Die letzte Etappe des Rund um Wien 10-Wanderweges führt über den vielfach besungenen Bisamberg bis an den "Meeresstrand der Wiener" – Sonnenuntergang inklusive ... Und wieder erachten wir es als sinnvoller, den Gaul zu besteigen ...
Der Weg
Für die Finaletappe steigen wir in Gerasdorf aus der Stadtbahn aus und wieder auf das Rad, da die Wege flach, asphaltiert und radtauglich sind, selbst den Bisamberg werden wir ohne Probleme auch auf zwei Rädern überqueren.
Da die verblasste und schlampig angebrachte Markierung leider zu wünschen übrig lässt, eine etwas genauere Wegbeschreibung durch das Gassl- und Wegerl-Gewirr durch die nördlichen Vororte Wiens: Zuerst auf der Bahnstraße bis zur stark frequentierten Leopoldauerstraße, diese übersetzt in die Stammersdorfer Straße, danach nach rechts in die Westliche Scheunenstraße und dieser folgend in die Franz-Wallner-Straße. Heben wir den Kopf über die mannshohen Maisstängel sehen wir rechts schon den flachbrüstigen Bisamberg. Am Ende der Franz-Wallner-Straße kurz rechts und sofort links auf den Gemeindeweg. Bislang ging es nur auf Beton dahin, was mich in der Wahl meines Fortbewegungsmittels bestärkt. Am Ende des Gemeindewegs auf den Grenzweg und schließlich auf einer Bogenbrücke über den Marchfeldkanal. Vor uns nur mehr die sanfte Erhebung des Bisamberges, des nördlichen Pfeilers der sogenannten Wiener Pforte, einer markanten Verengung des Donautals. Die Wege auf den kaum 360 m hohen Hügel führen durch das größte Weinbaugebiet der Bundeshauptstadt und genau das macht den anderswo kaum nennenswerten Erdbauch zu etwas Besonderem. Nach wenigen Pedaltritten nach links auf einen holprigen Feldweg. Durch Maisfelder und mit schönem Ausblick auf die Skyline von Wien ruppig dahin, ehe wir die Brünner Straße übersetzen und am dem sog. Rendezvousberg landen. Von diesem auf dem Mitterhaidenweg durch den Vorgarten des Bisamberges, wo entspanntes Floaten und Gleiten durch reife Rebstock-Reihen angesagt ist. Ende September leuchten die reifen grünen und roten Früchte und warten darauf abgenommen, verarbeitet und als Wein verkostet zu werden. Auf der naturgeschützten Herrenholz-Wiese, einem wichtigen Schutz- und Lebensraum für viele Tierarten, bleiben wir stehen, zumal sich hier ein traumhafter Ausblick über Wien eröffnet. Danach kurven wir rechts um ein Wäldchen herum und folgen dem Stadtwanderweg 5. Erstmals verdünnt sich der Weg zu einem lauschigen Pfad, ehe die Stammersdorfer Straße übersetzt und weiter auf Weinweg hochgeschwungen wird. Zuerst hält sich die Steigung in Grenzen, dann geht’s hurtig bergan zur letzten Bergwertung des Rund um Wien Wanderweges 10. Der Weg ist aber sehr idyllisch, allein Wein, Weite und ... bestimmen die Atmosphäre. Nach einem Spielplatz landen wir beim bekannten Joseph von Eichendorff-Denkmal (1 Stunde), das an den Poeten und jenes Lied aus seiner Novelle erinnert, zu dem er hier inspiriert wurde:
Die Donau blitzt aus tiefem Grund,
Der Stephansturm auch ganz von fern,
Guckt übern Berg und säh' mich gern.
Und sein Hütlein in die Luft
Wirft der Mensch vor Lust und ruft:
Hat Gesang doch auch noch Schwingen,
Nun so will ich fröhlich singen!
Rund um das Denkmal eine große Lichtung mit Sitzbänken und jeder Menge Rundumsicht von der Bundeshauptstadt bis zu den Kleinen Karpaten und zur Thebener Pforte.
