aussichtsreichen Waldkamm sanft abwärts, bis links der grün markierte Weg Richtung Karlgraben und Cholerakapelle abzweigt. Den lassen wir links liegen und steuern den Sooßer Lindkogel und die Vöslauer Hütte an, vor dem der blau markierte Weg ins Weichseltal zum Jägerhaus abzweigt. Der Weg dorthin besticht durch seinen reizvollen Wechsel zwischen Lichtungen und für den Wienerwald so typischen Waldpassagen. Beim ehemaligen Ausflugslokal Jägerhaus (1 ½ Stunden) wenden wir uns dem Wegweiser Königshöhle und Ruine Rauheneck zu. Jetzt wieder bergauf zum Sattel vor dem Badner Lindkogel und rechts abzweigend rot markiert auf Waldweg und Forststraße am Berghang entlang. Dann links ins steilere Wolftal, aus dessen Grund aber rechts und blau markiert ein steilerer Waldweg zum Höhenraum der Königshöhle führt (Infos siehe unten). Von dort über das Waldplateau zur Burgruine Rauheneck, einer romantischen Burganlage mit als Aussichtsturm zugänglichem, dreiseitigem Bergfried. Von der Brücke beim Burgportal durch Wald hinab zum Ausgangspunkt (1 St.).

Burgruine Rauheneck

Spätestens im 12. Jahrhundert errichtete hier das Rittergeschlecht der Tursen - der Name bedeutet wörtlich "Riesen" - die Burg Rauheneck. Die Burg war auf drei Seiten durch den Steilhang geschützt. An der vierten Seite schnitt man den Zugang durch einen Halsgraben ab und deckte ihn durch eine erhöhte Schildmauer. Viel später erst wurde es "modern", einen möglichst hohen Turm zu errichten. So ließen auch die Rauhenecker Burgherren einen Bergfried bauen. Um auf dem engen Felsplateau Platz zu sparen, wurde der Turm dreieckig konzipiert, wobei eine der drei Seiten auf die alte Schildmauer aufgesetzt wurde. Das ist die einfache - und historisch stichhaltige - Erklärung für die relativ seltene Dreiecksform des Turms.

Die Königshöhle

Schon vor 5000 Jahren befand sich im Bereich Königshöhle/Rauheneckerberg ein großer Siedlungskomplex, belegt durch sensationelle Keramikfunde. In Fachkreisen bezeichnet man diese Stufe der Jungsteinzeit daher als "Badener Kultur". Charakteristisch für diese Epoche waren die sogenannten "Bandhenkel", extrem hochgezogene Henkel an den Keramikgefäßen. Die Menschen dieser Zeit kannten schon die Kupferbearbeitung zur Herstellung von Schmuckstücken.

Die Cholerakapelle

In den Jahren 1830 und 1831 forderte die Cholera in Wien tausende Opfer. Auch in Baden wütete die Seuche. Aus Dankbarkeit für ihre Verschonung stifteten die Wiener Bürger Carl und Elisabeth Boldrino in dieser gerade modern gewordenen Gegend eine Kapelle. Im Volksmund heißt sie bis heute Cholerakapelle. Die kleine Kapelle wurde bald zu einem beliebten Wallfahrtsort. Bereits 1847 musste sie vergrößert werden, um dem Besucheransturm standzuhalten. Die Pfarre Baden/St. Christoph führt noch heute jährlich zum Fest Maria Himmelfahrt (15. August) eine Wallfahrt zur Kapelle durch.

Schwierigkeiten:
Der Aufstieg zieht sich, wird jedoch nur am kurzen Brennersteig wirklich steil. Vorsicht bei Nässe und Laubfall, dann besteht vor allem im Herbst Rutschgefahr. Achtung: Die Wegweiser führen vor allem den Namen "Eisernes Tor", obwohl der Gipfel laut Karten "Hoher Lindkogel" heißt.
Höhenmeter: Etwa 600 in Auf- und Abstieg
Gesamtgehzeit: ca. 5 ½ - 6 Stunden
Beste Jahreszeit: Immer möglich.
Kinder: Für Familien mit Kleinkindern und Kinderwägen sei das "Wegerl im Helenental" empfohlen. Raststätten in Baden, mittendrin und am Ende des Weges, viele romantische Uferbänke, geheimnisvolle Felsgrotten und natürlich die für Wasserspiele wie geschaffene Schwechat sind wie geschaffen für Familienwandertage.
Hund und Katz': Gut geeignet
Ausrüstung: Pack-Checkliste
Einkehrmöglichkeiten:

Grill- und Jausenstation Hauswiese
Landgasthaus Cholerakapelle
Krainerhütte
Eisernes Tor-Schutzhaus

Karte: Freytag & berndt "Wanderatlas Wienerwald"
Internet:

www.baden.at, Eisernes Tor-Schutzhaus