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Pilgern nach Wiener Art
Jakobsweg Wien

Jakobsweg Wien

Winter-Stadtwanderung in vier Etappen, Wien, 2017; Text/Bilder: © Thomas Rambauske


Etappe 4: Schönbrunn – Wienflussweg – Purkersdorf
Am Wienfluss – ein Hauch von Arktis

Der 4. und letzte Abschnitt des Jakobswegs Wien führt durch eine weitere Besonderheit Wiens: durch das stellenweise sehr naturnahe Bett des Wienflusses. Diese Etappe eignet sich zwar für jede Jahreszeit und jedes Wetter, ist aber im Winter besonders lohnend, da man am Ufer der Wien fast allein unterwegs ist und sich dort sogar ein Hauch von einsamer Arktis verspüren lässt.

Vom Schloss Schönbrunn folgen wir der Schlossmauer und der Schönbrunner Schlossstraße in westlicher Richtung am Otto Wagner Hofpavillon Hietzing vorbei. Otto Wagner (1841–1918), der Wegbereiter der modernen Architektur, wurde im Rahmen des Baus der Stadtbahn um 1900 mit der künstlerischen Gestaltung vieler Haltestellen betraut, die bis heute das Stadtbild prägen. Auf seine Initiative geht auch die Errichtung eines eigenen Pavillons für Kaiser Franz Joseph und seinen Hofstaat bei der Haltestelle Hietzing zurück. Der 1899 vollendete Bau erhielt ein unverwechselbares, imperiales Äußeres und eine kostbare Innenausstattung im Jugendstil, sodass er noch heute beeindruckt. Der Kaiser nutzte den Pavillon allerdings nur zwei Mal für eine Fahrt mit der Stadtbahn.
Kurz darauf gelangen wir zur Kennedybrücke. (Alternativ kann schon hier über eine Rampe zum Wienfluss-Weg hinabgestiegen werden und nicht erst in Auhof; auf dem Weg im Betonbett des Wienflusses kann bis fast nach Purkersdorf marschiert werden.) Der reguläre Jakobsweg biegt bei der Kennedyrücke links ab, passiert einen Seiteneingang von Schloss Schönbrunn und die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Hietzing. Kurz bleiben wir noch auf der Hietzinger Hauptstraße, bevor wir zum DommayerAnna-Strauß-Platz gelangen. Dort haben wir die Möglichkeit, exquisit zu pausieren – entweder im Restaurant Plachutta oder beim Traditions-Café Dommayer (siehe Bild rechts). An diesem vorbei schwenken wir in die Auhofstraße ein und beginnen einen fast 45 Minuten langen Straßenmarsch bis fast zum Ende der Auhofstraße. Erst bei der Lilienberggasse kurz nach dem St. Josef-Krankenhaus biegen wir nach rechts ab, um gleich nach links in den Franz-Schimon-Park zu gelangen. Nach so viel Straße tut ein wenig Grün gut! Auf der Promenade durchqueren wir den Park bis zur Stampfergasse. Hier überqueren wir die Wientalstraße nach rechts. Noch vor der Unterführung der Hadikgasse können wir nach links auf den Wienflussweg abbiegen. Achtung: Der Graben ist nicht immer zu begehen – bei Hochwassergefahr, Glatteis oder Dunkelheit sind die Zugänge geschlossen, weshalb ein alternativer Weg eingeschlagen werden muss, mehr dazu siehe unten.

