Der Rund-um-Wien-Wanderweg 10 umkreist die Bundeshauptstadt in einem weiteren Bogen als der Rundumadum-Wanderweg. Er führt auch weniger über den sog. Grünen Gürtel als vielmehr durch den Vorgarten und über die Haus- & Hofberge der Bundeshauptstadt. Rund 110 Kilometer, 6 Etappen und 26,5 Stunden (mit Rad) oder 32 (zu Fuß) (die Zeitangaben der Tourenbeschreibungen beziehen sich auf das Gehtempo des Verfassers) führt der von der Gemeinde Wien eingerichtete "Rund um Wien 10-Wanderweg" durch den Vorgarten der Metropole. Wer diese Wanderung unternimmt, wird die Bundeshauptstadt aus einer ganz anderen Perspektive, nämlich von seinen Trutzburgen und Vorstädten aus kennenlernen. Die östlichsten Alpenausläufer wie Leopoldsberg – Kahlenberg – Cobenzl, Hermannskogel, Dreimarkstein,
Naturoasen wie das Hameau und die almige Sophienalpe, das ebenfalls naturbelassene Umfeld des Lainzer Tiergartens,
die Stadtflüsse Liesing, Schwechat und Donau samt ihren stellenweise idyllischen Ufern, schließlich die Lobau, das Marchfeld, der von Weingärten umgrenzte Bisamberg, und schließlich der "Meeresstrand" der Stadt: die Donauinsel – auch all das macht Wien aus.
Die weiteren Vorteile der Tour liegen auf der Hand: Sie bietet die Möglichkeit, Mikro-Urlaub von der Stadt in der Stadt zu machen, sich für ein paar Stunden aus dem Alltag ausklinken zu können, ohne weit fahren zu müssen (zu jedem Ausgangspunkt der einzelnen Etappen führen Öffis), in manche erfrischende Naturoase eintauchen können, einmal andere Stimmen zu vernehmen als die im Fernsehen, und eine Luft zu atmen, die zugleich frisch, sauber und voller Musik ist. Man wird schnell sehen, dass man erholter, besänftigter, befreiter zurückkehren wird aus der Stadt in die Stadt.
Auf der Donauinsel gestartet, wird sich nach ein paar Monaten vielleicht der Kreis geschlossen haben, und man wird zurückkommen und erstaunt feststellen: So sieht also mein Wien wirklich aus.
Die Ausgangspunkte der einzelnen Etappen sind problemlos per Öffis erreichbar, als Ausrüstung empfehlen sich gute Wanderschuhe, Regenbekleidung, ein Bissen für Zwischendurch, falls die Einkehrstationen doch einmal weiter auseinander liegen sollten, für die letzten drei Etappen sei das Rad empfohlen, da kaum Steigungen, dafür umso mehr Beton angetroffen werden.
Nun denn, auf geht's!
Auf der ersten Etappe erwandern wir uns die Donauinsel, den Nasenweg und die Trutzburgen Wiens: Leopoldsberg und Kahlenberg.
Der Weg
Zum Ausgangspunkt des "Rund um Wien Wanderweges 10" auf der Donauinsel bringt uns die U1. Wir steigen auf der Reichsbrücke aus und betreten am Kaisermühlendamm einen der beliebtesten Freizeitparks der Wiener: Die Donauinsel. Im Jänner allerdings gehört die "Copa Cagrana", wie dieser "Küstenstrich" von den Wienern gerne gerufen wird, den Möwen und mir. Wären wir im Frühling oder Sommer unterwegs, müssten wir uns einordnen in einen Strom aus Radfahrern, Läufern und Skatern. So wandern wir einsam gegen den Strom, begegnen nur hie und da einem Jogger oder Herrl mit Hund, atmen kalte, nach Donau riechende Luft ein.