An sich hat hier unsere heutige Etappe bereits seinen höchstgelegenen Wendepunkt erreicht. Wer noch Lust hat für eine Draufgabe, sollte sich den Weitermarsch bzw. die Weiterfahrt zum Wirtshaus Gamshöhe und dem eigentlich höchsten Punkt des Bisambergs, der Elisabethhöhe, nicht entgehen lassen. Es wird kaum steiler, dafür aber waldiger. Vom Eichendorff-Denkmal rot markiert Richtung "Bergheuriger Langer" durch alten Mischwald und gut markiert bis zum Wirtshaus Gamshöhe. Von hier ist in wenigen Minuten die Elisabethhöhe (358 m) erreicht, einer groß angelegten Lichtung mit Schaukeln, Rutschen und einem famosen Ausblick auf Klosterneuburg, Donau, die nördlichsten Kuppen des Wienerwaldes und den Südwesten von Wien. Die dort 1899 errichtete Elisabethsäule erinnert an die 1898 in Genf ermordete Kaiserin Elisabeth von Österreich. Von ihr wird berichtet, dass sie einst einen Ausflug auf den Bisamberg unternommen hätte und von der herrlichen Aussicht entzückt gewesen sei. Ein Dichter und eine Kaiserin vom Bisamberg begeistert – das will was heißen. Auf der mit Spielplatz und vielen Bänken bestückten Lichtung findet sich auch jene bunte Mischung von Bisamberg-Besuchern versammelt, die dem Taugenichts durchaus ähnlich sind: Mountainbiker, Läufer, Nordic Walker, Spaziergänger, Wanderer – allesamt Wochenend-Aussteiger, denen ins Gesicht geschrieben ist: Der Bisamberg ist was Feines!
Nun retour zum Eichendorff–Denkmal und hinunter zum legendären Weingut und Stadtheurigen Magdalenenhof samt Spielplatz und Streichelzoo. Ab hier scheint wieder der schleißige Wegmarkierer von vorhin am Werk gewesen zu sein, denn von den Farben Grün-Orange ist selten bis gar nichts zu sehen. Auf jeden Fall hinab nach Langenzersdorf, wo wir in der Oberen Kirchengasse landen, diese nun schnurstracks an der Pfarrkirche vorbei in die Untere Kirchengasse abfahren, bis wir beim Bahndamm der Schnellbahn anstoßen, hier rechts bis zu einer Unterführung strampeln, wo sich auch wieder einmal eine Markierung findet. Danach nach links in die Haaderstraße, rechts in die Wenkogasse und links in die Praunstraße, bis wir nach rechts unter der der Donauufer-Autobahn hindurchfahren können und beim Einlaufbauwerk Langenzersdorf, der ersten der drei Wehranlagen in der Neuen Donau, auf den westlichsten Zipfel der Donauinsel übersetzen können.
Die Sonne geht unter, als ich die Donauzunge, das westliche Ende der Donauinsel, betrete – ein Traumaugenblick. Kanufahrer gleiten leise vorbei, wenden bei der Zunge und steuern wieder retour, hin und wieder kommt ein größeres Passagierschiff vorbei, dessen Wellen gegen die Steine glatschen, am Ufer liegen Radfahrer und Wanderer, versinken im Augenblick des Lichts, am anderen Ufer begrüßt uns der Kahlenberg, wo wir unsere Wanderung begonnen haben, rechts winkt uns der Bisamberg nach ...
Langsam, beinahe andächtig radeln wir über die verlassene Donauinsel, ducken uns durch Nord- und Brigittenauer Brücke hindurch bis zum Ausgangspunkt bei der Reichsbrücke zurück.
Wir haben Wien in einem großzügigen Bogen umrundet, haben unsere Stadt wieder aus einer anderen Perspektive betrachtet – und sind doch wieder heimgekommen. 110 Kilometer und 26,5 Stunden (mit Rad), 32 zu Fuß waren wir unterwegs, haben uns verändert, nur die Stadt, die Stadt bleibt, wie sie ist: wie Wein mal ein wenig herb, mal süß, mal trocken oder einfach nur berauschend.
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Lexikon: Donauinsel
DDie Donauinsel ist eine zwischen 1972 und 1988 errichtete, 21,1 km lange und bis zu 250 m breite künstliche Insel zwischen der Donau und der Neuen Donau im Stadtgebiet von Wien und Klosterneuburg. Sie ist Teil des Wiener Hochwasserschutzes und dient zudem gemeinsam mit der Alten und Neuen Donau als Naherholungsgebiet im Wiener Donaubereich. Jährlich findet auf ihr das Donauinselfest statt. Während Nord- und Südteil der Insel naturnah angelegt sind, ist das mittlere Drittel der Insel parkartig gestaltet.
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Die Wehre
Bei Hochwasser auf der Donau werden die Wehre des Einlaufbauwerks geöffnet und das Wasser in die Neue Donau geleitet, um Überschwemmungen zu verhindern. Dies hat für gewöhnlich ein bis zu einige Wochen dauerndes Badeverbot für die Neue Donau zur Folge, bis das Wasser wieder Badewasserqualität hat.
Die Kapazität der Donau und der Neuen Donau betragen hier zusammen 14.000 m³/Sekunde. 8.000 m³/Sekunde entsprechen hier einem Pegelstand von 7 Meter, beim „Jahrhunderthochwasser“ 2002 waren es 10.000 m³/Sekunde.) |