Immer der Wien nach
JakobswegsÜber eine Rampe steigen wir zum tiefen Betonbett des Wienflusses hinunter und betreten den gleichnamigen Weg, der ausschließlich für Erholungsuchende zur Verfügung steht. Diese erst 2010 eröffnete Anlage führt von der Kennedybrücke (alternativ kann man auch von hier schon den Wienflussweg begehen statt erst hier) bis über die Stadtgrenze hinaus. Da der Wienfluss, sein Rückhaltebecken und sein Ufer in den letzten Jahren sukzessive renaturiert wurden, kreucht und gedeiht hier einiges an Natur! Wer genau schaut, entdeckt Fische, Möwen, Enten und sogar Kraniche im bzw. am klaren Wienfluss-Wasser, zudem siedeln sich immer mehr gewässertypische Pflanzen an. Während sich der Weg im Sommer zunehmender Beliebtheit erfreut und immer mehr Radfahrer und Fußgeher anzieht, haben wir im Winter unsere selige Ruhe. Die einzigen Lebewesen, denen wir begegnen, sind Winterjogger, Hunderl und Herrl/Frauerl und Enten, die im Wasser plantschen. So schlendert es sich nett dahin entlang des einmal schmalen, dann doch wieder breiten Flusses. Wer sich nun Wildnis pur erwartet, wird freilich enttäuscht. Nein, es geht bei diesem Weg darum, den Blick für die kleinen, aber besonderen Dinge am Wegesrand, für die verborgenen Kostbarkeiten und die versteckten Schätze zwischen den Steinen, den Buchten und in der Ufervegetation zu schärfen. Der Kenner wird so auch im Winter manch fast "unberührte" Natur entdecken wie Koppen und Elritzen im Wasser, leuchtende Grasähren am Ufer oder Stockenten, unter die sich Schwalbenmöven mischen. Acht Fischarten tummeln sich im naturnah gestalteten Bachlauf. Aber auch Flusskrebse und viele  Kleinstlebewesen fühlen sich hier mittlerweile heimisch. Mitten im Fluss haben sich auch kleine Inseln gebildet, am Rand undurchdringliche Schilfgürtel, an den Uferböschungen eine mannigfaltige Vegetation. So hat sich in den letzten Jahren ein richtiges Fluss-Au-Biotop entwickelt, wo die Natur langsam das steinerne Flussbett zurückgewinnt und dem Gewässer wieder Leben einhaucht.

Wienfluss
Am Wienfluss genießt man im Winter Ruhe und Beschaulichkeit

Sobald wir uns unter der Nikolaibrücke hindurchducken, wird aus dem breiten Wienfluss der schmale Mauerbach. Den überqeren wir bei der Wienflussaufsicht auf einer Fußgängerbrücke und passieren die barocke, 1639-1655 erbaute Kirche Mariabrunn. Seit Anfang des 17. Jahrhunderts ist sie das Ziel von Wallfahrten. Wenig später überqueren wir die Badgasse. Nun wieder näher am Wienfluss wandern wir dessen Ufer weiter, bis unser Weg in der Bahnstraße ausläuft. Dieser folgen wir bis zur Hauptstraße. Hier links, bis wir nach etwa 200 Metern auf der rechten Seite ein Kriegerdenkmal und gegenüber eine Pizzaria erkennen. An dieser vorbei gelangen wir in die Herzmanskystraße, die uns zum Bahnhof Weidlingau führt. Ab hier marschieren wir am sog. Christkindlweg immer zwischen Fluss und Bahn bis in den Christkindlwald. Auch dieser Abschnitt am naturnahen Gewässer, der doch hin und wieder wie ein Fluss rauscht und ungestüm über kleine Stufen strömt, ist zu jeder Jahreszeit ein besonderes Erlebnis. Beim Bahnhof Purkersdorf Sanatorium geht der Christkindlweg in die Wienzeile über. Noch immer begleiten wir den nun schmäler werdenden Wienfluss – schließlich nähern wir uns ja seiner Quelle bei Rekawinkel – bis zur Bahnhofstraße. Dieser folgen wir nun am Bahnhof Unter-Purkersdorf vorbei bis zum Ortseingang von Purkersdorf. Nach einer Brücke geht die Bahnhofstraße in die Wienerstraße über, nur ein paar Schritte danach hilft uns eine Unterführung nach rechts unter den Gleisen hindurch auf den Hauptplatz von Purkersdorf, an dessen westlichen Ende die Jakobskirche, das Ziel dieser Etappe und der Endpunkt des Jakobswegs Wien, steht. Wer Santiago de Compostella zum Ziel hat, nimmt von hier aus den nächsten Abschnitt des Jakobswegs unter die Wanderschuhe, den Abschnitt Purkersdorf-Göttweig ...