Was gleich auffällt, ist ein Leuchtturm vor der Skyline der UNO-City am anderen Ufer. Er war ursprünglich Teil einer Kulisse der Bregenzer Festspiele. Von seiner Spitze stürzte sich einst im Rahmen des "Fliegenden Holländers" Senta ins Meer, sprich: in den Bodensee. 1997 fand der Turm auf der Donauinsel seine endgültige Heimat und übernahm seither unterschiedliche Aufgaben als Werbefläche, Sendeanlage für Netzbetreiber oder Träger einer Wetter- und Stadtkamera. Vor allem aber erfüllt er beim Inselwanderer seine angestammte Rolle als Navigator und Orientierungspunkt: Schon von weitem zu sehen weist er den Weg zur "Sunken City", wie dieser Teil der Donauinsel genannt wird. Wir streben weiter der Brigittenauer Brücke zu, hinter der sich schon der Kahlenberg, unser heutiges Ziel, ins Blickbild schiebt. Links und rechts von mir erwacht die Stadt zu ihrem untriebigen Leben, leise hört man's rauschen, hin und wieder hupen, sirenenheulen oder schienenrattern.
Unvermittelt stehen wir vor Skulpturen und wundern uns über Freizügigkeit weiblicher Akte. Die Gelenkigkeit ist jedenfalls bewundernswert. Wir ziehen weiter und am Donauturm vorbei. Der Wind bläst uns kalt ins Gesicht. Am Donauinselplatz bei der Floridsdorfer Brücke passieren wir ein Uni-Schiff und am paar am Ufer dümpelnde kleine Fischerboote. Sie ähneln Hausbooten und verfügen an einer Seite über große, an vier Ecken befestigte Netze. Wie krass der Gegensatz: In der Ferne die Hochhäuser des Vienna International Centre, allgemein als UNO-City bekannt, hier die einfachen Boote. Der Treppelweg folgt direkt dem Wasser, manchmal wird's sogar wild und matschig, fast dschungelartig, wenn sich das Ufer verbuchtet und seine eigene unerlaubte Natur bildet. Über meinem Kopf rattert die U-Bahn Richtung Floridsdorf. Auf der Nordbrücke, oder besser gesagt auf einem eigenen Fußgängersteg (Steinitz- oder Nordsteg) neben der Autobahn, verlassen wir die Insel Richtung Nussdorf. Achtung: Vor dem Ende des Steges links auf einer Stiege hinunter, sonst landet man im Nirgendwo. Ab nun heißt es die rot-grüne Markierung beachten, die uns nun zwischen Schienen und stark befahrener Stadtautobahn über die Nussdorfer Schleusenbrücke am Brigittenauer Sporn führt. Eine Brücke noch, dann haben wir das Festland endgültig erreicht. Die von Jugendstilarchitekt Otto Wagner errichtete Schemmerlbrücke hat es an Schönheit und Pracht in sich. Die doppelte Fachwerkbrücke wurde im Zuge der Errichtung der "Nussdorfer Wehr- und Schleusenanlage" zwischen 1894 bis 1898
erbaut als Stadttor und protzt mit mächtigen Pylonen und Löwenfiguren aus Bronze.
Nun wieder ans Ufer der Donau, das wir uns nach wie vor ausschließlich mit Möwen und Tauben teilen. Ein hübscher, beschaulich angelegter Promenadenweg führt uns weiter gen Kahlenberg. Über das andere Ufer erhebt sich der Bisamberg, links rückt bald die nasenförmige Gestalt des Leopoldsberg ins Blickfeld. Etwa 15 Minuten lang marschieren wir an Gaststätten, Anlege- und Spielplätzen vorbei bis zum Kahlenbergerdorf, das beim Restaurant "Donaurast" im Yachthafen Kuchelau durch eine Unterführung erreicht wird. Dieses uralte Weinstädtchen sollte man mit offenen Augen durchmessen, wandelt man hier doch durch einen mittelalterlich geprägten Ort mit uralter Geschichte und Weinbautradition.
Nun sicher einer der Höhepunkte der Tour: der Nasenweg, ein im Jahre 1877 architektonisch ausgestalteter Fußweg mit Stiegen, Aussichtskanzeln, Betonbänken und einem Obelisken, der teilweise über historische Treppen und Stiegenanlagen vom Kahlenbergerdorf steil hinauf auf den Leopoldsberg führt. Geheimtipp: Die Panoramastrecke ist unter Verliebten legendär.