Alternative, falls der Wienflussweg gesperrt ist:
Nachdem wir nach der Stampfergasse  und der Überquerung der Wientalstraße unter der Hadikgasse hindurch marschiert sind, kommen wir zu einem Kreisverkehr, umgehen diesen und biegen nach dem Baumarkt nach links auf den Christine-Enghaus-Weg ein. Dieser führt uns in den Ferdinand-Wolf-Park, den wir nun der Länge nach durchqueren. Am Ende des Parks landen wir in der Lindheimgasse. Ihr folgen wir nach rechts bis zur Utendorfgasse. In diese schwenken wir nach links ein und gehen bis zur Linzer Straße. Sie leitet uns bis zur Hauptstraße. Dieser folgen wir bis zur Wienfluss-Aufsicht und weiter bis zur Badgasse und zur Bahnstraße. Nach etwa 200 Metern erkennen wir ein Kriegsdenkmal, wo wir rechts in die Herzmanskystraße einbiegen.
Weiter wie oben.

Lexikon: Die Wien

Die Wien entspringt als Dürre Wien in 520 Meter Höhe am Kaiserbrunnberg bei Rekawinkel. Ab dem Zusammenfluss mit dem Pfalzauer Bach bzw. der Kalten Wien mit der Dürren Wien im Zentrum von Pressbaum heißt der Fluss nur noch schlicht Wien. Der rund 34 Kilometer lange Wienfluss mündet etwas flussabwärts der Aspernbrücke bei der Urania in den Donaukanal.

Ausgangspunkt:
Schloss Schönbrunn (mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar)
Route:
Schloss Schönbrunn (ca. 190 m) – Kennedybrücke (alternativ kann ab hier schon der Wienflussweg begangen werden) – Hietzinger Hauptstraße – Anna-Strauß-Platz – Auhofstraße – Lilienberggasse – Franz-Schimon-Park – Stampfergasse – Wienflussweg – Wienflussaufsicht – Bahnstraße – Hauptstraße –  Herzmanskystraße –  Christkindlweg – Christkindlwald – Bahnhof Purkersdorf Sanatorium – Wienzeile – Bahnhofstraße – Wienerstraße – Purkersdorf (248 m, Jakobskirche)
Gesamtkilometer
12
Gesamthöhenmeter:
Pfeil up Pfeil down 100
Gesamtgehzeit (in Stunden):
ca. 3
Schwierigkeiten:
Der lange Weg auf Asphalt kann sehr anstrengend sein.
Eignung für Kinder:
ab 12
Beste Jahreszeit:
ganzjährig; besonders ruhig ist es am beliebten Wienflussweg nur im Winter. Achtung: Der Wienflussweg ist täglich von der Morgendämmerung bis zum Einbruch der Dunkelheit zugänglich. Aus Sicherheitsgründen ist er bei Dunkelheit, Schneelage, Eisglätte sowie bei Hochwassergefahr gesperrt.
Weitere Infos bei www.wien.gv.at ...
Ausrüstung:
Einkehrmöglichkeiten:
etliche; zu empfehlen sind das Restaurant Plachutta und das Café Dommeyer am Anna-Strauß-Platz in Wien Hietzing
Attraktionen am Weg:
Otto Wagner Hofpavillon Hietzing, Wienfluss und sein renaturiertes Ufer
Attraktionen speziell für Pilger:
Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Hietzing, Wallfahrtskirche Mariabrunn, Jakobskirche in Purkersdorf
Weiterführender Link:
GPS-Track


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