Warum Nasenweg? Weil der Leopoldsberg – das "Nordkap der Alpen" – auf dieser Seite des Berges steil und geformt wie eine Nase zur Donau abfällt. Diesen Weg gilt es nun regelrecht zu zelebrieren, bietet sich doch bei jeder Kurve und von Treppe zu Treppe eine sich erweiternde, imposante Rundschau über Wien mit Stephansdom, Twintowers am Wienerberg, den Donaulauf bis zum Bisamberg und das sich dahinter auftuende Weinviertel. Am Gipfel des Leopoldsberges angekommen präsentiert sich eine lupenreine Weitsicht auf Klosterneuburg, Korneuburg und die gesamte Wiener Pforte. Die Burg- und Kirchenanlage (Leopoldskirche) bietet Geschichtsinteressierten ein breites Betätigungsfeld, während sich Ruhebedürftige im Restaurant nebenan ausrastenkönnen.
Weiter aber ein kurzes Stück entlang der Höhenstraße bis zur Kreuzung zum Stadtwanderweg 1 und den (Spiel-)Wiesen der Josefinenhütte. Wenig später bereits am Kahlenberg (30 Minuten vom Leopoldsberg), wo man, so man am Wochenende oder feiertags unterwegs ist, in lärmenden Ausflugstrubel eintaucht. Die neue Hotelanlage mit Café-Restaurant, die grandiose Panorama-Terrasse mit sehenswerter Rundschau und die historisch bedeutsame Kahlenbergkirche (1629 erbaut) lockt am Wochenende Scharen von Schauvolk an. Vom Kahlenberg führen öffentliche Busse in die Stadt zurück.
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Lexikon: Die Donauinsel
Die Donauinsel ist eine zwischen 1972-88 errichtete, 21,1 km lange und bis zu 250 m breite künstliche Insel zwischen der Donau und der Neuen Donau im Stadtgebiet von Wien. Sie ist Teil des Wiener Hochwasserschutzes und dient zudem gemeinsam mit der Alten und Neuen Donau als Naherholungsgebiet im Wiener Donaubereich. Jährlich findet auf ihr das Donauinselfest statt. Während Nord- und Südteil der Insel naturnah angelegt sind, ist das mittlere Drittel der Insel parkartig gestaltet.
Quelle: Wikipedia (mehr erfahren >>>)
Der Leopoldsberg
Leopoldsberg, 425 m, Berg im 19. Wiener Bezirk, ursprünglich Kahlenberg (mons calvus), nordöstlicher Ausläufer der Alpen, geologisch zur Flyschzone gehörig, Aussichtsberg im Wienerwald. Fällt steil zur Donau ab ("Nase"). Von einer frühgeschichtlichen Besiedlung zeugen Gräberfunde der Urnenfelderkultur (um 1300-1200 v. Chr., entdeckt 1935) und eine keltische Siedlung aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. (1994 freigelegt). Die ehemalige Burg auf dem Leopoldsberg entstand im 13. Jahrhundert und wurde 1529 vor den herannahenden Türken gesprengt, das Georgs-Patrozinium der Kapelle wanderte in das Kahlenbergerdorf. Kaiser Leopold I. stiftete um 1679 eine neue Kirche mit 4 Kreuzarmen um einen zentralen Kuppelraum, seither "Leopoldsberg". 1683 beschädigt, wurde die Kirche 1718-30 von A. Beduzzi renoviert und um Vorhalle und Fassadentürme erweitert. Das 1718 errichtete Schloss brannte 1891 ab. 1877 wurde ein steiler Serpentinenfußweg vom Kahlenbergerdorf auf den Leopoldsberg (Nasenweg), 1935 die Höhenstraße vom Kahlenberg her gebaut. Die durch die Kriegsereignisse 1945 beschädigte Kirche wurde wiederhergestellt.
Quelle: www.aeiou.at
Der Kahlenberg
Der Kahlenberg, 484 m, im nördlichen Wienerwald an der Stadtgrenze zu Klosterneuburg, wurde 1874-1914 durch eine Zahnradbahn, 1935 durch die Höhenstraße erschlossen. Auf seinem Gipfelplateau das Restaurant Stefaniewarte, der UKW/FS-Sender Kahlenberg (Inbetriebnahme 1974, Masthöhe 165 m) und das Josefsdorf mit Kahlenberg-Kirche (errichtet 1629-39, 1683 beschädigt und bis 1734 wiederhergestellt). In der Sakristei besteht seit 1930 die Sobieski-Kapelle als Erinnerung an den Polenkönig und die Entsatzschlacht der 2. Türkenbelagerung 1683. Früher hieß der Kahlenberg "Sauberg", während der Name Kahlenberg oder Kalenberg den Leopoldsberg bezeichnete.
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